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Ex-ante-Bekanntmachung | 06/2016

Städtebaulich-freiraumplanerischer Entwurf eines Rahmenplans für die Folgenutzung der Trabrennbahn

Lageplan

Lageplan

Teilnahme

dv architekten deffner voitländer

Architektur

Schegk Landschaftsarchitekten | Stadtplaner

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

recklinghausen, rennbahnquartier

geschichte und identität
die trabrennbahn prägte eine epoche in recklinghausen. der trabrennsport ist eng verbunden mit der identität des stadtteils hillerheide. identität ist einer der zentralen faktoren für qualität im urbanen kontext. so hält die stadträumliche konzeption die geschichte des ortes lebendig und entwickelt daraus seine unverwechselbarkeit, seine identität. das weite oval der rennbahn wird footprint, es gibt dem baufeld seine kontur. das geläuf wird zur aktiven und vielschichtigen nahtlinie zwischen bebauung und öffentlichem freiraum. bewußt erhaltene bauliche überreste wie zielturm, werbemast, rennbahn-cafe´ und vegetationsflächen werden zu relikten, die die geschichte des vergangenen erzählen und neues in ihr verankern.

inside out
der footprint der rennbahn führt zu einer klaren gliederung von baufeld im inneren des ovals und freiraum außen herum. es entsteht ein quartier umgeben von einem ringpark. im osten stattdessen wird der älteste, kartierter landschaftsbestandteil, das „sturmwäldchen“ als zentralpark interpretiert, um den herum bestehende baustrukturen ergänzt werden.

baustruktur wohnen
die bauflächen des rennbahnovals sind als ansammlung von hausclustern organisiert. das führt zu einem unregelmäßigen gewebe von bebauung und freiräumen mit hohem identifikationsgrad. statt konventioneller straßenzüge entsteht eine abfolge von kommunikativen platzräumen, die als differenzierte zwischenräume die bebauung umspülen. der konsequente verzicht auf vorgärten oder abstandsgrün führt zu urbaner dichte auch bei geringeren bauhöhen.
miv
die verkehrserschließung erfolgt über eine direkte straßenanbindung an die blitzkuhlenstraße und über einem ringschluss nach osten zur siemensstraße, die ebenfalls in die blitzkuhlenstraße mündet. nur die wichtigsten sammenstraßen werden mit fahrspuren ausgestattet. in den wohnquartieren hingegen erfolgt die erschließung über ein netz von gassen und plätzen, die als shared-space-flächen keine differenzierung für pkw, räder oder fußgänger erhalten.
ruhender verkehr
die stellplätze werden im geschoßwohnungsbau in tiefgaragen nachgewiesen, reihenhäuser und stadthäuser erhalten ebenerdige sammelgaragen, winkelhofhäuser, doppelhäuser und einzelhäuser erhalten garagen direkt im oder am haus. für den quartiersplatz an der blitzkuhlenstraße mit versorgungs-, dienstleistungs- und büroflächen wird ein parkhaus vorgesehen. öffentliche stellplätze sind vorwiegend entlang der erschließungsstraßen angeordnet, aber auch in den shared-space-flächen locker verteilt.
zentrale funktionen, schule, kita
der versorgungsschwerpunkt mit läden gastronomie,dienstleistungen und markt liegt im norden an der blitzkuhlenstraße. er bietet damit verkehrsgünstig auch den umliegenden vierteln zentralen service.
schule und kita werden über die blitzkuhlenstraße und den nördlichen sattelplatz erschlossen und liegen zentral zwischen hillerheide, und rennbahn im „ringpark“. sie bilden ein bindeglied zwischen gertrudisplatz, st. gertrudis-kirche und quartiersplatz in der rennbahn.
gewerbe
parallel zur a2 werden mit der verlängerung der siemensstraße zusätzliche gewerbeflächen erschlossen. sie dienen auch als lärmpuffer zwischen a2 und wohnbebauung. in diesem zusammenhang wird die umsiedelung der kleingartenanlage empfohlen. sie ist durch die gewinnung von gewerbeflächen wirtschaftlich und bietet am ufer des neuen sees gelegen höhere lagequalität.


ringpark
der urbane footprint wird vom ringpark gerahmt. dichte waldbereiche, lockere baumreihen und eine baumbestandene geländemodellierung schaffen eine grüne fassung um das neue rennbahnquartier. innerhalb des rahmens wechseln sich frei bespielbare grünflächen, und aktivitätenfelder für diverse sportarten ab. café, biergarten und fitness-center verteilen sich als punktuelle hotspots. im süden wird das freizeitangebot mit badesee und panoramahügel abgerundet.
wald
der wilde wald im norden bildet ein großes, grünes portal zum rennbahnquartier. er fasst den markplatz, fungiert als puffer zur blitzkühlenstraße und bildet als grüner straßensaum einen wohltuenden kontrast zur heterogenen gewerblichen bebauung. angrenzend zu schule und kita können im arboretum und waldlehrpfad die unterschiedlichsten baumarten und waldbewohner erlebt werden.
rennbahn
durch vorspringende baukörper und verlängerte baumreihen aus dem quartier werden das innere und äussere des footprints miteinander verwoben. die umlaufende rennbahn ist verbindendes und identitätsstiftendes element zwischen urbanem quartier und ringpark. flanieren, skaten, laufen, inlinern, radeln, gassigehen, reiten oder sitzen am see: alles ist möglich!
venice gardens
die kleingartenanlage wird in den ringpark integriert und über einen lärmschutzwall nach süden hin gefasst. vom badesee aus ziehen sich schmale kanäle strahlenförmig in die parzellen hinein. diese können gleichzeit für die bewässerung genutzt werden. es entstehen attraktive kleine gärten am wasser.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf ist bei dem ursprünglichen Insel - Konzept geblieben: Es werden zwei dicht bebaute Flächen vorgeschlagen, die von unterschiedlichen Freiräumen umgeben sind. Die ehemalige Rennbahnfläche bildet sich als ein neues Baufeld für Wohnen ab, das Geläuf wird zu einem Bewegungsband für Sport und Freizeit. Was als gedanklicher Ansatz durchaus nachvollziehbar erscheint, erweist sich bei detaillierter Betrachtung als städtebaulich schwierig. Die Stadt wird nicht wirklich weiter gebaut sondern es entsteht ein isolierter Siedlungskörper, dessen bauliche Ränder gestalterisch weiterhin ungelöst bleiben. Die gewünschte Vernetzung mit dem Umfeld und dem Stadtteil Hillerheide besonders im Westen wird vermisst. Die Verknüpfung zum Gertrudisplatz wird zwar begrüßt, die Länge des Freiraumes ist jedoch überdimensioniert. Auch der Entreeplatz an der Blitzkuhlenstraße wirkt aus Sicht der Empfehlungskommission nicht wirklich als städtebauliches Angebot. Die Erschließung von außen in das Quartier über lange Stichstraßen erschwert die Orientierung. Die Funktionsfähigkeit der vorgeschlagenen „shared space“-Gestaltung aller Erschließungsflächen im Innern der Quartiere wird in Frage gestellt, auch der Versiegelungsgrad wird so sehr hoch. Die Behandlung der nicht privatisierten Wohnungsfreiräume als „shared space“ lässt zudem befürchten, dass die doch erhebliche Nachfrage an privaten PKW-Stellplätzen die räumlich zu erwartende Nutzungsqualität sehr stören wird. Die Verlagerung der Kleingärten zugunsten von Gewerbeflächen wird kritisiert. Die vielfältigen Siedlungs- und Bautypologien im Detail versprechen dagegen großes stadträumliches Potenzial für verdichtetes Wohnen. Ebenso können die Größe und die Proportionen der Quartiersplätze eigenständige Raum- und Aufenthaltsqualitäten entwickeln. Begrüßt wird auch die Bandbreite der gut durchdachten Sport- und Freizeitangebote im Freiraum sowie die Auseinandersetzung mir dem „umlaufenden“ Freiraumbestand die insgesamt einen wichtigen Diskussionsbeitrag liefert. Im Vergleich bietet der Entwurf die geringste Bruttogeschossfläche. Insgesamt wird durch diese Konzeption der „Inselbebauung innerhalb des Geläufs“ die Neubebauung von den bestehenden Nachbarbebauungen deutlich getrennt und zu wenig vernetzt.
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