modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 09/2017

Bahnstadt

2. Preis

Preisgeld: 9.500 EUR

Thomas Schüler Architekten und Stadtplaner

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Vernetzung der neuen Bahnstadt aus Richtung Altstadt (Steinenbergstraße) zum Bahnhofsbereich erfolgt über einen großzügig dimensionierten Europaplatz, der die Gefällesituation an der Europastraße mit einer ansprechenden Freiraumgestaltung geschickt integriert.

Begrüßt wird die konsequente, großzügige Öffnung des Saubaches, es entstehen – bedingt durch den Abstand des Gebäudes zur Europastraße – gute Aufenthaltsqualitäten. Der Eingang der Unterführung zum Bahnhof wird gestärkt. So wird die Europastraße zum Teil des neuen Freiraums und bildet an der richtigen Stelle einen eindeutigen Zugang zur Stadt. Die Lage und Ausgestaltung des Bachverlaufs wirkt jedoch sehr formal und schränkt die Durchgängigkeit der Wegebeziehungen ein. Das ehemalige Jugendhaus ist durch die Freitreppen gut in den Freiraum eingebunden. Inwiefern das Gebäude zukünftig auch als Jugendzentrum genutzt werden soll bleibt unklar.

Das neue Dienstleistungs- und Handelszentrums auf dem Areal des alten ZOB wurde in der Nord-West-Ecke des Grundstücks platziert. Dadurch entstehen attraktive Vorflächen mit südlicher Ausrichtung. Die „versteckte“ Lage geht aber zu Lasten der Visibilität und der schnellen Erreichbarkeit der Einzelhandelsflächen. Der Baukörper ist deutlich unterdimensioniert und erscheint aufgrund der Größe des Europaplatzes und der fehlenden direkten Anbindung an die Europastraße als nicht ausreichend in die Lauflage integriert. Die Einzelhandelsflächen verteilen sich auf drei Ebenen. Die rechteckige Grundrissform ist einzelhandelstypisch und ermöglicht eine Aufteilung in unterschiedliche Ladeneinheiten. Am Standort Nürtingen werden nur ebenerdige und eingeschossige Ladeneinheiten nachhaltig und wirtschaftlich vermarktbar sein. Daher reduziert sich die nutzbare Einzelhandelsfläche auf ca. 3.600 qm.

Die Wohnbebauung in den Obergeschossen wird positiv bewertet, da sie zur Belebung dieses Bereiches beiträgt. Der Vorschlag der Umgestaltung der Europastraße in einen Boulvard kann hingegen nicht überzeugen. Der Bahnhofsplatz wird verkehrsberuhigt und zeigt einen adäquaten Lösungsansatz auf, jedoch werden die räumliche Fassung und belebende Angebote auf der Nordseite in Richtung neuem ZOB vermisst.

Die Vernetzung der beiden Teilbereiche erfolgt über die verbreiterte Saubachunterführung in idealer Weise. Begrüßt wird die konsequente, großzügige Öffnung des Saubaches, es entstehen gute Aufenthaltsqualitäten. Der Eingang der Unterführung zum Bahnhof wird gestärkt. Die Europastraße wird Teil des neuen Freiraums und bildet an der richtigen Stelle einen eindeutigen Zugang zur Stadt. Die Lage und Ausgestaltung des Bachverlaufs ist jedoch etwas zu formal und schränkt die Durchgängigkeit der Wegebeziehungen ein. Das ehemalige Jugendhaus ist durch die Freitreppen gut in den Freiraum eingebunden.

Der gewählte Ansatz, sowohl im Bahnhofsbereich als auch in der neuen Osttangente verkehrsberuhigende Maßnahmen vorzuschlagen, ist gut nachvollziehbar und entspricht auch den Städtebau- und Mobilitätszielen der Stadt.
Der bei der Osttangente gewählte Typus einer Stadtstraße auf Geländeniveau und abgerückt von der Bahn und integriert in die beidseitige Bebauung ist grundsätzlich denkbar und in ihrer konsequenten Raumführung mit einzelnen Teilsegmenten positiv zu werten. Allerdings erfordert diese Lage bei der Planung der neuen Wohnquartiere eine sorgfältigere Behandlung des Themas Lärm. Die Lage der Trasse ermöglicht eine zügige Realisierung.

Die geplanten Wohnhöfe versprechen hervorragende Wohnqualitäten . Die Blockgrößen sind sehr gut dimensioniert und ermöglichen die Umsetzung mit unterschiedlichen Gebäudetypen und Wohnformen. Das Quartierszentrum bezieht sich konsequenterweise auf die Wegeachse zum neuen Steg, wobei dessen stadträumliche Integration nicht überzeugt. Der Quartiersplatz und die Grünfläche versprechen in Verbindung mit der Umgestaltung der Plochinger Straße ein attraktives Wohnumfeld. Die abschnittsweise Umsetzung (Hochwasserproblematik) ist gut möglich.

Auf der Ostseite des Bahnhofs spannt sich ein großzügiger Vorplatz auf, der beide Unterführungen zusammenbindet und Fußgängern und Radfahrern ausreichend Raum und Aufenthaltsqualiät gibt. Die Mobilitätsstation als eigenständige leichte Dachkonstruktion ist stadträumlich nicht überzeugend ausformuliert.

Der grüne Puffer vor der Seegrasspinnerei schafft eine angenehme Distanz zur neuen Stadtstraße und bildet den Auftakt zum Grünzug nach Osten. Die Durchgrünung und Platzgestaltung sind angemessen und gut ausgebildet.

Die im Ideenteil dargestellte Grünverbindung des Bahnparks ermöglicht eine zukunftsfähige Nord-Süd-Rad-Verbindung. Hierzu ist es jedoch notwendig private Grundstücksflächen umzuwandeln, was als Konzeptidee überzeugt, mit Blick auf die Umsetzbarkeit aus immobilienwirtschaftlicher Sicht jedoch kritisch zu hinterfragen ist.

Die vorgeschlagene Bebauung des Ostquartiers ist überwiegend kompakt mit ausreichend großen Freibereichen, die eine gute Belichtung im Bereich der Wohnnutzung ermöglichen. Die Dachflächen sind überwiegend verschattungsfrei und lassen sich gut mit aktiven Solaranlagen belegen. Es werden keine Aussagen zu Energiekonzept und zur Regenwasserbewirtschaftung gemacht,

Der Entwurf überzeugt durch eine präzise Formulierung des Stadtgrundrisses mit klar definierten Baufeldern und angemessen dimensionierten Stadträumen. Die Arbeit stellt trotz einzelner Schwächen einen insgesamt wertvollen Beitrag zur gestellten Aufgabe der Entwicklung des Bahnhofsumfelds dar, der sich problemlos umsetzen lässt und hohe Qualitäten im Freiraum und im neuen Wohnquartier verspricht.