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Einladungswettbewerb | 09/2018

Neubau Mensa Ernst-Barlach-Gymnasium und Neubau Mensa Käthe-Kollwitz-Schule in Kiel

Perspektive Hofseite

Perspektive Hofseite

1. Preis / Ernst-Barlach-Gymnasium

Preisgeld: 9.000 EUR

Dohse und Partner Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Die Mensa bildet als Torhaus die neue Adresse für das Ernst-Barlach-Gymnasium. Sie öffnet sich zu einem durchlässigen, hochwertigen Gemeinschaftshof, der Neu und Alt optimal verbindet. Die Bäume prägen den Außen- und Innenraum, Plätze und Eingänge werden durch den Baumbestand definiert. Das Gebäude erhält eine eigene Identität und wirkt doch in Material und Farbe integrierend auf die vorhandene Gebäudestruktur.

Städtebau
Die Mensa positioniert sich als eigenständiger Baukörper entlang des Charles-Roß-Rings und definiert die Zuwegung des Schulgeländes neu, sodass der Besucher intuitiv in den
Gebäudekomplex geleitet wird. Das zu Teilen am Ring liegende, mäandrige Gebäude nimmt die Farbigkeit des Klinkers am Bestand auf, interpretiert sie neu und gibt der Schule in Form und Farbgebung einen klar formulierten Eingangsbereich. Die Gebäudeform schafft hinter dem Hauptzugang einen geschützten Eingangshof, der nicht nur als zentraler Treffpunkt, sondern ebenso als Verteiler für den gesamten Gebäudekomplex dient. Der überdachte Eingang des Mensagebäudes gliedert sich in diesem Sinne in den zentralen Schulhof ein. Die Übergänge der neu strukturierten Freiflächen mit dem Gebäude sind fließend, da der offene Mensabereich Zugänge und Sichtbezüge zu mehreren Außenraumflächen erhält. Erhaltenswerte Bäume markieren dabei die Eingangsbereiche sowohl zum Bestand als auch zur neuen Mensa und geben den Freiflächen eine besondere Aufenthaltsqualität. Durch die Setzung der Mensa zur Straße verliert der genutzte Schulhof nur wenig Fläche. Die Gebäudehöhen der Mensa und der Erweiterung beziehen sich jeweils auf die Höhen der dahinter liegenden Bestandsgebäude.

Farb- und Materialkonzept
Seine bronzefarbene Erscheinung und Fassadengestaltung erhält das Gebäude ebenso in
Anlehnung an die Bronzen Ernst Barlachs wie als Wiederaufnahme des roten Klinkers im
Bestand: die bronzefarbene Metallfassade markiert die Eingänge des Ernst-Barlach- Gymnasiums; die abgehängten, rot eingefärbten Faserbetonelemente an massiven Wandscheiben nehmen den Bezug zur vorhandenen Bausubstanz auf und kombinieren ihn mit transparenten Fassadenbereichen. Das Fugenbild der Fassade bezieht sich auf die Faltung vieler Barlachscher Skulpturen. Der Innenraum wiederum thematisiert durch Form und Durchlässigkeit das Spiel zwischen Innen und Außen. Sich abwechselnde Glasfassaden geben großzügig Einblicke und Zugänge in die unterschiedlichen Grünflächen. Die nach Süden ausgerichtete Pfosten-Riegelfassade erhält durch den umfangreichen Baumbestand eine natürliche Verschattung. Im Innenraum ist lediglich der zentrale Bereich der Essensausgabe zur Orientierung farblich markiert.

Nutzungsqualitäten
Der Innenraum ist in verschiedene Zonen gegliedert und erhält ein hohes Maß an Flexibilität: Über Faltwände kann ein Teil der Mensa dem Medienraum für Seminare oder Konzerte zugeschaltet werden. Somit entsteht ein Mehrzweckbereich, der unabhängig vom Schulbetrieb genutzt werden kann. Das Schulcafé des Ganztagsbereichs ist im gleichen Sinne gesondert nutzbar und zentral vom neuen Schulhof erreichbar. Somit entstehen innerhalb des Mensagebäudes bis zu vier verschieden nutzbare, unabhängige Teilbereiche.

Barrierefreiheit
Das Gebäude ist ebenerdig und gänzlich barrierefrei geplant.

Energie- und Technikkonzept
Die kompakte Gebäudeform ermöglicht eine Ausführung im Niedrigenergiestandard.
Durch die großzügigen Fensterflächen ist eine maximale natürliche Lüftung des Speiseraums möglich. Die Küche ist mit einer Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung auszustatten. Die Zuluft könnte hier als Nachströmung aus dem Speisesaal erfolgen was dort zu einer Unterstützung der Fensterlüftung führt. Sommerlicher Wärmeschutz ist durch die Nordorientierung der Hauptverglasung und Fensterrücksprünge größtenteils ohne außenliegenden Sonnenschutz gegeben. Die Setzung des Gebäudes in der Nähe des Haupteinganges macht eine wirtschaftliche Ver- und Entsorgung möglich. Die technischen Anlagen werden auf das notwendigste Maß
reduziert. Ein derartiger Lowtech-Standard reduziert Investitions- und Wartungskosten.

Brandschutz
Die Essensausgabe ist durch die mobilen Ausgabewagen räumlich von der Küche getrennt. Die Küche wird brandschutztechnisch von den anderen Mensaräumen abgeschottet. Durch die ebenerdige Bauweise erhält das Gebäude ausreichend Zugänge ins Freie.

Erweiterungsbau
Der Erweiterungsbau platziert sich östlich der Mensa parallel zum Bestandsbau. Unser Entwurf sieht eine zweigeschossige Erweiterung der Klassen südlich des Verwaltungsgebäudes vor. Im Obergeschoss besteht die Möglichkeit, über eine Brücke an den Bestand anzubinden. Die Erschließung erfolgt über zwei Treppenhäuser. Ein Aufzug gewährleistet die Barrierefreiheit. Zur Zeit gehen wir davon aus, dass die Hausmeisterwohnung unberührt am Standort bleibt. Besteht jedoch die Möglichkeit einer Umsiedelung des Hausmeisters, ergeben sich hier zusätzliche Erweiterungsflächen, auf denen sehr gut sowohl die PKW-Parkplätze, als auch die Stellplätze für Fahrräder untergebracht werden könnten.

Wirtschaftlichkeit
Wir haben nicht nur aus Wirtschaftlichkeitsüberlegungen eine weitestmöglich kompakte Form gewählt. Uns war auch ein identitätsstiftendes Bauwerk wichtig, was eine gewisse kritische Masse erfordert. Trotz der kompakten Bauweise sind alle Räume gut belichtet. Mit Faserbeton- und Metallelementen haben wir nicht nur ein nachhaltiges, den Ort prägendes Material gewählt. Eine hohe Qualität in Materialität und Ausführung führt zu einer hohen Akzeptanz und somit zum respektvollen Umgang der Schüler und Nutzer mit der neuen Mensa. Die Beschränkung auf wenige Fassadenmaterialien ermöglicht ein großes, wirtschaftliches Rohbaugewerk. Durch die Lage des Baufeldes direkt am Charles-Roß-Ringe kann die Baustelle autark und ohne größere Einschränkungen des laufenden Schulbetriebes abgewickelt werden.

Fahrräder
Südwestlich der Klassengebäude ist weiterhin der Abstellort für 300 Fahrräder vorgesehen: Die Fahrradplätze sind zugunsten des zentralen Schulhofs im hinteren, geschützten Schulhofbereich positioniert. Sie sind sowohl vom Schulhof, von den Klassengebäuden als auch vom Charles-Roß-Ring direkt erreichbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Im Gegensatz zu den anderen Entwürfen verorten die Entwurfsverfasser das neue Mensagebäude nicht im Bereich des Parkplatzes vor dem Hauptgebäude sondern parallel zur Straße gegenüber den Klassenzeilen. Der differenziert auf seine Umgebung reagierende, pavillonartige Gebäudekörper als Wechselspiel zweier Kerne mit durchgestecktem transparentem Zwischenraum wird als interessante und sehr gut gelungene Idee gewertet. Positiv wird hierbei insbesondere die räumliche Ausbildung der Mensa mit unterschiedlichen Innenraumqualitäten und multifunktionalen Nutzungsmöglichkeiten (auch über Zusammenschaltung von Bereichen) hervorgehobenen. Zudem eröffnet der offene Mensabereich unterschiedliche visuelle Blickbezüge. Durch die gewählte Positionierung des Baukörpers zeigt sich dieser einerseits deutlich wahrnehmbar zum Stadtteil, andererseits wird damit ein sehr geschützter, von der Straße abgeschirmter Freiraum geschaffen. Auch dieser Aspekt vermag das Gremium zu überzeugen. Gleichfalls wird durch die Positionierung und die gewählte Erschließung des Baukörpers aus dem neu entstehenden Zwischenraum die Wegeführung über die Verbindung zu den Klassenzeilen neu gedacht und führt zu einer Stärkung des Mittelgangs sowie einer Entlastung des Hauptgangs. Die Anlieferung ist zur Straße orientiert und damit richtig verortet.

Aus Sicht des Gremiums kritisch wird jedoch insbesondere die architektonische Ausformulierung des Vordachs des Mensagebäudes gesehen. Zudem werden die vorgeschlagene Materialität sowie in Teilbereichen die Baukörpertiefe hinterfragt.
Perspektive Charles-Roß-Ring

Perspektive Charles-Roß-Ring

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Oben: Ansicht von der Straße, Südost -
Unten: Ansicht vom Parkplatz, Nordost

Oben: Ansicht von der Straße, Südost - Unten: Ansicht vom Parkplatz, Nordost

Oben: Ansicht Hofseite Nordwest -
Unten: Ansicht Fahrradstellplätze Südwest

Oben: Ansicht Hofseite Nordwest - Unten: Ansicht Fahrradstellplätze Südwest

Oben: Querschnitt -
Unten: Längsschnitt

Oben: Querschnitt - Unten: Längsschnitt

Perspektive Hofseite

Perspektive Hofseite