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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2016

Um- und Neubau von Bettenhäusern - Fachklinik Haus Renchtal

1. Preis

HAFERKAMP KRAMER WILKENING ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Ein neuer Baustein wird als Erweiterung der Fachklinik Haus Renchtal in die Hanglage des vorgegebenen Baufensters eingefügt. Dieses neue Bettenhaus resultiert aus der Umstrukturierung der Wohngeschosse des Klinikhauptgebäudes und nimmt 27 Patientenzimmer sowie die entsprechenden Nebenräume auf.

Das Ensemble der Bestandsbauten wird durch den Neubau vervollständigt und nach Norden abgeschlossen. Ein zentraler begrünter Innenbereich mit Aufenthalts- und Verteilerfunktion entsteht. Die um diese Mitte gruppierten Klinikbauten wie Hauptgebäude, Verwaltung, bestehendes und neues Bettenhaus öffnen sich über ihre jeweiligen Eingänge zueinander.

Über bestehende und neue Treppen in den Böschungsbereichen werden die Niveausprünge überwunden und die einzelnen Gebäude über ihre Vorbereiche erschlossen. Sämtliche prägenden Bestandsbäume entlang der Böschung werden erhalten und durch die Verlegung des Müllabstellplatzes freigestellt.

Das neue Bettenhaus fügt sich in die Hanglage unterhalb der bewachsenen Böschung ein und wird über ein Wegesystem erschlossen, das als Verlängerung der Vorfahrt des bestehenden Bettenhauses ausgebildet wird. Vom Vorbereich des Neubaus ausgehend wird die innerhalb der Böschung liegende Berme als Fussweg ausgebaut und über eine Treppe in Richtung Renchtalstrasse an die Vorfahrt des Hauptgebäudes angebunden.

Die vorhandene Feuerwehrzufahrt westlich des Bestandsbettenhauses wird entlang des Geländeverlaufs verlängert und an den Neubau herangeführt. Die erforderlichen Stellplätze werden innerhalb des vorgegeben Bereichs realisiert. Dabei werden fünf Stellplätze entlang der Vorfahrt an der Renchtalstrasse als Erweiterung der Bestandsstellplätze neu angelegt und weitere fünf Stellplätze entlang des Wirtschaftshofs unter den Bestandsbäumen angeordnet.

Das geplante Bettenhaus wird dreigeschossig über einem in das Gelände geschobenen Sockel errichtet. Die Grundstruktur des Neubaus wird aus vier Raumpaketen gebildet, die windmühlenartig gegeneinander verdreht sind und sich um einen zentralen Innenraum legen. Jeweils drei Einzelzimmer mit innenliegendem Bad bilden eines von drei Paketen. Das vierte Raumpaket beinhaltet den Aufenthaltsraum mit Küche, das Treppenhaus sowie den Putzraum und das Gäste-WC. Die Zwischenräume der Raumpakete bilden die Erschliessung der Zimmer und werden über Einstülpungen der Fassade belichtet. Der zentrale Innenraum dient als Erweiterung des Aufenthaltsraums und wird über diesen belichtet. Ein grosszügiger Balkon legt sich vor das Treppenhaus, die Nebenräume und den Aufenthaltsraum nach Süden. Der Sockel nimmt die weiteren Nebenräume, Lager und notwendigen Technikflächen auf.

Die beiden Wohngeschosse des Klinikhauptgebäudes werden wie gefordert umstrukturiert und nehmen jeweils elf Einzelzimmer sowie zwei Zimmer mit der Möglichkeit der Doppelbelegung und eine barrierefreies Zimmer auf. So entstehen im Bestand 28 Patientenzimmer unter grösstmöglicher Berücksichtigung der vorhandenen Struktur. Beide Geschosse erhalten jeweils einen grosszügigen Aufenthaltsraum sowie ein barrierefreies Gäste-WC und einen Putzraum.

Im Untergeschoss des Hauptgebäudes werden die Bereiche der Physiotherapie und der Beschäftigungstherapie neu organisiert. Das bestehende Schwimmbad wird aufgegeben und der vorhandene Niveauversprung in diesem Zuge ausgeglichen. Der Trainingsraum und der Gymnastikraum sowie die Behandlungsräume und das Büro finden hier Ihren Platz. Die vier Behandlungsräume und das Büro werden durch einen neuen Lichtgraben an der Ostfassade belichtet. Die Sauna, der Wellnessbereich und die Umkleiden mit Duschen und WC werden an der ursprünglichen Stelle neu geordnet. Die Räumlichkeiten der Beschäftigungstherapie sowie der Spielraum und die Lagerflächen werden im mittleren Bauabschnitt des Gebäudes verortet und über einen neuen durchgesteckten Flur zwischen den beiden Treppenhäusern erschlossen. Auch hier ist ein erweiterter Lichtgraben an der Ostfassade zur Belichtung der Räume geplant.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch ihren einfachen konzeptionellen Ansatz, der sowohl stadträumlich als auch gebäudetypologisch der Aufgabe angemessen erscheint.

Die Orientierung der Gemeinschaftsräume zur „städtebaulichen“ Mitte und die der Individualräume nach außen mit schöner Aussicht trifft die Aufgabenstellung nahezu ideal. Die gewählte Grundrisstypologie mit der windmühlenartigen Ordnung führt zu sehr guten Wohnbereichen, sowohl für die Individualräume als auch die sehr schönen Gemeinschaftszonen.

Auch die Qualität der neu geschaffenen Freiräume wird sehr positiv bewertet.

Das architektonische Erscheinungsbild wird im Preisgericht intensiv diskutiert, man war aber der Auffassung, dass die „Feinheit“ des Projektvorschlages durchaus angemessen für diesen Ort und diese Aufgabe ist.

Die Vorschläge für das Bestandsgebäude sind alle nachvollziehbar und verzichten auf kostenintensive konstruktive Eingriffe.

Die Rahmendaten des Neubaus sind im mittleren Bereich und lassen eine wirtschaftlich vertretbare Realisierung zu.

Insgesamt ist der Vorschlag ein sehr guter Beitrag zu der gestellten Aufgabe und erfüllt den Wunsch nach einer angemessenen Adressbildung. Besonders das architektonische Erscheinungsbild und dessen Wirkung nach Außen, sowie die zurückhaltende Haltung im Detail, zeugen von einer reifen und sensiblen architektonischen Haltung des Verfassers.