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Offener Wettbewerb | 06/2017

Erweiterungsneubau für die Kantonsschule Limmattal

lukas raeber
schulhaus limmattal

lukas raeber schulhaus limmattal

AGORA

3. Rang

Rapp Infra AG

Bauingenieurwesen

Lukas Raeber Architektur ETH SIA GMBH

Architektur

WMM Ingenieure AG

Tragwerksplanung

Westpol Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Gruner AG

Brandschutzplanung

Beat Joss & Partner

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

An der Strasse, in unmittelbarer Nähe der geplanten Haltestelle der Limmattalbahn, soll ein fünfgeschossiger Kubus den nördlichen Auftakt zur Schulanlage bilden und gleichzeitig einen identitätsstiftenden Akzent in einem sich teilweise neu definierenden Quartier setzen. Orthogonal dazu erstreckt sich gegen Westen ein zweiter,
flächiger Baukörper. Im Zusammenspiel mit dem bestehenden Schulbau spannen die zwei neuen Gebäude in ihrer Mitte den Pausenplatz als neues Zentrum der Gesamtanlage auf. Mit der städtebaulich schlüssigen Setzung der beiden Volumen wird
additiv am Bestand weitergebaut – so ensteht ein neuer Campus mit optionalem Erweiterungspotenzial im Westen.
Die Projektverfassenden beschreiben den adressbildenden Kopfbau als «Schulhaus mit zwei Horizonten», in dem mittels einer geschickten Schnittabwicklung verschiedene Ebenen und Nutzungszonen zueinander in Beziehung gesetzt werden. Dabei wird einerseits der «öffentliche Horizont» formuliert: Mit der Aula als öffentlicher Schlüsselnutzung auf Strassenniveau, flankiert von einem grosszügig dimensionierten Aufenthalts- und Foyerbereich, welcher über eine raumbildende Treppe mit Sitzstufen zur höher gelegenen Pausenplatzebene und zur Mensa im Hauptbau führt. Hier eröffnet sich dem Besucher dann der «schulische Horizont» mit den Unterrichtsräumen, welche sich auf vier Geschossen ringförmig um ein Atrium mit zentraler Haupt erschliessung gruppieren. Der Lichthof wird mitsamt den generösen, ring förmig angeordneten Erschliessungszonen in den Obergeschossen zu einer flexibel bespielbaren Fläche – so entstehen wechselnde Raumangebote vom Pausenplatz zum
Lernatelier bis hin zu Arbeitsplatzzonen für Einzel- und Gruppenarbeiten. Im zweiten Bau befinden sich die zwei koppelbaren Doppelturnhallen und der darüber liegende Mehrzweckraum. Vom Pausenhof gelangen die Schülerinnen und Schüler über einen überdachten Eingangsbereich ins Foyer. Die Turnhallen werden mit Geräte räumen und Garderobenbereichen im ersten Untergeschoss erschlossen.
Die vorgeschlagene Aufteilung in zwei selbstständige Baukörper überzeugt funktional; da sich deren Zugänge zum Hauptgebäude orientieren, ist auch die An- und Ein bindung in die Gesamtanlage sichergestellt. Die Organisation des Schul gebäudes mit der Aula im Tiefparterre und den über dem Eingangsgeschoss liegenden vier Schulgeschossen für die einzelnen Fachschaften bildet die betrieblichen Anforderungen gut ab. Als nachteilig wird die eher unflexible Grundrisstypologie eingeschätzt, die auch Nebenräume, wie etwa die Sammlungen, an der Fassade situiert. Das Sportgebäude ist in sich logisch und einfach konzipiert, was einen effizienten Betrieb erwarten lässt.
Mit einem kräftigen Baummäander wird die Gesamtanlage ummantelt und zoniert. Das bestehende quadratische Element auf dem Pausenplatz wird durch eine bühnen artige Sitzpyramide verdoppelt und markiert den neuen Schwerpunkt der Schulanlage vor der Aula. Die nordseitig flankierende Platzterrasse vor dem Turnhallengebäude erhält wichtige freiräumliche Funktionen wie etwa einen Skatepark und einen Wiesenspielplatz. Sie liegt auf dem oberen Niveau des Pausenplatzes und setzt diesen räumlich fort. Eine Rampe entlang des bestehenden Mensagebäudes verbindet die unterschiedlichen Ebenen der Anlage. Die regionale Veloverbindung wird quer durch das Areal geführt. Durch die geschickte Anordnung der Platz flächen entsteht dennoch eine klare Trennung zwischen den Gebäudezugängen und der Veloverkehrsführung. Die Veloabstellplätze werden dezentral im Aussenraum angeboten. Aufgrund der schematischen Darstellung ist das Angebot jedoch nicht klar ersichtlich. Die Erschliessung der Tiefgarage über «Im Hackacker» und die An lieferung über «In der Luberzen» sind zweckmässig gelöst. Die Parkierungsanlage ist zum Teil nicht normgerecht und wenig komfortabel. Die entsprechenden
erforderlichen Anpassungen insbesondere bei der Zufahrtsrampe hätten bei einer Überarbeitung Auswirkungen auf die Umgebungsgestaltung.
In ihrer Formensprache und Materialisierung lehnen sich die Neubauten an Vorgefundenes an, ohne dabei auf einen eigenständig wirkenden Ausdruck zu verzichten. Das rasterartige äussere Erscheinungsbild ist einheitlich in Sichtbeton und Welleternit platten gehalten. Im Gebäudeinneren manifestieren sich die Bauten als gegensätzliches Paar im gleichen Kleid: Die Tragwerkstruktur des Sportbaus wird als Holzbau ausgebildet, der Klassentrakt ist kontrastierend als Stahlbetonkonstruktion konzipiert.
Die Kostenermittlung attestiert dem Projekt eine hohe Wirtschaftlichkeit. Die graue Energie der Gebäude ist durchschnittlich, sowohl die Geschossfläche als auch die Kompaktheit liegen im Mittelfeld, der Fensteranteil ist sinnvoll gewählt. Die Fassaden beider Bauten haben eine vorgestellte Betonstruktur und Ausfachungen in Welleternit. Das ergibt eine sinnvolle, etwas aufwendige, aber beständige Konstruktion. Der Dämmstandard ist für die Anforderung Minergie-P ausreichend. Für den sommerlichen Wärmeschutz kritisch ist das grosse Oberlicht über dem Atrium. Es ist kein Lüftungskonzept vorhanden, die Struktur lässt aber eine einfache Medienführung erwarten. Insbesondere die Dachfläche des Sporttrakts eignet sich für eine aufgeständerte PV-Anlage.
Die Turnhalle liegt in der aufgeschütteten Deponie und müsste gepfählt werden. Nicht abfliessendes Wasser kann in der dichten Grubenschüttung zu Auftriebssituationen führen, obwohl der Grundwasserspiegel tiefer liegt. Das Holztragwerk über der Turnhalle, als spannender Kontrast zur Betonhülle, muss von dieser getrennt werden. Im Unterrichtstrakt ist das Tragwerk in den Obergeschossen sowie auch im Untergeschoss funktionell gegliedert, zeigt aber bei näherer Betrachtung erhebliche
Schwächen. Die konzentrierte Lastabführung der inneren Obergeschossstützen auf die Gitterdecke im Erdgeschoss würde im angedachten Layout nicht umgesetzt werden können.
Die Verfassenden präsentieren ein gesamtheitlich in sich stimmiges Projekt mit einer überzeugenden städtebaulichen Haltung und einer sorgfältigen Umsetzung des Raumprogramms, auch wenn die Grundrissgestaltung des Schulgebäudes nicht restlos zu begeistern vermochte. Die geglückte Entflechtung öffentlicher und schulischer Nutzung wurde vom Preisgericht besonders hervorgehoben
lukas raeber
schulhaus limmattal

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