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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2015

Freiwillige Feuerwehr Arheilgen

Perspektive

Perspektive

Anerkennung

Preisgeld: 3.500 EUR

Waechter + Waechter Architekten BDA PartmbB

Architektur

RB+P Landschaftsarchitektur Bauermann Otto Ludwigs

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

‚Alles rennet, rettet, flüchtet
Taghell ist die Nacht gelichtet
Durch der Hände lange Kette
Um die Wette
Fliegt der Eimer, hoch im Bogen …‘

Schillers Beschreibung vom Kampf gegen das Feuer im Lied von der Glocke ist immer noch aktuell, auch wenn statt Eimern die hoch im Bogen durch die Kette fliegen, nun Löschzüge in größtmöglicher Geschwindigkeit gestartet werden. Daher sind die Einsatzfahrzeuge ‚startbereit‘ entlang der Frankfurter Straße aufgereiht. Schaufensterartig sind die Torflügel vollständig verglast, so dass der Blick in die Halle und auf die Löschzüge das Gesicht des Hauses prägt und den Bürgern Sicherheit vermittelt.

Die Reihung der für die Belichtung der Fahrzeughalle und zur Aufnahme der Photovoltaikelemente aufgeklappten Dächer setzt die ‚lange Kette‘ gestalterisch um. Städtebaulich wird die Gliederung und Maßstäblichkeit der kettenartigen Reihenhäuser auf der Westseite der Frankfurter Landstraße zitiert, so dass ein angemessenes Pendant entsteht.

Die beschriebene Eile erfordert kurze Wege und damit eine möglichst kompakte Bauform. Alle für den Einsatz erforderlichen Räume sowie alle Flächen zum Unterhalt und Wartung der Geräte sind erdgeschossig an der Fahrzeughalle angedockt. Nur die Schulungs-, Gruppen- und die Büroräume sind zusammengefasst im 1. und 2. Obergeschoss angeordnet und mit der Vertikalerschließung direkt an den Eingang angebunden, unabhängig des Einsatzbereichs. Die plastische Baukörpermodulation mit den unterschiedlichen Höhen formuliert eine prägnante stark gegliederte Silhouette zur Ortsmitte und weist eindeutig den auf der Ecke angeordneten, zurückliegenden Eingang hin.

Nach Norden markiert der skulpturale Übungsturm mit der offenen Treppe kraftvoll und weithin sichtbar den Stadteingang bzw. den Übergang zum Naturraum, die hierhin aufgeklappten Sheds und das große Schaufenster ‚begrüßen‘ die Ankommenden.

Durch die aufgesattelten Obergeschosse ist der geringstmögliche Flächenverbrauch sichergestellt. Zwischen Radweg und Fahrzeughalle liegt ganz selbstverständlich der Alarmhof in der erforderlichen Tiefe. Im Nordosten, ohne Störung der Wohnbebauungen ist der Übungshof konzipiert, so dass der Übungsturm zweiseitig vom Hof angeleitert werden kann (bzw. mit der Anleiterung von der Dachterrasse von 4 Seiten). An den Übungshof schließen die geforderten 40 Stellplätze an, mit den Alarmplätzen unmittelbar in Eingangsnähe außerhalb der Einfriedung.

Direkt am Eingang mit Blick in die Fahrzeughalle aber auch in den Zugangsbereich sind die Räume der Einsatzzentrale angeordnet. Die Schwarz-Weiss Trennung ist durch die Anordnung der Umkleiden und die Zuordnung der jeweiligen Geräteräume einfach sichergestellt. Die Raumspange wird nach Norden mit der großen Lagerfläche abgeschlossen, die sowohl aus der Fahrzeughalle als auch direkt vom Übungshof zugänglich ist. Die Waschhalle liegt stirnseitig an der Fahrzeughalle mit rückwärtigem Zugang in den Übungsturm.

Die innere Wegeführung ist durch die einbündige Anordnung der Flure hell und übersichtlich. Galerieartig öffnet sich im Erdgeschoss die raumhoch verglaste Erschließungsfläche in den vorgelagerten Pflanzstreifen. Im Obergeschoss liegt die Erschließung an der Dachterrasse, die als Freifläche für den Bereitschaftraum dient, aber auch als rund um den Turm als Übungsfläche genutzt werden kann. Aus den Büros sowie den Gruppen- und Schulungsräumen ergeben sich schöne Ausblicke in den Ruthsenbachaue. Der als 1. Rettungsweg ausgebildete Treppenraum entfluchtet im Erdgeschoss direkt ins Freie, der 2. Rettungsweg erfolgt über die Dachterrasse und den Übungsturm bzw. für das 2. Obergeschoss über die stirnseitig angeordnete Außentreppe.
Die Anmutung des Gebäudes wird straßenseitig dominiert durch die konstruktive Ausbildung der Fahrzeughalle mit der charakteristischen Dachlandschaft. Die einzelnen Stellplätze sind in der Fassade klar ablesbar so dass trotz der Gesamtlänge des Gebäudes die Maßstäblichkeit erreicht wird, die mit dem der Wohnhäuser in der Frankfurter Straße korrespondiert. Der murale Charakter strahlt der Funktion angemessen Sicherheit und Beständigkeit aus. Der rötlich- braun eingefärbte Sichtbeton harmoniert zum Naturraum und unterstreicht die Plasitizität des Baukörpers, der kantig mit klaren Geometrien einen spannungsvollen Kontrapunkt zum angrenzenden Grün der Felder und Auen setzt.

Die Konstruktion des Neubaus aus tragenden Mauerscheiben mit Stahlbetonflachdecken ist einfach, schnell und wirtschaftlich herstellbar. Durch die Anordnung der Trägerachsen zwischen den Fahrzeugen werden die vorgegebenen Raumhöhen eingehalten und sehr kurze Spannweiten in den Oberlichtern gewährleistet. In den angedockten Umkleide- und Lagerbereich bzw. den Obergeschossen sind die Spannweiten ebenso gering und so wirtschaftlich umsetzbar. Sämtliche Technikflächen sind leitungstechnisch günstig unmittelbar am Erschließungskern in einer niedrigen Teilunterkellerung zusammengefasst. Die dreifach verglasten transparenten Flächen ermöglichen optimale passive Sonnenenergienutzung, die Vertikalmarkisen aus Screengewebe stellen den sommerlichen Wärmeschutz sicher. Innenliegende, farbige Vorhänge dienen als Blendschutz und ermöglichen je nach Nutzung immer wieder abwechselnde Raumstimmungen unterschiedlicher Transparenz zum Außenraum.

Sämtliche Oberflächen sind besonders strapazierfähig und so für die Nutzung dauerhaft geeignet – bei der Materialwahl sind die Nachhaltigkeit, der Lebenszyklus und die Schonung der natürlichen Ressourcen besonders berücksichtigt. Die kompakte Baukörperdisposition gewährleistet zugleich energetisch minimale Transmissionswärmeverluste. Die hohe Tageslichtautonomie aller Nutzungsbereiche sowie effiziente Beleuchtungskomponenten reduzieren den Primärenergiebedarf weiter. Die Böden sind in der Fahrzeughalle als Betonboden, in den übrigen Bereichen als helle, matt geschliffene Terrazzoflächen konzipiert, um als Speichermasse in das Energiekonzept eingebunden zu werden. Die vorgesehene Geothermie ermöglicht die regenerativ bzw. primärenergetisch günstige Nutzung der Erdwärme für den verbleibenden Heiz- bzw. soweit erforderlich Kühlbedarf flächig über die Böden, so dass insgesamt ein sehr guter Energiestandard erzielt wird. In das Energiekonzept eingebunden werden die auf der schrägen Dachstruktur der Fahrzeughalter angeordneten und damit ideal ausgerichteten Kollektorflächen.

Beurteilung durch das Preisgericht

'Der Baukörper entwickelt bei aller Kompaktheit eine sehr differenzierte und ausgewogene, skulpturale Ausstrahlung. Die architektonische Formulierung der auf die städtische Bebauung reagierenden Sheddächer im Zusammenspiel mit der kraftvollen, sich zur Landschaft positionierenden Form ist reizvoll und es entsteht eine interessante, umlaufende Silhouette.

Insgesamt ist diese Arbeit ein interessanter Beitrag zur Wettbewerbsaufgabe, der sich eigenständig zu dem Thema Stadteingang und Landschaftsraum positioniert.'
Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Grundrisse

Grundrisse

Grundrisse

Grundrisse

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht West

Ansicht West

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Schnitt