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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2017

Heidelberg Convention Center

Teilnahme

raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH

Architektur

Erläuterungstext

„Ich bin eine kleine Stadt, die Stadt ist ein kleines Ich.“ (Bogdan Bogdanovic)


Städtebauliche Einbindung, Architektur
Die Einmaligkeit des Heidelberger Stadtbildes liegt begründet in der Harmonie der beiden prägenden Elemente Landschaft und Stadt. Von der Schlossruine am Nordhang des Königstuhls bietet sich ein Panoramablick über die terrassierte Stadt-Landschaft und die historische Altstadt in das Neckartal.
Der für das HDCC ausgewählte Standort in der Heidelberger Bahnstadt zeichnet sich in besonderer Weise durch das Zusammentreffen von städtischer Struktur und benachbartem Freiraum aus. Für das Grundstück charakteristisch ist die prominente Lage am Eingang zum Technologie Campus - überlagert durch die wichtige fußläufige Verbindung der beiden Freibereiche Bahnhofsplatz Süd und Zollhofgarten. In der städtebaulichen Struktur der Bahnstadt nimmt das Baugrundstück eine Gelenk Funktion ein, da es dem Technologie Campus nicht nur als Entree dient, sondern darüber hinaus sowohl die angrenzenden Bebauungsstrukturen aufnimmt als auch die freiräumliche Verbindung vom angrenzenden Park Zollhofgarten zum Bahnhofsvorplatz ermöglicht.
Ziel des Entwurfes ist es, mit dem neuen Stadtbaustein die wechselvolle Geschichte Heidelbergs und ihre humanistische Tradition, die Kreativität und ihre Innovationskraft zu interpretieren und gleichzeitig dies mit einem kraftvollen Bild für den Austausch zukünftiger Wissensentwicklung zu verbinden. Dynamik, Innovationskraft und Interaktivität mit der Umgebung sind die dem gestalterischen Konzept zu Grunde liegenden Merkmale.
Das Grundstück wird als Relais betrachtet: die Nutzungsbereiche für unterschiedliche Anforderungen der querenden Verkehrsströme, räumlichen Verbindungen und funktionalen Abhängigkeiten des Raumprogramms werden geschichtet und in den drei Ebenen Sockel, Glasfuge und Baukörper sortiert. Zentrale Idee des Entwurfes ist hierbei das Schließen der vorgesehen baulichen Blockstruktur (Baukörper, Niveau +12,50), das ebenerdige Verbinden der beiden benachbarten Freiräume Zollhofgarten und Bahnhofsvorplatz Süd (Sockel, Niveau 0,00) sowie die Vernetzung des großen Saals über das verglaste zentrale Foyer hinaus mit dem umgebenden Freiraum (Glasfuge Niveau +5,00). Zudem soll der Zollhofgarten in einer Art Hofsituation einen ansprechenden baulichen Abschluss am östlichen Ende des Parks erhalten und geht daher am Übergang zum HDCC in einen erhöhten Stadtbalkon mit weitem Ausblick über. Die drei Gebäudeteile werden entsprechend ihrer Nutzung unterschiedlich ausgebildet: während Sockel und Baukörper sich ähnelnd massiv und monolithisch gestaltet sind, präsentiert sich die Glasfuge als offener und transparent gehaltener, den großen Saal umspülenden fließenden Raum. Das Gebäude bietet auf seiner Nordseite gegenüber dem Bahnhofsvorplatz eine signifikante und repräsentative Eingangssituation in den Technologie Campus und verbindet sich nach Westen über Freitreppe und vorgelagerter Platz mit dem Zollhofgarten. Die Andienung des HDCC erfolgt von Osten, die Tiefgaragenzufahrt von Süden.
Erschließung
Der mehrgeschossige zentrale Eingang befindet sich auf dem Niveau 0,00 entlang des Czernyrings gegenüber dem Bahnhofsplatz Süd. Von hier lassen sich alle Funktionsbereiche des HDCC auf direktem Weg erschließen. Zwei Rolltreppen kommen vom Tiefgaragenniveau im zentralen Eingangsbereich an, zwei weitere Rolltreppen führen zunächst auf das Niveau +5,00 und in das Foyer zum großen Saal und danach weiter durch den offenen Luftraum hoch auf das Niveau +12,50 zum kleinen Saal. Die drei Foyers der zentrale Eingang sowie großer und kleiner Saal sind räumlich miteinander verbunden. Der große Saal erhält nach Süden eine eigene Erweiterungsfläche die auch als separates Foyer genutzt werden kann. Die großzügigen Freitreppen verbinden beide Säle direkt mit dem Freibereich. Der separate Konferenzbereich befindet sich auf dem Niveau 17,50 und gruppiert sich um einen Innenhof.
Fassade, Gestaltung
Die beiden monolithischen Gebäudeteile werden mit hellen weißen bzw. silberweißen Fassaden verkleidet und kontrastieren die dazwischenliegende dunkle Glasfuge. Während für den Sockelbereich eine steinern wirkende, helle Zement- bzw. Betonfassade vorgesehen ist, wird der dynamisch ausgebildete Baukörper auf Niveau 12,50 mit einer leicht geschuppten, rautenförmigen Metallfassade versehen.
Die Öffnungen in den monolithischen Gebäudefassaden werden zusammengefasst in große präzise Formate. Die Metallfassade erhält nach Norden und Westen einen perforierten Anteil, um die dahinterliegenden Foyers zu belichten und Ausblicke in den Freiraum zu ermöglichen.
Brandschutz
Grundlage für die Beurteilung ist die VStättVO aus Baden-Württemberg vom 28.04.2004.
Flucht- und Rettungswegen
- Geschosse mit mehr als 800 Besucherplätzen nur diesen zugeordneten Rettungsweg haben (gem. §6)
- Bemessung Rettungsweglänge nicht mehr als 30m, im großen Saal lichte Raumhöhe >10m … Rettungsweglänge 40m), im kleinen Saal lichte Raumhöhe >7,5m Lauflänge 35m
- Alternative Rettungswege Außen liegende Treppenräume mit einer Kapazität von jeweils 400 Personen 1,2m /200 Personen (lichte Rettungswegbreite 2,4m) Schachteltreppenraume, deshalb je zweimal (gem. §7)
- damit die Rettungswege nicht mit dem Anlieferbetrieb kollidieren, sind die Rettungswege klar abgetrennt
techn. Ausstattung
- gem. §19 sind bei Versammlungsstätte mit mehr als 3.600m² Grundfläche flächendeckende Sprinklerung und Brandfrüherkennung erforderlich
- damit ist auch die Rettungswegführung über das Foyer zulässig
- Wandhydranten
Für die Bewegungsflächen der Feuerwehr sind auf dem vorhandenen Grundstück genug Flächen vorhanden, im Zuge der weiteren Planung können diese definiert werden.
Die im Gebäudekonzept angedachte Rettungswegführung über die Balkone zu den offenen Treppenräumen ermöglichen eine sehr gute Entfluchtung des Gebäudes. Hier können auch zusätzliche Warteflächen für mobilitätseingeschränkte Personen eingerichtet werden. Im laufenden Betrieb kann das Personal die Rettung der mobilitätseingeschränkte Gäste organisatorisch unterstützt werden.


Tragwerk

Das Tragwerk des Heidelberger Congress Centrums hat seine Herausforderungen im Bereich des weit auskragenden kleinen Saals und des weit spannenden Trägerrostes im Bereich des mehrgeschossigen großen Saals.
Die Tragstruktur des kleinen Saals besteht aus drei auskragenden, wandartigen Trägern. Diese werden über die Kernwände und Aussteifungsscheiben im Erdgeschoss in Kombination mit den Deckenscheiben auf Ebene des Fußbodens und Daches eingespannt und in dem Kellerkasten verankert. Hierfür werden die beiden Deckenscheiben in die aussteifenden Wände eingebunden. Boden und Dach des kleinen Saals werden über vorgefertigte Spannbetonträger in Kombination mit ca. 18 cm dicken Ortbetondecken ausgeführt. Für Balkon und die Fläche seitlich des kleinen Saals werden separate Fertigteilträger in die auskragenden Betonwände eingebunden. Da die Wände bereichsweise eine geringe Neigung aufweisen, werden die daraus resultierenden Abtriebskräfte den Deckenscheiben zugewiesen.
Für die Decke über dem großen Saal wird eine Trägerrostkonstruktion im 8 m Raster vorgesehen, welche als Verbundträgerkonstruktion mit Ortbetondecke ausgeführt werden kann. Die räumliche Gliederung der Konferenzebene lässt die Positionierung von Stützen in einem zum Trägerrosst des großen Saals passenden 8m Raster zu, so dass in diesem Geschoss wirtschaftliche Pendelstützen eingesetzt werden können. Die Dachdecke über der Konferenzebene ist in Stahlbauweise mit leichter Eindeckung vorgesehen.
Der Boden des großen Saals wie auch die umgebenden Deckenbereiche werden als konventionelle Flachdecke mit einem Stützenraster von 8m bemessen. Der Deckenbereich über der LKW-Zufahrt erhält einen geschosshohen wandartigen Randträger und schließt die Gebäudehülle über der Rampe ab. In diesen Bereichen, auch unterhalb des Balkons, wird die Stützenanordnung auf ein wirtschaftliches Parkraster im UG angepasst. Lediglich die aussteifenden Wandscheiben des auskragenden, kleinen Saals, die durchlaufenden Kernwände zur Gebäudestabilisierung und die umlaufenden Stützen des Trägerrostes am großen Saal gehen bis auf die Bodenplatte des Kellergeschosses. Obwohl kein hoher Grundwasserstand zu erwarten ist, empfehlen wir die Ausbildung des Kellerkastens als Weiße Wanne.


Energiekonzept

Das Energiekonzept sieht eine Kombination von Bedarfsminimierung und Versorgung mittels erneuerbarer Energieträger unter Berücksichtigung der Investitions- und Unterhaltskosten vor. Zur Minimierung des Heizwärmebedarfs im Betrieb werden alle Außenbauteile annähernd im Passivhausstandard ausgeführt. Um Verluste im Winter zu reduzieren und Überhitzung im Sommer zu vermeiden ist der Fensterflächenanteil der Fassade optimiert.
Die Veranstaltungssäle und Konferenzräume, die unterschiedliche Nutzungszeiten und eine hohe Belegungsdichte aufweisen, werden mechanisch be- und entlüftet. Über einen Wärmetauscher kann die Wärme der Abluft zurückgewonnen werden, sodass ein Wärmebedarf nur für die Erwärmung der Raumluft vor Veranstaltungsbeginn entsteht. Dies erfolgt über ein Nachheizregister in der Zuluft.
Die Deckung des reduzierten Wärmebedarfs erfolgt kostengünstig über den vorhandenen Fernwärme-anschluss. Diese bietet die notwendigen hohen Temperaturen, die zur Trinkwarmwasserbereitung und die Nacherwärmung der Zuluft notwendig sind.
Für die Kühlung des Gebäudes wird die Nutzung des Erdreichs über Erdsonden in der Gründung und eine Kompressionskältemaschine vorgeschlagen. Die Kälteübergabe erfolgt über Kühlregister in der Zuluft. In Kombination mit Nachtluftspülung über Öffnungen in der Fassade im Sommer und der Speichermasse der Gebäudekonstruktion wird sich auch an warmen Tagen ein angenehmes Raumklima erreicht.
Bei den kontinuierlich benutzten Büros werden Heizen und Lüften getrennt. Der notwendige Luftwechsel kann je nach Nutzerwunsch entweder über Fensterlüftung oder optional über eine geschosszentrale Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung erfolgen. Die Beheizung erfolgt über Niedertemperatur-heizkörper. Der unaufwändige technische Ausbau erlaubt zukünftig eine flexiblere Umgestaltung der Bürobereiche.
Der Sonnenschutz ist auf die jeweilige Nutzung und Himmelsrichtung bezogen. Die Büroräume verfügen über außenliegende Lamellenrollos, die auch den Blendschutz gewährleisten. Die Lamellen des Sonnenschutzes werden im oberen Bereich zur Tageslichtlenkung genutzt, um den Kunstlichtbedarf zu minimieren. Die Foyers werden entweder durch die Auskragung der Obergeschosse gegen hochstehende Sommersonne verschattet oder sind nach Norden ausgerichtet. Somit können die Eingänge von Sonnenschutzeinrichtungen freigehalten werden.
Der Strombedarf des Gebäudes wird teilweise über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach gedeckt. Auf 4.000m² sind monokristalline Module flach verlegt um den Eindruck als fünfte Fassade gegenüber den teilweise höheren Nachbargebäuden zu erhalten.
Zur Reduzierung des Frischwasserverbrauchs und des Abwasseraufkommens wird eine Vakuum-toilettenanlage vorgeschlagen. Diese braucht nur ca. 1/6 der Wassermenge normaler Toilettenanlagen und kann mit auf dem Dach gesammeltem Regenwasser betrieben werden. Die Vakuumtechnologie erlaubt größere Freiheiten in der Leitungsführung und erhöht somit zusätzlich die Flexibilität des Gebäudes.
Durch die oa. Maßnahmen kann für das Gebäude eine DGNB Zertifizierung in Gold erreicht werden.