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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2017

Neubau Kindergarten

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 1.000 EUR

Muffler Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Situation

Heidegger beschreibt das behaust sein als Urbedürfnis des Menschen. Es ist schon in seiner eigentlichen Wortherkunft eng verbunden mit dem Sein. Räume formen uns und Kinder brauchen Räume, die ihren Bedürfnissen entsprechen, die ihre Fantasie anregen, die Behaglichkeit und Geborgenheit ausstrahlen, die sie nach eigenen Vorstellungen mitgestalten können.

Ein Kindergarten steht in diesem Sinne am Anfang der kindlichen Wahrnehmung von Raum und prägt dieses Empfinden grundlegend. Er beeinflusst das Sein indem er ein anregender Ort der Zusammenkunft, des Lernens und Spielens, der Freude und des Tatendrangs ist. Diese Gedanken liegen uns am Herzen und haben den Entwurf maßgeblich beeinflusst.


Städtebau

Das Gebäude platziert sich als solitärer Körper auf einem freien, naturnahen Grundstück zwischen dem eigentlichen Kern der Gemeinde Hirrlingen und einem sich momentan entwickelnden Neubaugebiet. Diese neue Situation erlaubt eine naturnahe Einbettung auf ehemaliger Ackerfläche losgelöst von der zukünftigen Entwicklung der Bebauung.

Das Grundstück erschließt sich über die Bietenhauser Straße bzw. über den vorhandenen Verkehrsübungsplatz und die der Eichenberghalle vorgelagerten Stellplätze. An diese Flächen schmiegt sich der vorgeschlagene 1-geschossige Baukörper an und erweitert diese um einen kleinen Eingangsplatz mit Vorfahrt.

Auf dem restlichen Grundstück entwickelt sich um den Kindergarten herum ein großzügiger und abwechslungsreicher Grünraum, der zum Verweilen einlädt und unterschiedliche Qualitäten und Naturbezüge sowohl für den Kindergarten als auch für das gesamte entstehende Quartier bieten soll.


Konzept

Der Entwurf folgt einem einfachen, aber klaren Konzept: Alles unter einem Dach. Gruppenräume mit direktem Bezug zum Grünraum und der Flexibilität untereinander zusammengeführt werden zu können. Eine klare, durch das Gebäude leitende Erschließungsachse, die über Oberlichter atmosphärisch zoniert und so zu einem weiteren Aufenthaltsort wird. Dieser verknüpft primäre und sekundäre Nutzungen als Schnittstelle miteinander.

Nebenräume wie Sanitär- und Abstellflächen stellen sich als Kerne in diesen Bewegungsraum ein. Alle restlichen Nebenräume wie der Essbereich, Schlaf- und Werkräume sowie die Bereiche für Mitarbeiter des Kindergartens finden in einem funktionalen Rücken in Richtung des Eingangs ihren Platz.

Diese einfache Zonierung findet in der Dachlandschaft des Gebäudes einen klaren und ablesbaren Ausdruck. Die Oberlichter überhöhen diese und leiten das Tageslicht in die Aufenthaltsbereiche des gemeinsamen Flurs. Gezielt gesetzte Fenster markieren diesen an den kurzen Seiten und bieten gleichzeitig einen Austritt an.

Großzügige Öffnungen lassen die Gruppenräume ablesen. Hier öffnet sich der Kindergarten der Natur und stellt direkte Bezüge her. Innenräume und Außenräume fließen durch das auskragende Dach und ein weitläufiges Holzdeck ineinander machen den Freiraum in seinen unterschiedlichen Facetten wahrnehmbar.


Materialität und Tektonik

Der Entwurf soll in seiner Wirkung gleichzeitig Ruhe und Präsenz ausstrahlen. Die Struktur des Baukörpers soll in ihrer Einfachheit ablesbar bleiben. Das Gebäude hüllt sich in eine Holzfassade aus Bretterschalung, die der Fassade ein homogenes Erscheinungsbild gibt. Massive Kerne als Stahlbetonvolumen, welche die leichte Holzkonstruktion der Dachlandschaft tragen und das Gebäude erden.

Alle weiteren Wände als vorgefertigte Holzrahmenkonstruktionen. Die Räume sollen durch die Symbiose von Beton und Holz und einen einfachen Linoleum-Bodenbelag einen warmen und einladenden Charakter bekommen und viel Tageslicht in die inneren Bereiche des Gebäudes tragen. Das dadurch entstehende Spiel zwischen Licht und Schatten - zwischen Hellen und dunkleren Bereichen - sehen wir als Wesen des Entwurfs. Es schärft die Wahrnehmung von Geometrie, Räumen und Material.

Grundsätzlich sollen alle Baukonstruktionen aus dauerhaften, biologisch unbedenklichen und ökologisch sinnvollen Materialien konstruiert und gestaltet werden. Dies erfolgt vor allem in Hinblick auf eine nachhaltige Gebäudebewirtschaftung und deren Unterhaltung. Handwerkliche Qualität, vertraute Materialien mit schönen Fügungen in funktionalen Grundrissen sollen dies unterstützen.


Grünraum

Der, den Gruppenräumen vorgelagerte Außenbereich des Kindergartens wird durch eine Hecke eingefasst und bietet sowohl befestigte Zonen als auch Rasenflächen zum Spielen. Diese sind mit Sitzbänken, einer großen Sandfläche und leichten Pavillons bespielt. Im weiteren Verlauf dient die Restfläche des Grundstücks als weitläufige Spielwiese, die durch Baumhaine zoniert wird. Dort finden gleichzeitig ein Wasserspiel und ein Gartenhaus ihren Platz.

Eine Erweiterung des Kindergartens ist in süd-östlicher Richtung problemlos möglich.
An der südlichen Grenze innerhalb des Planungsgebietes verbindet ein Fuß- und Radweg den Zufahrtsbereich des Kindergartens mit den westlichen Wohngebieten und ermöglicht so eine Anbindung an die Eichenberghalle und das Ortszentrum Hirrlingens.


Nachhaltigkeit

Der Baukörper definiert sich als kompaktes Volumen und weist ein optimiertes und baulich reduziertes Hüllflächenverhältnis auf. Dadurch werden energetische Maßnahmen sowie andere haustechnische Installationen auf ein Mindestmaß begrenzt. Die thermische Behaglichkeit wird unter den geforderten Nutzungsbedingungen im Sommer und Winter sichergestellt. Der bauliche Wärmeschutz orientiert sich am Standard der Niederenergiebauweise. Kennwerte orientieren sich an den gängigen hohen Anforderungen an Bauteilqualitäten.


Wesen der Aufgabe

Das bauliche Konzept des Kindergartens, seine klare und einfache Struktur und die Vielschichtigkeit der Entwurfsgedanken werden durch eine präzise Zonierung und einen sensiblen Umgang mit Materialität und Atmosphäre zu einem Haus zusammengeführt. Dieses soll den Kindern ein Gefühl des Wilkommen-Seins vermitteln und ihnen Raum zur Entfaltung bieten. Es soll ihrem Sein ein Ort bieten, das sie aufnimmt und auf ihrem Weg prägt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf positioniert sich als kompaktes Gebäude an der östlichen Grundstücksgrenze und bildet dadurch einen städtebaulichen Abschluss zum dörflichen Festplatz, bzw. Verkehrsübungsplatz aus. Konsequenterweise entwickeln sich die Räume und die Außenanlage in die Tiefe des Grundstücks nach Westen. Durch den Rücksprung der Fassade bildet sich an der Ostseite ein einladender Eingangsbereich aus, der vom Gebäudeinnern sehr schön den Blick in den Garten und Spielbereich freigibt. Das an selber Stelle auch die Anlieferung organsiert werden soll, wird dabei kritisch bewertet.

Das Innere des Hauses ist so klar wie einfach und stellt eine Weiterführung des städtebaulichen Konzeptes dar: Schichtweise werden die Gemeinschaftsbereiche und Nebenräume, die Erschließung und die Gruppenräume in drei Spangen hintereinander gestaffelt. Der Erschließungsbereich, der in der Mitte und damit im Gebäudeinnern liegt, wird durch große Oberlichttürme belichtet, rhythmisiert und damit aufgewertet. Die Nischenbildung vor den Gruppenräumen zur Aufnahme der Garderoben wird genauso positiv bewertet wie die Größe und Proportion der Gruppenräume und deren Gruppennebenräume Ein direkter Zugang in die Nebenräume vom Gang wäre hier jedoch wünschenswert. Die klare Ausrichtung und Zuordnung der Gruppenräume zu den jeweiligen Außenbereichen und deren Übergang in dem gemeinschaftlichen naturnahen Spielbereich ist gut und nachvollziehbar gelöst, wobei ein barrierefreier Zugang hier zwingend wäre.

Die Einfachheit der inneren Organisation führt zuweilen zu etwas unspezifischen Räumen, die eine Differenzierung der Altersgruppen baulich nicht erkennen lassen.

Der räumliche Versatz zwischen Essraum und Mehrzweckraum ist konzeptionell nachvollziehbar, verunmöglicht jedoch eine Zusammenschaltung beider Räume und damit eine höhere Nutzungsflexibilität.
Durch die bedachte und sensible Materialisierung bildet der Entwurf innenräumlich wie außenräumlich sehr schöne und atmosphärische Räume aus und versteht es, dem neuen Kindergarten eine Identität zu geben. Das von den Verfassern formulierte „Wesen der Aufgabe“, nämlich „den Kindern einen Ort zu geben, der sie aufnimmt und ihren Weg prägt“, wird dieser Entwurf in besonderer Weise gerecht.

Die kompakte Bauweise, der geringe Flächenverbrauch und das positive Verhältnis von Hüllfläche zu Grundfläche lässt eine Kompensierung möglicher Mehrkosten durch den relativ hohen Sichtbetonanteil im Gebäude erwarten. Eine geforderte Erweiterung durch direkten Anbau ist jedoch nicht möglich. Im Gegenzug verbleiben der Gemeinde ausreichend Entwicklungsflächen.
Perspektive

Perspektive

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht West

Ansicht West

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto