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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2016

Umbau und Erweiterung Gutenberg-Museum

WB Beitrag: Lederer Ragnarsdóttir Oei
Visualisierung: PONNIE Images

WB Beitrag: Lederer Ragnarsdóttir Oei Visualisierung: PONNIE Images

3. Preis

LRO GmbH & Co. KG

Architektur

Erläuterungstext

Die städtebaulich wichtigste Stelle ist das derzeit freie Grundstück (F). Um die Wirkung des Ensembles gleich zu Anfang der Baumaßnahmen zu erhalten, soll dieses auch im ersten Bauabschnitt sein endgültiges bauliches Volumen erhalten. Während dort übergangsweise das Museum untergebracht wird, kann im zweiten Bauabschnitt der Schellbau ohne Störung zum Markt, dem Rebstock und dem Liebfrauenplatz rückgebaut und erweitert werden. Der erste Bauabschnitt wird unter Berücksichtigung der Kostenobergrenze als verfeinerter Rohbau erstellt. Damit entstehen beim späteren Nutzungsaustausch keine nennenswerten Mehrkosten.
Nach Fertigstellung der großen Maßnahme ziehen die Museumsflächen und der Konferenzbereich in den zweiten Bauabschnitt, während im ersten BA die Bibliothek, die Wechselausstellung, das Kindermuseum und der Pädagogikbereich untergebracht werden. Das logistische Konzept ist also zugleich ein ökonomisches und städtebauliches Konzept.
Der Schellbau wird so zurückgebaut, dass dort nicht nur eine sinnvolle Vergrößerung der Flächen erreicht werden kann, sondern auch, dass hinsichtlich der Nutzbarkeit und Flexibilität der Museumsbereiche so wenig Nachteile wie möglich generiert werden. Insofern versuchen wir aus der Vorgabe des weitgehenden Erhalts einen guten Kompromiss zu erreichen. Der Bau kragt über den Zwischenraum zum Altbau aus, um zusätzliche Lasten im UG zu vermeiden.
In diesem Bereich ist im Erdgeschoss die zentrale Erschließung aller Bereiche. Die Zugänge können so geschaltet werden, dass diese getrennt, in mehrere Gruppen zusammen genutzt, oder alle gemeinsam über das Foyer verbunden sind. Die westliche Haupttreppe kann im Falle der getrennten Erreichbarkeit des Konferenzbereiches vom übrigen Betrieb derart separiert werden, dass dann mit dem östlichen Treppenhaus wie auch dem des ersten Bauabschnittes ein Rundgang durch die Museumsebenen geschaffen werden. Ohnehin liegen deren Hauptflächen im ersten Obergeschoss und können demzufolge zusammengeschlossen werden. Das Konzept ermöglicht auch, die gesamte Museumsfläche im 1.OG zu konzentrieren. In diesem Fall wandert die Wechselausstellung in das Erdgeschoss (Flächentausch).
Während das Foyer und die Konferenzbereiche durch Tageslicht hell und luftig erscheinen, sind die Ausstellungsflächen weitgehend geschlossen. Die Gutenbergwerkstatt ist im Rossmannbau untergebracht und ist einerseits über den Hauptbau mit Brücken verbunden, andererseits auch von der Seilergasse aus direkt erreichbar. Die Filmvorführungsfläche liegt wie ein Schaltraum zwischen der Hauptausstellung und der Werkstatt. Dem Konferenzbereich auf dem Dach sind großzügige Terrassenbereiche vorgelagert, von wo aus man einen Überblick auf das städtebauliche Umfeld hat. Die dem Kindermuseum zugewandte Terrassenfläche wird von diesem für pädagogische Zwecke in der warmen Jahreszeit nutzbar sein.
Die Sheds spannen über die gesamte Saalfläche und ermöglichen einen stützenfreien Grundriss. Die Räume des Konferenzbereichs lassen sich zu einem großen Raumkontinuum zusammenschließen.
In das Foyer ragt die Hälfte der bis auf die Eingangstüre vollständig geschlossenen Rotunde, in der die Gutenbergbibel ausgestellt wird. Der Zugang dieses „Herzstücks“ ist nur über die Ausstellungseite möglich. Zum Foyer hin ist die Rotunde als Medienwand frei bespielbar.
Zur Stadt hin zeigen sich die Fassaden mit Vormauerung aus ortsüblichem Buntsandstein im wilden Verband. Die Dachschrägen sind mit patinierfähigem Kupferblech gedeckt. Die Spitzgiebeldächer sind zur Platzfläche in Richtung Dom ebenfalls mit
Kupfer gedeckt, ansonsten aus mattiertem Glas. Eine Besonderheit, die der Identität der Einrichtung geschuldet ist, findet sich im Erdgeschoss des ersten Bauabschnitts: dort ist das Tragwerk aus behandeltem Beton als ein Muster von historischen Lettern ausgebildet. Dahinter befindet sich eine Glasfassade.
Die Grundlast für Heizung und Kühlung erfolgt über Betonkernaktivierung. Die Lüftung ermöglicht die Egalisierung von Temperaturspitzen (Kälte und Wärme, zusätzlich Feuchte) und wird über die beiden seitlichen Kerne geführt. Wichtig ist die „schwere“ Bauweise, also die Reduzierung der Fensteranteile auf das notwendige Maß, um eine größtmögliche Trägheit des inneren Klimas zu gewährleisten. Die Rückkühler sind im obersten Geschoss des Rossmannbaues (zusätzliche Öffnungen werden eingebaut).
Neben der regulären Grundbeleuchtung, die lediglich zur Entfluchtung, Reinigung und Wartung dient, soll die Lichtführung ganz auf die Ausstellungsstücke konzentriert sein. Insofern müssen die Architektur wie auch die Museologie intensiv aufeinander abgestimmt sein und kooperativ entwickelt werden, im Bewusstsein, dass Architektur hinsichtlich der Ausstellungsflächen lediglich den angemessenen Rahmen bietet.
WB-Beitrag: Lederer Ragnarsdóttir Oei
Visualisierung: PONNIE images

WB-Beitrag: Lederer Ragnarsdóttir Oei Visualisierung: PONNIE images