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Mehrfachbeauftragung | 11/2018

Nördliche Wallhalbinsel in der Hansestadt Lübeck

Städtebau - Übersichtslageplan

Städtebau - Übersichtslageplan

1. Rang

Riemann Gesellschaft von Architekten mbH

Stadtplanung / Städtebau

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Analyse der städtebaulichen Eigenart und der Typologien
Die nördliche Wallhalbinsel stellt für die Stadt Lübeck einen ganz eigenen Mikrokosmos dar, in dem sich alle prägenden Elemente eines industriell geprägten Hafens erhalten haben und unmittelbar aus sich heraus wirken können. Diese „eigene Welt“ steht in unmittelbarem räumlichen Zusammenhang mit der historischen Stadt, zu der sie einen reizvollen Kontrast bildet. Der „Genius loci“ wird im Folgenden analysiert und beschrieben, um daraus das Konzept für die Entwicklung abzuleiten.
Typus Schuppen Hier sind die flachen Schuppen zu finden, in denen sich das Laden, Löschen und Umverteilen der Hafengüter einen städtebaulichen und architektonischen Ausdruck verschafft hat. Die enorme Flächenausdehnung der Schuppen wird im Schwarzplan besonders deutlich: ein Schuppen entspricht in der Länge den Raumkanten eines ganzen Baublocks der Altstadt. Die Baumassen stehen parallel zu den Kaikanten, ihre Gebäudehüllen folgen genau dem Gleisverlauf, an dem sie angelagert sind. Dieser zunächst funktionale Aspekt des gleichbleibenden Abstandes zwischen Gleisen und Schuppen hat zu den gebogenen (Kaufmannsspeicher) oder abgeschnittenen (Schuppen D und F) Gebäudetypen geführt, die damit eine unverwechselbare Gestalt bekommen haben, welche sie fest mit diesem Ort verbindet. Die Gestalt der Schuppen wird neben ihrer Proportion durch die massiven Sockel bzw. Laderampen und die flach geneigten Dächer mit ihren ungewöhnlich weit auskragenden Dachüberständen an der Traufseite bestimmt, die ursprünglich dem Schutz des Ladevorgangs an den Rampen dienten. Ein weiteres prägendes Element sind die massiv gemauerten Zwischenbauten, Brandwände und Giebelscheiben, deren architektonische Qualität bis ins kleinste Detail zunächst überraschen und uns dann beinahe beschämen, denkt man an das Gros heutiger Industrie- und Gewerbearchitektur…
Diese überraschende architektonische Qualität besitzt auch das historische
Brückenhaus an der Drehbrücke wegen seiner einprägsamen Verteilung der Bau-massen mit dem überhöhenden Turmkörper und wegen der phantasievollen und schönen Wandgestaltung in Ziegelstein. Aufgrund seiner Lage am Beginn der Halbinsel, in dichter Korrespondenz mit der Bebauung am Altstadtrand, und weil es -trotz seiner bescheidenen Größe- einen gewissen Hochpunkt bildet, ist das Gebäude von herausragender Bedeutung für das städtebauliche Konzept der Halbinsel: es stellt sozusagen ein (städte-) bauliches Gelenk dar.
Gleisanlagen und Oberflächen aus Großpflaster prägen die Gestalt des gesamten „öffentlichen Raumes“ bzw. der Verkehrsflächen der gesamten Wallhalbinsel. Wegen der ursprünglichen Hafennutzung gibt es keine Unterscheidung der Funktionen in verschiedene Verkehrsflächen. Diese „Mischverkehrsfläche“ mit den einbeschriebenen Gleisanlagen ist damit unmittelbarer Ausdruck ihrer originären Bestimmung. Der gebogene Gleisverlauf und die ihrem Verlauf angepasste Bebauung verweisen direkt auf die ursprünglichen Anforderungen und lassen sich nicht trennen vom Umriss der Insel selbst bzw. ihrer Kaikanten.

Städtebauliches Konzept
Die beschriebenen ortstypischen Merkmale sollten nach unserer Überzeugung unbedingt erhalten und in der neuen Entwicklung fortgeschrieben werden. Hier ist nicht der Kontrast gefragt sondern ein Konzept des „Weiterbauens“ und Vervollständigens. In diesem Sinne schlagen wir vor, dicht an die bestehenden Gebäudetypologien anzuknüpfen, und sie schöpferisch neu zu interpretieren.
Das Hotel entwickelt sich am südöstlichen Rand wie ein Speichergebäude. Seine Breite orientiert sich an der Breite des Kaufmannsspeichers, seine Länge wird bestimmt durch den südlichen Gebäudeabschluss: dieser korrespondiert mit dem hohen Baukörper des Brückenhauses und bildet zusammen mit diesem zwei raumprägenden Kanten. Das Gebäude wird auf der Wasserseite-zusammen mit dem Sockel, auf dem es ruht, und der das Rampenmotiv aufnimmt- durch den Gleisverlauf geformt. Der Baukörper ist dreigeschossig und hat ein flach geneigtes Dach, das an den Köpfen die Gestalt der Giebelscheiben bestimmt. Der Sockelbaukörper schiebt sich nach Süden weiter heraus, um eine Terrasse auszubilden, die trotz der verkehrsnahen Lage einen gewissen Schutz und beste Aussicht auf die Stadt bietet. Sie mündet in einer Stufenanlage auf den kleinen Platz, auf dem die Waage steht. Die barrierefreie Erschließung erfolgt auf der „Landseite“ über dem Sockel vorgelagerte Rampen.
Der Umriss des Medienhauses ist auch ganz dem Verlauf der Gleise unterworfen und von ihnen geformt. Daraus ergibt sich ein sich stark verjüngender kompakter Gebäudekörper, der eindeutig den Kopf der langen Kette der Speicher entlang des Kulenkampkais am Stadtgraben bildet. Diese städtebauliche Funktion als Kopf wird verstärkt dadurch, dass die Geschosse ab dem ersten Obergeschoss über die Gleise auskragen. Das Gebäude nimmt damit die Breite der auskragenden Dächer des Schuppens A auf. Diese Breite und die vier Geschosse geben dem Haus das notwendige städtebauliche Gewicht. Am nördlichen Ende bildet die zweigeschossige Ausformung des Baukörpers einen angemessenen Übergang zum Schuppen A.
Auch das Medienhaus steht auf einem massiven Sockel. In diesen Sockel ist im Süden die Rampe zur Tiefgarage eingeschnitten. Die Rampe wird über den südlich vorgelagerten Parkplatz erschlossen, was nach unserer Überzeugung zu einer wünschenswerten bzw. notwendigen Entflechtung der Verkehrsströme führt und die Hauptzufahrt auf die Halbinsel entlastet. Die Tiefgarage bietet 70 Stellplätze.
Im Nordwesten bildet das Gebäude des Strandsalons den Abschluss der Schuppen- Gebäudekette. Die deutlich kleinere Baumasse folgt auch hier dem Verlauf der Gleise und ergänzt sich mit einer Art Pergola des gefassten Außenraums zu einer größeren Struktur, die gleichzeitig nach Norden hin gleichermaßen „ausläuft“.




Architektur und Raumprogramm
In Analogie zu Typologie, Sprache und Materialität der Lagerschuppen- insbesondere der des Kaufmannspeichers, stellen wir uns die Fassaden der Neubauten in Holz vor, die durch Lesbarkeit der Fügung, einen klaren Rhythmus und die Abbildung der inneren Struktur geprägt sind. Ihnen zugrunde liegt eine massive Tragkonstruktion, die in der Art einer zweischaligen Fassade ausgebildet, bzw. als Vorhangfassade mit selbstragenden, möglichst großformatig vorfabrizierten Elementen bekleidet wird.
Die Farbgebung orientiert sich hierbei eindeutig am Rotbraun der Bestandsgebäude.

Medienhaus
Das Erscheinungsbild des Medienhauses prägt hinsichtlich der tektonischen Durchbildung die flexible innere Skelettstruktur. Die gleichmäßige Rasterung der langen land- und wasserseitigen Fassade wird gefasst durch eher geschlossene Giebelseiten. Die um 3m auskragenden Obergeschosse werden in der Horizontalen durch die im Verhältnis zur Fassadeneben vorstehenden Geschossplatten weiter akzentuiert. Das ‚Auskragen‘ ist hierbei zum einen den erforderlichen Flächen geschuldet und interpretiert zum anderen Themen, die mit dem Hafen und seiner ursprünglichen Zweckbestimmung assoziiert werden. So bilden die Giebelseiten gleichsam Bug und Heck des Gebäudes, die auskragenden Geschossplatten erinnern an Decks.
Der Skelettkonstruktion liegt ein Raster von 1,35m zugrunde, dass frei und flexibel einteilbar ist. Im Erdgeschoss bietet es größtmögliche Flexibilität für Foyer, Empfang, Außenpräsentation und Veranstaltungen, in den Obergeschossen ermöglicht es neben herkömmlichen Zellenbüros in Form von Einzel- oder Zweierbüros unterschiedliche weitere Größen, Kombi- oder Großraumbüros.
Im Prinzip handelt es sich um Loftetagen mit nur wenigen festliegenden Parametern. In diesem Sinne sind die von uns dargestellten Grundrisse als Beispiele für Nutzungsszenarien zu verstehen, welche der Nutzer mitbestimmen kann und soll.
Die Nutzflächen sind um eine Mittelzone angeordnet, die entscheidend von einem Luftraum, der sich über alle Geschosse erstreckt und von oben belichtet wird, geprägt wird. Somit entsteht das großzügige Erscheinungsbild eines offenen Hauses, in dem die internen Verknüpfungen und die Interdisziplinarität des Arbeitens auch räumlich abgebildet werden.
Zu ihm ist je Geschoss ein Besprechungsraum angeordnet, der gewissermaßen als Keimzelle eines jeden Geschosses dient.
Angegliedert findet sich der Haupterschließungskern - er nimmt neben dem Treppenhaus und 2 Fahrstühlen auch alle Nebenfunktionen (WC, Teeküche, Kopierer etc.) auf. Ein weiteres, ebenfalls zentral im Inneren liegendes und eingehaustes Treppenhaus, gewährleistet im Erdgeschoss mittels entsprechender Vorkehrungen (Brandschutzvorhang bzw. im Brandfall schließende Schotten) ebenfalls einen direkten Ausgang ins Freie, einsprechend der Anforderungen die sich hinsichtlich Nutzung und Größe der Geschosse an Brandschutz und Entfluchtung stellen. Die oberirdische BGF beträgt 5215 m², die erforderliche NF von 3400m² wird erreicht.


Hotel
Das Erscheinungsbild des Hotelgebäudes wird geprägt durch seine akzentuierten Giebelscheiben, die zugrundeliegende Schottenbauweise, die durchlaufenden Balkone, sowie das stark auskragende geneigte Dach. Die Verwandtschaft zum Kaufmannsspeicher ist hier offensichtlich.
Entsprechend der Inneren Funktion variieren die einzelnen Fassadenbereiche in Rhythmus und Größe der Öffnungen, so dass ein im Ganzen gebundenes aber doch wechselvolles Bild entsteht, welches sich selbstverständlich mit der Umgebung und dem städtebaulichen Kontext verzahnt.
Die sich absetzenden Giebelscheiben sind als Lochfassaden ebenfalls in Holz ausgebildet und wiederum mit Bänderungen und einer Lamellenstruktur gegliedert. Hier weichen wir von der historischen Ausbildung der Schuppen und Speicher ab, die teilweise bei Schauseiten und insbesondere bei Brandschutzwänden Backstein verwendet, ab. Hinsichtlich der abstrahierenden materiellen Homogenität der Neubauten und aufgrund der heutigen Brandschutzanforderungen sehen wir eine vollständige Ausbildung als Holzfassade vor.
Hinter dem südlichen Giebel, der zusammen mit der Terrasse den Auftakt zum Gebäude bildet, findet sich im Erdgeschoss der über zwei Geschosse reichende Hauptraum (Frühstück, Restaurant, Lounge) mit angegliedertem dienendem Bereich (Küche, Büro, Lager und Nebenräume) Mittig im Gebäude liegt das von der Land- aber auch der Wasserseite erreichbare Foyer. Es erstreckt sich über die gesamte Gebäudetiefe und kann entweder ganz oder in Teilen ebenfalls zweigeschossig ausgebildet werden. Der nördliche Teil des Erdgeschosses nimmt bereits Hotelzimmer auf, die durch Ihre Anbindung an den Sockel über großzügige Freibereiche verfügen und eine besondere Qualität darstellen. Die beiden Obergeschosse werden dann vollständig mit Hotelzimmern belegt, die jeweils mit einem eigenen Außenbereich ausgestattet sind. Insgesamt verfügt das vorgeschlagene Gebäude über 142 Zimmer in einer Größenordnung von18m².
Die Zone in der Gebäudemitte ist– ähnlich der des Medienhauses – so bemessen, dass Sie neben den Fluren und erforderlichen Treppenhäusern, Fahrstühlen und Serviceräumen auch Aufenthaltszonen und Lufträume aufnimmt, die sich über alle Geschosse erstrecken und von oben belichtet werden. So entsteht eine räumliche Qualität, die vom gleichförmigen Einerlei immer gleicher auf ein Minimum reduzierter Hotelflure abweicht und perspektivisch auch andere Nutzungen als die eines Hotels ermöglicht.
Analog des Medienhauses nimmt der Sockel, auf dem das Gebäude ruht, eine Tiefgarage auf, die in der gezeigten Konfiguration und Ausdehnung 66 Stellplätze anbietet. Es besteht - je nach Erfordernis - die Möglichkeit, die Ausdehnung unter den südlichen Gebäudeteil zu erweitern oder auch ggf. Nebenräume, Lager, etc. unterzubringen. Die oberirdische BGF beträgt 6350 m²


Außenanlagen

Der Charakter der ehemaligen Hafennutzung soll weiterhin das Bild der nördlichen Wallhalbinsel bestimmen.
Für die Freiraumplanung wird dieser Hafenindustriecharakter am deutlichsten durch Lübecks größte zusammenhängende Großsteinpflasterfläche mit den noch vorhandenen Gleisen und Kranfahrten dargestellt. Letztlich sind diese Gleisfächer und die Pflasterung mit den Kaischuppen, den Kaimauern und allen noch vorhandenen
Lösch- und Ladeeinrichtungen in einem funktionalen Zusammenhang, so dass dieses Ensemble eine technische Einheit darstellt, welche für das Verständnis und das Erlebnis dieses frühen Beispiels eines industriellen Hafens von entscheidender Bedeutung ist.
So sollen Eingriffe in die historische Oberflächengestaltung nur insoweit erfolgen, wie die Anpassung an deren zukünftige Widmung und Nutzung dies erfordert bzw. beschädigte oder gestörte Bereiche. Aus diesem Grund soll, soweit wie möglich, die vorhandene Oberflächenentwässerung erhalten werden.
Die nicht historischen Parkplätze bzw. dessen erforderlichen Markierungen erfolgen als neuer Layer aus hochwertigen hellen Betonsteinen, die sich in ihrer Materialität deutlich von der historischen Materialität unterscheiden sollen.
In Teilbereichen geschnittenes vorhandenes Naturgroßsteinpflaster in den Gleisbereichen sowie entlang Willy-Brandt-Allee ermöglicht eine bessere Begehbarkeit für mobilitätseingeschränkte Personen.
Als historische Zeitschicht des Mittelalters möchten wir die bewegte Geschichte der nördlichen Wallhalbinsel durch die Verortung der Fundamente des „goldenen Turms“ aus dunkelgrauem Naturkleinsteinpflaster erkenntlich machen.
In Anknüpfung der industriellen Historie soll sich auch das Mobiliar hieraus entwickeln. Hier sind insbesondere die historischen Eisenbahnwaggons zu erwähnen, die als Kiosk (z.B. mit Streetfood…), „Bücherwagen“, Fahrradabstellmöglichkeit oder die Niederbordwagen als große Sitzmöbel bis hin zur Bühne multifunktional genutzt werden können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Im Rahmen des Zwischenkolloquiums hatte das Beurteilungsgremium die bereits vorgestellten Planungsideen positiv beurteilt und empfohlen, das städtebauliche wie freiraumplanerische Konzept weiter zu verfolgen. Die präsentierte Arbeit beantwortet die im Zwischenkolloquium aufgeworfenen Fragen und konkretisiert den bisherigen Entwurf.

Zum städtebaulichen Konzept von Riemann Gesellschaft v. Architekten:
Die Anordnung und der Flächenzuschnitt für die geplanten Neubauten Hotel und Medienhaus erklären sich aus der Doppelreihe der historischen Bestandsgebäude Schuppen A bis D am Kulenkampkai und dem Kaufmannsspeicher und Schuppen F am Behnkai. Sie berücksichtigen zudem die Anordnung des historischen Gleisfächers, der im Eingangsbereich der Nördlichen Wallhalbinsel in zwei Gruppen zusammengeführt wird. Damit wird das städtebauliche Gestaltungsprinzip im Plangebiet aufgegriffen und mittels der Positionierung der beiden Neubauten nach Süden abgeschlossen. Der seit der Anlage dieses Hafengebiets vorherrschende Charakter eines von Süden aus betriebenen Frachtterminals wird dadurch gewahrt, dass sich der südliche Anschluss zwischen Nördlicher und Mittlerer Wallhalbinsel weiterhin als trichterförmig offene Zufahrt in die das Gebiet prägende innere Erschließungsachse präsentiert. Dadurch werden Blickbeziehungen bzw. besondere Perspektiven für den sich von Süden bzw. über die Marienbrücke dem Plangebiet nähernden Betrachter bewahrt.

Die Ausbildung der Neubauten als maximal vier- bzw. dreigeschossige geschlossene Baukörper mit flachen Dachneigungen und teils vorgehängten Laubengängen nimmt Rücksicht auf die Bestandsgebäude, insbesondere den Kaufmannsspeicher, der als zu bewahrende städtebauliche Dominante im Plangebiet nicht bedrängt wird. Der Anschluss an die niedrige, nur eingeschossige Schuppenreihe am Kulenkampkai gelingt dadurch, dass das Medienhaus zunächst auf der vorgegebenen Firsthöhe des Schuppens A zweigeschossig bleibt und erst nach Süden viergeschossig wird. Die Höhe des Medienhauses wurde in der Vorprüfung als bedingt welterbeverträglich eingestuft. Im weiteren Verfahren wird die Höhenentwicklung daher nochmals überprüft und abschließend beurteilt werden.

Die Planung der Arbeitsgemeinschaft erfüllt die Anforderungen von Denkmalpflege, Welterbe, Stadtund Verkehrsplanung weitestgehend. Sie steht im Einklang mit den Motiven des PIH-Konzepts für eine behutsame Entwicklung des Plangebiets unter Bewahrung der historischen Strukturen und Gebäudebestände aus der Rehder-Planung von 1885. Der Nachweis der laut Aufgabenbeschreibung geforderten Geschossflächen wird vollständig erbracht. Er wird dadurch ermöglicht, dass das Medienhaus trotz geringer Grundfläche über dem historischen Gleisfächer auskragt. Damit wird ein Gestaltungsprinzip aufgegriffen, welches bei den Bestandsgebäuden durch vorgelegte Rampen und weit auskragende Dachüberstände vorgegeben ist. Die Gebäudeformen für Hotel und Medienhaus gestatten sowohl ihre wirtschaftliche Errichtung als auch die Unterbringung der jeweiligen Nutzungen, deren Arbeitsabläufe und Organisationsstrukturen. Die geforderten Stellplätze für Hotel und Medienhaus werden in Tiefgaragen und ergänzend auf Freiflächen südlich des Medienhauses im Bereich des Anschlusses an die Eutiner Brücke nachgewiesen. Für die Tiefgarage des Medienhauses wird ein Teil der Freifläche mitverwendet, deren Gestaltung mit Gleisen und Pflasterung sichtbar beibehalten wird. Die Zufahrt zur Tiefgarage für das Medienhaus befindet sich mit einer eigenen Einfahrt auf der Höhe des Anschlusses der Straße „Auf der Wallhalbinsel“ an die Willy-Brandt-Allee und ermöglicht, den Individualverkehr an der eigentlichen verkehrlichen Anbindung des Plangebiets zu reduzieren.

Die städtebauliche Planung ist robust im Hinblick auf Veränderungen im angrenzenden Plangebiet Mittlere Wallhalbinsel, insbesondere einer möglichen Neuordnung der Achse Drehbrücke-Marienbrücke, da sie sich allein aus dem städtebaulichen Kontext innerhalb des eigenen Plangebiets erklärt.

Zur Freiraumplanung von WES LandschaftsArchitektur:

Leitidee des Planungsansatzes ist die Anerkennung der bereits vor 125 Jahre erfolgten Gestaltung des Geländes als großzügige Mischverkehrsfläche, auf der sich verschiedene Verkehrsmittel nach Möglichkeit mit gegenseitiger Rücksichtnahme begegnen. Während die Hafenbahn gleisgebunden verkehren musste, war die in einer Ebene auf der gesamten Nördlichen Wallhalbinsel gleichmäßig gepflasterte unbebaute Oberfläche durch Straßenfuhrwerke, -kraftfahrzeuge, und Fußgänger befahr- bzw. begehbar, soweit Schienenfahrzeugen und fahrbaren Kranen nicht Vorrang einzuräumen war. Die neue Freiraumplanung berücksichtigt diesen überlieferten Bestand in der Form, dass sie lediglich Reparaturen und behutsame Ergänzungen vorsieht, um die für die Verkehrssicherheit und zukünftige Widmung als öffentliche Straße erforderliche barrierefreie Begehbarkeit nebst Querungsmöglichkeiten herzustellen. In den sonst im Bestand erhaltenen Pflasterungen werden Fahrspuren und Stellflächen für PKW und Fahrräder lediglich in der Farbe des Pflasters kenntlich gemacht. Die Anordnung von Fahrspuren, Geh- und Radwegen und Abstellflächen folgt dem bereits mit der Verwaltung abgestimmten Entwurf. Die mittige Anordnung der Fahrbahn gestattet schmalere Fahrspuren als bei einem Einbahnstraßensystem mit zentral angeordnetem Parkbereich, ist weniger stauanfällig und verkehrlich sicherer. Der Flächenverbrauch ist für den fließenden wie den ruhenden Verkehr damit optimiert, ebenso die Erlebbarkeit der historischen Oberflächen aus Gleisen und Pflasterung.

Der Einsatz von Grün, der an diesem Ort in der historischen Hafennutzung nicht überliefert ist, erfolgt lediglich ergänzend straßenbegleitend im Anschluss an die Mittlere Wallhalbinsel sowie auf den Plätzen zwischen den Schuppen und auf der Fläche des Strandsalons. Die Anordnung mehrerer Baumreihen auf den Plätzen 2 und zwischen dem Kaufmannsspeicher und Schuppen F folgt dem Stützenraster innerhalb der hölzernen Schuppen und Speicher und orientiert sich damit am isotaktischen Raster und Charakter der überlieferten Industriebauten. Da die Begrünung in diesen Bereichen eine in unserer Zeitschicht neu eingeführte Gestaltung darstellt, wird empfohlen, die streng geometrische Anordnung der Bäume zugunsten einer freieren und lockereren Bepflanzung dieser Plätze zu überdenken. Die zur Verkehrsachse Drehbrücke-Marienbrücke hin geplante Baumreihe wird hingegen als nicht gewünschte Abgrenzung zur Mittleren Wallhalbinsel gesehen und nicht als schlüssig im Sinne eines städtebaulichen Konzepts gewertet, das weiterhin eine Öffnung des Plangebiets nach Süden vorsieht.

Die Spitze der Halbinsel wird entsprechend ihrer exponierten Lage zwischen Hafenbecken und Trave und ihrer öffentlichen Nutzung planerisch gründlich herausgearbeitet. Die Reihe selbstständiger, aber gleichartiger Gebäude von Medienhaus über Schuppen A bis D wird für ein neues Restaurantgebäude des Strandsalons aufgegriffen und findet in einer sich nach Norden zur Inselspitze verjüngenden offenen Pergola einen sanft ausklingenden Abschluss. Der Vorschlag eines leichten, aus hölzerner Tragkonstruktion mit bodentiefen Fenstern rhythmisch gegliederten Baukörpers mit flach geneigtem Dach greift den aktuell vorherrschenden und auch geschätzten Charakter des Vorübergehenden oder Provisorischen auf, der auch in der Einrichtung eines Erbbaurechts für die Dauer von nur 30 Jahren auch rechtlich verankert werden wird. Hinsichtlich des in Lübeck vorherrschenden Klimas äußert das Bewertungsgremium jedoch Zweifel, ob die als Begrünung gedachten Palmen dauerhaft Bestand haben werden. Die diesbezüglich getroffene Entscheidung muss unter Einbeziehung alternativer, heimischer Gewächse nochmals kritisch überprüft werden.

Die Möblierung des öffentlichen Raums mit in Anlehnung an die historische Hafennutzung gestalteten Sitzelementen sowie mit vielseitig nutzbaren historischen Eisenbahnwaggons sind dem historischen Kontext verbunden und werden zugleich den neuen Nutzungsanforderungen im Plangebiet gerecht.
Lageplan

Lageplan

Städtebau - Draufsicht

Städtebau - Draufsicht

Lageplan (Ausschnitt)

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Städtebau - Schrägluftperspektive

Städtebau - Schrägluftperspektive

Lageplan (Ausschnitt)

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Architektur - Hotel und Medienhaus

Architektur - Hotel und Medienhaus

Lageplan (Ausschnitt)

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Architektur - Hotel

Architektur - Hotel

Lageplan (Ausschnitt)

Lageplan (Ausschnitt)

Architektur - Hotel

Architektur - Hotel

Lageplan (Ausschnitt)

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Architektur - Medienhaus

Architektur - Medienhaus

Architektur - Medienhaus

Architektur - Medienhaus

Architektur - Medienhaus

Architektur - Medienhaus

Architektur - Medienhaus

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Übersicht alle Geschosse

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Architektur - Strandsalon

Architektur - Strandsalon

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Landschaftsarchitektur - Platzbereich Hotel | Medienhaus

Landschaftsarchitektur - Platzbereich Hotel | Medienhaus

Landschaftsarchitektur - Platzbereich Hotel | Medienhaus

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Landschaftsarchitektur - Ausstattung, Eisenbahnwagon als Café

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Landschaftsarchitektur - Platzbereich zw. Kulturschuppen | Wohnschuppen

Landschaftsarchitektur - Platzbereich zw. Kulturschuppen | Wohnschuppen

Landschaftsarchitektur - Platzbereich zw. Kulturschuppen | Wohnschuppen

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Landschaftsarchitektur - Platzbereich nördl. Spitze | Strandsalon

Landschaftsarchitektur - Platzbereich nördl. Spitze | Strandsalon

Landschaftsarchitektur - Platzbereich nördl. Spitze | Strandsalon

Landschaftsarchitektur - Platzbereich nördl. Spitze | Strandsalon