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Offener Wettbewerb | 03/2007

Landesgartenschau Schwäbisch Gmünd 2014

Konzept M 2500

Konzept M 2500

Ankauf

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Berlin/Hamburg

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

… am laufenden Band

Urbanes Gewebe
Sichtbare und unsichtbare Fasern formen das Gewebe einer Stadt. Straßen, Bahnlinien, Gebäudezüge, Flüsse, Grün- und Lichträume durchziehen als lineare Strukturen den Raum. Sie verdichten, verweben, überlagern und bündeln sich. Im funktionierenden Zusammenspiel stellen sie Verbindungen, Zusammenhänge her, ermöglichen Orientierung und Bewe-gung im Raum – die Überlagerung und Verflechtung kontrastreicher Fasern unterschiedlicher Stärke und Struktur sind die Vorraussetzung von Urbanität. Unter bestimmten Voraussetzungen werden einzelne Fasern zu unüberwindbaren Hinder-nissen, zu unerwünschten strukturellen Barrieren im Stadtraum.

Situation
Das Gelände der Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd ist in besonderen Maße durch eine Verdichtung unterschied-licher voneinander separierten Fasern und Strängen geprägt. In ost-westlicher Richtung trennen die Bundesstraße 29, die Bahnlinie sowie die tief eingeschnittene Rems das Gebiet. In nord-südlicher Richtung legen sich der Josefsbach mit seiner dichten Ufervegetation, der lineare Grünraum der Robert-von-Ostertag-Straße und der „Villengürtel“ als monotones Band um den Altstadtkern.

Ent- & Verflechtung
Zur Landesgartenschau 2014 werden die bestehenden „verfilzten“ Fasern konzeptionell voneinander gelöst, „bereinigt“, umgelegt, aufgelockert, mit neuen Fasern zu einem vielfältigen, durchlässigen Band verflochten und wieder in das
„Gewebe der Stadt“ eingebunden.

Rückgrat
Rückgrat der Gartenschau und eines damit geschaffenen dauerhaften Grünsystems ist ein doppelt geschwungener Frei-raum der die übergeordneten Landschaftsräume der beiden Talseiten, die Altstadt, Stadtgarten, Mündungsbereich, Bahn-hof und das neue Entwicklungsgebiet auf dem ehemaligen Güterbahnhof miteinander verbindet. Es lässt sich zu einem den Altstadtkern und die westlichen Wohngebiete umschließenden, geschlossenen Grünsystem erweitern. Das Rückgrat besteht aus einem Bündel unterschiedlicher Fasern. Drei Wegetypen – Promenade, schnelle Verbindung und Pfad – ver-flechten sich mit unterschiedlichen bandartigen Grünstrukturen, intensiveren Erholungs- und Erlebnisräumen und binden die Flussläufe sowie urbane Plätze mit in das Gesamtkonzept ein. Das Freiraumband vereinigt ein Erschließungssystem aus übergeordneten und kleinräumigen Wegeverbindungen mit einem attraktiven städtischen Erholungsraum und einem durchgängigen, ökologisch wertvollen Lebensraum. Dabei werden situationsspezifisch Unterschiede herausgearbeitet und ausformuliert.

Ausstellungskonzept
Für die Landesgartenschau werden zusätzliche temporäre Schaufasern in das Gewebe der Stadt eingeflochten. Die in-tensiven Schaubereiche sind im Gegensatz zu klassischen Gartenschauen nicht in einem Bereich konzentriert sondern dezentral auf und neben dem Freiraumband organisiert. Sechs Ausstellungsstränge unterschiedlicher Thematik bilden das organisatorische Grundgerüst der Schau. Diese durchziehen in unterschiedlicher Intensität und Dichte die dauerhafte Grün- und Stadtstruktur, überlagern sich mit dieser, kreuzen sich oder bilden Bündel.
Im aus mehreren Segmenten bestehenden „Gartenband“ sind die intensiven Schaugärten, Ausstellergärten, Spiel & Sportflächen zusammengefasst. Ein „Blütenband“ aus Blütenblättern durchzieht mit Themenpflanzungen wie „Duft“, „Ge-sundheit“, „Weleda“, „Gold“, „Silber“ das Areal. Eine „Perlenkette“ bilden über die Stadt verteilte Konzertbühnen, Veran-staltungsorte, Ausstellungen in historischen Gebäuden und Informationspavillons. „Private Gärten“ ist ein Strang intimer Gärten. Hier werden Grabkunst, Kirchengärten und besondere Privatgärten gezeigt. Die Landesgartenschau geht dabei neue, nachhaltige Wege. Es werden Privatgärten umgestaltet die im Jahr der Gartenschau für Besucher geöffnet oder einsehbar sind und danach dauerhaft erhalten bleiben. In der „Naturfaser“ werden die Themen „Natur, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Ökologie“ durch besonders geschützte Bereiche, Wald und Wassergärten, eine „Goldader“ im Josefs-bach und durch im Boden eingelassene Lehrtafeln behandelt und erlebbar gemacht. Der Altstadtkern ist das Areal des im Jahr der Gartenschau veranstalteten Gartenfestivals „Spurensuche“. Lokale Schmuck-Designer, Künstler und andere Kreative hinterlassen an von ihnen aufgespürten besonderen Orten in Form von Installationen, temporären Gärten ihre Spuren im Gewebe der Stadt. Besucher nehmen ihre Fährte auf, gehen auf Entdeckungsreise und bekommen so einen besonderen Einblick in die auf den ersten Blick versteckten Räume Schwäbisch Gmünds.
Die Freiraumstruktur bietet in Kombination mit dem Ausstellungskonzept die Möglichkeit das Gartenschaugebiet auf ver-schiedenste Weise zu erkunden. Ein sich treiben lassen durch die Fasern des Bandes bietet sich besonders an – Start-punkte durch die dezentrale Organisation an vielen Stellen möglich. Rundwege unterschiedlicher Dauer sind durch den Verlauf der Bänder vorgezeichnet.

Freiraumverbund
Das Gmünder Park-Band besteht aus einer Abfolge variierender Freiräume unterschiedlicher Atmosphäre und Charakte-ristik. Die unterschiedlichen Fasern werden an wichtigen Kreuzungspunkten und Eingängen durch sogenannte „Verbinder-Plätze“ zusammengeführt. Zwischen diesen Fixpunkten fächern sich die unterschiedlichen Fasern auf und „mäandrieren“ stärker.

Gleispark
Nordseitig gelegene überhöhte Schollen, eine zentral liegende Promenade und ein Parkband entlang der Bahngleise bilden die räumliche Grundstruktur des Areals. Eine schnelle Verbindung verwebt die Bereiche. Die Schollen werden wäh-rend der Gartenschau als primärer Parkraum (420 Plätze) genutzt und nehmen später eine mögliche Bebauung auf. Wei-tere 400 temporäre Stellplätze werden auf durch lineare Baumpflanzungen strukturierte Schotterasenbänder am östlichen Ende des Parkbandes untergebracht. Der Bereich des ehemaligen Bahnsteigs wird zum Aktivband umfunktioniert. Erste temporäre Schau- und Veranstaltungsflächen mischen sich dort mit Spiel und Sportfeldern und einem Skatepark. Die beiden Güterhallen werden durch einen Anbau wieder miteinander Verbunden und während der Schau als Ausstellungs-halle, später als Jugend- und Bürgertreffpunkt genutzt.
Als prägnante Fortsetzung der Promenade führt vom ‚Eingangsplatz’ ein großzügiger Steg über die Gleise auf den Bahn-hofsvorplatz. Seine Enden ermöglichen als Aussichtspunkte einen ersten Überblick. Aufzüge stellen die behindertenge-rechte Querung und Erreichbarkeit des Bahnsteigs sicher.

Bahnhofsvorplatz
Die homogene Platzfläche wird durch eine großzügige Eingangstreppe gefasst. Der Platz wird über die Bahnhofsstraße hinweg erweitert indem der Hotelneubau von der Straße abgerückt wird.

Gamundia - Stadtterrassen/Remspark/Stadtgarten
Das neue Entree von Schwäbisch Gmünd bilden die Stadtterrassen. Sie sind Plattform für die neue Bebauung und urba-nes Bindeglied zwischen Bahnhof und Altstadt. Großzügige südorientierte Terrassen akzentuieren eine harte urbane Kante im Mündungsbereich und entlang der in Teilen zur Rems abgesenkten Rasenflächen des Remsparks. Durch die unterschiedlichen Stufen wird eine behutsame Trennung von öffentlichen Erschließungslinien, Aufenthaltsorten und den Häusern zugeordneten privaten Freiräumen erreicht. Die neue „Schlossbrücke“ verbindet den Park mit dem Stadtgarten, dessen Ufervegetation am Remsufer großzügig ausgelichtet wird. Zwei intensive Gartenbänder stellen optische Bezüge zwischen Stadtgarten und Remspark her. Das Haus „Lorcherstr.1“ wird in den Park integriert und bietet sich für eine öf-fentliche Nutzung an. Die Mündung des Josefsbachs wird durch das einströmende Wasser der Sohlrampen beider Flüsse inszeniert. Auf der Altstadtseite bieten Holzdecks einen Überblick über den neu geschaffenen Freiraum.

Josefsbach
Im Bereich des Josefsbachs wird die konzeptionelle Idee der verflochtenen Bänder am deutlichsten. Die bestehende pa-rallele bandartige Struktur aus Bachlauf, monotoner Ufervegetation, Asphaltweg mit Allee wird durch eine neue Wegefüh-rung, Auslichtung und durch Veränderung des Böschungsverlaufs aufgelöst. Die der Altstadt zugewandte Seite wird dabei als harte städtische Kante begriffen, die Westseite meist als ruhige Seite ausgeformt. Die drei Wegetypologien mäandrieren hier im Zusammenspiel mit den behutsam veränderten Bestandsstrukturen. So ergeben sich besondere Orte mit unterschiedlichem Kontakt zum Wasser, großflächige und intime Bereiche, naturnahe, geschützte Bereiche sowie intensive Nutzflächen. Der Verlauf der Erschließungsfasern ermöglicht ein kreuzungsfreies Passieren des gesamten Grünraums. Zentrale Intention bei der „Naturierung“ des Bachlaufs ist, der Dynamik des Wassers mehr Raum zu geben, unterschiedliche Lebensbereiche zu schaffen und dabei gleichzeitig einen für den Menschen auf diverse Weise erlebbaren Flussraum herzustellen. Grundlage der Gestaltung ist das Ergebnis der wasserbautechnischen Untersuchung. Abweichend wurde der Querschnitt teilweise noch darüber hinaus erweitert und mit der Fließgeschwindigkeit durch unterschiedliche Neigungswinkel gearbeitet, um die räumliche und ökologische Vielfalt des Wasserlaufs zu erhöhen.

Sebaldplatz
Die charakteristische inselartige Struktur wird beibehalten und als eigenständige Platzfläche hervorgehoben. Die Ostseite wird verkehrsberuhigt und als Fortführung der Promenadenfläche ausgebildet. Der Verkehr wird westseitig am Platz entlang geführt.
Zeiselberg
Die Promenade führt auf den Aussichtpunkt hinauf und endet dort als Aussichtsterrasse. Sitzblöcke und Stufen bieten Erholungsorte mit inszeniertem Blick über die Stadt. Eine Bebauung ist unter Berücksichtigung der Blickachsen möglich.
Innenstadt
Platzflächen markieren die Eingänge in die Altstadt. Die Innenstadt wird durch die versteckten Gärten, mehrere Ausstel-lungsorte und die „Marktbühne“ auf dem Marktplatz als Teil der Landesgartenschau einbezogen.
San Salvador
Der Kreuzweg wird als auslaufende Faser des Freiraumbandes ausgebildet. Eine in das bestehende Pflaster gelegte Plattenspur akzentuiert den Aufgang. Das Sichtfeld in Richtung Altstadt von den beiden Aussichtspunkten wird freigestellt. Ein öffentlicher Garten hinter der Kapelle dient als Ausstellungsfläche für Grabkunst.

Anknüpfung an Landschaftsraum (Ideenteil)
Zwei thematisch belegte Wege knüpfen im Norden an das Freiraumband an. Der offene „Talweg“ entlang des Wetzgauer Bachs durch das Taubental sowie der „Höhenweg“ durch das Waldgebiet auf der Anhöhe bis zu den Weleda-Gärten. Ein Waldspielplatz und Kneipbecken am Bach sind Etappen einer möglichen Rundwanderung. Auch im Süden wird das Band weitergesponnen. Die durchgehende Wegeverbindung des Josefsbachs wird entlang des Waldstetter Bach fortgeführt. In engen Bereichen ist ein überflutbarer Weg am Böschungsfuß vorgesehen. An bestehenden und neuen Brücken wechselt der Weg die Uferseite und bindet so die anliegenden Quartiere gleichberechtigt an das Grünsystem an. Dafür wird die Ufervegetation auf der jeweils wegführenden Seite deutlich reduziert. Orte am Bach laden zum verweilen ein.

Schmuckstücke
Eine Familie von Stadtmobiliar begleitet, beschildert und „möbliert“ das Band der Landesgartenschau. Sie transportieren formal die Leitidee des Konzepts des Freiraumbandes und stellen als Intarsien im öffentlichen Raum einen einheitlichen Zusammenhang in den räumlich und atmosphärisch sonst vielfältigen Bereichen her.
Realisierungsteil M1000

Realisierungsteil M1000

Vertiefungsbereich M 500

Vertiefungsbereich M 500

Güterbahnhof

Güterbahnhof

Stadtterrassen an der Mündung

Stadtterrassen an der Mündung

Ort am Wasser

Ort am Wasser

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