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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2017

Gestalterische Aufwertung des Ortszentrums

Lageplan

Lageplan

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 16.000 EUR

Logo verde Ralph Kulak Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

koeberl doeringer architekten

Architektur

Erläuterungstext

Idee:

• Identität der Ortsmitte: der zentrale Marktplatz
• Lebendiges Zentrum durch Nutzungsangebote und Events
• Aufwertung Bestand und Vernetzung der Funktionsbereiche

Die neue Ortsmitte von Fürstenzell überzeugt in ihrer städtebaulichen Neuordnung durch ein belebtes Zentrum mit hoher Aufenthaltsqualität. Im Vordergrund steht ein großer multifunktional nutzbarer Platz, der an den bereits umgestalteten Bereich der Bahnhofstraße anknüpft. Neben großzügigen Bewirtungsflächen unter Bäumen werden Möglichkeiten für Märkte und Festivitäten sowie Spielangebote für Kinder und Jugendliche angeboten. Von Passau kommend steht der Maibaum weit sichtbar markant am Hochpunkt des Platzes. Das Kriegerdenkmal wird im Bezug zur Bebauung am neuen Standort in Szene gesetzt. Ausgehend von der Aufwertung des öffentlichen Raums sollte zumindest ein Fassadenprogramm initiiert werden, um den ursprünglichen Charme und die städtebaulichen Qualitäten Fürstenzells wieder in den Vordergrund zu rücken!

Griesbacher Straße und Passauer Straße werden über die Verbreiterung der Gehbahnen als Versorgungs- und Geschäftsbereich gestärkt und über den Marktplatz mit der Bahnhofstraße funktional verflochten. Die Straßenzüge werden verkehrsberuhigt (Streckengeschwindigkeit Tempo 30; verkehrsberuhigter Geschäftsbereich, Tempo 20) und barrierefrei gem. DIN 18040 Teil 3 ausgebaut. Eine abschnittsweise und flexible Realisierung ist möglich.

Städtebau / Grünplanung:

• Bewahrung Leitbild „Klosterdorf“
• Erhalt und Nachnutzung vor Abriss und Neubau
• Ergänzungsbauten an der Griesbacher Straße
• Aufwertung ortsbildprägender Grünräume
• Stärkung der Versorgungsfunktion
• Durchgängiges Beleuchtungskonzept

Der städtebauliche Kontext in der Ortsmitte Fürstenzell leidet unter teilweise maßstabsprengenden baulichen Volumina. Die mangelnde Attraktivität der Ortsmitte um dem Marktplatz führt zu Leerständen und zu einem rückläufigen Einzelhandel. Mit der Aufwertung der öffentlichen Freiräume und der deutlichen Verbesserung an Aufenthaltsangeboten kann auch die bauliche Entwicklung maßvoll erweitert werden. Während das Haus Marktplatz 15 erhalten und einer teilweise öffentlichen Nutzung zugeführt werden könnte, werden nördlich der Griesbacher Straße max. 3-geschossige Neubauten vorgeschlagen. Dem ortsbildprägende Gebäude Marktplatz 6 -8 (Volksbank / Raiffeisenbank) wird ein langgezogenes Flugdach vorgestellt das die Sitzplätze für die Bushaltestelle, Fahrradabstellplätze, Ladestationen und die Ortsinformationen beherbergt.

Der Marktplatz wird von locker gestellten rotblühenden Kastanien überstellt (Biergarten). Griesbacher-/ Holzbacher Straße sowie die Passauer Straße erhalten zur Akzentuierung und Gliederung im Bereich der Längsparkplätze Einzelbaumpflanzungen aus weiss blühenden Pflaumen-Dornen in Unterflur-Baumrosten.
Als Auftakt zur Klostergärtnerei Fürstenzell wird in der Grünfläche an der Passauer Straße ein Stadtgarten angelegt. Ab Mai blühen hier Rosen, Blütenstauden und Kletterpflanzen an der Klostermauer.

Von besonderer Bedeutung für Fürstenzell ist der Grünzug Zeller Bach. Ab Festwiese/ Stadtbad wird daher eine Aufwertung des Bachlaufs sowie eine durchgängige Wegeverbindung für Fußgänger und Radfahrer vorgeschlagen.

Verkehr:

• Aufwertung Ortseingang (Passauer Straße)
• Reduzierung Fahrgeschwindigkeiten Pkw/Lkw
• Fußgängerampel (Passauer Straße) / Fußgängerüberwege („Zebrasteifen“)
• Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich (Tempo 20) im Bereich Marktplatz
• Fahrbahnbeläge in offenporigem Asphalt im Bereich Marktplatz (Lärmschutz)
• Randbereiche mit Plattenbelägen (Granit, gestockt; Kanten gebrochen)
• Differenziertes Parkplatzangebot (bewirtschaftet)
• Einseitiger Radfahrstreifen
• Barrierefreier Ausbau nach DIN 18040-3

Der Bereich des Marktplatzes übernimmt wichtige Erschließungs- und Verkehrsaufgaben. Er ist mit ca. 11.000 Pkw- Fahrbewegungen/24h mäßig bis stark belastet. Von besonderer Bedeutung für die innerörtliche Vernetzung der Funktionsbereiche und die Stärkung der Aufenthaltsbereiche sind aber nicht die Verkehrsbelastungen sondern die Fahrzeug-geschwindigkeiten! Ausgehend vom Ortseingang am Friedhof und dem Kreuzungspunkt Erlenweg/Griesbacher Straße wird der Verkehr durch verkehrswirksame Maßnahmen (z.B. Fußgängerampel) in seiner Geschwindigkeit auf Tempo 30 als Streckengeschwindigkeit und im Bereich des Marktplatzes auf Tempo 20 (verkehrsberuhigter Geschäftsbereich) reduziert. Diese Geschwindigkeitsreduzierung ist Voraussetzung für die Vernetzung der beiderseits der Straßen angeordneten erdgeschossigen Geschäftsbereiche. Nur so sind auch die Stärkung des Fahrradverkehrs, das gefahrlose Queren für Fußgänger und die für Fürstenzell so wichtige Stärkung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum realisierbar.

Der öffentliche Nahverkehr wird im Bereich des Markplatzes durch die Anlage der Bushaltestellen mit großzügigen Wartebereichen entscheidend gestärkt.

Der ruhende Verkehr wird im Bereich des Marktplatzes bis auf das Angebot von Behindertenstellplätzen (Apotheke) deutlich reduziert. In der Griesbacher – und Passauer Straße und hinter dem Haus Marktplatz 15 werden dafür beidseitig (bewirtschaftete) Parkstände angeboten.

Fahrräder:
Das neue Ortszentrum Fürstenzell fördert die Fahrradbenutzung in besonderer Weise. So stehen zahlreiche Fahrradstellplätze (ca. 200 Stück) zur Verfügung. Im Bearbeitungsbereich wird ein einseitiger Fahrradstreifen auf der Fahrbahn angeboten. Das Radwegnetz wird perspektivisch im gesamten Ortsgebiet ausgebaut.

Materialität:

• Fahrbahnen in Asphalt
• Parkstände / Busbuchten in Großsteinpflaster (Granit)
• Platzbereich und Vorbereiche (Gehbahnen) mit Plattenbelägen (Granit)
• Einfassungen, Rinnen in Großsteinpflaster (Granit)

Die Fahrbahn der Staatsstraße wird im Bearbeitungsbereich in ihrer Breite von 6,50m belassen, asphaltiert (Flüsterasphalt) und mit Tiefborden (Großsteinpflaster) und beidseitigen Rinnen (Großsteinpflaster) gefasst. Der Begegnungsverkehr Lkw/Lkw (Bus) ist gewährleistet.
Im Bereich der Busbuchten werden Hochborde (Höhe 17cm) für Niederflurbusse eingebaut. Alle Parkstände und Busbuchten sowie die Rinnen werden in Großsteinpflaster (Granit), geschnitten, gestockt; Kanten gebrochen) befestigt.
Der Marktplatz und die Gebäudevorbereiche erhalten einen einheitlichen Belag aus Granitplatten (geschnitten, gestockt; Kanten gebrochen), die auf einer bituminösen Tragschicht in Splitt-Sandgemisch verlegt werden.

Beleuchtung:

Die Beleuchtung erfolgt über wechselseitig im Straßenraum gestellte Mastansatzleuchten (LPH: 5.80m). Die LED-Leuchte gewährleistet eine gleichmäßige und kostengünstige Ausleuchtung der Fahrbahn und der angrenzenden Gehbereiche. Als Ergänzungs-beleuchtung der Gehbahnen werden Anbauleuchten an den Hausfassaden verwendet. Im Bereich des Marktplatzes werden die Kastanien durch Uplights in ihrer Wirkung betont. Das Flugdach der Bushaltestelle wird ebenso durch Uplights hervorgehoben.

Ausstattung:

Der öffentliche Raum wird so flexibel und multifunktional wie möglich ausgestattet. Sitzbänke mit Holzauflage, werden v.a. im nördlichen Bereich und an den Bushaltestellen angeboten.

Fahrradständer zum Teil mit Ladestationen komplettieren die erforderliche Ausstattung. Abfallbehälter werden nur an besonders belasteten Stellen eingesetzt.

Der Marktplatz erhält einen Bodenbrunnen. Springstrahle entspringen aus bodenbündig gesetzten, beleuchteten Quallern. Am südlichen Markplatz im Übergang zur Bahnhofstraße setzt ein Brunnen oder eine Kunstinstallation einen besonderen zusätzlichen Aspekt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch ein großzügiges und robustes räumliches Konzept, das wesentliche Funktionen klar zuordnet und jeweils den Situationen angemessene Räume
ausbildet.
So bietet der Marktplatz ein attraktives Angebot für den Aufenthalt unter Schatten spendenden rotblühenden Kastanienbäumen und für spielende Kinder an einem Bodenbrunnen sowie ausreichenden Platz für Sitzgelegenheiten um den Maibaum. Das Kriegerdenkmal wird leicht nach Osten versetzt und von den Bäumen abgerückt, ist allerdings in Verbindung mit der baulichen Umgebung nochmals zu überprüfen. Trotz der freien Baumstellung auf dem Platz erscheint es möglich, einige Marktstände aufzustellen.

Zwischen dem Bankgebäude und dem Eckgebäude am Kirchenweg entsteht ein Bereich, der auf einleuchtende Weise die verkehrlichen Anforderungen nach zwei Bushaltestellen und einem überdachten Wartebereich sowie E - Tankstelle und Fahrradabstellgelegenheiten verbindet. Vor der Klostermauer liegt der einladende, große Stadtgarten, der auch von der gegenüberliegenden Straßenseite Garten und Kirche zu einem Gesamtensemble verbindet.

Die Einmündung Schulstraße - Passauer Straße ist neu und übersichtlich gestaltet. Die Verlegung der Stellplätze auf die östliche Seite kommt einer nicht zwingend erscheinenden Parkerweiterung des Friedhofs zugute, ist aber nachteilig mit der Querung der Straße für die Friedhofsbesucher verbunden.

Die Fahrbahn durch den Ort wird so geschickt geführt, dass ausreichend tiefe Vorbereiche vor den Gebäuden entstehen.
Allein am Steinleitner - Haus wird die Engstelle bedauerlicherweise nicht berücksichtigt. Die Vorbereiche an der Westseite der Holzbacher Straße scheinen zu großzügig ausgelegt worden zu sein. Die bauliche Verengung nach Westen in den Pfarrgarten hinein verschließt leider die Qualitäten einer möglichen Öffnung des Stadtraums in einen attraktiven Freiraum.

Durch eine Verschwenkung an der Einmündung Kirchenweg und eine Baumsetzung wird der räumliche Blick verengt und so die erwünschte Verlangsamung des Verkehrs erreicht. Weitere punktuelle Baumsetzungen im Straßenraum unterstützen dieses Prinzip.

Die Fahrbahn durch den Ort wird asphaltiert.
Fußgängerquerungen sind nicht an allen wesentlichen Stellen vorgesehen. Alle Gehwege sowie die Einmündungen von der Bahnhofstraße, an der Schulstraße sowie Kirchenweg und Gabingerweg werden hochwertig in Naturstein ausgeführt. Das hochwertige Material und die Ausführung des Kirchen- und Gabingerwegs als Mischverkehrsflächen mit einer Mittelentwässerung werten diesen wichtigen "rückwärtigen" Bereich, der Einkaufen und Parken erschließt, entscheidend auf.
Dem Fuß- und Radwegeverkehr wird mit einer Verbindung am Zellerbach, vom großen Parkplatz zum Markt sowie mit einer eigens ausgewiesenen Fahrradspur an der Hauptstaße Rechnung getragen. Stellplätze für den ruhenden Verkehr erscheinen insbesondere im zentralen Bereich zu wenig ausgewiesen. Behindertenstellplätze fehlen.

Das Konzept wird als angemessen wirtschaftlich und nachhaltig beurteilt.
Lageplan

Lageplan

Perspektive Marktplatz

Perspektive Marktplatz

Perspektive Passauer Straße

Perspektive Passauer Straße

Nachtplan

Nachtplan

Detail Platzgestaltung

Detail Platzgestaltung

Schnitt AA'

Schnitt AA'

Schnitt BB' & CC'

Schnitt BB' & CC'