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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 07/2017

Concrete Design Competition 2016/17 SURFACE

SYNAGOGE auf der Piazza d’Italia

Anerkennung

Yannick Pickhard

Student*in

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsarbeit geht von einer starken Bildhaftigkeit aus und stellt das Thema Materialität ins Rampenlicht: Sie platziert auf der fiktiven „Piazza d’ltalia“ - einem von Giorgio de Chirico erdachten und in zahlreichen seiner Gemälde im Sinne der „metaphysischen Malerei“ dargestellten Ort - eine Synagoge. Der monolithisch geschlossene Beton-Kubus mit 16m Kantenlänge erstreckt sich über vier Geschosse mit einem großzügigen Luftraum und dominiert den bühnenhaften, menschenleeren Platz. Zentral vom Platz aus erschlossen, enthält das Gebäude im unteren Bereich verschiedene Funktions- und Reiningungsräume sowie einen rituellen Baderaum. Darüber liegt der nach Osten ausgerichtete Gebetsraum mit Emporen, der sich über drei Geschosse schachtartig nach oben zu einem zentralen Oberlicht im Dach öffnet. Die Treppen zur Erschließung der verschiedenen Ebenen liegen in einer umlaufenden Raumschicht, die als doppelte Außenwand gelesen werden soll und den Gebetsraum vollkommen von der Außenwelt abschirmt. Sie nimmt noch weitere Funktionen auf und wird über kleine, quadratische Öffnungen durch geheimnisvoll einfallende Lichtpunkte belichtet.

Auch von außen wird das Gebäude in einem besonderen, zugleich starken und weichen Licht gezeichnet, das dem Beton eine außergewöhnliche Wärme gibt. Neben dem Umgang mit Licht lobt die Jury hier insbesondere die differenziert gestaltete Fassadenoberfläche. Der sandfarben an der Umgebung orientierte Beton soll mit einer groben, saugenden Schalung gegossen werden, wobei unterschiedlich behandelte Oberflächen der Schaltafeln verschiedene Farbschattierungen und Strukturen hinterlassen. Diese sollen wiederum in regelmäßiger Wiederkehr zu einem gleichmäßigen Fassadenbild führen, das perfekt zum kompositorischen Duktus des Gesamtentwurfs passt.
Hier setzt zugleich die Kritik der Jury an: Es scheint fraglich, ob sich der gewünschte Effekt der „regelmäßigen Unregelmäßigkeit“ beim Gießen des Betons tatsächlich so präzise kontrollieren bzw. steuern ließe. Dennoch ist die differenzierte Behandlung der Betonoberfläche, die auf das Artefaktische der Architektur verweist und den narrativen Charakter des Materials betont, eine große Stärke des Entwurfs. Insbesondere vor der Kulisse der seltsam materiallos wirkenden, flächig bunten Architekturen der metaphysischen Gemälde Giorgio de Chiricos führt die greifbare Materialität des entworfenen Gebäudes zu einer hohen Präsenz, beinahe Überästhetisierung, aus der die Arbeit ihre besondere Ausstrahlungskraft gewinnt.