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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2015

Neubau eines Schülerwohnheims für das Bayernkolleg

1. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

DIEZINGER ARCHITEKTEN

Architektur

adlerolesch GmbH

Landschaftsarchitektur

Architekturbüro Huber

Architektur

Herz & Lang Ingenieurbüro für Energie

Energieplanung

Erläuterungstext

STÄDTEBAU
Der dreigeschossige Baukörper reagiert mit seiner Ausformung, räumlich auf die denkmalgeschützten Gebäude der ehemaligen pädagogischen Hochschule sowie zur freien Landschaft im Osten. Das gestaffelt angeordnete Gebäude bildet
zusammen mit dem Altbau einen großzügig dimensionierten Innenhof, der auf die bestehende Schulanlage angemessen reagiert. Der gewünschte, private, Außenbereich kann mit ausreichendem Abstand zur Schule in Gebäudenähe angelegt werden.
Durch den neu konzipierten Hofraum entsteht zwischen Neubau und Schule ein Dialog zwischen den Gebäuden: die vorgeschlagene Ausformung und Materialität des Neubaus reagiert sensibel auf das Campuskonzept der 50er-Jahre-Anlage. Der Eingang wird durch einen abgewinkelten, erdgeschossig auskragenden Kopfbau gebildet, welcher im Obergeschoss die allgemeinen Räume für den Gemeinschaftsbereich, wie Versammlung, Vorträge sowie Freizeiträume für Partys, Spiele, Fernsehen und Musik aufnimmt. Die Lage der lärmintensiven Räume innerhalb des Gebäudes ist somit von den Appartements durch den Kopfbau abgekoppelt, gleichzeitig schützt dieses Bauteil den von Süden eindringenden Lärms ab.

SCHALLSCHUTZ
Die im Gutachten festgestellten Schallemmissionswerte übersteigen die zulässigen Werte für Wohnnutzung erheblich. Mit Pegelwerten bis zu 66 db (a) ist nur durch Abstand kein ausreichender Schutz gegeben. da eine Lärmschutzwand mit ca. 4 Metern Höhe ebenfalls keinen ausreichenden Schallschutz der oberen Geschosse gewährleisten kann, verbleibt nur eine bauliche Lösung.
Aus dieser Erkenntnis wird eine riegelartige Bebauung mit einseitiger Wohnausrichtung vorgeschlagen. Das dreigeschossige Gebäude wird als einhüftige Anlage mit Fluren auf der Ost-/bzw. Südseite organisiert. Die einseitig nach Westen ausgerichteten Wohnungen liegen damit auf der Schall-abgewandten Seite. Durch den quergestellten Gebäuderiegel im Süden sind auch die Außenbereiche der Wohnungen gut geschützt. Als zusätzlicher positiver Effekt ergibt sich der Schutz der dahinter liegenden – im derzeitigen Zustand ungeschützten - Schulräume vor dem Verkehrslärm der Hans-Böckler-Straße.

FUNKTION
Die Appartements werden durch das Foyer des Haupteinganges erschlossen und verteilen sich auf drei Geschosse. Die Flure geben durch großformatige Fenster einen Ausblick auf die ostseitige Landschaft frei. Die Flure, die als interne ‚Straßen’ konzipiert sind, bilden eine wichtige Kommunikationszone im Gebäude. In die Außenwand sind zusätzlich Sitznischen integriert, die als Treffpunkt und zum Aufenthalt genutzt werden können.
Die Aufenthalts-/ Gruppenräume sind in der Mitte des Gebäudes angebracht, sie bilden mit dem Flur eine Kommunikations- und Treffpunktzone. Die Aufenthaltsräume haben Schiebefenster mit Austritt ins Freie. Durch die westseitige Orientierung kann die Sonne bis in die Abendstunden genutzt werden. Bei den Gruppenräumen ist durch einen Ausgang im Erdgeschoss die fußläufige Verbindung zur Mensa und Kita gewährleistet.
Alle Appartements sind nach Westen zur ehemaligen Hochschule orientiert. Die Mutter-Kind- und barrierefreien Appartements sind im Erdgeschoss in Eingangsnähe untergebracht, die gewünschte Nähe zur Kita ist berücksichtigt. Die Nasszellen der Appartements sind paarweise angeordnet um günstige Installationsführungen zu gewährleisten.
Die Technik- und Nebenräume liegen im teilunterkellerten Untergeschoss. Die Lage des Technikraumes ist mittig unter dem Neubau angeordnet, damit sämtliche Leitungsführungen möglichst kurze Wege haben. Die gewünschte Erweiterung des Schülerwohnheimes um 20 Wohneinheiten wird am nördlichen Teil des Grundstückes vorgeschlagen.

FREIRAUMSTRUKTUR / -NUTZUNG
Durch die Gebäudeanordnung ergeben sich Raumstrukturen, welche mit Hilfe der Baukörper differenzierte Freiräume schaffen: nach Westen im Schallschatten des Gebäudes sind die Aufenthaltsbereiche des Freiraumtreffs angeordnet. Schallintensivere Aktivitäten wie Volleyball oder Grillplatz nutzen die Ausrichtung des Gebäudes und sind östlich angeordnet.
Einfache direkte Wegeverbindungen erschließen das Wohnheim von der Schillstrasse aus und bilden eine direkte Verknüpfung von Schülerwohnheim und Lehrgebäude. Die geforderten Stellplätze werden aus dem Bestand heraus entwickelt und sind direkt dem Wohnheim zugeordnet. Mit der Verwendung der vor Ort einprägsamen Freiraumelemente Baum, Rasenfläche und orthogonales Wegesystem wird die Neuanlage in den Bestand angebunden.
Eine im Anlagenumfeld durchgängige Verwendung von wenigen einprägsamen und bewährten Gestaltungsmitteln (Baum und Rasen), baut einen robusten Rahmen auf, welcher den Quartierscharakter stärkt und gleichzeitig flexibel und zurückhaltend genug ist, um Freiraumnutzung der Schüler zuzulassen. Die anfallenden Niederschläge werden auf den angrenzenden Grünflächen vollständig an den natürlichen Wasserkreislauf zurückgeführt. Hierbei werden über extensive und intensive Dachbegrünungen und versickerungsfähige Beläge die Abflussspenden reduziert und die verbleibenden Niederschlagswasser werden gefiltert über Mulden/ Rigolen versickert. Um sommerlichen Hitzestress zu vermeiden gilt es, die sommerlichen klimatischen Austausch- und Aufnahmebedingungen zu optimieren. Dabei werden nachfolgende Maßnahmen umgesetzt:
- Schaffung von durchströmungsoffenen Freibereichen
- Schutz der südlichen bis westlichen Gebäudefassaden gegen Aufheizung durch solare Einstrahlung mittels Baumpflanzungen.
- Bepflanzung der Freiflächen nach dem sogenannten Savannenprinzip, das durch Grasflächen und einzeln stehenden Bäumen/Baumgruppen mit schattigen Zonen des thermischen Komforts geprägt ist, ohne die Durchlüftung wesentlich zu
beeinträchtigen.
- Reduzierung der Wärmebelastung in Gebäuden durch Minderung der Dachaufheizung durch Dachbegrünung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der dreigeschossige, längsgerichtete Baukörper schiebt sich zwischen die Grünflächen im Osten und denjenigen der ehemaligen PH im Westen. Der Zugang von der Schillstraße, entlang der Freibereiche der zukünftigen Mensa und Kita, ermöglicht einen gut auffindbaren, qualitätvollen Zugang zum Wohnheim im südlichen Gebäudeflügel des Neubaus. Zusammen mit dem ehemaligen Hörsaalgebäude bildet dieser Teil des Neubaus einen attraktiven Freibereich für Schüler, Kinder und Besucher. Über ein maßvolles Foyer und einen Flur, der konsequent zur Lärmseite orientiert ist, werden die Wohneinheiten erreicht. Die allgemeinen Räume und der Verwaltungsbereich liegen zentral im Erdgeschoss zum „Treff“ orientiert, ebenso die barrierefreien Wohnungen und die Familien-Appartements. Die paarweise angeordneten Wohneinheiten sind auf drei Geschosse in dem mittig leicht versetzten Nord-Süd-Riegel verteilt. Alle Appartements orientieren sich nach Westen zum Seminargebäude des Bestandes. Sie sind angenehm proportioniert, gut möblierbar und lassen einen angemessenen Wohnwert erwarten. Im Bereich des Gebäudeversatzes befinden sich die Gruppenräume und Aufenthaltsbereiche. Die Anzahl der Gruppenräume wird als zu gering erachtet, zwei weitere Gruppenräume erscheinen notwendig. Das Entwurfskonzept fügt sich in die vorhandene orthogonale Struktur der Umgebung gut ein. Bei der Fahrt in die Innenstadt, auf der Hans-Böckler-Straße, wird der Blick auf die unter Denkmalschutz stehenden Bestandsgebäude vom Neubau des Schülerwohnheims allerdings verdeckt. Die Höhenabstaffelung des südlichen Gebäudeteils erscheint unnötig. Das Material der Fassade in Sichtmauerwerk in bewusster Annäherung zum Bestand wird kontrovers diskutiert. Eine andersartige Fassade, die einem Neubau in Nachbarschaft dieses Denkmals besser entspräche, wäre gegebenenfalls zu bedenken.
Die Anordnung der Parkplätze, der lockere parkartige äußere Freiraum und der ruhige nördliche Hofbereich erscheinen stimmig mit logischen Anknüpfungspunkten an den Bestand.
Das Gebäude verfügt über drei Treppenhäuser und einen Aufzug. Die Vorgaben bezüglich Brandschutz und Personenrettung sind somit erfüllt. Alle Wohneinheiten können barrierefrei erreicht werden.

Der Entwurf liegt hinsichtlich des Heizenergiebedarfs im Durchschnitt aller Arbeiten. Der sommerliche Wärmeschutz ist unter anderem aufgrund des sehr geringen Fensterflächenanteils gewährleistet. Das Technikkonzept ist plausibel und beinhaltet gute Ansätze (dezentrale, bedarfsgeregelte RLT-Anlagen mit Nachtauskühlung, dezentrale Frischwasserstationen). Erneuerbare Energien werden in Form einer PVAnlage und einer solarthermischen Anlage eingesetzt.

Die Richtwerte für die Flächen und Rauminhalte liegen über dem Durchschnitt. Der Grund hierfür sind die einhüftige Erschließung und die notwendigen Treppenhäuser. Die Erweiterung mit einem weiteren Gebäudeflügel vor dem Denkmal erscheint problematisch.