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Einladungswettbewerb | 09/2017

"Neubau Bürogebäude mit Ausstellungsraum" für die Refratechnik Gruppe und die Alexander Tutsek-Stiftung

Visualisierung

Visualisierung

1. Preis

Preisgeld: 18.500 EUR

raumstation Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Kontext
Das Gebäude verkörpert den Wandel des Areals von einer Industriebrache hin zu einem städtischen Quartier mit hoher Dichte. Es steht an seinem Ort, als ob es schon immer diesen Platz eingenommen hätte. Es erinnert an die Vergangenheit. Es erinnert an Fabrikationsgebäude des 19. Jahrhunderts. Dabei ist es offensichtlich ein Gebäude von heute. Das Haus und seine Nutzung leisten einen wichtigen Beitrag, den urbanen Anspruch der Parkstadt Schwabing in die Zukunft hinein zu erfüllen.

Baukörper
Der kräftige, bearbeitete Quader aus Stein bildet den Schwerpunkt in einer langen Reihe. Der Baukörper nimmt eine Sonderstellung am Schnittpunkt von Allee und Grünzug ein. Er strahlt Ruhe, Substanz und Charakter aus. Die Gliederung des Körpers deutet die beiden unterschiedlichen Hauptnutzungen an. In dem massiven Sockel mit seinen wenigen, gezielten aber großzügigen Öffnungen befinden sich die Räume der Alexander Tutsek- Stiftung. Die Lochfassade darüber besteht aus senkrechten Pfeilern und zurückgesetzten, geschlossenen Brüstungen. Diese bilden einen gewissen Sichtschutz für ungestörte und angenehme Büroarbeit. Das überhöhte Attikageschoss folgt diesem Leitgedanken, ist aber filigraner gestaltet und verleiht dem Gebäude einen eleganten oberen Abschluss.

Fassade
Das steinerne Fassadenmaterial nimmt Bezug auf das industrielle Erbe des Ortes und auf Produkte der Refratechnik. Die Schnittflächen der Feuerfesterzeugnisse erinnern in Farbe und Struktur an Terrazzo. Das kerngedämmte Gebäude wirkt wie aus einem Werksteinblock geschlagen, da die Fugen der großen Fertigteile in den dezenten Gliederungen der Flächen aufgenommen werden. Kombiniert wird der dunkle Stein mit nur zwei weiteren Materialien: Edelstahl und Glas. Mit dieser extremen Reduktion wird Bezug genommen auf die archaische Atmosphäre an den Brennöfen der Industrie. Daher ist auch der Sonnenschutz aus einem feinen Metallgewebe gefertigt. Silbern leuchten auch die winzigen LED- Punkte, die als Band in den geschlossenen Teil des Sockels eingearbeitet sind. Sie erlauben in Wort und Bild tagesaktuell über die wechselnden Ausstellungen der Alexander Tutsek- Stiftung zu informieren.

Haupteingang
Der repräsentative Zugang zum Gebäude liegt an der Georg- Muche- Straße. Das schlanke Vordach betont den Zugang. Über einen Windfang betritt man das über 4m hohe Foyer. Vor der zentralen Wandscheibe ist der Empfang mit Concierge angeordnet, der über einen (zusätzlichen) Lagerraum verfügt. Das Foyer erschließt beide Nutzungsbereiche, die Wegeführung ist eindeutig: Links erreicht man über einen geräumigen Vorbereich mit Garderobe die Ausstellungsräume der Stiftung, rechts befinden sich Aufzug und Treppenhaus in die Büroetagen, bzw. zur Tiefgarage.


Nebeneingang
Auf der schmalen Nordseite des Hauses ist ein 2. Eingang angeordnet. Dieser dient in erster Linie dem (technischen) Betrieb der Kunstfläche im EG. Von der Aufstellfläche für einen LKW gelangt man auf direktem Weg zum Lastenaufzug und erreicht das Kunstlager im UG, sowie die beiden oberen Etagen der Refra- Technik. Die Ausstellungsräume im EG, Künstleratelier, Büros der Stiftung, Teeküche und WCs liegend ebenfalls am Foyer II an, sodass dieser Zugang im Alltag und bei Veranstaltungen (Catering) den Betrieb der Ausstellungsräume erleichtert.


Ausstellungsbereich
Die Attraktiven Ausstellungsräume im Erdgeschoss ermöglichen verschiedene Ausstellungskonzepte. Die stützenfreien Räume können nach Bedarf flexibel zoniert werden. Die Raumdimensionen (Höhe bis zu 4,20m) erlauben die Präsentation großformatiger Werke. Der große Ausstellungsraum kann verdunkelt werden, eine Präsentation im visuellen Kontext mit dem Stiftungsgarten ist ebenfalls möglich. Das Künstleratelier kann als Erweiterung der Ausstellung genutzt werden. Ebenso als Ergänzung der Büros, z. B. als Multifunktionsfläche in der Konzeptionsphase einer Schau. Sämtliche WCs in diesem Bereich sind barrierefrei.

Stiftungsgarten
Die gestalte Grünanlage im Westen des Grundstücks dient in erster Linie als Freibereich und Ergänzung des Ausstellungsbereichs. Durch die Anordnung der Zugänge wirkt der umschlossene Grünraum hell und weit. Im Bereich der Rasenfläche ist eine flexible Bespielung mit Kunst möglich. Der nach Süden ausgerichtete Sitzbereich dient als Ort der Kunstbetrachtung und bietet Sitzmöglichkeiten in angemessener Zahl. Für die Pflege ist der Garten auch über die nördliche Zufahrt erreichbar.

Büroflächen
Lastabtragende Funktion im Gebäude übernehmen Fassade und Kern, daher sind die stützenfreien Büroflächen flexibel nutzbar. Alle bekannten Organisationsformen (vom Einzelbüro bis zum Business-Club) lassen sich im Grundriss umsetzen. Verbindung der beiden Längsseiten im Kern halten die Wege kurz. In den beiden Mietbüro- Etagen können Einheiten unterschiedlicher Größe angeboten werden, von 125m² bis 700m². Eine besondere Aufwertung erfahren die Büroflächen durch die eingeschnittenen Freiflächen an der Schmalseite des Baukörpers.

Attikageschoss
Der Empfang der Refratechnik Holding GmbH befindet sich 4. Obergeschoss, direkt am Eingang. Die anschließenden Büroräume der Geschäftsführung liegen Richtung Westen und verfügen über einen eigenen Flurbereich mit den notwendigen dienenden Funktionen. So ist eine ruhige und konzentrierte Atmosphäre sichergestellt. Der Geschäftsleitung ist ein zusätzlicher Besprechungsraum zugeordnet und sie hat direkten Zugang zu einem ruhigen Dachgarten. Auf der gleichen Etage nach Osten liegen Fitnessräume und Küche mit Lager. Dieses kann, wenn gewünscht, über den Lastenaufzug bestückt werden. Die Gesellschaftsräume liegen sämtlich im Süden und sind um die große Dachterrasse herum angeordnet.

Tiefgarage
Aufgrund der beschränkten Leistungsfähigkeit von Autoaufzügen ist ihre Verwendung im gewerblichen Umfeld mit Stoßzeiten fragwürdig. Daher werden die Etagen der Tiefgarage über Rampen erschlossen. Neben den Stellplätzen sind in den Untergeschossen auch Hausanschlussraum, Müllraum, Lagerräume und das Kunstlager angeordnet. Leicht zu erreichen liegt der Fahrradabstellraum im Erdgeschoss neben der TG- Zufahrt. Eine weitere Abstellmöglichkeit für Fahrräder begrenzt die nördliche Zufahrt.

Energiekonzept
Die Beheizung sowie die Kühlung des Gebäudes sollen mit Fernwärme bzw. -kühlung der Stadtwerke München erfolgen. Sollten beide Medien nicht zur Verfügung stehen könnte die Beheizung und Kühlung mit regenarativen Energien wie zum Beispiel einer Grundwasserwärmepumpe realisiert werden. Die Warmwassererzeugung soll dezentral mit elektrischen Kleindurchlauferhitzern erfolgen. Die Lüftung soll mit hocheffizienten Wärmerückgewinnungsanlagen realisiert werden. Zusätzlich können in jedem Büro manuell die Fenster geöffnet werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der vorgeschlagene Baukörper verbindet in seiner Erscheinung Solidität und Modernität. Er strahlt mit seiner angenehm proportionierten Fassade Ruhe aus, gleichzeitig transportiert das LED-Band Assoziationen von Bewegung und Innovation. Mit diesen Attributen identifizieren sich sowohl das Unternehmen der Grundstoff-Industrie wie auch die Stiftung mit Ihrem Schwerpunkt auf zeitgenössischer Kunst.

Den Verfassern gelingt es sehr gut die unterschiedlichen funktionalen Aspekte im Gebäude zu organisieren. Der gemeinsame Eingangsbereich ist attraktiv. Der zum Garten orientierte Ausstellungsbereich vermeidet störendes Tageslicht von Süden und besitzt einen Dunkelraum, der sehr gut medial bespielt werden kann. Die Grundstruktur für die Bürobereiche sind - wie vom Auslober gewünscht - flexibel nutz- und teilbar. Der
Empfangsbereich für die Verwaltung der Refratechnik im 3. OG erscheint zu klein und undifferenziert. Der Fitnessraum sollte im 3. OG situiert werden. Positiv bewertet werden die eingeschnittenen Terrassen in allen Büro-Etagen. Das vorgeschlagene Tiefgaragenkonzept erfordert drei Untergeschoße und wird daher kritisch bewertet.

Die fein gegliederte Fassaden-Tektonik verleiht dem Gebäude ein elegantes Erscheinungsbild. Das Haus setzt sich durch seine Färbung kraftvoll von seiner Umgebung ab, wenngleich der dunkle Farbton ein unterschiedliches Echo im Preisgericht findet. Die robuste Fassade sowie die plausible Bauweise lassen eine hohe Wirtschaftlichkeit und sowie eine große Langlebigkeit erwarten.

Die Arbeit ist bezogen auf die Flächenwirtschaftlichkeit als effizient zu bewerten. Im Hinblick auf Fassade und Konstruktion ist mit normalen Investitionskosten zu rechnen.

Insgesamt verbindet der Entwurf eine hohe Funktionalität mit einer großen Eleganz.
Präsentationsplan

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