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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2017

Neubau eines Institutsgebäudes des Fachbereiches Gesundheitswesen der Ostfalia-Hochschule

2. Preis

Preisgeld: 17.500 EUR

Lehmann Architekten GmbH

Architektur

vizlab architekturvisualisierung

Visualisierung

Erläuterungstext

Aufgabenstellung
Der Standort der Hochschule Ostfalia im Handwerkerviertel Wolfsburgs soll durch den Neubau eines Institutsgebäudes für die Fakultät Gesundheitswesen ergänzt und gestärkt werden. Das für den Neubau vorgesehene Grundstück befindet sich zwischen der Poststraße 17 und 23. Eine Erweiterung der Universität ist zukünftig für die Poststraße 11 bis 15 vorgesehen. Für diese Grundstücke sollte weiterhin eine städtebauliche Idee entwickelt werden.

Für den Entwurf sind folgende Gedanken grundlegend:

• Ergänzung des Hochschulcampus
• Entwicklung und Fassung des Platzes zwischen dem Neubau und dem zentralen Gebäude der Ostfalia (ehem. Ordnungsamt)
• Herausarbeiten des ehem. Ordnungsamtes als zentralem Gebäude der Universität
• Berücksichtigung der vorhandenen Bebauungsstruktur im Handwerkerviertel - Reduktion der Höhenentwicklung des Neubaus auf drei Geschosse, Fassung der nördlichen Blockkante der Poststraße
• Ausbildung eines städtischen Gebäudes mit Ablesbarkeit der inneren Nutzung
• modernes, kompaktes Gebäude mit optimierten Nutzflächen und hoher Aufenthaltsqualität

Städtebauliches Konzept
Die Grundstücke an der Poststraße befinden sich am Übergang vom Handwerkerviertel zur Porschestraße, der Haupteinkaufsstraße Wolfsburgs mit dem 34 Meter hohen Europahochhaus. Während sich das neue Institutsgebäude an der Dreigeschossigkeit der Nachbarschaft orientieren kann, übernimmt das Gebäude des Ideenteils durch seine bauliche Staffelung die Aufgabe, den Höhenübergang von der Post- zur Porschestraße herzustellen.

Das neue Institutsgebäude erhält eine städtische Fassade, die die Nutzung als Universitätsgebäude ablesbar macht und die Universität Ostfalia auch entlang der Poststraße präsent und wahrnehmbar werden lässt.

Das Institutsgebäude und das Gebäude des Ideenteils führen die bauliche Ordnung der Poststraße fort, die sich durch eine vertikale Gliederung der Fassaden auszeichnet. Zwischen den beiden Gebäuden ist eine Öffnung des Blockrandes vorgesehen, die die Straßenflucht zusätzlich rhythmisiert und den Campus zur Poststraße hin durchlässiger macht. Durch die Öffnung des Blockrands können die Fassaden auch für die Anordnung von Aufenthaltsräumen genutzt werden. Dies ermöglicht eine besonders kompakte und wirtschaftliche Bauweise.

Der Haupteingang des neuen Institutsgebäudes befindet sich folgerichtig auf dem Campus und ist zum Vorplatz zwischen Neubau und zentralem Universitätsgebäudes orientiert. Die Auskragung des Baukörpers in Richtung des Vorplatzes definiert den Haupteingang und markiert diesen an der Poststraße. Durch die Auskragung wird auch der Bezug zum neu gestalteten Robert-Koch-Platz hergestellt.

Architektonisches Konzept
Das innere Konstruktions- und Ausbauraster bildet sich konsequent in der Fassade ab und verleiht dem Gebäude ein zeitgemäßes, städtisches Erscheinungsbild. Die Fassadeneinteilung basiert auf dem Einzeldienstzimmer als kleinster Raumeinheit.

Eingänge und Zufahrten werden durch Baukörperauskragungen betont und gliedern den Baukörper.

Organisation
Über den Vorplatz gelangt man in die Eingangshalle, an der die vertikale Haupterschließung des Institutsgebäudes angeordnet ist. Die Erschließungshalle führt in den Labor- und Übungsraumbereich. An dem Nebeneingang zur Poststraße und das Simulationszentrum schließt die Fahrzeugübungshalle an. Diese kann über die Poststraße und die campusinterne Anlieferungsstraße angefahren werden.

In den beiden Obergeschossen sind die Seminarräume und die Dienstzimmer in L-Form um eine Mittelzone herum angeordnet. In dieser befindet sich der Hörsaal mit aufsteigendem Gestühl, der über beide Geschosse erschlossen wird. Die Mittelzone wird weiterhin durch natürlich belichtete Lufträume und einen zweigeschossigen Innenhof definiert. Zum Innenhof sind die studentischen Arbeitsräume angeordnet, die sich zu den Fluren über verglaste Innenwände öffnen

Konstruktion / Technik
Das Gebäude ist auf einem einheitlichen Raster aufgebaut. Das Tragwerk besteht aus Decken, Stützen und aussteifenden Kernen. Stahlbetonrippendecken überspannen die großen Raumeinheiten wie zum Beispiel das Simulationszentrum und ermöglichen hierdurch stützenfreie und flexibel nutzbare Räume. Die Spannweiten liegen im wirtschaftlichen Bereich. Der Ausbau kann somit nichttragend ausgebildet werden. Im Zusammenspiel mit der Fassade ergeben sich gut belichtete Räume mit einer hohen Nutzungsvariabilität. Die Grundrisse können flexibel gestaltet werden.

Die Unterkellerung des Gebäudes ist auf das Notwendige beschränkt und beherbergt neben den Technikräumen für den Hausanschluss lediglich nachgeordnete Nutzungen.

Für die Lehrsäle trägt die mechanische Be- und Entlüftung zu konstanten klimatischen Bedingungen (CO²-Konzentration) und damit zum Nutzungskomfort bei. Die hierfür benötigten technischen Anlagen sind in einer Lüftungszentrale auf der Dachfläche angeordnet.

Energetisches Konzept
Die gewählte kompakte Bauform und das daraus resultierende günstige Verhältnis von Hüllfläche zu Gebäudevolumen stellen die grundlegenden Voraussetzungen dar für das energetisch optimierte Institutsgebäude. Hiervon ausgehend wird ein energie- und versorgungstechnisches Gesamtkonzept vorgeschlagen, welches einerseits einen hohen Grad an Nutzungsqualität bietet, andererseits aber durch die Verwendung hocheffizienter und energiesparender Technologien und deren überlegte Integration in das Gebäude sorgsam mit Umwelt und Ressourcen umgeht und kostensparend zu betreiben ist.

Zur Reduzierung des Energiebedarfs trägt neben der Kompaktheit des Neubauentwurfs im Wesentlichen die geplante hochgedämmte Ausführung der Gebäudehülle bei. Dies führt insgesamt zu einer deutlichen Begrenzung von Transmissionswärmeverlusten. Konstruktive Maßnahmen und Detailausführungen sichern darüber hinaus die Winddichtigkeit der Gebäudehülle zur gezielten Minderung unkontrollierter Lüftungswärmeverluste.

Die Dimensionierung der Fensterflächen für den Neubau folgt bewusst den Anforderungen aus Raumgeometrie und Raumnutzung. Durch die Verwendung hochselektiver Gläser und Sonnenschutzvorrichtungen wird in den Sommermonaten ein zu starker Wärmeeintrag effektiv vermieden und damit Kühllasten deutlich reduziert.

Zur Bereitstellung der benötigten Energie für die Raumheizung kann auf das bestehende Fernwärmenetz zurückgegriffen werden.

Die Stahlbetonrippendecken dienen als Speichermasse für die Heiz- bzw. Kühlenergie. Die Verteilung von Wärme und Kälte in den Geschossen erfolgt über das Leitungsnetz im Fußboden

Der Konzeptionsansatz für die technischen Einrichtungen basiert auf energetisch und betriebswirtschaftlich optimierten Anlagen. Es werden in allen Gewerken Wärmerückgewinnungssysteme mit minimalem Strom- und Energiebedarf sowie maximalem Wirkungsgrad eingesetzt. So verfügen z.B. sämtliche Lüftungsanlagen über eine interne Wärmerückgewinnung mit einem Wirkungsgrad von 60 bis 75 %.

Die gesamte Anlagenkonzeption ist darauf ausgerichtet, die maximalen technischen Möglichkeiten auszuschöpfen. Hierbei ist das Ziel, intelligente und optimierte Anlagenkonzepte aufeinander abzustimmen und deren Nutzung zu maximieren.

Der Einsatz von Solarkollektoren auf dem Dach verringert den Energiebedarf des Gebäudes. Dazu trägt auch der Einsatz von gesteuerter, effizienter Beleuchtung mit LED Leuchtmitteln bei.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem vorliegenden Entwurf fügt sich der Neubau der Hochschule als ruhiger Stadtbaustein in den heterogenen Kontext ein.

Das Gebäudevolumen artikuliert zwei Zugangsbereiche. Der Hauptzugang an der ehemaligen Ordnungsamt ist stadträumlich gut proportioniert, die notwendigen Parkplätze verengen den Vorplatz jedoch erheblich zu einem schmalen Zugang.

Überzeugend ist der zweite Zugang mit Fahrzeugdurchfahrt und dem angelagerten Simulationsbereich. Diskutiert wird im Preisgericht die Lage des einzigen Fahrstuhls an diesem Nebeneingang. Auch die Sanitärräume für das Erdgeschoss werden kritisch diskutiert, da sie komplett in das Untergeschoss verlagert worden sind und eine Teilunterkellerung erforderlich machen.

Kompakt und effizient sind die Funktionsbereiche in drei Geschossen organisiert. Der Hörsaal im Kernbereich ist gut positioniert, aber in den Raumproportionen nicht ideal. Sehr knapp bemessen sind die Verkehrsflächen und erlauben nur an wenigen Stellen das geschossübergreifende Raumerlebnis.

Durch gezielte Oberlichtführung im Seminarbereich werden die Obergeschosse verbunden. Der kleine Lichthof und die gläsernen Trennwände erlauben eine Nutzung der Kernzone.

Die Fassaden sind umlaufend einheitlich gestaltet. Das Standardraster kann innenräumlich nicht immer überzeugen, da akustische Trennwände zwischen den Fassadenstützen angeschlossen werden müssen. In der Außenwirkung kann das homogene Fassadenbild weder Nutzung noch solargeometrische Orientierung abbilden.

Die geforderten Parkplätze sind nicht nachgewiesen. Das Gebäude ist explizit als freistehender Solitär entwickelt und schränkt die Erweiterbarkeit an der Blockecke ein.