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Einladungswettbewerb | 11/2015

Entwicklung des Stammgeländes des Sonnenhof e.V.

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 3.000 EUR

Labor für urbane Orte und Prozesse

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

MBA/S Matthias Bauer Associates

Architektur

Erläuterungstext

Leitidee
Der Sonnenhof wird ein Stück Stadt und damit ein besonderes Quartier für Schwäbisch Hall. Als solches hat es den Anspruch, modellhafte Lösungen für das Zusammenleben in einer inklusiven Gesellschaft aufzuzeigen. Gleichzeitig wird mit der Quartiersentwicklung die Vernetzung und Durchmischung des Sonnenhofs mit den angrenzenden Stadtteilen und seine Sichtbarkeit am Standort nachhaltig verbessert.

Strategie
Ausgangspunkt für die Entwicklung eines inklusiven Quartiers bilden die bereits vorhandenen Qualitäten: Die zur Landschaft hin orientierte Lage und Topographie, die durchgehende freiräumliche Einbettung der Gebäude und die weiterhin bestehende Nutzung durch Einrichtungen des Sonnenhofs in Bestands- und Neubauten. Durch die Ergänzung der bisherigen Nutzungen um ein breites Spektrum an Wohnformen, nachbarschaftsorientierte Dienstleistungen, sozio-kulturelle Infrastruktur und kleinteilige Angebote zur Nahversorgung entsteht eine für das Quartier angemessene Mischung.
Die gemeinsame Entwicklung von Betreuung , Wohnen, Arbeiten und Kultur definiert sich über einen aus dem Ort abgeleiteten innovativen städtebaulichen Ansatz – einen Handlungstypus, der den ‚anderen Ort‘ ermöglicht und als Zukunftslabor für glückliches Zusammenleben in der inklusiven Gesellschaft definiert. Dieser Handlungstypus hat zum Ziel, sich selbst auf eine Ermöglichung des Gelingens zu beschränken: Im Wechselspiel zwischen Nutzern und Programm entsteht eine städtebauliche Strategie, die analog zur gärtnerischen Sorge und Pflege positive Bedingungen für eine Entwicklung erzeugt – der neue Sonnengarten.

Vision
Über diese Herangehensweise eröffnet sich das gesamtstädtische Potential von städtebaulicher Neuordnung und Nachverdichtung. Der neue Sonnengarten kann eine Mitte für die angrenzenden Stadtteile und Nachbarschaften bilden und damit auch einen gesellschaftlichen Impuls für die zukünftige Entwicklung von Schwäbisch-Hall geben. Die Einbeziehung der bisher mit Parkplätzen und Garagen belegten Flächen nördliche des Sudetenwegs wäre auf lange Sicht hin eine sinnvolle Weiterentwicklung.

Das Quartier
Die räumliche Struktur des neuen Sonnengartens leitet sich aus der vorhandenen Wegestruktur ab und entwickelt diese zum prägenden Netz öffentlicher Räume und Wege im Quartier. Die sich daraus ergebenden Flächen werden entweder als Bestandsfelder, Grünflächen oder Neubaufelder entwickelt. Um die zu einem Quartierspark aufgewertete „Grüne Lunge“ orientieren sich die weiterhin im Bestand untergebrachten Nutzungen des Sonnenhofs mit ihren Außenbereichen. Den östlichen Quartiersrand bilden die neu zu errichtenden Wohngebäude für Kinder und Erwachsene im Sonnenhof. Sie bilden nach innen geschützte Freibereiche aus. Am Sudetenweg entsteht um den neuen Sonnenplatz eine Mitte als Quartierseingang und neue Adresse des Sonnenhofs.
Um den Platz angeordnete Einzelhandelsangebote, Gastronomie und Dienstleistungen in den beiden Stadtblöcken mit darüber liegenden Wohnungen und Mitarbeiterapartments sorgen für eine belebte Atmosphäre. Die Arche mit ihrem Glockenturm ist als Bestandselement mit in die Mitte eingebunden. Nach Westen hin wird die bauliche Struktur kleinteiliger. Um einen Gemeinschaftsgarten angeordnete Punkthäuser bieten hier ein breitgefächertes typologisches Angebot für Familienwohnen, gemeinschaftliche Wohnprojekte und integratives Wohnen im selben Haustyp. Hier kann sich Individualität in der Gemeinschaft bilden. Am östlichen Quartiersrand nehmen Würfelhäuser die Maßstäblichkeit und Körnung des bestehenden Wohngebiets Hartäcker II auf. Den südwestlichen Rand bildet ein Wohnhof neben der Tagesförderung und ein Feld mit Reihenhäsern, die sich zum Landschaftsraum des Luckenbachs hin orientieren. Südlich der Sonnenhofschule bilden ein neuer Teich als sichtbares Element des Regenwassermanagements, der verlagerte Boule- und Sportplatz sowie die bestehenden Koppeln einen geeigneten Übergang zum Freiraum.

Vernetzung
Ausgehend vom neuen Netz an öffentlichen Räumen vernetzt sich das Quartier an vielen Stellen ganz selbstverständlich mit den umliegenden Stadtteilen und Freiräumen und bietet so ein hohes Maß an Durchlässigkeit und Erlebbarkeit. Eine neue Brücke über die Reifensteige sowie ein neuer Fußgängerüberweg im Bereich der Quartiersmitte ergänzen die bestehenden Überwege und vermindern so die Trennungswirkung der Straßenräume. Ebenso wird ein engmaschigere Durchwegung nach Norden zum Reifenhof hin angestrebt. Die Fuß- und Radwegeverbindung durch die Grünzone im Norden wird aufgenommen und ins Innere des Quartiers geführt.

Mobilität

Über zwei Eingänge vom Sudetenweg führt eine Erschließungsspange um die Quartiersmitte entlang der bestehende Allee zu einer neuen Zufahrt von der neuen Reifensteige her. Darüber hinaus findet sich im Quartier ein „Loop“ der als shared space alle Baufelder erschließt. Um die Quartiersmitte und im Bereich der nördlichen Wohnbauten findet die Parkierung bis auf wenige oberirdische Stellplätze überwiegend in Tiefgaragen statt. In diesen Tiefgarargen befinden sich auch die für den Sonnenhof benötigten Stellplätze. Über die Zufahrt im Süden leicht erreichbar liegen südlich des Quartierspark die Stellflächen für Kleinbusse. Die aus Norden kommenden Radwegeverbindung kann ebenfalls durch das Quartier Richtung Süden geführt werden. Als Ergänzung entsteht an der Quartiersmitte eine Mobilitätsstation mit Carsharingstellplätzen, Elektrotankstelle sowie Leihfahrrädern. Die Mobilität im Quartier ist auf Fußgänger ausgerichtet.

Zukunftsfähigkeit
Das neue Quartier steht für sparsamen und schonenden Umgang mit Grund und Boden. Diese Flächeneffizienz ist nicht nur aus ökologischer Sicht notwendig sondern vor dem Hintergrund steigender Folgekosten einer zunehmend geringer werdenden Infrastrukturauslastung und Flächenkonkurrenzen auch ökonomisch sinnvoll. Die konsequente Nutzungsmischung und Vielfalt des Wohnungsangebots bietet eine gute Ausgangsbasis für die Entstehung stabiler sozialer Strukturen im Quartier , in die sich inklusive Wohnformen sowie Mehrgenerationenwohnen oder Baugemeinschaften einfügen können.

Im Zuge energieeffizienten Planen und Bauens ist schon in der ersten Planungsphase darauf zu achten, dass keine oder nur geringe Verschattung der Fassaden durch die städtebauliche Fügung entsteht, v.a. beim winterlichen Sonnenstand. Daraus ergibt sich eine Staffelung der Bebauung pro Baufeld im Entwurf. Hierdurch ergeben sich zusätzlich Fassaden und Dachflächen, die zur Aktivierung zur solaren Stromerzeugung optimal geeignet sind.


Realisierungsabschnitte
Ein Grundgerüst aus vier Abschnitten bietet ideale Voraussetzungen für eine schrittweise Realisierung der Flächen mit unterschiedlichen Partnern und zeigt die Potenziale einer kurz- bis mittelfristige Quartiersentwicklung auf.
Neben der Entwicklung der Parkplatzflächen im Nordwesten für den dringend benötigten Wohnungsbau in der Stadt biete sich auch der südöstliche Bereich entlang der neuen Reifensteige für eine kurzfristige Umsetzung an. Die Aufwertung der Bestandsfelder und das Kleinteilige Wohnen im Südwesten sowie die Realisierung der Quartiersmitte und der Wohnungen am Sudetenweg sind hingegen mittelfristig zu sehen. Die Entwicklung über den Sudetenweg hinweg versteht sich als langfristige Perspektive

Beurteilung durch das Preisgericht

Das vorgeschlagene Gesamtkonzept von flexibel bebaubaren oder grünen Feldern wird als ein diskussionsfähiger Ansatz gewertet. Die Struktur wird aus den vorhandenen Wegebeziehungen und der bestehenden Bebauung heraus entwickelt und vernetzt so die angrenzenden Quartiere und Freiräume ganz selbstverständlich. Diese aufgelockerte Clusterbildung ist im Zusammenhang mit den gewünschten Nutzungen ein möglicher Ansatz. Die dargestellten Gebäudeformen stellen allerdings eine architektonische Lösung und keine städtebauliche Struktur dar. Deshalb wird die Umsetzbarkeit in diesen Formen und in dieser Ausprägung als eher schwierig und wenig realistisch erachtet.

Positiv gewertet werden die Anordnung und die Ausformulierung des Eingangsbereichs um den Sonnenplatz. Die Integration der Arche und die neuen Gebäudestrukturen mit der angebotenen gemischten Wohnnutzung um den Platzbereich bilden eine angemessene räumlich definierte Quartiersmitte. Die Felder der grünen Lunge als zentraler Freiraum integrieren das bestehende Mobile und andere Freiraumnutzungen auf einfache aber funktionierende Weise. Das westliche Ende der ‚Grünen Lunge‘ bleibt jedoch undefiniert und die umliegenden befahrbaren Wege sind deutlich überdimensioniert. Insgesamt ist das gesamte Areal übererschlossen, so erfolgt zum Beispiel auch die Andienung der Schule über Umwege, was die Verkehrsbelastung im Quartier unnötig erhöht. So ist auch die Lärmschutzthematik am Ostrand durch die vorgeschlagene Bebauungstypologie nicht gelöst. Auch die Lage des intensiv betreuten Wohnens am südöstlichen Quartierseingang funktioniert aufgrund der hohen Verkehrsfrequenz an dieser Stelle nicht. Die Verlagerung der Sportflächen an den südöstlichen Rand wird als weiterer Vorschlag zur Vernetzung mit der Umgebung positiv bewertet. Allerdings ist zu prüfen, ob dies mit der vorhandenen Topographie wirtschaftlich umsetzbar wäre.

Auch das im Südwesten liegende Baufeld mit der eher dichten Reihenhausbebauung stellt einen diskutierfähigen Beitrag dar.

Insgesamt stellt dieser Wettbewerbsbeitrag mit dem räumlich wenig strukturierten Gelände einen interessanten aber eher architektonischen als städtebaulichen Ansatz dar. Dieser würde sich bei einer konzeptgetreuen Umsetzung jedoch als schwierig erweisen.
Strukturkonzept

Strukturkonzept

Übersichtsisometrie

Übersichtsisometrie

Atmosphäre Sonnenplatz

Atmosphäre Sonnenplatz

Atmosphäre Wohncluster

Atmosphäre Wohncluster