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Nichtoffener, einphasiger städtebaulicher Ideenwettbewerb im kooperativen Verfahren | 09/2017

Friedberger Landstraße / Südlich Wasserpark „Innovationsquartier“

Urbane Oase

2. Preis

Preisgeld: 30.000 EUR

KH studio

Architektur, Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Urbane Oase
Eine Stadtmetamorphose / Frankfurt am Main


KH STUDIO architecture urbanisme paysage

Authors : Alessandro delli Ponti, Ilaria Novielli

Mitarbeiter : M. Ganzarolli, S. Zwerger, V. Spicciarelli
Fachplaner, Sachverständige: L. Cattoni (Landschaftsplanung), B. Lecharpentier (Energieberechnung), G. Bonavita (Renderings)




Urbane Oase
Eine Stadtmetamorphose / Frankfurt am Main


Prinzipien

THE PROJECT OF THE VOID (Das Projekt der grünen Leerräume)
Lokale Maßnahmen mit metropolitaner Auswirkung
Frankfurts metropolitanes Projekt basiert auf die grünen Leerstellen und den umweltsensiblen Verbindungselementen zwischen ihnen, den Speichen. Heute befinden wir uns im nächsten Schritt dieses Projektes. Neue Umweltkorridore werden die Grenzen der bestehenden Stadt durch die Verbindung des äußeren Grüngürtels mit den inneren grünen Wallanlagen neu qualifizieren und definieren.
Das Projekt der urbanen Oase strukturiert diese robusten lokalen Verbindung in Übereinstimmung mit den territorialen Zielen für eine grüne Zukunft Frankfurts.

DIE METAMORPHOSE

Von der Kontroverse zur Hybridisierung

Die Urbanisierung des Planungsgebietes löste eine große Kontroverse aus und teilt die Bevölkerung in zwei diametral entgegengesetzte Lager. Auf der einen Seite wird die integrale Erhaltung des Bestandes gefordert, auf der anderen Seite eine Urbanisierung die neuen Wohnraum schaffen soll. Dabei könnte der Eindruck erweckt werden, man müsse sich zwischen Stadt und Natur entscheiden.
Diese Tatsache stellt jedoch eine Möglichkeit dar, städtisches Leben neu zu denken. Das Planungsgebiet ist eine Art Hinterausgang aus dem städtischen Leben, versteckt hinter dem Verkehrsfluss der Stadt. Es hat die Qualitäten eines versteckten und geheimen Gartens. Die bestehende Landschaft ist informell und spontan, dicht und einladend; eine spezifische und einzigartige Landschaft, zwischen den “öffentlicheren” Räumen der näheren Umgebung.
Die Formierung der biologischen und umweltspezifischen Qualitäten hat viele Jahre gedauert. Heute bietet diese Biodiversität die Voraussetzung die Stadt auf eine neue Weise zu bewohnen.
Intensiv, jedoch näher zur Natur; aktiv mittels eines sanfteren Alltagsrhytmus. Um diese Möglichkeit zu formen und mit den vielen Menschen zu teilen die in Frankfurt wohnen bzw. wohnen möchten, soll eine sensible Verwandlung die respektvolle Voraussetzungen für die Bewohnbarkeit dieses Gebietes schaffen, die dessen Qualitäten wertschätzt.
Strategien für eine nachhaltige Metamorphose
Die Struktur des Projekts und seine zukünftige Evoluierbarkeit basiert auf drei grundlegende Strategien der Nachhaltigkeit:
- Die Valorisierung der bestehenden Klima- und Umweltsituation
- Die Optimierung eines lokalen urbanen Metabolismus, sowohl in Bezug auf die Mobilität als auch auf den Energiehaushalt
- Die Integration von sozialen und ökonomischen Zielen, sowie ihren potentiellen zukünftigen Veränderungen

Diese im Folgenden detailliert ausgeführte Strategien, sollen einen anpassungsfähigen Rahmen etablieren, der die kontinuierliche und kollaborative Transformationen des Ortes anleitet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Konzept unter der Überschrift „Urbane Oase“ basiert auf der Idee, Stadt und Natur nicht mehr als Gegensatz zu denken, sondern vielmehr unterschiedliche Freiräume in Verbindung mit vielfältigen Nutzungen zu organisieren. Die damit einhergehenden Umsetzungsstrategien wie die sog. „lokale DNA“, kurze Distanzen und intensive Mischung, zeigen auf, wie ein Leitbild in unterschiedlichen Phasen räumlich übersetzt werden kann. Mit dieser Haltung gelingt es den Verfassern, die vorhandenen Gärten zu erhalten und die Mitte des neuen Quartiers als grünen Kern zu definieren, der so als wichtiges orientierungs- und identitätsstiftendes Element fungieren kann. Die Friedberger Landstraße erhält eine klare Raumkante mit einer in der Höhe differenzierten Bebauung. Das Thema der sozialen Gemeinschaft wird in gemeinschaftlichen Funktionen wie Co-working, Gemeinschaftsräumen und –küchen, „Pädagogisches Gartenhaus“ u.a. an verschiedenen Stellen des Quartiers untergebracht und kann – in Verbindung mit der Erdgeschossnutzung - zur Intensivierung und Belebung beitragen.
Die Anordnung der Baufelder und die Vorstrukturierung des Endzustandes mit Landschaftselementen zeigt schlüssig auf, wie eine schrittweise Realisierung unter Berücksichtigung der vorhandenen Gegebenheiten im Sinne einer „prozessorientierten Anpassung“ vonstattengehen kann.
Die Erschließung erfolgt über eine Schlaufe, die mit der Realisierung des Quartiers erweitert werden kann. In Ergänzung zu der Erschließung für den PKW-Verkehr wird im Inneren eine grüner „Loop“ für Radfahrer und Fußgänger angeboten, der mit dem Wegesystem in die Nachbarschaft verknüpft ist. Wege und Grünräume vernetzten das neue Quartier mit dem Bestand und zeigen damit auf, in welcher Form die Nachbarschaft von der urbanen Entwicklung profitieren kann.
Das besondere Merkmal des Entwurfes ist die intensive Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen und mit den vorgefundenen Qualitäten des Standortes, die in der Konzeption Berücksichtigung finden und interpretiert werden. Dies gilt auch für die Einbeziehung der Baustrukturen im Gewerbegebiet Hungerer Straße. Vermisst wird jedoch eine klare Haltung zu den Raumkanten und Grenzen zwischen Freiraum und Bebauung. Dem sehr differenziert dargestellten Konzept fehlt es an räumlicher und gestalterischer Prägnanz.
Insgesamt stellt der Entwurf einen spannenden und eigenständigen Beitrag zur gestellten Aufgabe dar. Die Verfasser beantworten die aufgerufenen Fragen im Umgang mit den vorhandenen Qualitäten des Ortes in besonderer Art und Weise, vom Freiraumkonzept bis zur strategischen Umsetzung.