modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 11/2018

„Planungsdialog Hafner“ in Konstanz

Preisgruppe / 1. Wettbewerb

Temperaturas Extremas Arquitectos / amann canovas maruri

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die landschaftsplanerische Idee der Arbeit, die Grünzäsur vom westlichen Drumlin Vochenberg über den Drumlin Hafner ins Schwaketental zu leiten, führt zu einer Zugänglichkeit zu attraktiven Grünflächen im gesamten Quartier. Es wird empfohlen, den Hangfuß des Hafners frei von jeglicher Bebauung zu halten. Der Entwurf greift zu sehr in dessen Nordhang ein. In der Grünzäsur wird ein Marktplatz angeboten. Ob sich dieser grüne Marktplatz als Wiese dauerhaft, über alle Jahreszeiten, bei jedem Wetter wie ein befestigter Platz nutzen lässt wird kritisch hinterfragt. Konkretere Aussagen zu einer ganzjährigen Nutzung sowie zur funktionalen und verkehrlichen Einbindung werden gewünscht. Die notwendigen Kaltluftschneisen funktionieren aufgrund der Anordnung der Bebauung nicht in Gänze. Eine Überprüfung und bessere Lenkung der Kaltluft ist erforderlich.

Die städtebauliche Leitidee einer Musterbaufläche, die mit verschiedenen Möglichkeiten aus einem Baukasten entwickelt wird, verspricht eine innovative Antwort auf die herausfordernde städtebauliche Frage. Dieser Ansatz bietet eine Vielfalt trotz relativ strenger, städtebaulicher Ordnung.

Wünschenswert wäre eine stärkere Ablesbarkeit dieser Vielfalt in der Gesamtstruktur sowie im Gestaltungsplan. Die schematische Wiederholung der Musterbaufläche schafft in Teilen den Eindruck einer monotonen Siedlung, bei der die Orientierung im Quartier aufgrund von Uniformität verloren geht. Die große Anzahl von Reihenhaustypen wird hinterfragt, ebenso wie die Wirkung auf gewünschte lebendige Quartiere. In gewissen Bereichen werden die notwendige Urbanität für den Hafner sowie ein städtebaulicher Kristallisationspunkt vermisst.

Die schematische Darstellung der Musterbauflächen bietet an den Rändern keine klare Kante. Die öffentlichen Räume in den Quartieren sollten individueller ausgestaltet sein, damit man unterscheiden kann, in welchem Hof man sich befindet. Die Übergänge zum bestehenden Siedlungsraum sollten nochmals in den Fokus genommen werden. Die städtebauliche Qualität ist als Siedlung mit gleichberechtigten Feldern zu verstehen. Allerdings wirkt das Quartierszentrum zu schwach und willkürlich am Grünraum verteilt. Der öffentliche Raum ist nicht klar zuzuordnen. Die grafische Darstellung lässt aufgrund der schwierigen Lesbarkeit die Frage offen, welche Qualität der öffentliche Raum besitzt und wie dieser bespielt wird. Die Zonierung in privat, halb-öffentlich und öffentlich sollte vertieft dargestellt und „Restflächen“ vermieden werden.

Die Erschließung wirkt sparsam und die autoarmen Quartiere werden begrüßt.
Ob Hoch- oder Tiefgaragen die richtige Antwort sein können muss vertieft geprüft werden. Die Erschließungstrassen sollten nicht über die Grünzäsuren geführt werden. Das Mobilitätskonzept ist entscheidend für das attraktive, autoarme Quartier. Hierzu sollten konkretisierende Aussagen getroffen werden.

Das Quartier scheint viele innovative Nachhaltigkeitsaspekte aufnehmen zu können. Angesprochen wird von den Verfassern die möglichst geringe Versiegelung, was positiv bewertet wird. Ob dies an allen Stellen so umsetzbar ist sollte geprüft, dargestellt und erläutert werden. Zur regenerativen Energiegewinnung sowie zur Energieversorgung und -verteilung werden Aussagen vermisst.

Die Wirtschaftlichkeit wird positiv bewertet, wenngleich Flächen zum Teil effizienter genutzt werden können (bauliche Ausnutzung). Ob die Realisierbarkeit gegeben ist, muss in der zweiten Phase dargestellt werden. Die Anpassungs- und Entwicklungsfähigkeit ist nachzuweisen.

Aufgrund des konzeptionell innovativen Ansatzes kann diese Arbeit Antworten insbesondere zu gemeinschaftlichem Wohnen mit guten Nachbarschaften bieten. Dazu muss jedoch der städtebauliche Nachweis noch geführt werden, dass diese Strukturen auch auf der Ebene des Gesamtquartieres funktionieren. Die sehr guten Erläuterungen über die Piktogramme lassen das Potential dieser Arbeit erkennen.
Das Preisgericht sieht großes Potential in der grundsätzlichen Idee und Herangehensweise der Arbeit.
Eine vertiefte Ausarbeitung wird die Realisierbarkeit auf den Prüfstand stellen.
Die Adressbildung für ein urbanes, lebendiges Quartier mit Bezug zum Bestand ist darzustellen.