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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2015

Neubau des Hauptgebäudes der Oberschule Hermannsburg

Blick auf den Haupteingang

Blick auf den Haupteingang

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 18.000 EUR

tsj-architekten gmbh

Architektur

Konzept3D - Architekturvisualisierung und Animation

Visualisierung

Erläuterungstext

Allgemein I die Aufgabe
Die inklusive Oberschule Hermannsburg im Bremer Stadtteil Huchting benötigt aufgrund des sanierungsbedürftigen, nicht mehr für den Unterricht nutzbaren Zustandes des Hauptgebäudes einen Neubau, welcher die Fachräume, eine Sporthalle, Verwaltungsflächen sowie eine multifunktionale Mensa mit Küche aufnehmen soll. Dabei sind die städtebauliche Integration, die Adress- und Identitätsbildung und Bezüge zwischen dem Neubau und den bestehenden Klassenpavillons von besonderer Bedeutung.

Leitidee I eine Schule für alle
Gemäß dem Leitmotiv der OS Hermannsburg „Toleranz und Hilfsbereitschaft“, welches die Schule als einen „Ort des Miteinanders“ begreift, verfolgt der Entwurf den Leitgedanken, ein offenes, einladendes, energieoptimiertes und barrierefreies Haus für alle anzubieten. Dies bezieht sich nicht nur auf die Integration von behinderten und nicht behinderten Kindern im Schulalltag, sondern auch auf das Hineinwirken der Schule in den Stadtteil und die Möglichkeit vielfältige, über den Schulbetrieb hinausreichende Nutzungen für alle Bewohner des Quartiers zu schaffen.

Städtebauliches & Freiraumplanerisches Konzept I ein offenes Haus
Als Entree zum Schulgelände dient der neu gestaltete, in Zukunft von Stellplätzen freigehaltene Vorplatz, von dem aus die „Campusallee“ Fußgänger und Radfahrer zum Haupteingang oder tiefer auf das Schulgelände führt. Dieser Vorplatz lässt respektvoll Platz für die Kirche, wertet sie gleichsam auf, und bietet Raum für die integrierte Drop-Off-Zone, in der beeinträchtigte Kinder zur Schule gebracht und abgeholt werden können. Das Konzept sieht diese Zone bewusst direkt vor dem Neubau vor: gemäß dem Leitmotiv eine Schule für alle - ein Eingang für alle, müssen hier gehandicapte Kinder nicht „zur Hintertür rein“ - sie kommen dort an, wo alle Anderen auch ihren Schultag starten.
Vom Vorplatz aus leitet die verglaste Fassade mit dem auskragendem Vordach Schüler und Besucher zum auf den Campus orientierten Haupteingang, welcher durch seine Südausrichtung zusammen mit der öffenbaren Glasfassade der Mensa in eine spannende Beziehung zu den gegenüberliegenden Klassenpavillons tritt.

Der sensibel in das Baufeld platzierte Neubau reagiert behutsam auf das Umfeld und erhält dadurch den gesamten schützenswerten Baumbestand. Als zweieinhalbgeschossiger Baukörper fügt er sich mit seiner gestuften Höhenentwicklung sehr maßstäblich in das benachbarte bauliche Umfeld ein. Durch die Winkel die er ausbildet, passt er sich elegant in den vorhandenen Städtebau ein und erzeugt unterschiedliche Freiräume von hoher Qualität: Zwischen Neu und Altbau spannt sich der kommunikative Schul-Campus auf, im Osten bleibt Platz für Spiel- und Sportflächen und Reserve für zukünftige Schulerweiterungen.

Hochbauliches Konzept I Kommunikation & Konzentration
Der Baukörper weist mit der integrierten Sporthalle eine äußerst kompakte Bauweise mit einen A/V Verhältnis von 0,35 auf, der sich klar in differenzierte und separat zu bespielende Funktions- und Nutzungsbereiche gliedert.

Die Multifunktionale Zone im Erdgeschoss, welche sich vom Vorplatz im Westen entlang der ganzen Südfassade bis auf den Schulcampus hinein zieht bildet das Herzstück der Schule. Hier liegen die öffentlichen, kommunikativen Bereiche, welche sich über die Südfassade auf den Campus hinaus erweitern lassen, und welche auch außerschulisch für Veranstaltungen genutzt werden können. Der zweigeschossige Luftraum erweitert diese Zone in die Vertikale, wo auf einer großzügigen Galerie, der „offenen Lernlandschaft“, im Schulbetrieb auch Platz für differenzierte Gruppen- oder Projektarbeit angeboten wird.
Die Aufzüge zur barrierefreien Erschließung der Obergeschosse befinden sich gemäß dem Leitbild der Inklusion gut auffindbar im Zentrum der Schule, von welchem aus sich die internen Bereiche der Fachklassen und der Sportbereich erschließen. Dieses Zentrale Erschließungssystem stellt eine gute Orientierung und kurze Wege innerhalb der Schule sicher; alle Bereiche sind schwellenlos erreichbar.

Erschließung und ruhender Verkehr I Trennung der Verkehrsströme
Für Fußgänger und Radfahrer wird das Schulgelände über den Vorplatz und die Campusallee auf der Südseite des Neubaus erschlossen. Die rd. 108 Stellplätze für Fahrräder finden sich nahe den Eingängen von Schulhäusern und Sporthalle. Über die Stichstraße nördlich des Neubaus werden die Anlieferung der Küche sowie die 70 PKW Stellplätze im Nordosten des Schulgrundstückes erschlossen. Diese klare und einfache Trennung von PKW-Verkehr und Schulzugang für Fußgänger und Radfahrer sowie die klare Abgrenzung von Stellplätzen und Schulhofflächen dient einem störungsfreien betrieblichen Ablauf und einer sicheren Nutzung der Freiraumflächen durch die Schüler. Für die Abendnutzung der Sporthalle gibt es einen separaten Eingang auf der Nordseite des Neubaus.

Material- und Energiekonzept I Lernen im Passivhaus
Ökologische Aspekte
Die Wahl der konstruktiven Materialien erfolgt nach Nachhaltigkeitskriterien. Es werden vorwiegend natürliche Materialien aus Holz, Ziegel und mineralischen Baustoffen sowie recyclefähige aus Aluminium verwendet. Alle verwendeten Materialien sollen durch Umwelt Produktdeklarationen (EPD’s) belegt werden. Extensive Dachbegrünungen sollen auf den Flachdächern zusätzlich den ökologischen Aspekt unterstreichen.

Ökonomische Aspekte
Der schonende Umgang mit den Ressourcen wird durch den Einsatz erneuerbaren Energien gemäß dem EEWärmeG (Energeieinsparwärmegesetz) erreicht. Durch passivhaustaugliche Konstruktionen sind optimale Vorrausetzungen für eine hocheffizient auszulegende Anlagentechnik gegeben. Die Lüftungsanlagen werden für die Schule und die Turnhalle mit Wärmerückgewinnung von >75 % sowie effizienten Antrieben und Ventilatoren geplant.

Betriebskosten
Im Interesse von vertretbaren Betriebskosten müssen die Lüftungsanlagen zeitlich nach Bedarf betrieben werden und sollen in Kombination mit natürlicher Lüftung insbesondere bei den Klassenräumen als hybrides System umgesetzt werden. Aus hygienischen Gründen sind zur Einhaltung des 1500ppm CO2 Wertes für die Innenluftqualität Stoßlüftungen und zeitliche gesteuerte Lüftungen (Nachtauskühlung) in Zusammenhang mit einer Bauteilaktivierung über die Speicherkapazität von Sichtbetondecken vorgesehen.

Die Betriebskosten sind beim Passivhausstandard detailliert zu betrachten. Eine verläßliche Angabe kann nur über einen definierten Zeitansatz (Lebenszyklus-Betrachtung) für Ver- /Entsorgung, Reinigung, Wartung /Inspektion, Bedienung unter Annahme von Randbedingungen für die Kapitalkosten erstellt werden.

Ökonomisch ist der höhere Aufwand für die Anlagentechnik bei der Passivhausbauweise zwar mit höheren Wartungskosten verbunden, jedoch kann sich aufgrund des Passivhausniveaus unter Annahme von weiter steigenden Energiepreisen eine gesamtwirtschaftlich sinnvolle und sich amortisierende Lösung einstellen.

Soziale und kulturelle Aspekte
Aufgrund der wärmeschutztechnisch optimierten Passivhauskonstruktionen für die gesamte Gebäudehülle, des Sonnenschutzkonzepts sowie des hybriden Lüftungssystems kann eine thermische Behaglichkeit mit einer optimalen Innenluftqualität erreicht werden. Raumakustische Maßnahmen können detailliert auf die jeweiligen Einzelraumanforderungen und -situationen an den Wänden umgesetzt werden. Das Gebäude wird barrierefrei geplant. Alle anlagentechnisch erforderlichen räumlichen Steuerungen und Bedienungsoptionen werden unter Berücksichtigung und Einflussnahme des Nutzers konzipiert.

In allen Bereichen der Schule wird ein hoher visueller Komfort durch optimierte Tageslichtnutzung und hocheffiziente wartungsarme LED Beleuchtung z.B. Steuerung über Bewegungsmelder in Treppenhäusern gewährleistet.

Konstruktion und Fassade
Tragenden Kerne, Decken und die aussteifenden Treppenhäuser werden in massivem Material (Stahlbeton) erstellt. Diese Elemente werden als bauteilaktive Speichermassen herangezogen; Klassenräume erhalten nach Bedarf partielle Akustikelemente.
Die Fassade erhält einen monolithischen Aufbau aus einem mineralisch verputzen, hochwärmedämmenden Ziegel. Fenster und Fassaden werden als Holz-Aluminiumkonstruktionen (natürliche und recycelbare Baustoffe) mit hochwärmedämmenden passivhaustauglichen Dreifachverglasung ausgeführt. Der Lamellen-Jalousie Sonnenschutz, erhält im oberen Drittel einem Lichtlenkungssystem zur optimierten Tageslichtlenkung insbesondere für tiefe Räume. Die Fassadenreinigung kann aufgrund der geringen Gebäudehöhe manuell über anleiterbar ausgebildete Fassaden erfolgen.
Die Fassaden werden energetisch optimiert ausgerichtet. Während die Nordfassade entsprechend der dahinter liegenden Nutzungen einen geringeren Fensterflächenteil aufweist (Fensterbänder in den Fachräumen, Lochfassade Küche & Lager), wird die Südfassade mit den dahinterliegenden öffentlichen Nutzungen großzügig verglast. Das auskragende Vordach bietet für die Glasflächen im Sommerfall einen einfachen Sonnenschutz. Das Dach erhält eine Extensivbegrünung mit der Option auf die Aufstellung von Photovoltaik-Elementen zu schulungstechnischen Aspekten zum Thema Umwelt und Energie.

Energieversorgung, Heizungs- und Lüftungskonzept
Der Neubau wird mit einem Heizenergiebedarf von 15 kW/m² und einer Luftdichten Gebäudehülle mit einem n50-Wert < 0,50 als Passivhaus erstellt. Zur Erzielung einer optimalen CO2 Minimierung soll der Energiebedarf über ein Holzpellet-BHKW mit Kraft-Wärme-Kopplung gedeckt werden. Dieses, insofern auf dem Schulgrundstück keine Nah-/Fernwärmeversorgung vorliegt oder in absehbarer Zukunft anliegt. Die Lüftung wird als hybrides System ausgebildet, die Fenster sind sowohl manuell, als auch mechanisch öffenbar (manuelles Stoßlüften in den Pausen, gesteuertes Lüften zur Nachtauskühlung im Sommer).

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Baukörper erzeugt zur Straße Hermannsburg eine angemessene, maßstabsgerechte Platzsituation mit Aufenthaltsqualität. Die Gebäudestellung und –orientierung lenkt angenehm in den Innen- bzw. Schulhof. Der Entwurf sieht eine sensible Höhenentwicklung und Fassadengestaltung gegenüber den umgebenden Gebäuden (Kirchengebäude) vor. Die Zweigeschossigkeit zur Straße Hermannsburg wird durch das Preisgericht positiv bewertet. Der dreigeschossige Gebäudeteil tritt zurück und wird von außen kaum wahrgenommen. Materialität und Farbgebung des Neubaus fügen sich in den bestehenden Schulkontext ein. Insgesamt ergibt sich aus dem Konzept eine positive Außenraumbildung mit den Bestandsgebäuden und dem Haupteingang sowie der stimmigen Positionierung der Mensa. Das Preisgerichtbewertet die Arbeit als angemessene Antwort auf die Aufgabenstellung. Die Eingangssituation wird zusammen mit dem großzügigen Foyer als stimmig bewertet, wobei jedoch der an sich qualitative Luftraum über der Mensa im Sinne der Sicherheit als problematisch erkannt wird. Die Positionierung der Haupttreppe und der Aufzüge wird positiv bewertet. Hinsichtlich der Raumaufteilung und –gestaltung werden durch das Preisgericht einige Unstimmigkeiten formuliert, wie z. B. die Positionierung des Musikraumes und des Kiosks sowie die Offenheit der Lehrküche. Die im Entwurf vorgesehenen Kellerräume können nicht umgesetzt werden, auch die Notwendigkeit der Oberlichter im Sporthallenbereich wird in Frage gestellt. Die Organisation der Fachräume beschreibt das Preisgericht als funktionsfähig und gut positioniert. Die Nettogrundfläche entspricht in etwa den Vorgaben der Ausloberin, wohingegen die Bruttogeschossfläche aufgrund der Lufträume etwas über dem Soll liegt. Insgesamt handelt es sich um einen kompakten Baukörper. Die Gebäudeausrichtung sowie die kompakte Bauweise sprechen für die Umsetzbarkeit des Passivhausstandards. Das Gebäude verfügt über eine prägnante innere Raumidee mit großzügigen Außenräumen, aus der Raumaufteilung ergibt sich eine Schule der kurzen Wege. Die vorgeschlagene Architektur verweist auf ein zeitgemäßes Schulgebäude in einem städtebaulichen Ensemble.
Arbeitsmodell

Arbeitsmodell

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1. OG

Grundriss 1. OG

Grundriss 2. OG

Grundriss 2. OG

Westansicht I Südansicht

Westansicht I Südansicht

Schnitt I Nordansicht

Schnitt I Nordansicht

Schnitte I Ostansicht

Schnitte I Ostansicht

Fassadenansicht I Fassadenschnitt

Fassadenansicht I Fassadenschnitt