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Einladungswettbewerb | 11/2018

Baufeld Q9 NeckarPark Stuttgart

Perspektive Nordwest

Perspektive Nordwest

2. Preis

meyerschmitzmorkramer

Architektur

nowak.müller Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Silisight

Visualisierung

Erläuterungstext

Dem Baufeld Q9 im Baugebiet NeckarPark kommt aufgrund der Eingangssituation zum nördlich angrenzenden Veielbrunnenpark mit den anliegenden Wohn- und Büronutzungen und dem südlich geplanten künftigen Sportbad Bad Cannstadt eine erhebliche Bedeutung zu. Als gemischt genutzter Stadtbaustein fasst er den Quartierspark nach Süden und trägt mit entsprechenden Nutzungen zur Belebung der Quartiersmitte bei. Der vorliegende Entwurf verfolgt hierbei folgende übergeordnete Ziele:
- Markanter Neubau als Auftakt zum Quartierspark
- Klarer Baukörper nimmt städtebauliche Vorgaben auf
- Öffnung des Blockes zu einem durchgehenden Hof schafft Großzügigkeit
- Inszenierung der Durchwegung mit öffentlichen Nutzungen
- Transparenter Sockelbereich mit den öffentlichen Funktionen
- Gute Orientierung durch klar formulierte Eingänge und Erschließungsstruktur
- Dezentrale Zugänge für variable Vermietung

Städtebau
Der vorgeschlagene Entwurf nimmt die planungsrechtlichen Vorgaben des Bebauungsplans auf, indem der Baukörper durch eine geschlossene Bauweise definiert ist, die Baulinie und die vorgeschriebene Traufhöhe 1 von 21,0 m entlang der Hinteren Mercedesstraße einhält und sich nach Norden in der Geschossigkeit zu der geforderten Traufhöhe 2 von 16,50 m abstaffelt. Auch die Grundflächenzahl von 0,8 wird eingehalten. Das Gebäudeensemble, mit dem eine Realteilung möglich ist, setzt sich aus zwei zueinander geöffneten U-förmigen Baukörpern zusammen, die sich im Inneren zueinander verschränken. Somit wird ein durchgehender Innenhof ausgebildet und die öffentliche Durchwegung inszeniert. Hierbei kommt dem offenen Hof eine zentrale Bedeutung zu, indem er für alle Nutzungen identitätsbildend wird. Der überhöhte eingeschossige Sockelbereich mit seinen publikumswirksamen Nutzungen und großzügigen Öffnungen ermöglicht vielfältige Bezüge zu den umliegenden öffentlichen Stadträumen.
Freiraum
Wesentliches Element des Entwurfes ist die verbindende „Landschaft“, die als Freiraum das Gebäudeensemble auf EG-Ebene verbindet und erlebbar macht. Alle öffentlichen Funktionen werden hier angesiedelt, zeigen sich nach außen und gleichzeitig werden die beiden Hofbereiche, Büro- und Wohnhof, räumlich miteinander verknüpft. Die Freianlagen des neuen Gebäudekomplexes Neckarpark Q9 sind ruhig und klar gestaltet. Von der Hinteren Mercedesstraße herkommend öffnet sich dem Besucher ein großzügiger Freiraum, an dem sich die Gastronomie mit seinem Außensitzbereich befindet. Locker gestreute Gruppen von Gleditsien in mit Gräsern bepflanzten Grüninseln akzentuieren den Innenhof. Darin vorhandene Sitzelemente laden zum Verweilen ein.


Technische Anforderungen wie Vorfahrt und Kurzzeitparken werden über reduzierte Markierungen im Belag integriert. Der Bodenbelag des gesamten Freibereichs besteht aus Kleinsteinpflaster in wildem Verband mit unterschiedlichen Farbtönen. Er verleiht dem Freiraum eine lebendige Atmosphäre und verbindet den Komplex zu einer Einheit.

Nutzungskonzept
Um den Anforderungen an diesem Standort, bezüglich der künftigen Nutzungen gerecht zu werden, wird ein gemischt genutzter Gebäudekomplex mit Büro-, Hotel- und Wohnnutzungen vorgeschlagen, der im Sockelbereich öffentlichkeitswirksame Gastronomie- und Gewerbeflächen aufweist, die zu einer Belebung dieses Standortes beitragen und eine Adressbildung unterstützen. Beim östlichen Baukörper ist am südlichen Rand ein Hotel mit Long stay Konzept und einer BGF von ca. 5.350 m² geplant. Beide Hotelnutzungen haben einen gemeinsamen Zugang mit Lobby, die von der Hinteren Mercedesstraße Erschlossen wird.
Nördlich der südöstlichen Gebäudeecke liegen die wohnwirtschaftlich genutzten Appartements und Appartmentgruppen mit einer BGF von ca. 4.125 m². Der nördliche, am Veielbrunnenpark gelegene Teil des Baukörpers, ist für die Wohnnutzungen vorgesehen mit einer BGF von ca. 5.960 m², wobei hier auch der Anteil für gefördertes Wohnen berücksichtigt wird.
Im westlich gelegenen Baukörper sind primär Büronutzungen vorgesehen mit großzügigen Konferenzbereichen im Erdgeschoss und einer BGF von ca. 12.045 m², wobei sich dort am westlichen Übergang zu Q8 noch ein E-Mobility-Hub befindet. Die Haupterschließung des Bürobaukörpers erfolgt ebenfalls von der Hinteren Mercedesstraße. Ein weiterer Zugang zu den Büronutzungen befindet sich befindet sich im Innenhof. Die Bürostrukturen sind in 400 m²-Einheiten organisiert, die in alle Möblierungsvarianten frei von brandschutztechnischen Auflagen gestaltet werden können und auch eine kleinteilige Mieterstruktur abbilden können. Das Flächenlayout der Regelgeschosse ermöglicht es mit dem Standardausbauraster von 1,35m unterschiedlichste Büroformen anzubieten.
Ruhender Verkehr
Die Erschließung der Tiefgarage erfolgt über die Stichstraße auf der Westseite des Baufeldes über eine zentrale Rampe. Die Konzeption sieht eine Unterbauung mit einem Untergeschoss vor. Nach Prüfung der Stellplatzsatzung der Kriterien A und B müssen nur 40 % der Stellplätze nachgewiesen werden. Somit können hier alle notwendigen 218 PKW-Stellplätze, sowie Fahrradstellplätze, Lager und Technikbereiche nachgewiesen werden. Zusätzlich zu den geforderten Kfz-Stellplätzen werden noch 14 Carsharing-Stellplätze in einem E-Mobility-Hub, der durch einen Aufzug erschlossen wird, bereitgestellt. Somit wird auch das Mobilitätskonzept der Stadt Stuttgart berücksichtigt. Die Anlieferung erfolgt im TG-Geschoss Von hier kann unter anderem die Küche auf kurzem Wege erreicht werden.

Architektur- und Fassadenkonzept
Das Gebäudeensemble ist in einer Stahlbetonkonstruktion konzipiert mit einer vorgehängten Fassade aus einem hellem elementiertem Architekturbeton-Rahmenwerk, das je nach Nutzung einen unterschiedlichen Anteil an Fensteröffnungen zulässt. Die vorgeschlagene plastische Ausbildung der Wohnungsnordfassade, ermöglicht es den Bewohnern die Westsonne in die Wohnräume zu herein zu bekommen. Gemäß Bebauungsplan, ist auch ein entsprechender Anteil an Fassadenbegrünung berücksichtigt, der in Form von Pflanzkassetten bei den oberen Geschossen in das Rahmenwerk integriert ist und dem Gebäude ein nachhaltiges ökologisches Image verleiht.

Regenwassermanagement
Das Regenwasser wird in Rigolen auf dem Grundstück eingeleitet, dem Wasserhaushalt über Versickerung wieder zugeführt und auch für die Bewässerung der Fassadenbegrünung genutzt. Die Dachflächen werden extensiv begrünt.
Energiekonzept
Auf das Bauvorhaben wird die Energiesparverordnung EnEV gemäß der Fassung vom 24.10.2015 angewendet und das Gebäude wird so errichtet, dass alle zulässigen Werte und notwendigen Kriterien eingehalten werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch ihre gute städtebauliche Konfiguration. Im Süden wird eine geschlossene Straßenbebauung gebildet, welche durch eine Gebäudefuge für den Durchgang zum Veielbrunnenpark aufgebrochen wird. Diese Fuge öffnet sich im Erdgeschoss konisch zum Inneren des Quartiers und leitet somit in Richtung Park. Zudem strukturieren zwei weitere mäandrierende Gebäudeeinschnitte das Erdgeschoss entlang der kompakten Straßenseite und bilden somit gut erkennbar die Adressen des Hotels und des Bürogebäudes. Die Baukörperstruktur zum Veielbrunnenpark zeigt entgegen der geschlossenen Straßenseite eine breitere Öffnung, die Gebäude werden dadurch kleingliedriger. Durch die Verzahnung der Baukörper im Inneren des Quartiers wird zum einen der öffentliche Weg definiert und zum anderen werden zwei gut dimensionierte Innenhöfe gebildet. Die beiden grünen Höfe könnten bei Bedarf vom öffentlichen Durchgang abgetrennt werden. Die Verteilung der unterschiedlichen Funktionen ist in dieser Arbeit sehr gut gewählt, sie zeigt ein abgestuftes Raumgefüge. Die öffentlichen Nutzungen sind in den Erdgeschosszonen im Süden zur Straße und im Norden zum Park platziert. Zudem wird auch der öffentliche Durchgang mit Gastronomie belebt. Die Wohnungen und Büros orientieren sich zu den beiden halböffentlichen Innenhöfen. Die Terrassen der Dachgeschosse sind in Richtung Veielbrunnenpark ebenfalls gut platziert. Wünschenswert ist es jedoch, dass die Terrasse des Wohngebäudes gemeinschaftlich genutzt wird. In dieser Arbeit wurde nicht berücksichtigt, dass die Dachgeschosse der Gebäudeteile in Richtung Norden, Westen und Osten gemäß B-Plan als Staffelgeschosse auszubilden sind. Zudem werden Aussagen zum Brandschutz insbesondere mit Blick auf das Quartiersinnere vermisst. Der Verkehr wird über die westlich gelegene Stichstraße in die Tiefgarage und zum EMobility- Hub geführt, somit bleibt das gesamte Quartiersinnere frei von Autos und kann ungestört genutzt werden. Es ist zu überprüfen, ob die Fläche für Fahrradabstellplätze ausreichend dimensioniert wurde. Das Projekt zeigt durch eine sensible Gliederung der Baukörper gut proportionierte Außenräume im Quartiersinneren sowie im Kontext des nördlich angrenzenden Veielbrunnenparks und der südlich gelegenen Straße eine jeweils angemessene Strukturierung der Baukörper. Die Fassaden hingegen, insbesondere die der Südseite, sind sehr monoton und gleichförmig gestaltet und überzeugen daher in dieser Arbeit nicht. Zudem erscheint die dargestellte Fassadenbegrünung nicht realisierbar. Der sehr kompakte Entwurf kann nahezu in allen Bereichen natürlich belichtet und belüftet werden. Der Glasanteil erscheint angemessen und kann durch Brüstungselemente noch reduziert werden. Die Installation von Photovoltaikelementen an der Fassade wäre aus energetischer Sicht wünschenswert. Von den Verfassern sind im Erdgeschossbereich verglaste Pfosten-Riegel-Fassaden mit außen liegendem Sonnenschutz, in den Obergeschoßen Fensterkonstruktionen raumhoch mit absturzsichernder Verglasung und außen liegendem Sonnenschutz geplant. Die geplanten Flügelgrößen erscheinen dabei unrealistisch groß. Der Kostenansatz zu den Fassaden ist an der Untergrenze. Die Pflanzkassetten – im Rahmenwerk der Fassaden integriert – bedürfen einer kontrollierten Bewässerung mit Drainagesystem, was nur mit entsprechend hohem Aufwand realisiert werden kann. Die Belange des Lärmschutzes werden in der Arbeit nur nachrangig betrachtet. Es sind keine weitergehenden Ansätze zur Bewältigung der Immissionskonflikte erkennbar. Der laut Bebauungsplan erforderliche Lückenschluss ist nicht dargestellt. Die Lücke zwischen den beiden Baukörpern ist zwingend zu schließen.
Lageplan Dachaufsicht

Lageplan Dachaufsicht

Perspektive Südwest

Perspektive Südwest

Lageplan EG

Lageplan EG