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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2018

„Planungsdialog Hafner“ in Konstanz

1. Preis / 2. Wettbewerb

KCAP

Stadtplanung / Städtebau

Ramboll Deutschland GmbH

Landschaftsarchitektur

ARGUS Stadt und Verkehr

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Der Plan sieht eine Durchmischung von 45 ha Wohn- und 15 ha Gewerbeflächen vor, darunter 2.600 Wohnungen für etwa 8.000 Einwohner. Mehrere Nachbarschaften werden in die sanften Hügel des Konstanzer Nordwestens gebettet und bilden ein wahrhaft grünes Quartier. Innerhalb einer klaren, selbstverständlich in der Landschaft integrierten Struktur entstehen unterschiedliche Angebote und Lebensqualitäten durch eine Durchmischung der Nutzungen und Gebäudetypologien.
Das Projekt erweitert die Stadt Konstanz nach Nordwesten und platziert unterschiedliche Typologien in mehreren städtischen Quartieren in der Landschaft. Diese Typologien sind grösstenteils flexibel gestaltet, sodass ihre Funktion in Zukunft angepasst werden kann. Das Rückgrat des Quartiers ist ein verbindender "grüner Ring", ein breiter öffentlicher Raum mit Naturschutzgebieten, Aktivitäten, Gemeinschaftsgärten, Sportanlagen und den Außenbereichen der öffentlichen Funktionen wie den Schulen und Kindergärten. Dieser Ring wird als Treffpunkt funktionieren und die verschiedenen Teile des Quartiers untereinander sowie mit der bestehenden Siedlung Wollmatingen verbinden. Der Ring wird somit zu einem neuartigen öffentlichen Raum, welcher sowohl der Struktur des Dorfes als auch des Stadtquartiers ähnelt, und eine Antwort gibt auf die Lage zwischen Landschaft und Stadtrand. Der Rest der Nachbarschaft erlaubt einen begrenzten Autoverkehr und begünstigt die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und langsamer Mobilitätsformen. Strategisch platzierte Mobilitätsstationen bieten Parkplätze, Mietwagen, Elektrofahrzeuge und Fahrrad-Sharing und verbessern den Übergang zwischen den Verkehrsträgern. Ausserdem wird das gesamte Quartier mit einem Multi-Energy-Grid ausgestattet, welche die Verwendung erneuerbarer Energien begünstigt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Beurteilung 2.Wettbewerb
Die tragende und prägnante Entwurfsidee ist der sogenannte Hafner-Ring mit angelagerten multifunktionalen Grün- und Freiflächen. Der Hafner-Ring wird als starkes, tragfähiges Strukturelement gesehen, bestehend aus intensiv genutzten Freiflächen, öffentlichen und privaten Nutzungen. Der Hafner-Ring verbindet das neue Stadtquartier mit dem historischen Kern Wollmatingen und schafft so einen attraktiven Loop für Wollmatinger und Neubürger, der vielfältige Nutzungs- und Erlebnisangebote schafft.
Die Lage der öffentlichen Einrichtungen sowie die Nutzungen der Erdgeschosszonen am Hafner-Ring muss allerdings weiter präzisiert und differenziert werden, um den späteren Aufwand für den Betrieb der öffentlichen Infrastruktur zu reduzieren. Festzuhalten bleibt, dass die Idee des Loops einen hohen Betreuungsaufwand durch die Stadt Konstanz erfordert. Gleichermaßen bieten die öffentlichen Einrichtungen gute Chancen für eine „Inbesitznahme“ durch die Bewohner. Bestehende Landschaftsstrukturen wie der Hafner und vorhandene Biotope werden gut in die städtebauliche Struktur eingebunden, sensibel erschlossen und extensiv genutzt.
Die städtebauliche Struktur wird als differenziert und tragfähig angesehen. Sie bildet eine
hervorragende Grundlage für eine weitere Ausarbeitung. Kritisch bewertet und überprüft werden sollte die Reihenhausbebauung am Fuß des Hafners. Überprüft werden sollte auch die Lage des Quartierstreff sowie die Größe des nördlich angrenzenden
Grünareals. Die städtebauliche Struktur insgesamt ist stimmig, müsste aber in der Dichte deutlich erhöht werden. Dabei ist auch die Zahl der Vollgeschosse zu erhöhen. Die Flächeneffizienz muss gemäß Auslobung hergestellt werden (mind. 55 % Netto-Bauland).
Positiv bewertet wird die Mischung von Gewerbe und Wohnen am Hafner-Ring, da hier attraktive Adressen ausgebildet werden.
Die normierten Sportanlagen müssen den Anforderungen angepasst werden.
Überzeugend ist das Mobilitätskonzept, das differenziert dargestellt wurde. Allerdings werden die Hubs südlich des Hafner-Rings kritisch gesehen, ebenso wie die Tiefgaragen unter den Reihenhäusern. Eine Erschließung des westlichen Gewerbegebietes über die Radolfzellerstraße ist nicht gewünscht. Besondere Sorgfalt ist bei der Querung der „Kommunalstraße“ (ÖPNV, Fußgänger, Rad) für das primäre und sekundäre MIV-Erschließungskonzept erforderlich.
Positiv ist auch zu bewerten, dass das Konzept eine gute ÖPNV-Abdeckung mit 6 Haltestellen ermöglicht. Die Erschließung muss der Topographie angepasst sein.
Bezüglich Energie weist der Entwurf die günstigsten Randbedingungen für einen CO2-neutralen Betrieb auf, da das Verhältnis von solarer Ertragsfläche (Dach) zu Energiebedarf (Geschoßfläche) günstig ist. Aus klimatischer Sicht sollte man prüfen, ob der „Pfropfen“ zwischen den beiden Grünachsen nordöstlich des Bürgertreffs zugunsten einer Kaltluftschneise arrondiert wird, ohne dass allerdings die Masse der Bebauung reduziert wird.
Grundsätzlich ist eine moderate Verkehrslärm-Situation gegeben. Bezüglich der Sportnutzungen im Hafner-Ring muss vertiefend geprüft werden, inwieweit sich daraus Konflikte mit evtl. Wohnnutzungen ergeben können.
Die Stadtvillen im Westen des Gebietes angrenzend an das Gewerbegebiet sind so nicht möglich und sinnvoll. Insgesamt zeigt der Entwurf wichtige und wesentliche Perspektiven für eine Stadt der Zukunft auf. Die Aufwertung des Öffentlichen Raums zu einem „sozialen“ Band, das Alt-Wollmatingen und den neuen Teil natürlich verbindet und doch neu interpretiert, stellt ein tragfähiges, robustes, offenes und auch anregendes Konzept dar.

Beurteilung 1.Wettbewerb
Das Ziel des Planungsverfahrens, einerseits nördlich des Hafner ein neues Stadtquartier zu schaffen, das alle Erwartungen an künftige städtische Lebensweisen erfüllt, und andererseits die Ortslage von Wollmatingen gewinnbringend zu ergänzen, beantwortet der Beitrag mit einer Teilung der Neubauflächen in ein eigenständiges Quartier nordöstlich des Hafner und ein westliches Teilgebiet. Die westliche Teilfläche erweitert dezidiert die bestehende Ortslage von Wollmatingen. Dabei gelingt der Übergang von Bestand zu Neu über einen Quartiersplatz sehr überzeugend.

In der Diskussion um „die künftige Stadt“ steht der Aspekt der Nutzungsmischung im Mittelpunkt. Der Beitrag versucht daher, in beiden Teilquartieren eine adäquate differenzierte Nutzungs- und Gebäudestruktur zu entwickeln, von großformatigen Gewerbeanlagen, in unterschiedlicher Eigentümermischung vorstellbaren Wohn- und Mischgebietsquartieren. In Verbindung mit der Berücksichtigung des vorhandenen Bestandes ergibt bereits die Plangrafik ein buntes Bild eines lebendigen Quartiers.

Ein „soziales Aktivitäts- und Begegnungsrückgrat“ verbindet die bestehenden und neuen Bauflächen um den Hafner kreisförmig. Hier sind die historischen, wie auch die neu zu errichtenden öffentlichen Einrichtungen – Schulen, Pflegeeinrichtung, Quartiersplätze, angeordnet. Der Ring schafft so eine gemeinsame Identität und zentrale Lagen in den neuen Teilquartieren. Im Preisgericht wird kontrovers diskutiert, ob die dezentrale Anordnung der Schulstandorte eher für das Quartiersleben und Mischung gewinnbringend oder im Schulalltag organisatorisch nachteilig sein wird.

Dem Projekt gelingt eine sehr selbstverständliche Korrespondenz von gebauter Stadt, den öffentlichen Freiflächen mit dem ausgeprägten Landschaftsrelief, das von den eiszeitlichen Elementen der Drumline - einer davon der Hafner – dominiert wird. Logisch gelingt eine sinnfällige Trennung der Quartiere. Es entwickeln sich vielfältige Landschaftsbezüge der neuen Wohnquartiere und des „Hula-Hoop“, in die auch ein Entwässerungssystem atmosphärisch gewinnbringend eingeschleift wird.

Sehr positiv wird aufgenommen, dass die Fragen nach einem schlüssigen Verkehrskonzept und einer regenerativen Energieversorgung nicht unbeantwortet bleiben.

Wie in anderen Beiträgen auch, wird im Preisgericht diskutiert, ob mit der - unter Lärmschutzaspekten nachvollziehbaren - Anordnung der Gewerbeflächen an den Rändern eine positive Adressbildung erreicht werden kann. Ebenso scheint zu prüfen, ob die hangseitige Bebauung innerhalb des Rings topografisch verträglich ist oder dem Hafner nicht doch zu nahe kommt.

In den Flächenkennwerten liegt die Arbeit im unteren Bereich. Sie erreicht die vorgegebene Zielgröße nicht. Ebenso ist der geforderte Anteil an Gewerbefläche zumindest nicht nachvollziehbar.

Insgesamt weckt der Beitrag die Hoffnung, in der weiteren Bearbeitung eine optimistische Vorstellung von der „Stadt der Zukunft“ von hoher Lebens- und Landschaftsqualität vermitteln zu können.
Grünverbindung

Grünverbindung

Landschaft und Entwässerung

Landschaft und Entwässerung

Übersicht der Nutzungsmischung

Übersicht der Nutzungsmischung