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Einladungswettbewerb | 03/2015

Bauquartier MK3 am Bauhausplatz

2. Preis

Blauwerk Architekten GmbH

Architektur

michellerundschalk GmbH landschaftsarchitektur und urbanismus

Landschaftsarchitektur

K33 Architekten - Steinlehner & Riedner Architekten-Partnerschaft

Brandschutzplanung

renderwerkstatt

Visualisierung

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept

Die Vorgaben aus dem Bebauungsplan sehen für das Grundstück MK3 am Bauhausplatz
eine 5-geschossige, u-förmige Bebauung vor. Diese ordnet sich in des Gefüge der
umgebenden Baufelder ein, ohne seine besondere Bedeutung für das Quartier nach
außen ablesbar auszuformulieren. Die Baustruktur wird in den umgebenden „Poche“
eingebunden.
Der vorgeschlagene Entwurf interpretiert den Gestaltleitfaden dahingehend, daß die
neue Bebauung sich objekthaft löst und nach drei Seiten orientiert, die Figur schöpft
dabei nicht die gesamte Grundfläche des Grundstücks aus, sondern wird schmaler,
dafür aber in die Höhe entwickelt - die Verdichtung erfolgt in vertikaler Form.
Das neue Gebäude wirkt nach Westen und nach Osten übergeordnet
stadtraumprägend:
1. vom Quartierspark im Osten kommend signalisiert es in der Flucht der
Durchwegung nach Westen einen markanten Fixpunkt am Bauhausplatz und
verortet die dahinterliegenden Straßenbahnwendeschleife.
2. von Westen kommend markiert der Wohnturm den Eingang ins Quartier und die
anschließenden östlichen Baufelder.
Das 14-geschossige Wohnhochhaus gewinnt übergeordnete räumliche Bedeutung, der
3-geschossige Sockel fasst den Stadtraum zum Bauhausplatz hin. Das 5-geschossige
gewerblich genutzte Bauteil am Bauhausplatz bildet mit der umgebenden Bebauung
einen Dialog und ergänzt die plastische Ausformulierung der aneinandergefügten
Volumen unterschiedlicher Höhenentwicklung im Norden und Osten.


Funktionsverteilung

Gewerbe

Im Erdgeschoss wird das Volumen gegliedert, geschützte Arkaden zum Öffentlichen
Raum und eine öffentliche Passage durch Gebäude ermöglichen wettergeschütztes
Flanieren und einen schnellen Weg zur Strassenbahn und den erdgeschossigen
Ladennutzungen.
Im Süden wird eine zweigeschossige Gastronomische Nutzung vorgeschlagen, die als
gemeinschaftlicher Treffpunkt für die Bewohner und die angrenzende Nachbarschaft
dienen kann. Großzügige Freiflächen zum Bauhausplatz, nach Süden und Westen
ergänzen das Angebot der Gastronomie.
Ein Nachbarladen im Erdgeschoss soll das gemeinschaftliche Miteinander fördern und
und die Partizipation der Bewohner stärken.
In OG1+2 und im fünfgeschossigen Gebäudeteil am Bauhausplatz werden Räume mit
flexibler gewerblicher Nutzung vorgeschlagen, diese sind schalt- und kombinierbar mit
maximal 400 Quadratmetern.
Eingeschnittene Lichthöfe und Dachterrassen dienen zur Orientierung, Belichtung und
räumlichen Zonierung der Gewerbeflächen.

Wohnen

Das Wohnen wird in den aufgehenden Geschossen im Südwesten situiert. Ein
Sicherheitstreppenraum mit Druckschleuse ermöglicht eine wirtschaftliche Erschließung
mittels eines Treppenraums. Eine gemeinschaftliche Dachterrasse und ein
gemeinschaftlich nutzbarer Mehrzweckraum mit Terrassenzugang im OG3 sollen die
Gemeinschaft fördern. Im Wohnturm wird eine Abfolge unterschiedlich großer
Wohnungen angeboten, vom 1- Zimmer-Apartment bis zur zweigeschossigen 4-
Zimmer-Maisonette-Wohnung kann der Wohnungsmix individuell eingestellt werden. In
den oberen Geschossen werden die Wohnungen jeweils um einen freistehenden Badund
Küchenkern organisiert, so dass großzügige, offene Wohnungstypen ausgebildet
werden können. Die den Wohnungen zugeordneten privaten Freiflächen werden,
entsprechend des Gestaltleitfadens, in Form von Loggien vorgeschlagen, um der
exponierten Lage des Gebäudes Rechnung zu tragen.

Gebäudestruktur

Die gewerblichen Nutzungen werden mittels zweier autarker Treppenhäuser
erschlossen, der 2. Flucht- und- Rettungsweg wird über Anleiterstellen sichergestellt,
dadurch können Zugänge in fremde Nutzungseinheiten vermieden werden.
Die Bürogeschosse können innerhalb einer Etage in mehrere Einheiten unterteilt
werden, über eine Mietbereichstrennung können brandtechnisch Einheiten kleiner
400 qm organisiert werden mit geringen Anforderungen an den Brandschutz. Der
Wohnturm wird über einen Sicherheitstreppenraum erschlossen.

Fassade und Materialität

Entsprechend der Positionierung an dem Bauhausplatz werden grundsätzliche
Parameter der Moderne eingehalten: klare Körper, große Öffnungen und ein System für
die Fassadenelemente. Die Öffnungen und Elemente sind im Bereich des Wohnens
spielerisch versetzt, im Bereich der Büroflächen klarer und großzügiger gegliedert.
Die Materialität der Fassade orientiert sich an der Gestaltungssatzung für die
Neubebauung der Funkkaserne. Es soll eine warme ,haptische Anmutung entstehen.
Eine zurückhaltende Ornamentik entsteht durch die verschieden tief eingebauten
Fassadenelemente die eine Schattenwirkung und Gliederung in der Fassade erzeugen.
Verwendet werden, für die opaken Bereiche, vorgefertigte, unterschiedlich eingefärbte
dreischalige Betonelemente. Diese sind wertig, dauerhaft und wirtschaftlich.
Für die verglasten Bereiche sind Holz/Aluminium Profile für die Rahmen und
Dreifachverglasung für die Fenster und Fenstertüren vorgesehen. Die Profile sind warm
und haptisch von innen und dauerhaft mit geringem Pflegeaufwand im Außenbereich.
Die Brüstungen der Loggien sollen aus eingespanntem Glas bestehen.
Energiekonzept
Die Wohnungen werden zentral über das vorhandene Fernwärmenetz mit Wärme
versorgt. Zentrale Lüfter über Dach sichern die Mindestluftwechselrate sowie den
Feuchteschutz, ohne den technischen Aufwand unnötig zu verteuern.
Die Temperierung der gewerblichen Arbeitsplätze erfolgt über eine Bauteilaktivierung in
der Stahlbetondecke. eine mögliche Grundwassernutzung mit Wärmetauscher könnte
zur Kühlung der Decken herangezogen werden.
Unterstützend werden über Konvektoren im Fensterbereich die erforderlichen Heizlasten
im Winter generiert.
Für die Lüftung wird im Fassadenbereich über dezentrale Unterflurlüfter vortemperierte
Frischluft den Arbeitsplätzen zugeführt, die Abluft wird über Nachströmöffnungen ohne
zusätzliches Kanalsystem über die Sanitärkerne abgeführt.
Großflächige Lüftungszentralen im Untergeschoss können somit vermieden werden und
können so den Mietflächen zugewiesen werden.

Städtebauliche Einbindung in Freianlagen

Städtebaulicher Kernpunkt des Entwurfes ist die Platzierung des neuen Baukörpers auf
dem Bauhausplatz, nicht neben dem Bauhausplatz. Diese Haltung basiert darauf, dass
im Westen des Baukörpers die Trambahn – Endhaltestellen für die Fahrt ins
Stadtzentrum liegen. Die Ausstiegsplattform grenzt direkt an das Grundstück.
Hier sehen wir es als essentiell an, dass Die Ankunft nicht auf einer Gebäuderückseite
liegt, sondern dass Einwohner und Besucher direkt im Quartierszentrum am
Bauhausplatz ankommen. Vor diesem Hintergrund soll der westseitige
Grundstücksbereich so ausgeführt werden, dass er als Teil des Bauhausplatzes gelesen
wird.

Westliche Freiflächen

Die befestigte Platzfläche wird in diesem Konzept so weit nach Westen geschoben, dass
sie gleichzeitig den Trambahnsteig der Endhaltestelle bildet. Der Platzbelag des
Bauhausplatzes sollte auch hier im Westen verwendet werden und die Freibereiche
zusammenbinden. Die vorgeschlagene Gestaltung arbeitet daher nicht mit
Bodenbelägen, sondern formuliert bewusst gesetzte Elemente, die in dieser Platzfläche
liegen können.
An der westlichen Platzkante wird eine doppelreihige Baumkante vorgeschlagen, die das
westlichen Pendant zum Bauhausplatz bildet, der im Bebauungsplan als Baumplatz
konzipiert ist. Die Artenzusammensetzung sollte auf die Pflanzenverwendung auf dem
Bauhausplatz abgestimmt werden. Unter diesem doppelreihigen Baumdach werden
zahlreiche Aufenthaltsmöglichkeiten angeboten. Die Form der vorgeschlagenen
Möblierung erlaubt sowohl das Sitzen in Gruppen als auch das vereinzeln.
Zwischen Baumdach und neuem Baukörper werden Spielflächen angeboten, die den
Bewohnern des Neubaus, aber auch Besuchern der Gastronomie dienen sollen.
Vorgesehen sind Sandspielflächen und Klettermöglichkeiten.
Im südlichen Gebäudeumfeld werden Gastronomieflächen vorgeschlagen, die morgens
bis abends Sonnenplätze im Freien anbieten können.

Dachflächen

Dachflächen werden als ruhige Rückzugsorte für Büroangestellte und Bewohner
konzipiert. Sie werden bewusst von Spielgeräten frei gehalten lediglich mit Ausstattung
versehen, die dazu einlädt zusammen zu sitzen oder ein Buch zu lesen.
Die Gestaltung der Dachflächen besteht aus harten, weichen und gemischten Bereichen
– befestigten Bereichen aus Platten, extensiver Dachbegrünung mit trittverträglichen
Arten und befestigten Bereichen mit grünen Fugen. Als einzige höhere Pflanze wird
Verbena hastata vorgeschlagen, die auch aussamt und Grünfugen besetzen kann.
Dadurch wechseln Vegetationsstrukturen von Jahr zu Jahr und es entsteht ein
Vegetationsbild, das befestigte und unbefestigte Bereiche verbindet.
Auf hohe Vegetation wie Bäume oder Sträucher wird auf den Dächern bewusst
verzichtet. Hier wird ein deutlicher Kontrast zu den baumüberstandenen Platzflächen
angestrebt, der mehr Offenheit bietet. Durch die Baukörperkonfiguration werden auch
ohne höhere Pflanzen immer schattige und sonnige Aufenthaltsbereiche geboten.

Lichthöfe

Lichthöfe im Gebäude werden als grüne Zimmer ausformuliert. Wichtig hierbei ist ein
grünes Erscheinungsbild beim Blick aus den benachbarten Büroflächen. Daher werden
hier Pflanzen gewählt, die in voller Höhe belaubt sind, wie Bambus und Gräser. Diese
können in Gefäßen auf befestigten Flächen kultiviert werden, sodass diese bereiche
auch als Aufenthaltsflächen für Mitarbeiter fungieren können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit positioniert mit einem 14-geschossigen Hochhaus ein markantes städtebauliches Zeichen am Bauhausplatz. Auf den ersten Blick überraschend, wird diese Intervention gut begründet aus der übergeordneten Bedeutung des Ortes für das neue Quartier der Funkkaserne und der weiteren Entwicklung im Münchner Norden von der Parkstadt Schwabing bis zur zukünftigen Bayernkaserne. Der Hochpunkt markiert den Auftakt ins Quartier und verleiht dem großen Park einen visuellen Zielpunkt. Die Verfasser stellen mit dem Gebäude ein skulpturales Objekt frei auf den Bauhausplatz, das vom Platz umspült wird. Das Zurückweichen des Baukörpers entlang des südlichen und westlichen Bauraumes ist insofern konsequent und schafft zusätzliche Qualität in der stadträumlichen Beziehung zwischen dem Bauhausplatz und dem Grünzug an der Trambahn. Der lediglich dreigeschossige Baukörper im Übergang zum dreigeschossigen Schulgebäude im Süden wird hierbei im Speziellen gewürdigt. So erscheint die maximale Gebäudehöhe von 14 Geschossen städtebaulich und maßstäblich denkbar. Als visuelles Signet für das neue Wohnquartier könnte das Wohnhochhaus einen guten Beitrag zur Identität des Stadtteils leisten und diesen auch nachts mit seinen erleuchteten Fassaden beleben.

So plausibel diese städtebauliche Intervention erscheint, wird sie jedoch hinsichtlich ihrer Abweichungen vom Bebauungsplan kritisch diskutiert. Inwieweit die für das Vorhaben erforderlichen Befreiungen vertretbar wären, ließe sich nur im weiteren Verfahren klären und birgt insofern ein erhebliches Umsetzungsrisiko.

Die zulässige Geschossfläche ist deutlich überschritten.

Im Grundriss ist das Projekt sehr gut durchgearbeitet und bietet sowohl eine gleichbleibend hohe Qualität für alle Wohnungen als auch für die Büros und Läden gut nutzbare, vielseitig interpretierbare Typologien. Die Gebäudeteile werden wirtschaftlich funktional sinnvoll über nur 2 Treppenräume erschlossen. Der Sockel wird im Erdgeschoss von einer Passage durchquert, die aufgrund der großen Gebäudetiefe deutlich zu schmal und zu niedrig ist. Die Anlieferung der Läden und Restaurants von Norden über die Lagerflächen im Untergeschoss ist gut und ohne Belastung des öffentlichen Raums gelöst.

Die Freiflächen im Westen sind in ihrer Raumabfolge und der Höhenstaffelung zur Trambahnstelle gut durchgearbeitet. Die Situierung des Spielflächenbandes zwischen Gebäude und dem baumüberstandenen Aufenthaltsbereich lässt eine hohe Akzeptanz und Belebung des Freiraumes erwarten. Durch die vielgestaltigen Angebote auf den Dachterrassen im 3. Obergeschoss sind hohe Aufenthaltsqualitäten sowohl zur gemeinschaftlichen als auch individuellen Nutzung gegeben. Die begrünten Lichthöfe schaffen wohltuende Zäsuren für die Gewerbeflächen, scheinen aber deutlich zu eng.

Die vorgeschlagene Fassadengestaltung wurde kontrovers diskutiert. Positiv wurde die Ablesbarkeit der Nutzungen bewertet sowie ihre Flexibilität im Wohnungsmix.

Die Arbeit überzeugt durch ihre konsequente und mutige Lösung der gestellten Aufgabe, lässt aber die grundsätzliche Frage ihrer baurechtlichen Umsetzbarkeit offen.