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Einladungswettbewerb | 01/2017

Umgestaltung des Kriegerdenkmals Gundelfingen zum Friedensdenkmal und Umgestaltung der Westlichen Bleiche

3. Preis

Preisgeld: 4.000 EUR

nowak.müller Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Josef Zankl

Kunst

Erläuterungstext

Die Insel neu erleben

Der spezielle Charme der Bleichinsel, als grüne Oase im Stadtzentrum, an der sich die Brenz teilt und die Insel umfließt, wird gestärkt und bewusst in Szene gesetzt.
Hierfür wird die vorhandene Zugangssituation, bei der die Teilung der Brenz „unsichtbar“ gewesen ist, da sie unter der Treppensituation verborgen war, rückgebaut und die Spitze der Insel wieder freigestellt. Es entsteht eine erlebbare klare Inselspitze. Von der Brücke aus sind durch diese Maßnahme die Insel als solches und die Teilung des Gewässers wieder erlebbar.
Als neuer barrierefreier Zugang führt eine geschwungene Brücke vom kleinen Platz an der Günzburger Straße auf die Insel und mündet auf den neuen Gedächtnisplatz, der von Bestandsbäumen locker überstellt ist. Es entsteht ein offener ruhiger Charakter rund um diesen Ort des Gedenkens. Am neuen hellen und freigestellten Tempelbau kann den Toten gedacht werden. Durch Intarsien in Form von in den Boden eingelassenen Glasvitrinen lässt dieser Ort ein Gedenken in unterschiedlichen Formen zu, die friedvoll einen gemeinsamen Gedenkhain nutzen.
Der freigestellte Tempelbau steht hierbei nicht am, sondern auf dem Platz, so dass diese Gedenkstätte auch von Osten her einen angemessenen Auftritt erhält.
Die ehemals auf dem kleinen Platz an der Günzburger Straße verortete Nachbildung eines Teilbereichs römischer Straße findet einen neuen Platz auf der nördlichen Uferseite der Insel.
Ausgehend vom Gedenkhain öffnet sich eine offene Rasenlandschaft, in die Sitzstufen im zentralen Bereich in eine leicht abgesenkte Topographie eingelassen sind. Nutzungen wie Freilichtkino oder Theater können hier ihren Platz finden. Die offenen Flächen ermöglichen auch eine großflächigere Nutzung für Feste und Märkte von Gundelfingen.
Die vorhandene temporäre Anlieferbrücke wird rückgebaut und weiter östlich neu verortet.
Dadurch erhält die Südterrasse des Bleiche Stadels eine neue Lage im Park, die ruhig ist und einen Ausblick auf das Ufer anstatt auf die Anlieferbrücke bietet. Für Kinder wird in diesem Bereich eine Spielinsel angeboten, die vom Außenbereich der Terrasse einsehbar ist.
Als Wegebelag wird zwischen Belägen für den ruhigen kontemplativen und dem aktiven Bereich unterschieden. Der ruhige Bereich erhält eine wassergebundene Wegedecke, während für den begangenen und befahrenen Bereich die Pflasterung des Hofes am Bleiche Stadel aufgegriffen und fortgeführt wird.
Entlang der Uferbereiche werden Kopfweiden ergänzt, so dass die gegenüberliegenden Uferbereiche mit ufertypischen Bäumen gesäumt werden und einen grünen Rahmen bilden.
Auf der Insel entstehen entlang der Brenz zurückhaltende Sitzbereiche direkt am Wasser.
Eine Sitzstufe mit 2 eingelassenen Gehstufen ermöglicht das Sitzen mit den Füssen im Ufersand der Brenz, eine ergänzende Bank oberhalb dieser Stufe ergänzt dieses Sitzangebot auf dem oberen Niveau.
Bei Nacht wird durch eine ruhige schlichte und durchgängige Beleuchtung mit reduzierten Lichtstelen eine Nutzung der Insel ermöglicht. Im Bereich des Gedenkhains werden die Vitrinen des Andenkens und der Tempelbau durch Beleuchtung in Szene gesetzt.
Neben der sanften Überarbeitung der Freianlagen der Bleiche Insel wäre auch eine Optimierung der südlichen Uferkante entlang der Brenz wünschenswert, wie z.B. die Aktivierung des am Brenzufer stehenden Gebäudes an der Günzburger Straße, eine Wegeverbindung von hier zum bestehenden Parkplatz und eine Fortführung dieses Weges über einen verkehrsberuhigten Bereich bis hin zur neuen Anlieferbrücke zum Bleiche Stadel.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Freiraumkonzept setzt sich behutsam mit dem informellen Charakter der Bleiche-Insel auseinander. Der Vegetationsbestand wird im Wesentlichen übernommen und punktuell zugunsten einer besseren Zugänglichkeit der Brenz geöffnet. Wegeflächen weiten sich selbstverständlich zu dem platzartigen Bereich, der das neu gestaltete Denkmal umgibt. Auf diese Weise gelingt eine unaufgeregte Einbindung des auf den Kern komprimierten Baus in die Landschaft. Vor diesem Hintergrund ist die Ausbildung eines Amphitheaters auf der großen Wiese wenig plausibel. Es wirkt trotz seiner betont organischen Ausformulierung fremd im Spannungsfeld zwischen dem Mühlenensemble und dem Denkmal.

Das Denkmal und die Gestaltung des Umfeldes um den zentralen Bau ist dem Anlass entsprechend gelungen und würdig ausgeformt. Die Öffnung des zentralen Denkmalraums an Decke und Rückwand verschafft diesem Licht und Transparenz. Durch die „Versenkung“ der begleitenden Mauerscheiben mit den Bronzetafeln wird eine zeitgemäße und demokratische Erscheinung des historischen Denkmals erreicht.
Die Auskleidung des Innenraums mit beschreibbaren Bleiplatten ermöglicht jedem Besucher eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg und Frieden, welche der Würde des Ortes angemessen erscheint. Dies wird als essentielle künstlerische Entwurfsidee gewürdigt. Die Möglichkeit, die Inschriften in gewissen Zeitabständen zu kopieren und anschließend zu löschen, erlaubt eine fortwährende Dokumentation der hinterlassenen Gedanken.
Die Platzierung der Bronzetafeln in Vitrinen auf dem Boden wurde kritisch diskutiert. Technisch besonders problematisch erscheint die Abdeckung der Vitrinen mit Glas im bewitterten Außenraum. Entgegen der Wettbewerbsvorgabe wurden der Schriftzug und das Schwursymbol am Portal des Tempelbaus entfernt.

Der Entwurf reduziert das Denkmal auf das mittlere Tempelgebäude und ermöglicht damit eine einheitliche Wahrnehmung des Bleiche-Parks. Die Anbringung der Gedenkplatten im Boden nach dem Vorbild der Stolpersteine (hierzu gibt es eine deutschlandweite Diskussion) verändert den Blickwinkel. Aus den gefallenen Soldaten werden Opfer, was der heutigen Sicht auf die Weltkriegsgefallenen entspricht. Die Wahrnehmung der Opfer wird eher gesteigert. Das Opfergedenken kann fortgesetzt werden durch neue Tafeln. Die Bleiplatten in dem Tempelgebäude ermöglichen eine individuelle Auseinandersetzung mit den Themen Krieg, Opfer und Frieden, ein Missbrauch kann jedoch nicht ausgeschlossen werden.