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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2018

Arealentwicklung Viererfeld / Mittelfeld in Bern

1. Rang / Stadtteilpark

Ammann Albers StadtWerke

Stadtplanung / StÀdtebau

raderschallpartner ag landschaftsarchitekten bsla sia

Landschaftsarchitektur

huggenbergerfries Architekten AG ETH SIA BSA

Architektur

Zeugin Gölker Immobilienstrategien

sonstige Fachplanung

Basler & Hofmann AG

Verkehrsplanung

ErlÀuterungstext

Freiraumkonzept - Determinierte RÀume, niederschwellige Aneignung, flexible Nutzung, atmosphÀrische Dichte

Es wird ein prĂ€zises rĂ€umliches Freiraumsystem fĂŒr die Stadt wie auch den Park entwickelt, das den Bewohnern vielfĂ€ltige Aussenraumnutzungen anbietet und die Aneignung von FreirĂ€umen ermöglicht.

Der Park
Ein wichtiges Element sind dabei die Kleingarten-GĂ€rten, die als offenes Raumsystem einen Stadtrand formulieren und gleichzeitig Viererfeld und Mittelfeld sowie die nahe Landschaft miteinander verknĂŒpfen. Die Vielzahl der GĂ€rten gewĂ€hrt KleingĂ€rtnern, aber auch anderen Gemeinschaftsinitiativen Ort und Raum. Dabei spielen die ZwischenrĂ€ume als Teil der öffentlichen Parkanlage eine wichtige Rolle. Dieser labyrinthische Stadtrand bietet als Erweiterung und Fortsetzung des Stadtraums grĂŒne Gassen, PlĂ€tze und RĂ€ume zu Aufenthalt und Gebrauch quer durch alle Altersgruppen und Kulturkreise. Teil dieses Gartenlandes sind auch kleine GebĂ€ude die als Schuppen, aber auch Lokal fĂŒr lose oder institutionalisierte Gruppen dienen können: Follies im Stadtpark als GrillhĂŒtten, Laubenpiepertreffpunkt, Regenschutz, Jugendraum, Kultur- und Kulturentreffpunkt usw. Ein kleinerer Teil der GartenflĂ€chen kann auch SpielplĂ€tze aufnehmen oder fĂŒr andere Nutzungen angeeignet oder vermietet werden. Das Gartenland wird von HochstammobstbĂ€umen durchsetzt sein. Die bildprĂ€genden Hecken der Gartenparzellen in allen Formen und Farben werden durch die Benutzer gepflegt und dĂŒrfen eine Höhe von ca. 1,3 Metern nicht ĂŒberschreiten, so dass das gesamte System transparent und durchlĂ€ssig erscheint. Das GĂ€rtnern wird ein Teil des Parkbildes. Teil des Raumsystems werden weiter auch die Pumptrackanlage wie auch der Stadtteilspielplatz nahe dem Studerstein.
Den KleingĂ€rten vorgelagert und durch „grĂŒne Gassen“ direkt mit der Stadt verbunden liegt die allmendartige, offene Mitte des Parks, komplementĂ€r zu den Nutzungen und der Anmutung des Gartenlandes.
Die neue Lage von Pumptrack und Rasenspielfeld, bei der Autobahn und bei den Schulen, macht die grosszĂŒgige Parkmitte möglich, wie auch den ungestörten Übergang vom Park in den Wald hinein. Das ergĂ€nzte Wegesystem bildet ein dichtes Netz zwischen Stadt und Land. FĂŒr den Wald als Fortsetzung und ErgĂ€nzung des Parks werden weitere Wege sowie Auslichtungen vorgeschlagen, um die DiversitĂ€t und AttraktivitĂ€t zu steigern.

Strassen, PlÀtze
Der öffentliche Raum des Stadtteils wird von einer hierarchisierten Abfolge von Strassen, PlĂ€tzen und Gassen gebildet. Die diagonale Hauptachse weist dabei eine Breite von 15,5 respektive 18,5 Metern auf, wovon 6 Meter der Zirkulation zugeordnet sind, sowie zwei laterale KiesbĂ€nder, als AufenthaltsflĂ€chen vor den GebĂ€uden. BelagsflĂ€chen bei den HauseingĂ€ngen queren diese Kiesfelder und strukturieren den Raum und die FlĂ€chen fĂŒr Begegnung und Aneignung durch zum Beispiel Tische und BĂ€nke bei den EingĂ€ngen. Die Ostseite des Strassenraumes wird von stattlichen BĂ€umen beschattet. NatĂŒrlich fördern die KiesflĂ€chen die Versickerung und Verdunstung des Regenwassers und somit das Kleinklima des Ortes und bieten Pionierpflanzen Raum zur Besiedelung.
Analog materialisierte StadtplÀtze strukturieren den Stadtraum, hier sind die öffentlichen Nutzungen angeordnet, um stÀdtisches Leben zu etablieren.

Gassen und Wohnhöfe
Die Gassen zwischen den Wohnungsbauten im Westen erhalten mit ihren begrĂŒnten Fassaden (ein Wegweiser zum Park) und den mittig liegenden Kies- und RetentionsflĂ€chen einen intimeren, hofartigen Charakter. Die Gassen finden ihre Fortsetzung im Park als einfache Kieswege durch die KleingĂ€rten hindurch. Die Zugangshöfe im Osten entwickeln ihren individuellen Charakter aus der Belagszonierung in den grosszĂŒgigen Eingangsbereichen und den malerischen, mehrstĂ€mmigen BĂ€umen.

Gartenhöfe
Hinter den WohnhĂ€usern öffnen sich die halböffentlichen und privaten Gartenhöfe. Ein Kranz von privaten Terrassen und GĂ€rten ist den Erdgeschossen zugeordnet, wĂ€hrend die Hofmitte der Hausgemeinschaft gewidmet ist. Hier liegen auch die wohnungsnahen KleinkinderspielplĂ€tze. Diese Gartenhöfe öffnen sich gegen den Siedlungsrand und verzahnen sich mit dem Park. Die Gartenhöfe im Osten werden durch ĂŒberwachsene Pergolen begrenzt, die geschlossen aber nicht blickdicht auch in den Strassenraum hineinwirken.

Vegetation
Strassen und PlĂ€tze wie auch die Garten- und Zugangshöfe werden von jeweils eigenen, einheimischen LaubbĂ€umen und Gehölzen geprĂ€gt. Die Hecken im Park setzen sich aus einheimischen Arten zusammen und bieten auch als geschnittene gemischte Wildhecken vielfĂ€ltigen Lebensraum und ein lebendiges Bild. Die ObstbĂ€ume sind HochstĂ€mme und bilden das ganze Obstsortiment in seiner Vielfalt aus ProSpecieRara Arten ab. Die FassadenbegrĂŒnung und die Kletterpflanzen an den Pergolen vervollstĂ€ndigen das BlĂŒten-, Farb- und Duftangebot.

Regenwassermangement
ZunĂ€chst werden möglichst wenige FlĂ€chen versiegelt, auch im StadtgefĂŒge. RetentionsflĂ€chen und -grĂ€ben zur Fassung von Regenwasser werden dezentral und in allen Teilbereichen angeboten und als ökologisch und atmosphĂ€risch wertvolle Bereiche selbstverstĂ€ndlich in die Gestaltung integriert (s. Schemaskizze)

Aneignung, Partizipation
Wie im Haupttext beschrieben ist die niedrigschwellige Aneignung von FreirĂ€umen konzeptioneller Bestandteil des Projektes. Die Garteneinheiten, verteilt auf diverse Heckenkompartimente, und ihr Management verlangen nach einem partizipatorischen Prozess in der Vergabe und Nutzung. Die ZwischenrĂ€ume sind ebenfalls Programm, sie verfĂŒgen ĂŒber eine hohe soziale Kontrolle, lassen jedoch alle Art von Freizeitnutzungen und Interaktionen zu. Im Quartier laden die eingangsnahen KiesplĂ€tze und Zugangshöfe die Bewohnerinnen und Bewohner ein, den Strassenraum zu nutzen und mit Möblierung und BegrĂŒnung zu gestalten.

Emissionsreiche Nutzungen
Sport und lÀrmige Nutzungen sind fern der Wohnungen angeordnet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Wettbewerbsbeitrag überzeugt durch seine deutliche
und zugleich grosszügige konzeptionelle Freiraumund
Landschaftsauffassung. Eine grosse Lichtung wird
lÀngs des Kleinen Bremgartenwaldes gelegt, sie soll als
Allmend verstanden werden und nimmt im Norden Richtung
Schulanlage einen offenen Spielbereich auf. Dazwischen
wird eine Gehölzgruppe gepflanzt, die sich wie
selbstverstÀndlich aus dem Kleinen Bremgartenwald versamt
zu haben scheint. Mit dieser grossen Offenheit und
einer Gehölzgruppe als Orientierungshilfe gelingt es den
Verfassern wie selbstverstÀndlich, auch den Bremgartenwald
als Teil des Erholungsangebotes für das Viererfeld
und Mittelfeld zu erschliessen. Neue Wegeführungen und
Auslichtungen im Wald unterstützen den parkĂ€hnlichen
Aufenthalt. Von der Allmend aus erweitern den Stadtteilpark
Blicke in die nördliche Stadtlandschaft sowie Richtung
Süden auf die Alpenkette. Auch der Blick vom Viererfeldquartier
in den Kleinen Bremgartenwald wird bewusst
freigehalten, nur so viele ObstbÀume sollen im
«Gartenland» gesetzt werden, dass diese Blickbeziehung
erhalten bleibt. Unmittelbar an das Wohn- und Mischgebiet
des Viererfeldes schliessen Familien- und GemeinschaftsgÀrten
in heckenumschlossenen amorphen Formationen.
Sie erinnern an die Vorbilder im Gartenprojekt
Naerum, DK von T. C. Sorensen. Schmale öffentliche Wege
durchfliessen diese Gartenkompartimente, und da und
dort sind wiesenÀhnliche Erweiterungen mit Follies gemeinschaftlicher
Nutzung zwischen den GĂ€rten angelegt.
Erkennbare öffentliche ParkflÀchen, RuherÀume oder Erweiterungen
der GartenzwischenrĂ€ume für partizipative
Parkthemen fehlen im «Gartenland». Die wenigen FlÀchen
um die Follies reichen dazu nicht aus. Die verfasserseits
genannten ZwischenrÀume können je nach Prozess oder
Bedürfnis mit Gemeinschaftseinrichtungen für z.B. Grillhütten,
Regenschutz, Kultur- oder Kulturentreffpunkt ausgestattet
werden, sie bieten jedoch leider keine rÀumliche
SchÀrfung.
Die neue Setzung des Sportfeldes und der Pumptrackanlage
sind folgerichtig im Kontext des Schulumfeldes
positioniert.
Der Spielplatz am Viererfeldweg ist dem Einzugsgebiet
entsprechend an der richtigen Stelle zum Übergang an
den Studersteinpark, das Mittelfeld und weiter ins LĂ€nggassquartier
gesetzt. Lage und Höhe des hohen Hauses
im Mittelfeld dürfen keinen Dauerschatten auf den Spielplatz
werfen.
Die FreiflÀchen im Mittelfeld bilden eine lesbare Adresse.
Ein Quartierpark schiebt sich in ausgewogener Dimension
für vielfĂ€ltige Aneignungen oder verĂ€ndernde Nutzungsformen
zwischen die beiden BauplÀtze. Das Denkmal
sollte allerdings eigenstÀndig am Waldrand platziert
bleiben und nicht Teil des Quartierparks werden. Das Mittelfeld
ist Teil des Gartenlandes, FamiliengÀrten befinden
sich auch hier logisch in wohnungsnaher Lage. Ein öffentlicher
Platz am Parkweg in den Stadtteilpark nimmt
die Einladung und Verbindung zwischen Viererfeld und
Mittelfeld auf. Der Parkweg führt in guter Breite erkennbar
von der Neubrückstrasse bis zur Studerstrasse und
nimmt somit eine wichtige Quartiersverbindung auf. Die
Waldpromenade verbleibt unprÀtentiös am Rand des
Kleinen Bremgartenwaldes.
Dem Baumschutz sowie Möglichkeiten der neuen Baumsetzungen
im Stadtteilpark wird Rechnung getragen,
ebenso sind die denkmalpflegerischen Empfehlungen gut
im Gesamtentwurf aufgenommen.
Das robuste Landschafts- und GĂ€rtenkonzept überzeugt
eindeutig durch die Lagerichtigkeit der verschiedenen Freiraumtypologien
im Park sowie den Einbezug des Bremgartenwaldes
als Erholungslandschaft für den neuen
Stadtteil. Die FreiflÀchenangebote sind in partizipativen
Prozessen angedacht und können im robusten Raumkonzept
gut entwickelt werden. Der Entwurf zum Stadtteilpark
besticht auch besonders in seiner KompatibilitÀt zu
unterschiedlichen stÀdtebaulichen Konzepten auf dem
Viererfeld.