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Einladungswettbewerb | 11/2018

UniArkaden in Magdeburg

1. Preis

Preisgeld: 30.000 EUR

kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH

Architektur

rendertaxi architektur.bilder

Visualisierung

Erläuterungstext

Das „städtebauliche Argument“ des Entwurfs entwickelt sich aus der gemeinsamen Betrachtung des Wettbewerbsgebietes und des Ideenteils im Osten. Aus dieser ergibt sich die funktionale Zuordnung, aber vor allem die typologische Struktur und die sinnvolle stadträumliche Platzierung zweier Hochpunkte als Auftakte für die Walther-Rathenau-Straße.
Im Wettbewerbsgebiet entlang der Walther-Rathenau-Straße entsteht eine rund 26 Meter tiefe Gebäudestruktur – allerdings nicht mit gerade Blockkanten, sondern in einer mäandrierenden Form mit Vor- und Rücksprüngen. Die Rhythmisierung und optische Kleinteiligkeit atmet den Geist der Europäischen Stadt. Neben den ablesbaren Volumen werden hier aber auch „tiefe“ Nutzungen, etwa für Labore oder Institutsgebäude der gegenüberliegenden Universität, möglich.
Die Form der Rhythmisierung entsteht durch die genaue Analyse des stadträumlichen Kontexts: Der Bau stellt sich nicht zwischen Universität und Breiten Weg, sondern lädt explizit zur schnellsten Verbindung ein – sie schneidet sogar ganz deutlich in den Baukörper ein. Dieselbe Geste schafft es außerdem, die „eigenwillige“ Ausrichtung des Theaters aufzunehmen und zu reflektieren.
Die Durchwegung ist es auch, die den Projektnamen „UniArkaden“ räumlich mit Leben füllen: Die Verbindungsfunktion und ein Magnet in Form eines Vollsortimenters bringt Laufkundschaft in das Innere des Komplexes und macht die Lage für unterschiedlichste Geschäfte attraktiv. Zum Universitätsplatz öffnet sich die Durchwegung zu einer Plaza, die das „interne“ Leben nach außen sichtbar macht. Es entsteht keine äußerlich abgeschottete Mall, sondern ein sichtbar belebter, einladender Straßenraum.
Unterstrichen wird dieser Effekt durch die Komposition um die Plaza mit unterschiedlichen Gebäudebausteinen. Das Hotel wird nicht allein als solches, sondern in erster Linie als volumetrischer Eckbaustein des Quartiers wahrgenommen. Der Büroturm erhält in den obersten drei Geschossen eine Auskragung in Richtung Stadtzentrum, das „Stadtfenster“, das sowohl besondere Räume für die Nutzer generiert als auch den einen besonderen Blickpunkt für die Ansicht vom Universitätsplatz bietet.
In dem Entwurf bildet sich eine Haltung ab, die eine charakteristische und prägnante Architektur aus dem städtebaulichen Kontext generiert und diese als wichtiges Instrument der gemeinsamen Identität der Stadt versteht.
Der Baukörper erhält auf seiner Länge eine Fassade aus seladongrüner Keramik, während die Innenseiten des Stadtfensters sich in einem blassen Rot absetzen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen orthogonale Blockstrukturen auf den Baufeldern vor, die am Universitätsplatz mit dem querverlaufenden Weg zum Unicampus überlagert werden. Durch Höhenstaffelung und differenzierte Fassadengestaltung erhält der Entwurf eine kraftvolle skulpturale Qualität. Der Universitätsplatz wird stadträumlich gefasst, der Hochpunkt auf der Nordwestecke bildet eine begründete städtebauliche Dominante in Achse der Walther-Rathenau-Straße.

Über leichte kubische Verformungen der Grundstruktur und differenzierte Fensterformate gelingt ein spannungsvolles Spiel der Fassaden und Baukörper. Die Wahl eines einheitlichen Fassadenmaterials mit Keramikelementen in unterschiedlicher Farbigkeit verleiht dem Ensemble eine markante eigenständige Erscheinung, die insbesondere im Spiel von Licht und Schatten eine noble hochwertige Anmutung bieten wird.

Die Bausteine sind über Treppenhauskerne sinnvoll gegliedert. Dabei liegen die Erschließungen für Büronutzung und Hotel / Boardinghouse öffentlicher an der Querdurchwegung. die Wohnungserschließungen privater an der Listemannstraße. Der Anlieferverkehr von der Walther-Rathenau-Straße scheint praktikabel.

Die verschiedenen Funktionsbereiche sind innerhalb des Ensembles richtig verteilt, die jeweiligen Raumtiefen funktional richtig gewählt.

Die Freiraumgestaltung konzentriert sich auf intensiv gegliederte Innenhöfe, die das Wohnumfeld abbilden. Der großen Geste des Tores im Gebäudekomplex wird im Freiraum mit linearen Pflasterstrukturen in Richtung Universitätsplatz begegnet, wobei die Verfasser eine Antwort auch die weitere Anbindung Richtung Breiter Weg offenlassen und damit die Chance einer nachhaltigen Anbindung Richtung Oper und Altstadt vergeben.

Die orthogonale Konstruktion mit wirtschaftlichen Spannweiten und tragenden Außenwänden ermöglicht eine wirtschaftliche Bauausführung in traditioneller Massivbauweise. Das keramische Fassadenmaterial stellt eine nachhaltige wartungsfreie Oberfläche dar.

Insgesamt handelt es sich um eine sensible, intelligente Arbeit, die auf der Basis einer robusten städtebaulichen Struktur eine schöne baukörperliche Differenzierung aufweist.