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Offener Wettbewerb | 04/2017

MARITIM Seebrücke Timmendorfer Strand

ein 2. Preis

Preisgeld: 4.250 EUR

LOMA architecture. landscape. urbanism

Architektur

Bollinger+Grohmann

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Die Seebrücke schwingt in weichen Bewegungen ins Meer, wie ein Wellenschlag in Richtung Horizont. Ihre fließende, formal reduzierte Gestalt baut sich harmonisch durch die Balance aus linearer Streckung und ondulierender Wellenbewegung auf. Die räumliche Bewegung des Brückenbauwerks erfolgt in mehreren Dimensionen: horizontal weich schwingend von links nach rechts und vertikal vom Hauptweg fast zum Meeresspiegel hinabgleitend. Die Einfassung dieser Schwungbewegung wird über eine Reling mit zwei weißen Stahlholmen definiert, welche ebenfalls in fließender Form ausgebildet sind. Die entwurfsleitende Idee des zweckfreien „Schreitens ins Meer“ wird mit der dienenden Idee von Bootsanlegern und ihren gewünschten Funktionen zu einer kompakten, klassisch anmutenden Gestalt verschmolzen. Die Seebrücke ist ein lineares, einstöckiges Bauwerk, ohne additive Seitenflügel. Alle Funktionsbereiche des Brückenbauwerks sind multifunktional nutzbar: die abgesenkten Anleger für Bäderschiff und Segelboote dienen mit ihren Sitzstufen auch als „Treffpunkt und Bühne zum Meer“, zum Betrachten von Bucht und Horizont.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einem ausgesprochen zurückhaltenden Eingriff in die bestehende Stützmauer entwickelt der Verfasser eine Seebrücke, welche in ihrem Verlauf im Querschnitt mehrfach variiert. Aus diesem Formenwechsel entsteht ein dynamischer wie pulsierender Köper, welcher über dem Strand mit einem rumpfähnlichen Korpus seinen eleganten Auftakt nimmt. In diesem Bereich wird jedoch moniert, dass die geforderte lichte Höhe nicht erreicht wird. Die Jury begrüßt, dass das Brückendeck in seinen Aufweitungsbereichen zoniert wird und durch den unterschiedlichen Höhenverlauf neue Wege ermöglicht. Der Belag schwingt in diesen Zonen sanft auf und ab, wobei die entstehenden Höhendifferenzen durch sehr kubische Sitzgelegenheiten überwunden werden. Die Materialität sowie die schroffe Kantigkeit werden kritisch bewertet. Die Orientierung der in den Flanken angeordneten Sitzbänke bietet wertvolle Aufenthaltsbereiche mit Blick zu Sonnenauf und -untergang, was von der Jury hoch anerkannt wurde Auf sehr geschickte Weise schafft es der Verfasser, durch die deutlicheren Höhenversprünge in den beiden meerseitigen Aufweitungen, den funktional erforderlichen Weg hinunter bis knapp über die Wasseroberfläche in das Gesamtgestaltungskonzept zu integrieren.
Die teilweise mehrfach gekrümmten Bleche des Brückenkörpers verlangen voraussichtlich einen hohen konstruktiven Aufwand, welcher sich in den Herstellungskosten aber auch in einer sehr positiv bewerteten Untersicht ausdrücken wird. Der Handlauf der Brücke wird als Geländer aus Rohren mit sehr großem Querschnitt sehr kritisch diskutiert. Diesen Elementen geht die Eleganz des eigentlichen Brückenkorpus ab. Sie enden unvermittelt in den niedrigen Bereichen, um Zugang zu den Schiffen zu ermöglichen und werden von gekrümmten Schwertern getragen, welche in ihrer perspektivischen Verdichtung vermutlich den Blick ins Wasser stark einschränken. Sehr gelobt wurde der gestalterische Ansatz zu den unterschiedlichen Lichtkonzepten mit Innen- und Fernwirkung.

Der Entwurf scheint im vorgesehenen Kostenrahmen realisierbar.

Insgesamt verspricht die Arbeit einen zeitgemäßen und in sich sehr schlüssigen Entwurf für eine neue Seebrücke mit großem Aufenthaltswert, welcher sich vermutlich eng am vorgegeben Kostenrahmen orientiert.