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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2018

„McGraw-Gelände“ Neugestaltung eines Wohnquartiers in München

ein 1. Preis / Gebäude- und Freianlagenplanung

Architekturbüro KNERER UND LANG

Architektur

ATELIER . SCHMELZER . WEBER Architekten PartGmbB

Architektur

BL9 Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau

Im Münchner Süden der ehemaligen McGraw Kaserne wird ein städtebaulich und architektonisch zusammenhängendes Areal entwickelt, welches aktuelle und zukünftige Wohnbebauungen durch öffentliche Nutzungen wie Kita, Einzelhandel, Grünflächen sowie PKW-Stellplätze ergänzt. Die Ausgangslage für das neue Quartier an der Stadelheimer Straße und dem McGraw-Graben in Giesing stellt sich heute äußerst heterogen und als städtebauliche Herausforderung dar: neben den Baudenkmälern aus der Zeit des Nationalsozialismus, der Verkehrsinfrastruktur aus den 1970er Jahren, Bauten des Justizvollzugs und gewachsener Einfamilienhausbebauung gibt es derzeit kaum nutzbare Freiräume und es fehlen Rad- und Fußwegebeziehungen in die angrenzenden Viertel bzw. zu den näheren Naherholungsgebieten.

Die besondere Lage an der vielbefahrene Stadelheimer Straße bildet mit dem Hochpunkt des Wohnheimes den Auftakt für das Areal und leitet durch den Arkadengang zum Eingangsplatz, welcher durch einen breiten Wasservorhang aus dem Obergeschoss optisch und auditiv die Straßenbereiche ausblendet. Rundum belebt von Einzelhandel und Dienstleistungen im Erdgeschoss entsteht ein städtischer Platz, von dem aus ein Durchgang die weiteren öffentlichen Freiräume erschließt. Die Erschließung der Tiefgarage erfolgt über die Stadelheimer Straße mit ausreichend Abstand zur Warthofstraße sowie zur Tegernseer Landstraße.

Die Setzung der Neubauten nimmt vorhandene Wegestrukturen aus der Umgebung auf, verknüpft diese und führt sie ins Areal. Es entstehen zwei Gebäude im nördlichen Bereich des Areals mit Wohnungen für Bedienstete, welche mit öffentlichen Nutzungen wie zwei Kindertagesstätten im Erdgeschoss sowie einem Gemeinschaftsraum ergänzt werden. Alle öffentlichen Nutzungen beziehen sich mit Ihren Eingängen zum zentral liegenden Grünbereich am Anger. Durch die Höhenstafflung der Wohngebäude entsteht eine spannende Dachlandschaft, welche zu der kleinteiligeren Wohnbebauung im Osten des Gebietes vermittelt. Architektonisch gliedern sich die Gebäude als Ensemble in der Fassade und bilden einzelne Adressen in die Warthofstraße.

Freiraum

Die neue städtebauliche Organisation der Flächen ermöglicht es, klar gegliederte und nutzbare Freiräume entstehen zu lassen. Aus allen Richtungen kommend führen mit dem Entwurf öffentliche Fuß- und Radwege in und durch das Quartier und verknüpfen dieses mit seiner Umgebung. Die bestehenden, großen Robinien werden als Baumreihen nach Osten und Norden fortgesetzt und begleiten die neue Wegebeziehung.

Der große zusammenhängende, durch schönen Baumbestand und eine große Rasen- und Wiesenfläche geprägte Anger stellt das neue Zentrum des Quartiers dar. In den baumbestandenen und teilweise offenen Bereichen finden sich für die Bewohner aller Altersstufen attraktive Nutzungsmöglichkeiten, z.B. Kinderspiel, Ballsport, Liegewiese, Treffpunkt und Sitzmöglichkeiten. Ein umlaufendes Belagsband mit vielen Sitzmöglichkeiten schafft den Rahmen des kleinen Parks und bietet auf dem im Süden sich ausbildenden Platz die Möglichkeit für Marktstände.

In den Innenhöfen wird für die Bewohner gemeinschaftlicher und dem Erdgeschoss vorgelagert privater Freiraum geschaffen. Der Übergang von der privaten in die gemeinschaftlichen Bereiche wird durch dichte Bepflanzung gestaltet, die wiederum einen gut überschaubaren und intensiv nutzbaren Innenbereich räumlich fasst und echte Privatheit entstehen lässt. Hier finden sich neben Spielangebote für Kinder vor allem auch Möglichkeiten zum formlosen Treffen und Aufenthalt im Freien.
Die Höfe sind frei zugänglich und von allen Treppenhäusern aus direkt erschlossen, verzichten aber zugunsten einer größeren Privatheit bewusst auf eine öffentliche Durchwegung.
Das private Freiraumangebot wird durch großzügige Dachterrassen ergänzt, wo Ruhe und Entspannung, urbanes Gärtnern, aber auch kleine private Feiern möglich sind.

Hochbau
Das Wohnheim für Auszubildende bietet im Erdgeschoss ausreichend Flächen für öffentliche Nutzungen wie einem Einkaufsladen sowie Gastronomie und ergänzende Verkaufsflächen. In den oberen Geschossen bildet der Erschließungsflur für die Appartements des Wohnheimes einen Puffer zur Stadelheimer Straße und schirmt so das Areal schallschutztechnisch nach Norden hin ab. Aufgeweitete Flurzonen sowie Eckbereiche an Treppenhäusern werden als Kommunikationsflächen aktiviert und bilden Orte zum Treffen der Wohnheimbewohner. Die Appartements gliedern über die Nischen den Flurbereich zusätzlich auf. Die kleinen Wohnungen sind als privater Rückzugsbereich ausgebildet und mit einer Garderobe, Kochnische, Badezimmer, Schlaf- und Wohnbereich sowie einer kleinen Loggia ausgestattet. Als zusätzlicher Freibereich kann die Dachfläche über dem Einzelhandel als Erholungsort im Freien genutzt werden. Über zwei Aufzüge und die anliegenden Treppenhäuser befinden sich im westlichen Teil des Untergeschosses Wasch-, Fahrradabstell- sowie Abfallräume für alle Hausbewohner gut erreichbar. Die Anlieferung des Einzelhandels findet über die Tiefgarage statt und bietet ausreichend Stellplätze für Besucher und Bewohner des Wohnheims. Der Tiefgaragenbereich Richtung Norden ist ausschließlich den Bewohnern des Areals vorbehalten und erhält eine separate Zufahrt im Untergeschoss. An den Treppenhäusern der Wohnungen sind Wasch-, Keller- und Müllräume angeordnet, welche als Ring um das Parkhaus organisiert sind.

Alle Gebäude sowie die Tiefgarage orientieren sich an dem Achsraster von 1,50m. Das gewählte Raster bietet ein hohes Maß an Flexibilität und Barrierefreiheit für die Wohnungsgrundrisse und lässt die Wohnungen unkompliziert um ein Zimmer, in den geforderten Wohnflächen, erweitern. Über den mittigen Zugang der Wohneinheit lässt sich die Himmelsausrichtung der Individual- und Wohnräume flexibel steuern. Die Wohnloggien können über eine Schiebeverglasung individuell dem Wohnraum zugeschaltet werden und können so flexibel auf die unterschiedlichen Jahreszeiten reagieren. Durch die Konzeption lässt sich eine höhere Flächeneffizienz im gesamten Areal erwarten. Alle Wohnungen können über das vorgeschaltete Treppenhaus sowie über eine Anleiterung der Feuerwehr entfluchtet werden. Durchgesteckte Wohnungen bieten nicht nur eine Querlüftung sondern halten auch den Hof von Feuerwehrfahrzeugen frei. Ein- und Zweiraumwohnungen können durch die niedrige Lage im Gebäude durch Handleitern bis zu 8,0 m von der Feuerwehr zusätzlich entfluchtet werden. Übereinander- und Zusammenliegende Versorgungsstränge lassen eine wirtschaftliche Lösung erwarten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Grundrisse sind gut organisiert. Die teilweise zurückgesetzten Erdgeschosse bieten Schutz und beleben umlaufend die Außenräume. Die Gebäudezugänge sind gut gesetzt und beleben und adressieren den Freiraum. Kritisch gesehen wird die Lage der Anlieferung im Untergeschoss. Die Grundrissorganisation der Wohngeschosse ist effizient, die Wohnungen - mit Ausnahme der nördlichsten Fassade - zur ruhigen Seite orientiert. Beim Wohnheim entsteht in der Erschließungszone ein Pufferraum zur Lärmseite, der auch zwangloser Begegnungsraum werden kann. Das Fassadenkonzept ist sehr klar und streng, im Detail wird es von einer perfekten Umsetzung leben müssen. Das Preisgericht befürchtet aufgrund der Länge und der Rasterung eine gewisse Monotonie. Die Wirtschaftlichkeit wird kritisch gesehen. Bei sorgfältiger Umsetzung kann die Arbeit eine hohe Eleganz entfalten.
Modell

Modell

Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Außenperspektive McGraw-Graben

Außenperspektive McGraw-Graben

Perspektive

Perspektive

Lageplan

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