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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2017

Erneuerung Freibad

1. Preis

Preisgeld: 20.350 EUR

Lehmann Architekten GmbH

Architektur

w+p Landschaften

Landschaftsarchitektur

IngenieurbĂŒro Möller + Meyer Gotha GmbH

TGA-Fachplanung

ErlÀuterungstext

Analyse und Konzept
Das in den 60er Jahren erbaute Freibad mit seinen rund 2.000 mÂČ WasserflĂ€che liegt in einer landschaftlich reizvollen Situation und ist von drei Seiten von einem sehr schönen
Baumbestand umgeben. WĂ€hrend die im Norden angeordneten Hochbauten sich in einem guten baulichen Zustand befinden, ist die Badeplatte mit dem Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich nicht nur technisch veraltet, sondern entspricht auch in seiner Geometrie und Ausstattung nicht mehr den AnsprĂŒchen an ein zeitgemĂ€ĂŸes Freibad.

Durch den kompletten RĂŒckbau der Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken besteht nun die Möglichkeit, durch eine Neugestaltung der Badelandschaft das Freibad so aufzuwerten, dass nicht nur funktionale und wirtschaftlich-energetische-ökologische Belange erfĂŒllt werden, sondern vor Allem eine AufenthaltsqualitĂ€t entsteht, die Erholung in FreizeitatmosphĂ€re vermittelt. So kann eine enorme Steigerung der AttraktivitĂ€t und Anziehungskraft des Bades am Standort in Hohenwestedt erreicht werden.

Eingangsbereich - Hochbauten
Die Hochbauten befinden sich in einem soliden, gepflegten Zustand. Es wird daher vorgeschlagen, die Eingriffe an den BestandsgebĂ€uden auf ein Minimum zu beschrĂ€nken. Das sogenannte Funk-tionsgebĂ€ude mit geschlechtergetrennten Umkleiden und SanitĂ€rbereichen bleibt in seiner Raumaufteilung weitestgehend erhalten. Die Badeaufsicht wird nun, funktional richtig, exponiert auf der Badeplatte angeordnet, so dass die derzeitig zentral im GebĂ€ude gelegene Badeaufsicht zum barrierefreien Umkleide- und SanitĂ€rbereich, der auch fĂŒr Familien genutzt werden kann mit zusĂ€tzlichem Wickelbereich ausgebaut werden kann.

Der ruhiger gelegene ehemalige Lagerraum an der Ostseite des GebÀudes wird als Personalraum mit Umkleide /SanitÀr sowie Aufenthaltsbereich ausgebaut.

Anschließend an das FunktionsgebĂ€ude werden in einem neuen GebĂ€udeteil zusĂ€tzliche LagerflĂ€chen angeboten. Das vorhandene Vordach wird nach Osten verlĂ€ngert, so dass der Eingangsbereich des Schwimmbads weiter als formale Einheit erhalten bleibt.

Das Kassen- und KioskgebĂ€ude wird im Inneren neu organisiert, so dass Kasse und Kiosk eine sinnvolle, einfach zu bewirtschaftende Einheit bilden und sich der Kiosk attraktiver prĂ€sentieren kann. Durch Kassenautomaten im Außenzugangsbereich, kann die PersonalkapazitĂ€t effektiver eingesetzt werden. Der SanitĂ€tsraum wird im ruhigeren Randbereich des GebĂ€udes angeordnet und erhĂ€lt einen Außenzugang direkt vom vorgelagerten Parkplatz aus. Alle RĂ€ume liegen an der Schnittstelle von Innen- zu Außenbereich.

Badelandschaft
Das leicht von Nord-Ost nach SĂŒd-West fallende GelĂ€nde eröffnet die Chance, dem
Badbesucher bereits bei seiner Ankunft das vielfÀltige Angebot an WasserflÀche und
Attraktionen ĂŒbersichtlich und funktional richtig in seiner neuen QualitĂ€t zu prĂ€sentieren.

Die Gliederung in Nichtschwimmerbecken, Schwimmer mit Springerbecken und den bestehenden Kleinkinderbereich wurde auf einer Badeplatte so konzipiert, dass die Anforderungen an ein Mehrgenerationenbad mit behindertengerechten Verbindungen zu den Becken-anlagen und Liegewiesen optimal erfĂŒllt werden können.

Die Konfiguration der einzelnen Becken erfĂŒllt, sowohl fĂŒr die sportliche Nutzung als auch fĂŒr den Faktor Spaß alle Voraussetzungen, um die entsprechende Außenwirkung auf das Einzugsgebiet zu erzielen. Der bestehende Kleinkinderbereich wird auf selbstverstĂ€ndliche Weise in die neue Badeplatte integriert. Das Nichtschwimmerbecken ist in einen abtrennbaren Kursbereich und einen runden Spaß- und Erholungsbereich gegliedert. Als Attraktionen können hier die aus dem Bestand integrierte Rutsche sowie ein Strömungskanal, UnterwassersitzbĂ€nke mit Wirlsprudlern, MassagedĂŒsen und Schwallbrausen angeboten werden.

Der nunmehr ost-west orientierte Schwimmerbereich beinhaltet zwei 25m Bahnen sowie sechs 50m Bahnen, der barrierefreie Zugang liegt dabei an der Schnittstelle der beiden Bereiche. An das Schwimmerbecken angegliedert, aber abgetrennt liegt das Springerbecken mit nach Norden orientierten 1m Brett und 3m Springplattform.

Außenanlagen
Die Topografie des GelĂ€ndes formt eine bewegte Landschaft, die sich mit der Badeplatte verwebt und somit ein Freibad in natĂŒrlicher Umgebung schafft. RĂ€umlich definierte Spiel- und Aktionsbereiche fĂŒr die jeweiligen Ziel- bzw. Altersgruppen ergĂ€nzen das Angebot des Freibads. Die Topografie bietet die Grundlage fĂŒr die Orientierung und AusprĂ€gung unterschiedlicher Schwerpunkte. Steile Böschungen werden mit langen Sitzelementen ergĂ€nzt und bilden eine natĂŒrliche TribĂŒne im Bereich des Schwimmer- und Springerbecken. Die ebenen FlĂ€chen auf dem FreibadgelĂ€nde sind LiegeflĂ€chen zum Sonnen und Verweilen. Lockere Tuffs mit Gehölzen bilden geschĂŒtzte Orte und zeichnen die bestehende GelĂ€ndemodellierung nach.

Im direkten Umfeld des Kinder- und Nichtschwimmerbeckens wird das Angebot fĂŒr die Kinder im Außenbereich ergĂ€nzt. Zum einen befinden sich dort der Bereich zum Wippen und Springen und zum anderen entsteht ein Sandbereich zum Buddeln und Spielen. Der Jugendspielbereich wird mit Tischtennisplatten und einem weiteren Beachvolleyballfeld erweitert. ZusĂ€tzlich entsteht im Bereich der rĂŒckseitigen, bestehenden BĂ€ume entsteht ein Kletter- und Balancierparcours.

Der bestehende Parkplatz in unmittelbarer NĂ€he zum Eingang wird um StellplĂ€tze fĂŒr Mitarbeiter und Behinderte ergĂ€nzt. Weitere StellplĂ€tze befinden sich im Bestand westlich des Freibads und werden ebenfalls mit zusĂ€tzlichen StellplĂ€tzen erweitert.

Technische Ausstattung
Im TechnikgebĂ€ude im SĂŒden des Freibades können der 2013 eingerichtete Erdgasheizkessel sowie die Filteranlage des Kinderbeckens weiter genutzt werden. Der bauliche Zustand und die Lage des GebĂ€udes lĂ€sst ebenfalls eine Weiternutzung zu. Durch den Einsatz von modernen Nieder-druckfiltern fĂŒr das Nichtschwimmer- und das Schwimmer- (Springer) becken, muss das GebĂ€ude nicht erweitert werden. FilterbehĂ€lter als Niederdruckfilter, zeichnen sich, neben dem geringen Platzbedarf vor allem durch geringe Betriebskosten (Strom, Wasser, Abwasser) aus.

Über eine neue Zufahrt, kann die Anlieferung der Chemikalien wirtschaftlich gewĂ€hrleistet werden. Die BehĂ€lter fĂŒr das Schwallwasser werden unter der Badeplatte im Bereich zwischen Nichtschwimmer und Schwimmerbecken angeordnet. Der Zugang zu den Schwallwasserbecken und Pumpen wird in den Aufgang zur Rutsche integriert.

Die Beckenhydraulik wird im Schwimmer- sowie im Nichtschwimmerbecken als vertikale Reinwassereinströmung ĂŒber BodenkanĂ€le als Bestandteil der Edelstahlbeckenkonstruktion, im Springerbereich als horizontale Reinwassereinströmung (Strahlenturbulenz), realisiert.

Die Schalt- und Steueranlage wird im TechnikgebĂ€ude als gemeinsame Anlage, unterteilt in Funktionsfelder, automatischer Programmablauf beim Filtern, manuelle Auslösung des SpĂŒlvorgangs mit anschließendem automatischen Ablauf des Vorgangs, autarke SPS-Steuerung mit Visualisierung und DatenĂŒbertragung auf die GLT, integriert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Anordnung und Einbindung der Becken in den Landschaftsraum und die behutsame ErgĂ€nzung der BestandsgebĂ€ude werden begrĂŒĂŸt. Die Gesamtanlage ist gestalterisch und funktional ĂŒberzeugend und ortsangemessen. Die gewĂ€hlten technischen und betrieblichen Parameter sind gut umsetzbar.
BemÀngelt wird das Fehlen einer differenzierteren Freiraumgestaltung. Der halbkreisförmige Kinderspielbereich und die Anordnung der Beachvolleyballfelder sowie das Fehlen von schattenspendenen GewÀchsen oder Objekten werden kritisiert.
Eine weitgehende Barrierefreiheit ist grundsĂ€tzlich möglich. Die GrĂŒnflĂ€che zwischen UmkleidegebĂ€ude und Nichtschwimmerbecken als reine AbstandsflĂ€che wird bemĂ€ngelt. Die Lage des Aufsichtsturmes fĂŒr den Schwimmmeister ist richtig, kann jedoch funktional nicht ganz ĂŒberzeugen. Der Aufwand fĂŒr die bauliche Umsetzung sowie der Nutzwert und die Wirtschaftlichkeit im Betrieb und Unterhalt liegen im gĂŒnstigen Bereich.