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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2017

„Zeit-Werk-Stadt“ - Erlebnismuseum für Stadt- und Industriegeschichte

1. Preis

Scheidt Kasprusch Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Eine seit Jahren brach gefallene zweigeschossige Polsterfabrikhalle aus den 1990er Jahren soll zu dem Erlebnismuseum für Stadt- und Industriegeschichte „Zeit-Werk-Stadt“ umgenutzt werden.
Der prämierte Entwurf von Scheidt Kasprusch Architekten BDA, Berlin bewahrt den Charakter der ehemaligen Produktionsstätte durch Erhalt wesentlicher struktureller Bestandsbausteine und durch eine angemessene Materialwahl. Die Fassade des Industriebaus wird komplett rückgebaut und durch eine teils transluzente teils transparente Hülle ersetzt. Im Inneren werden der robusten rationalen Industriearchitektur geschwungene emotionale Formen gegenübergestellt. Stahl und Glas werden mit feinen Materialien und Oberflächen kontrastiert.
Materialität, Farbgebung und gezielte Öffnungen verzahnen die Architektur mit der Umgebung und dem Landschaftspark.

Die westliche Gebäudeachse bündelt auf beiden Geschossen sämtliche Nebenräume; dadurch bleiben die Museumsflächen frei von jeglichen Einbauten. In den beiden östlichen Gebäudeachsen wird durch Rückbau der Zwischendecke eine zweigeschossige Eingangssituation geschaffen, die für den Time-Cube und die sphärisch gekrümmte Rampenanlage Platz macht. Die zentralen Gebäudeachsen bieten ungestörte und vielseitig bespielbare Flächen für Dauerausstellung und Bistrobereich im Erdgeschoss, Event und Wechselausstellung im Obergeschoss.

Der Time-Cube mit der ihn umschwingenden Rampe bildet das visuelle Zentrum des Museums mit Strahlkraft durch die Fassade nach Außen. Die zusammenhängenden Ausstellungsflächen im Erdgeschoss werden sanft durch den „Fluss der Zeit“ von öffentlichen Bereichen getrennt. Dieser symbolische Bruch im Fußboden des ehemaligen Industriegebäudes gliedert das Erdgeschoss in drei Hauptteile: Ausstellung, Bistro und Eingangshalle/Foyer mit Infobereich. Die beiden Ausstellungsgeschosse treten über einen weiteren zweigeschossigen Luftraum visuell miteinander in Beziehung. Eine Wendeltreppe fungiert als räumliche Verbindung zwischen Oben und Unten. Ein Aufzug dient dem Lastentransport und der rollstuhlgerechten Erschließung in die Eventfläche und Wechselausstellung im Obergeschoss.

Für die Fassade der Zeit-Werk-Stadt wird Profilbauglas als bestimmendes, flächig wirkendes Material vorgeschlagen. Dadurch bildet sich die vorhandene Tragkonstruktion diffus nach außen ab und wird gleichsam zum Exponat. Ein Spiel zwischen großzügigen Klarglasfeldern und homogenen Flächen aus Profilglas mit unterschiedlichen Lichtdurchlässigkeiten und Farbschattierungen akzentuieren die Fassade und verschaffen der Gebäudehülle eine changierende Anmutung und macht so neugierig auf das dahinter Befindliche.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Wettbewerbsarbeit stellt hinsichtlich ihrer Außenwirkung durch das gewählte Material des Profilglases einen relativ geschlossenen aber durchscheinenden Gesamteindruck.
Bestimmte Sichtfenster mit Klarglasstrukturen erlauben direkte Einblicke.
Klar akzentuiert sind bestimmte Funktionen ablesbar, wie Eingangsfunktion, Verglasung Terrasse usw.. Der Gesamteindruck der Fassade verbleibt jedoch in dieser Form austauschbar, bietet aber weitere Möglichkeiten ... Lichtspiel, Schattenwirkung.
In der weiteren Überarbeitung sollten die Gesamtwirkung der Fassaden („Kaufhallencharakter“) und die funktionale Zuordnung der Öffnungen geprüft werden.

Die geplanten Innenräume fallen durch Beibehaltung der Konstruktionsstrukturen und damit wirtschaftliche Lösung auf und einer klaren Raumstruktur der Ausstellungsflächen im EG und OG mit einer zentralen vorgelagerten Rampenerschließung im zweigeschossigen Foyer/ Entre. Der Foyerzuschnitt erscheint zu eng in seiner Wirkung.
Das Element Wasser bildet den Zeitfluss durch das Gebäude.

Größere Mängel finden sich in der Funktionalität des Eingangsbereiches (fehlende Verknüpfung Kasse, WC, Garderobe, Shop und WC im Eingang).
Weitere Probleme sieht die Jury in der schmalen Raumkonfiguration des Gastronomiebereiches, der Küchenflächen und des WC Zuganges.

Die Ausstellungsflächen sind gut geschnitten, sind aber wenig miteinander verknüpft. Die Rampe wirkt mit ihrer Geschossverbindung vorgestellt und sollte tiefer in die Ausstellungsbereiche greifen.
Deckendurchgriffe zur Verknüpfung der zwei Ausstellungsgeschosse fehlen.

Der Wettbewerbsbeitrag erfüllt wesentliche Grundanforderungen der Auslobung, erweist sich aber in der Fassade und in bestimmten Funktionsbereichen bearbeitungswürdig.

Empfohlene Überarbeitung:
Fassade
Funktion Eingang, Kasse, Garderobe, WC, Shop
Funktion Gastronomie , WC, Küche
Raum Gastronomie


Nach Überarbeitung:
- Die 2 Treppenhäuser wurden beibehalten.
- Eine gerade Freitreppe wurde durch eine ovale Innentreppe ersetzt.
- Der Time Cube wurde Richtung Eingang verlegt.
- Der Eingangsbereich wurde geöffnet und ist jetzt von außen vollständig sichtbar.
- Die Fassade wurde lt. Forderung der Beurteilung mehr aufgelöst und der Eingangsbereich großzügig geöffnet (jetzt zweigeschossig).
- Die Funktionen im Eingangsbereich wurden kompakt geordnet.
- Die Bistrofläche wurde vergrößert.
- Die WCs verbleiben an gleicher Stelle.
- Durch das Treppenauge wird eine bessere Verbindung der beiden Geschosse erreicht.
- Es wird ein Multifunktionstresen vorgeschlagen – Verbindung mehrere Funktionen möglich, dadurch Personaleinsparung.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Ansichten

Ansichten

Längs- und Querschnitt

Längs- und Querschnitt