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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2018

Multitalent gesucht - Umbau Ossietzky-Hof: Sanierung und Umbau mehrerer Wohngebäude in Nordhausen

Anerkennung

Preisgeld: 8.200 EUR

03 Arch. GmbH

Architektur

ver.de Landschaftsarchitekten Stadtplaner Partnerschaftsgesellschaft mbB

Landschaftsarchitektur

Teuber & Viel GmbH

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Den Verfassern gelingt es, die städtebauliche Integration der Einzelgebäude zu einem Stadtblock basierend auf einer „neuen Utopie des Zusammenlebens“ durch verschiedene Maßnahmen zu fördern: Sie plädieren für neue Möglichkeitsräume der Aneignung von gemeinschaftlichen Freiräumen im Hof und auf begehbaren Dächern mit einer beeindruckenden Aussicht in den umgebenden Landschaftsraum. Die in den aktiven
Ecken verorteten Platzflächen mit integrierten Mobilitäts-sharing-Angeboten bilden den Übergang zum Stadtloop.

Es ist nur konsequent, dass der ruhende Verkehr komplett aus dem Innenhof entfernt wird. Das Freiraumkonzept besticht durch das Prinzip der horizontalen Schichtung und Aktivierung vertikaler Freiräume: Die ursprüngliche Hofebene wird zu einer extensiv bewirtschafteten „Wildnis“, die von einem System von direkt an die EG-Ebene der Gebäude anschließenden Holzdecks und -stegen als Aktivitätsflächen sowie
sich darüber erhebenden „Baumhäusern“ überlagert wird. Die beiden gestapelten Gemeinschaftstürme werden allerdings als etwas überinszenierte Erschließungselemente kritisch diskutiert. Ob die dem Entwurf zugrundeliegenden Erwartungen an die intensive gemeinschaftliche Nutzung der freistehenden Holzmodulkonstruktionen nachhaltig erfüllt werden können, bleibt offen.

Das Konzept der baulichen Erweiterung eröffnet interessante Möglichkeiten des handwerklichen Selbermachens, basierend auf dem Konzept des „Weiterbauens an einem System“ mit neuen, auf das Grundraster von WBS 70 abgestimmten Holzbau-Modulen. Jedoch ist das „Selbermachen“ vor dem Hintergrund des Mietwohnungsbaus
und der damit einhergehenden Bewirtschaftung möglicherweise nicht im gedachten Umfang umsetzbar. Ein interessanter Aspekt ist das differenzierte, schrittweise Vorgehen beim Umbau der Wohnanlage: Die erste Priorität bildet die Ertüchtigung der vorhandenen konstruktiven Elemente und die Herstellung neuer, vielfältiger und variabler Wohnungsgrundrisse. Die Wintergartenstruktur in Holzbauweise kann anschließend
vorgesetzt werden.

Im Gebäudeblock an der Carl-von-Ossietzkystraße ermöglicht die Verlagerung der Erschließung auf Laubengänge im Holzbaubausystem eine attraktive Vielfalt von Wohnungstypen in Maisonettebauweise. Es überwiegen 3- und 4-Zimmer-Wohnungen, aber auch Wohnungen für Wohngemeinschaften mit 6+Zimmer-Wohnungen sind zu finden. Durch den gezielten Einsatz eines Holzbausystems mit integrierten Aufzügen
lässt sich eine relativ kostengünstige Umsetzung des barrierefreien Wohnens in einem Großteil der Wohnanlage erreichen, wobei hier bauordnungsrechtliche Fragen zur Materialwahl offen bleiben. Sehr positiv ist die Herstellung Barrierefreiheit der Erdgeschosszone sowie des Innenhofs über breite Holzstege, die im Innenhof
verlegt werden.

Die energetische Sanierung setzt auf eine Ertüchtigung der Außenhülle, indem Dämmziegel vorgemauert werden. Die Fensteröffnungen werden für die passive Solarenergienutzung auf Raumhöhe vergrößert, wobei der damit verbundene Fensteraustausch kritisch diskutiert wird. Ein innovativer Charakter des Energiekonzepts
wird durch weitere Elemente, wie z.B. eine Trombé-Wand, erreicht.
Generell zeichnet sich die gesamte Arbeit durch ein ambitioniertes und programmatisches Konzept, eine Vielzahl interessanter Ideen und einen überzeugenden prozessualen Ansatz aus, der jedoch in Teilen überprogrammiert und -inszeniert wirkt.