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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2017

Heidelberg Convention Center

Anerkennung

ATELIER 30 Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Heidelberg Convention Center (HDCC)

Das Konzept für das Heidelberg Convention Center zeigt sich als eine signifikante Raumskulptur in Kontext der Bahnstadt.
Das Äußere der Skulptur bezieht sich auf den Ort und auf die städtebauliche Situation. Die innere Skulptur beschäftigt sich mit der Aufgabe, der Funktion und des Raumerlebnisses. Blickbeziehungen und Öffnungen verbinden den dynamischen Innenraum der Skulptur mit dem Außenraum.
Die Skulptur entwickelt durch die großflächige Verglasung im Bereich des Haupteinganges und Ihren Vorplatz zum Bahnhofsvorplatz Süd, bzw. zu den Arkaden eine starke räumliche Vernetzung und eine einladende Geste. Im oberen Bereich der Fassade befindet sich im direkten Anschluss an das Tagungsfoyer ein Panoramabalkon, der den Blick über den Bahnhofvorplatz Süd auf die Kernstadt von Heidelberg schweifen lässt.
Die beiden Foyerflächen und die Veranstaltungssäle erhalten eine großzügige Verglasung hin zum Zollhofgarten. Bei entsprechenden Veranstaltungen entstehen so interessante Blickbeziehungen vom Zollhofgarten hin zum Neubau und umgekehrt.
Für die offenen Foyerbereiche ist eine weitspannende Glasfassade geplant, die sowohl Ein- als auch Ausblicke zulässt und zudem die Nutzung des Gebäudes, an dieser markanten Stelle im Stadtraum nach außen transportiert. Der Sonnen- und Blendschutz wird über einen textilen Vorhang unterstützt.
Die Fassadenbekleidung des Sockelgeschosses und des 2. Obergeschosses ist mit einer vorgehängten vertikal ausgerichteten Metalllamelle geplant. Der Nutzung und Tageslichtsituation entsprechend kann die Lamelle gesteuert werden. Die homogene, metallische Oberfläche stärkt hierbei den skulpturalen Ausdruck des Gebäudes.
Nach Betreten des Hauses gelangen die Besucher in ein helles Foyer, das auf zwei Ebenen in die Veranstaltungsbereiche führt. Die Orientierung im Gebäude ist schlüssig und Einfach, die Erschließung klar ablesbar. Als Dreh- und Angelpunkt des Veranstaltungsgeschehens sind die Foyers als großzügige, multifunktionale Fläche gestaltet. Das Hauptfoyer des Großen Saales liegt im 1. Obergeschoss an der Kopfseite des Saales. Weitere Zugänge zum Großen Saal bieten die Seiteneingänge und bei einer Bespielung mit ansteigendem Gestühl ist auch der Zugang direkt von der Erdgeschossebene möglich.
Das Foyer des Kleinen Saales liegt im 2. Obergeschoss.
Den Erschließungsbereichen sind die Besuchergarderoben als auch die Besuchertoiletten direkt zugeordnet.
Im ersten Obergeschoss befindet sich das öffentliche Restaurant, dass die Terrasse des auskragenden Gebäudesockels bespielt und bei Bedarf auch aus dem Gebäude betreten werden kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch eine prägnante Öffnung des Baukörpers in Richtung
Hauptbahnhof und Zollhofgarten aus. Seine eigenständige Ausformulierung als
Sockelgeschoss und schwebendes Dachgeschoss verleiht der Architektur eine der
Nutzung angemessene Prägnanz. Die visualisierte Transparenz wird jedoch durch nicht
dargestellte Stützen und die vermutlich notwendige Verschattungstechnik gen Westen
in Frage gestellt. Zudem ist die Erdgeschossfassade im Bereich des Plateaus der
Qualität des umlaufenden öffentlichen Raums nicht zuträglich. Ob von der öffentlichen
Gastronomie auf dem Plateau am Czernyring eine hinreichend belebende Wirkung auf
den Stadtraum ausgeht, steht zur Diskussion. Das Zurückversetzen des gestalterisch
überzeugenden Volumens vom Czernyring ermöglicht dem Baukörper einerseits, ein
Scharnier zum Zollhofgarten darzustellen, schafft jedoch eine den Bahnhofsvorplatz
erweiternde Fläche, die zu wenig Aufenthaltsqualität entfaltet. Innenräumlich wird das
Plateau geschickt zur Verwebung des öffentlichen Raums mit den Foyerzonen
eingesetzt. Diese bieten neben der Sichtbarkeit des großen Saals auch großzügige
Ausstellungsoptionen. Die optionale Erschließung des großen Saals über das
Erdgeschoss und das erste Obergeschoss überrascht. Die Wegeführung zum kleinen
Saal und dem Tagungsbereich erscheint unübersichtlich, deren Platzierung jedoch
funktional überzeugend. Als Ganzes vermitteln die Innenräume einen mit
nachvollziehbar gesetzten Außenbezügen akzentuierten und der Nutzung angemessenen
Charakter.
Der angemessene Fensterflächenanteil lässt eine günstige Tageslichtversorgung
erwarten. Zudem ist der sommerliche Wärmeschutz in den Obergeschossen infolge der
drehbaren Lamellen gut gelöst – jedoch erhöht sich dadurch der Reinigungs- und
Instandhaltungsaufwand. Das Foyer weist wegen der großflächigen Verglasung und
einen ineffizienten innenliegenden Sonnenschutz eine nur eingeschränkte Behaglichkeit
auf. Auch seitens des Betriebs sind die Vorteile einer verglasten Öffnung des Großen
Saals zu hinterfragen.
Durch die Lage des Großen Saals im Obergeschoss ist die Anlieferung auf eine
ausreichende Förderkapazität angewiesen, in diesem Entwurf ist jedoch nur ein
Lastenaufzug vorgesehen. Nachteilig wird auch die fehlende separate Erschließung des
Tagungsbereichs erachtet. Auch die geplante ansteigende Bestuhlung im Großen Saal
wird hinsichtlich der zu erwartenden hohen Kosten für Gebäudetechnik und Betrieb des
Hauses kritisch beurteilt. Für den Funktionsbereich Catering / Gastronomie sind die
erforderlichen Funktionsflächen unterdimensioniert bzw. nicht vorhanden. Der schmale
Anlieferhof ist nicht optimal.
Im Vergleich aller Arbeiten weist der Entwurf eine hohe BGF auf, wobei ein größerer
Anteil an die Flächen der Gebäudetechnik entfällt. Die Wirtschaftlichkeit scheint jedoch
erreichbar.

Insgesamt gelingt den Verfassern mit ihrem Vorschlag für das Konferenzzentrum ein
starker architektonischer Auftritt, der insbesondere die Orientierung zum
Bahnhofsvorplatz zelebriert. Neben kleineren funktionalen Mängeln stellt sich die Frage,
ob für die architektonische Geste und die weitgehende Transparenz des Hauses nicht
ein zu hoher Preis gezahlt wird.
Grundriss 1.OG

Grundriss 1.OG

Grundriss 3.OG

Grundriss 3.OG