modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 12/2018

Adorno-Gymnasium mit Sporthallen und Grundschule in Frankfurt am Main

3. Preis

Hess / Talhof / Kusmierz Architekten und Stadtplaner

Architektur

Burger Landschaftsarchitekten Susanne Burger und Peter Kühn Partnerschaft

Landschaftsarchitektur

3DWAY architectural graphics

Visualisierung

Erläuterungstext

Der Freiraum entwickelt sich aus der intensiven Auseinandersetzung mit dem Gebäude und greift die Grundthematik einer gestapelten, vertikalen Schule auf. Die hohen Herausforderungen auf einem gleichzeitig räumlich begrenzten Grundstück lassen eine dichte Einheit, einen Hybrid aus Freiraum und Gebäude entstehen.

Die das Gebäude umfliessenden Freiflächen sind schlicht und funktional gestaltet und geben dem Bauwerk eine klare Adresse. Ein homogener Belag aus gefärbten Belag garantiert ein einheitliches, ruhiges Erscheinungsbild und ist hinsichtlich Themen wie Barrierefreiheit sehr gut geeignet. Der wertvolle Baumbestand wird ausnahmslos erhalten und um Neupflanzungen ergänzt. An der Kreuzung Miquelallee/Eschertsheimer Landstraße entsteht unmittelbar an der U-Bahn Haltestelle ein prominenter Vorbereich, der den täglichen Anforderungen des hochfrequentierten Ortes gerecht wird.

Die Wegebeziehungen im Planungsgebiet werden aufgegriffen und führen über Räume ganz eigener, individueller Qualität. Die Verbindung zwischen Stralsunder Straße und Eschertsheimer Landstrasse formuliert einen geschützten, gut einsehbaren, multifunktionalen Raum, der neben Fahrradparcours und öffentlicher Wegeverbindung auch Freibereiche für die Mensa der Grundschule bietet. Über diesen Raum wird auch die südlich gelegene Kindertagesstätte, über die Stralsunder Straße angefahren, optimal erschlossen.
Entlang der Hansaallee erhält das Gymnasium Bereiche für Aussenbestuhlung der Mensa innerhalb eines durch die Bestandsbäume und einer Staudenpflanzung geschützten Bereichs.

Auf dem Gebäude entsteht ein spannungsvolles Raumkontinuum als Begegnungsraum ganz besonderer Qualität, dem individuelle Nutzungen - aus dem Gebäudeinneren abgeleitet - eingeschrieben sind. Über das spannungsvoll geschichtete Bauwerk ergibt sich ein zusammengehörig lesbarer Freiraum auf dem Dach. Ein aus dem Gebäuderaster entwickelter großformatiger Plattenbelag betont die Einheit von Bauwerk und Freiraum.
Das Sportfeld als die Schulen verbindendes, zentrales Element verbindet die Dachlandschaften von Grundschule und Gymnasium.
Auf den verschiedenen Ebenen laden schattenspendende Baumpflanzungen als Orte der Ruhe mit Sitzkanten zum Verweilen und Treffen ein. Weitläufige Bewegungsflächen bieten Raum für aktives Schulleben, Sport und Toben. Nutzungen wie Schulgarten und grünes Klassenzimmer gliedern sich wie selbstverständlich in das Gesamtsystem ein. An den jeweiligen Hochpunkten von Grundschule und Gymnasium sind weitere Sportflächen angeordnet und bieten an prominenter Stelle ein einzigartiges Erleben von Aktivität über den Dächern. Die Laufbahn als Brückenkonstruktion schirmt den Freiraum nach Norden hin von der Miquelallee ab und betont gleichzeitig durch die Öffnung der Terrassen nach Süden zum Wohngebiet die sonnige Orientierung der gesamten Pausenbereiche.

Beurteilung durch das Preisgericht

Durch eine angemessene Gliederung der Baumassen entsteht entlang der Miquelallee eine terrassierte Gesamtanlage, die die Blockkanten aufnimmt und damit den Vorgaben des Bebauungsplanes folgt. Gleichzeitig erfolgt durch die Anordnung aller Eingänge (Grundschule, Gymnasium, Sportbereich) an der Miquelallee eine ablesbare Adressbildung für die Gesamtanlage und die einzelnen Funktionsbereiche auch für die Öffentlichkeit. Die Ausbildung des Universitätsplatzes an der Hansaallee wird durch die Maximalhöhe von sechs Geschossen als Raumkante ausgebildet.
Die architektonische Ausformung der gegenläufig ausgebildeten Terrassierung mit umlaufenden Fluchtbalkonen schafft einen unverwechselbaren Gesamteindruck und für den Schulstandort eine eigene Identität, deren besonderes räumliches Merkmal Offenheit und Transparenz sind. Dadurch wird ein gegensätzliches gestalterisches Motiv in das Campusgebiet eingeführt. Die zurückliegende Holzfassade mit horizontalen Bandelementen wird teilweise kontrovers diskutiert, weil sie als dem Ort nicht angemessen angesehen wird. Durch die geschickte Anordnung von Lichthöfen können alle Unterrichtsbereiche natürlich belichtet und belüftet werden.
Im Erdgeschoss finden sich im Bereich des öffentlichen Straßenraumes gut proportionierte Eingangsbereiche und die geforderte Durchwegung, jedoch keine Schulhofflächen. Alle Pausenflächen verteilen sich schulformbezogen über die terrassierte Gesamtanlage, deren Herz das mittige Sportfeld bildet. Diese Anordnung kann zu einer Lärmbelästigung der Anwohner führen. Die beiden kleinen Spielfelder bilden mit ihren hohen Ballfangzäunen den baulichen Abschluss der westlichen und östlichen Blockränder.
Die Arbeit überzeugt durch eine offene, jedoch differenzierte Anordnung der Freiflächen. Besonders die schlüssige Verbindung der einzelnen, höhenabgestuften Freiflächenfelder wird positiv wahrgenommen. Diese ermöglichen eine durchgehende fußläufige Erschließung und Nutzung. Die Nord-Süd-Verbindung ist großzügig dimensioniert.
Die Anordnung der Laufbahn wird kritisch betrachtet. Die dargestellten Bäume werden in der präsentierten Form nicht oder nur mit entsprechenden Maßnahmen (automatische Bewässerung und Substrataufbau 80 cm) funktionieren.
Die Erschließung erfolgt durchgehend in Form einer Schulstraße konsequent in West-Ost Richtung über alle Ebenen und Freibereiche hinweg. Dabei sind insbesondere die auf der UG - Ebene liegenden Sportflächen gut erreichbar. Die Stellplätze im Untergeschoss werden anforderungsgemäß von der Stralsunder Straße erschlossen. Die Bedarfsausfahrt fehlt. Grundsätzlich ist die Barrierefreiheit gewährleistet, jedoch sind nicht alle Terrassen gleichwertig erreichbar. Deswegen wären zusätzliche Aufzüge erforderlich. Ungünstig ist die Andienung der Küche der Grundschule von der Eschersheimer Landstraße. Fahrradstellplätze befinden sich nur in öffentlichen Bereichen.
Die Anordnung des Gymnasiums im Westen und der Grundschule im Osten gewähren eine einfache Orientierung im Gesamtkomplex, die alle mittig angeordneten Sportbereiche umschließen. Die Clusterbildung in der Grundschule ist gut gelöst. Im Gymnasialbereich müsste die jahrgangsbezogene Anordnung (sechszügig) überarbeitet werden. Die geforderte Stadtteilöffnung ist mit Lage der Aula und Mensa an der Ecke Hansamittelallee gegeben; dies gilt ebenso für den Grundschulbereich.
Die funktionalen Anforderungen sind im Wesentlichen erfüllt.
Die thermische Hüllfläche ist durch die zahlreich und tief eingeschrittenen Höfe und durch die überwiegend verglaste Fassade mit ausgetragenen Fluchtbalkonen und dadurch erforderlichen ISO-Körben relativ teuer. Die Höfe sind für eine natürliche Belichtung und Belüftung den liegenden Räumen zu klein; dennoch sind durch die großen Glasflächen im Sommer u.U. Überhitzung zu erwarten. Insgesamt liegt die Wirtschaftlichkeit des Entwurfs am unteren Ende.
Eine sinnvolle Brandabschnittsbildung ist aufgrund der im Grundriss versetzten Baukörper sehr schwierig. Es entstehen Innenecken, an denen die angrenzenden Fassaden ggf. geschlossen werden müssen.
Die Fassade besteht in der Oberfläche aus einem B2-Material. Dies müsste als Abweichung genehmigt werden. Wegen der Brandschürzen scheint dies aber möglich.
Die Rettungsweglängen sind über die Laubengangfläche eingehalten. Der 2. Rettungsweg der Dienstwohnungen kann nur über eine Drehleiter erfolgen, die im Schulhof aufgestellt werden muss. Die 2. Rettungswege in den untergeschossigen Hallen sind gut gelöst.
Die Geschosse stehen über Treppenläufe miteinander in Verbindung. Eine Einhausung würde den Entwurf schwächen. Die Clusterflächen wären nur über eine aufgeschaltete Brandmeldeanlage genehmigungsfähig.
In der Tiefgarage wäre eine Rauchabschnittsbildung herzustellen. Die Öffnungen ins Freie sind nicht dargestellt.
Über die Ausbildung von Sicherheitsaufzügen kann die Selbstrettung mobilitätseingeschränkter Personen unterstützt werden.
Insgesamt stellt der Entwurf einen innovativen und außergewöhnlichen Beitrag zur Schulentwicklung in Frankfurt dar, wobei sich aber die kontrovers diskutierte Frage stellt, ob eine solche aufgelockerte Gesamtanlage nicht eher ein weniger immisionsbelastetes Umfeld verlangen würde.
Lageplan

Lageplan

Perspektive

Perspektive

Grundriss

Grundriss