modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 07/2018

Peter-Joseph-Lenné-Preis 2018

Blatt 1 - Regionales Konzept

Blatt 1 - Regionales Konzept

Bereich B und Karl-Foerster-Anerkennung

Marie-Luise Tschirner

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Schlechteberg in Ebersbach-Neugersdorf ist ein erloschener Schichtvulkan des Oberlausitzer Berglandes im östlichen Sachsen und hat eine Höhe von 485 m ü. NHN. Er wird von den beiden Quellarmen der Spree, die in Ebersbach, Neugersdorf und am nahegelegenen Kottmar entspringen, umflossen. Während die flache Kammlinie auf der Ostflanke des Berges vor allem zur landwirtschaftlichen Produktion genutzt wird, findet sich auf den drei anderen steilen Hängen hauptsächlich intensiv genutztes Grünland. Die Kuppe des Berges ist hingegen durch einen Mischwaldbestand charakterisiert.
Hier befinden sich auch zahlreiche Einbauten und Überreste vergangener Nutzungen, wie dem verwilderten Alpengarten und der ehemaligen Skipiste am Nordhang. Die 1912 durch den Humboldtverein errichtete Baude beherbergt zur Zeit noch das Heimatkundemuseum der Stadt, welches jedoch umziehen soll. Vom nahegelegenen Aussichtsturm auf dem Gipfel und von zahlreichen Stellen des Werner-Andert-Rundwegs, der die Kuppe am Waldsaum umrundet, bieten sich fantastische Blicke auf die Stadt und die umgebende Landschaft bis hin zum Zittauer Gebirge und dem Riesengebirge.
Eine städtebauliche Besonderheit, die den Schlechteberg von den anderen zahlreichen Erhebungen der Region unterscheidet, ist seine Lage inmitten eines Siedlungringes, den die Stadt Ebersbach-Neugersdorf zusammen mit der angrenzenden tschechischen Stadt Jiříkov bildet. Diese im 12. Jahrhundert als Waldhufendörfer gegründeten Siedlungen entwickelten sich im Laufe der Zeit entlang der Spreearme, bis der Berg fast vollkommen umschlossen wurde. Die Strukturen eines Waldhufendorfs - lange, schmale Parzellen, die sich zwischen dem Wald am Berg und dem Gehöft („Hufe“) im Tal erstreckten - sind noch heute am Schlechteberg abzulesen, im Besonderen in der Artenzusammensetzung und Nutzung des Waldes.
Trotz der zentralen Lage ist der Schlechteberg nicht an alle wichtigen Zentren der beiden Städte gut angebunden. Von Jiříkov aus fehlt ein direkter Zugang, ebenso wie aus nordöstlicher Richtung, und auch das Wohngebiet Oberland im Osten Ebersbachs ist nur ungenügend angeschlossen, wodurch der Berg nicht seiner Bedeutung als wertvolles Naherholungsgebiet gerecht werden kann. Doch gerade hier ist das größte Potential des Schlechtebergs zu sehen.
Durch seine besondere Lage eignet sich das gesamte Areal innerhalb des Siedlungsrings als zentraler Freiraum inmitten dieser polyzentrischen Siedlungsstruktur. Der Schlechteberg wird dabei als ein extensiver Park begriffen, der die Funktionen der umgebenden Kulturlandschaft - Produktion, Schutz, Erholung - aufgreift und integriert. So finden sich bereits jetzt Bereiche vor, die in erster Linie produktiv genutzt werden, wie die land- und forstwirtschaftlichen Flächen, während andere Gebiete und Elemente eine besondere Schutzfunktion besitzen oder vor allem der Erholung dienen. Diese Zonen werden entsprechend ihrer Funktion gegliedert und sichtbar gemacht, durch wechselnde Beschaffenheit der Wege und Kernbereiche, die die jeweiligen Funktionen erläutern und erlebbar machen. Die Humboldtbaude kann hierdurch reaktiviert werden und, dem Gründungsgedanken des Humboldtvereins entsprechend, die Funktion einer Landschaftswerkstatt mit Bildungscharakter übernehmen, wo interessierten Bürgern oder Schulklassen die Entwicklung und Bedeutung ihrer Landschaft nahe gebracht werden.
Dazu gehören auch historische Elemente und Strukturen wie die der Waldhufen. Die Unterteilung durch Hecken, die vielerorts der Neuordnung der Agrarlandschaft zum Opfer gefallen ist, wird daher durch eine Kombination von Land- und Forstwirtschaft - der Agroforstwirtschaft - wieder sichtbar gemacht. Dabei werden schnellwüchsige Baumarten zur Energieholzgewinnung in Kurzumtrieben streifenförmig angebaut, in Anlehnung an die überlieferte Struktur. Die Hecken wirken sich nicht nur positiv auf das Landschaftsbild sondern auch auf die angrenzenden Felder aus, da sie Winderosion vermindern. Durch die Durchgrünung der Ackerflächen werden wichtige Grünverbindungen in Form von Trittsteinbiotopen geschaffen.
Um dieses Landschaftsbild erlebbar zu machen sieht das Konzept ein neues Erschließungsgerüst vor, das bedeutende vorhandene Orte durch einen neuen Rundweg verbindet und fehlende Zugänge von den Zentren ergänzt. Diese dienen, zusammen mit den bereits vorhandenen Anbindungen, als Eingänge zum neu geschaffenen Landschaftspark.
Eine besondere Anbindung von regionaler Bedeutung ist hierbei die Bahnstrecke Ebersbach-Bakov nad Jizerou. Der stillgelegte Abschnitt zwischen Ebersbach und Rumburk soll daher zur einer neuen Fahrrad- und Wanderstrecke ausgebaut werden. Die sanft geschwungene Route bietet abwechslungsreiche und attraktive Passagen und die sich immer wieder öffnenden Fenster verschiedene Aussichten auf den Schlechteberg. Vom Bahnhof Rumburk aus bestünde dann die Möglichkeit, diese Route nach Krásná Lípa am Rande des Nationalparks Böhmische Schweiz fortzuführen, wo über den Rübezahlradweg der Anschluss nach Bad Schandau gegeben ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit besitzt einen groß maßstäblichen Ansatz und bezieht die tschechischen Gebiete selbstverständlich mit ein. Ziel ist die Entwicklung des Landschaftsparks Schlechteberg mit der in der Region einzigartigen städtebaulichen Besonderheit, dass der
Berg inmitten eines Siedlungsrings liegt.
Der extensive Landschaftspark soll die Funktionen der umgebenden Kulturlandschaft
– Produktion, Schutz, Erholung – aufgreifen und Bildungsangebote, zum Beispiel in der Humboldtbaude, bereitstellen. Über ein differenziertes Wegesystem wird der Berg lokal für die direkt angrenzenden Siedlungen sowie regional über die Aktivierung der ehemaligen Bahntrasse als Rad- und Wanderweg erschlossen.
Hauptentwurfselement sind streifenförmig angeordnete Kurzumtriebs-Plantagen, die – angelehnt an die historischen Heckenpflanzungen der Waldhufendörfer und ergänzt durch Blühwiesenstreifen – den bestehenden Landschaftsraum strukturieren. Besonders reizvoll sind die zeitliche Dynamik von Anpflanzung, Wachstum und Ernte, die klimatisch positiven Auswirkungen und die vielfältigen Bereicherungen des Landschaftsbildes. Der Schlechteberg erhält eine neue, identitätsstiftende Aura, die weit über das eigentliche
Naherholungsgebiet ausstrahlt. Die Zonierung in Produktion, Schutz und Erholung zeugt von einem komplexen Landschaftsverständnis, angemessene Gestaltungsvorschläge für Wegedetails und besondere Attraktionspunkte wie Vogelbeobachtungsturm, Holzerlebnisplattform, Klettergarten und Coppicing mit Cafe in der Humboldtbaude übersetzt wird.
Das Preisgericht würdigt die feinfühlige Herangehensweise der Verfasser. Durch eine detaillierte Betrachtung werden die vorhandenen Potenziale erkannt und im Rahmen eines
differenzierten Maßnahmenbündels weiterentwickelt. Phasenweise können einzelne Bausteine durch örtliche Akteure realisiert werden. Besonders begeistert die Idee der
sternenförmigen Kurzumtriebs-Plantagen, der mit einfachsten Mitteln eine große Inszenierung des Landschaftraums gelingt.
Eine intensivere, eventuell touristische Nutzung der Humboldtbaude wäre wünschenswert und als Ergänzung vorstellbar.
Blatt 2 - Konzept Landschaftspark

Blatt 2 - Konzept Landschaftspark

Regionales Konzept

Regionales Konzept

Konzept Landschaftspark

Konzept Landschaftspark

Touristische Anbindung

Touristische Anbindung

Grünverbindung

Grünverbindung

Anbindung Zentren

Anbindung Zentren

Funktionszonen

Funktionszonen

Humboldtbaude

Humboldtbaude

Erholungszone

Erholungszone

Schutzzone

Schutzzone

Produktionszone

Produktionszone

Schema und Phasen

Schema und Phasen

Phasenzyklus

Phasenzyklus

´Detail - Wege

´Detail - Wege