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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2017

Neubau Haus II der Oberschule Ulrich-von-Hutten inkl. Außenanlagen

Perspektive

Perspektive

ein 3. Preis

Preisgeld: 11.250 EUR

Lehmann Architekten GmbH

Architektur

w+p Landschaften

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Bestand / Ausgangssituation / Konzept
Die Oberschule „Ulrich von Hutten“ in Frankfurt (Oder) ist in einem in den Jahren 2005 / 2006 sanierten Schulgebäude aus den 1960er Jahren untergebracht. Mit dem südlich des Bestandsgebäudes zu errichtenden Neubau besteht nun die Möglichkeit, die benötigten Flächen für den Schulbetrieb zu ergänzen sowie das bestehende Ensemble aus Schulgebäude und Turnhalle an der Gr. und Kl. Müllroser Straße neu zu ordnen.

Für den Neubau an der Oberschule sind folgende Gedanken grundlegend:
• Städtebauliche Ein- und Anbindung sowie außenräumliche Neugliederung unter
Wahrung der vorhandenen Qualitäten und Strukturen
• Zeitgemäße Schulerweiterung mit hohem Nutzungskomfort und Aufenthaltsqualität
• Leistungsfähige, barrierefreie Anbindung und kurze, übersichtliche Erschließung
• Kompaktes Gebäudevolumen als Grundlage für das energetische Konzept
• Energetisches Konzept zur Erreichung eines hohen Standards

Städtebauliche Konfiguration:
Das neue Schulgebäude ergänzt den Bestand nach Süden. Der 3-geschossige Erweiterungsbau bildet aufgrund seiner Höhe und Lage entlang der neuen Wegeverbindung östlich des Schulhofes mit dem 3- bzw. 4-geschossigen Bestandsgebäude ein selbstverständliches und spannungsvolles Ensemble.
Neubau und Bestand treten nicht in Konkurrenz, sondern ergänzen sich gegenseitig. Der
Erweiterungsbau vermittelt zwischen der Sporthalle im Osten, dem Bestandsgebäude sowie der umliegenden Wohnbebauung. Durch die Lage des Erweiterungsbaus werden die bestehenden Außenräume der Schule ergänzt und neu gegliedert sowie nach Südosten räumlich gefasst. Der Neubau versteht sich so als Erweiterung des Bestandes mit neuem Abschluss bzw. neuer „Adresse“ an der Kleinen Müllroser Straße. Hier
befindet sich der separate Zugang zur Aula sowie zur Anlieferung.

Außenanlagen: Strukturen vorgeben – Wissen fördern
Durch die Neuordnung der Schulhofflächen wird das gesamte Areal aufgewertet. Es entstehen in den Außenanlagen Lern- und Aufenthaltsräume für den Ganztagesbetrieb und zugleich ein attraktives Entree für die Aula und die Turnhalle mit den angegliederten weiteren 24 Parkplätzen. Die Wegeverbindung zwischen Großer und Kleiner Müllroser Straße wird als verbindendes Rückgrat hergestellt. Die Anlieferung für den Mensabetrieb erfolgt über die Kleine Müllroser Straße, ohne den Schulbetrieb zu beeinträchtigen. Bei der Neugestaltung werden die zu erhaltenen Bereiche berücksichtigt.
Das anfallende Oberflächenwasser wird in den naturnah angelegten Vegetationsflächen
durch Versickerung dem Grundwasser wieder zugeführt. Die Schulhofflächen sind räumlich gegliedert und bieten durch die differenzierte Gestaltung zeitgemäße
Angebote für die Schüler mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Das Grüne Klassenzimmer, Tischtennis, Tischkicker und individuell angefertigte Sitzpodien sind die Bausteine einer funktionierenden Schullandschaft.

Die bestehenden Architekturstrukturen werden aufgegriffen und zusammen mit dem Freiraum zu einer homogenen Einheit zusammengeführt. Die „Ulrich von Hutten“ Oberschule erhält durch die Neugestaltung eine deutliche Aufwertung, die zugleich dem Budget gerecht wird.

Nutzung Raumprogramm
Die Lage des Neubaus ermöglicht eine effektive und einfache Anbindung an den Bestand. Es wird vorgeschlagen, den Erweiterungsbau über eine Brücke im ersten Obergeschoss innenräumlich und barrierefrei an den Bestand anzuschließen. Über einen neuen Ausgang mit angeschlossener Rampe am Südgiebel des Bestandsgebäudes werden der Schulhof und der Eingang des Erweiterungsbaus zum Hof barrierefrei erschlossen. Der Baukörper des Neubaus ermöglicht einen zeitgemäßen und leistungsfähigen Schulbetrieb. Hierbei stehen kurze, barrierefreie Wege sowie eine klare und übersichtliche Gliederung und Anordnung der einzelnen Nutzungsbereiche im Vordergrund. Über einen an den Eingangsbereich angegliederten Luftraum mit zentraler, freier Treppe wird das Gebäude einfach und über kurzem Weg erschlossen. Zwei notwendige Treppenräume ergänzen die Erschließung. Im Erdgeschoß befinden sich der Schulclub, die Schulküche sowie die Kantine und die Aula.

Kantine und Aula im Süden des Gebäudes bilden eine sinnvolle und sich ergänzende Einheit. Der Raum für die Schülerspeisung kann der Aula zugeschlagen oder abgetrennt werden, so dass unterschiedliche Raumkonfigurationen möglich sind. Der Bereich der Aula ist abschließbar vom Schulbetrieb und kann so auch extern genutzt werden.
Im ersten Obergeschoß befinden sich die Unterrichtsräume und die Werkstätten des Praxiszentrums sowie die Unterrichtsräume für Deutsch als Fremdsprache. Das Praxiszentrum bildet mit der Schulküche im Erdgeschoß eine räumliche Einheit. Das Lehrerzimmer liegt im Bereich des Anschlusses an das Bestandsgebäude und ist hierdurch zentral innerhalb des neu entstehenden Schulensembles
angeordnet. Im zweiten Obergeschoß sind die allgemeinen Unterrichtsräume organisiert.

Materialität / Erscheinungsbild / Konstruktion
Bei der Auswahl der Konstruktion wird auf ein sinnvolles Zusammenspiel von ressourcenschonenden und wartungsarmen Materialien geachtet. Der massive Gebäudekern eignet sich dabei als Klimaspeicher. Die Fassaden sind als Massivbau mit einer vorgemauerten Klinkerfassade konzipiert. Mit dem Material wird farblich auf den Bestand Bezug genommen. Gleichzeitig erhält der Neubau seine Eigenständigkeit.
Neben seiner Langlebigkeit und wertigen Erscheinung ist der rötliche Klinker im historischen Frankfurter Stadtbild verankert. Für die Fenster und die Glaskonstruktionen wird eine Verbundkonstruktion aus Holz und Aluminium mit einer dreifachen Verglasung vorgeschlagen. Die Deckschale aus Aluminium ermöglicht eine wartungsarme Fensterkonstruktion. Auch im Innenbereich werden natürliche Materialien wie Kautschuk, Naturstein sowie Holzverkleidungen vorgesehen.

Energie- und versorgungstechnisches Konzept
Die kompakte Bauform und das günstige Verhältnis von Außenflächen zu Gebäudevolumen sind wichtige und grundlegende Voraussetzungen für ein energetisch optimiertes Gebäude. Im Zusammenspiel mit dem Architekturkonzept wird ein energie- und versorgungstechnisches Gesamtkonzept mit einem hohen Grad an Nutzungsqualität vorgeschlagen:
Die Wärmeversorgung der Liegenschaft erfolgt über das bereits vorhandene Fernwärmenetz. Ein Übergaberaum ist im Neubau vorgesehen. Die Wärme wird in den Aufenthalts- und Unterrichtsräumen über platzsparende Plattenheizkörper abgegeben. In der Aula und Kantine wird eine Fußbodenheizung vorgesehen. Diese ermöglicht höchsten Komfort durch den hohen Strahlungsanteil der Wärmeabgabe.

In den Unterrichtsräumen wird die Zuluft kontrolliert über die Fassade zu- und durch eine Abluftanlage abgeführt. In den Sommermonaten kann dieses System zur Nachtauskühlung genutzt werden. Eine Überhitzung der Räume wird im Zusammenspiel mit dem hochwertigen Blend- und Sonnenschutz effektiv und wirtschaftlich vermieden. Die Aula wird über eine mechanische Zu- und Abluftanlage mit einer Wärmerückgewinnungseinheit versorgt. Die notwendigen Anlagen können in den Dachaufbauten integriert werden.

Das Prinzip einer nachhaltigen Energieerzeugung kann auch bei der Elektrotechnik verfolgt werden. Über eine sinnvolle Belegung der Dachflächen mit PV-Modulen kann im Planungsverlauf über eine Aufstellung von Kosten und Nutzen zum Betrieb entschieden werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Innerhalb der heterogenen Stadtstrukturen und insbesondere in der Anbindung an die bestehenden Schulbauten integriert sich dieser Entwurf angemessen und schafft mit dem einfachen Gebäudevolumen eine selbstverständliche Ergänzung des Schulstandortes.

Konsequent werden die bestehenden Strukturen des Lageplans aufgenommen und in einen neuen Strukturplan eingebunden. So wird die vorhandene Nord-Süd-Achse zu einer Promenade ausgebaut, die sowohl die bestehenden und als auch das neue Schulgebäude einbindet. So entsteht eine kompakte Baukörpersetzung, die Anbindung und Übergang zu dem bestehenden Schulgebäude findet und Bezüge zu den angrenzenden Außenräumen schafft.

Für die äußere Erschließung sind entsprechend der Vorgaben zwei getrennte Zugänge geplant, ein Haupteingang vom Schulhof und ein Eingang für die Aula zum öffentlichen Straßenraum. Die Umsetzung des Raumprogramms ist in dem klar gegliederten Gebäudekubus funktional und räumlich sehr gelungen. Die Grundrisse verfügen über eine einfache Erschließungs- und Raumstruktur. Ein ringförmiger Flur, der um das 3 geschossige Foyer geführt wird, erschließt in den Obergeschossen sämtliche Lehr- und Funktionsräume, die alle optimal belichtet werden. Im Erdgeschoss sind die allgemeinen Flächen, Schulclub, Kantine und Aula sinnvoll angeordnet. Kritisch bleibt die Raumhöhe der Aula, die mit 3.60 m zu niedrig ist.

Positiv erscheint der Baukörper in der architektonischen Haltung. Die Fassaden bringen die Schulnutzung zum Ausdruck, die gut proportionierten Ansichten wirken zurückhaltend und angemessen in dem gesamten Ensemble. Der Umgang mit den Freiflächen wird grundsätzlich positiv bewertet. Nicht überzeugend ist die Anbindung des Parkplatzes an die Promenade, die die Qualität der Promenade im Norden einschränkt.

Insgesamt besticht der Entwurf durch das klare städtebauliche und architektonische Konzept, das funktional sowohl in dem Nachweis des Raumprogramms als auch im Freiraum optimal gelöst ist. Allerdings bestehen mit dem hohen Kostenansatz Zweifel an der Umsetzung dieses Projekts.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansicht

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