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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2019

Neugestaltung der Hauptstraße in Elze

Lageplan Zentraler Platz

Lageplan Zentraler Platz

2. Preis

Preisgeld: 5.250 EUR

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Prägend für das Stadtbild ist die räumliche Lage der Hauptstraße. Sie verbindet die Ortseingänge Schmiede- und Löwentor mit der Stadtmitte, dem Rathaus und der Peter und Paul-Kirche. Durch den vorgeschlagenen Entwurf entsteht, im Kontext der angrenzenden Bebauungs- und Nutzungsstruktur, eine neue Straßenraumgestaltung. Ziel ist die Stärkung und Entwicklung des zentralen Versorgungsbereichs sowie die Steigerung der räumlichen Aufenthaltsqualität. Neben der Aufwertung und Akzentuierung der Stadtmitte werden auch die Verbindungen der umliegenden Funktionen gestärkt und in Ihrer Bedeutung hervorgehoben.

HAUPSTRASSE
Entlang der Hauptstraße erfolgt eine Neugliederung des Straßenprofils: Die Seitenränder aus Betonwerkstein in changierenden Grau- / Beigetönen bilden einen „Teppich“ und die neuen Entrees in die Hauptstraße. Hierfür wird ein Mehrsteinsystem mit Breiten von 15cm - 25cm und Längen von 30cm – 50cm eingesetzt. Das einheitliche Material bildet einen vielseitig bespielbaren sowie gut begeh- und berollbaren Belag, durch die Haptik und das Format des Steins wird der Straßenraum als eigenständiger Ort wahrnehmbar und bietet eine hohe Aufenthaltsqualität für Anwohner und Passanten.
Die Fahrbahn wird niveaugleich in eingefärbtem Asphalt ausgeführt, zur taktilen Differenzierung ist eine Kante von 2cm vorgesehen. Insgesamt wird hierdurch die Querung der Fahrbahn erleichtert. Durch die Reduzierung der (ca. 80) Stellplätze um 40% ergeben sich 48 Stellplätze, welche entlang der Hauptstraße verteilt werden. Durch die Anordnung in Längsrichtung entstehen mehr Transparenz und Bewegungsraum für Fußgänger. Die Fahrbahnbreite von 6,5m gewährleistet den Begegnungsverkehr von Linienbussen oder Lkw.
Die lockere Baumsetzung ,mit hoch aufgeasteter „Gleditsia Triacanthos Skyline“, erzeugt eine Rhythmisierung des Straßenraums, gleichzeitig kann mit dieser Strategie flexibel auf die künftige Nutzungsentwicklung reagiert werden: In den merkantil geprägten Bereichen können bewusst offene Situationen für Außengastronomie und Platz für Auslage entstehen, wodurch eine Aktivierung der Erdgeschosszonen ermöglicht wird. Von der Stärkung und Aufwertung der Hauptachse profitieren ebenfalls die Querverbindungen, beispielsweise Richtung Bahnhof, Haus der Jugend, Heimatmuseum oder Grundschule.

ZENTRALER PLATZ - PETER UND PAUL-KIRCHE - GUTSPARK
Die neue „Kirchplatz“ wird zu einem Ort für alle entwickelt, der den respektvollen Umgang und das Miteinander in sich trägt. Durch die Anwendung des Shared-Space-Prinzips wird die trennende Wirkung des Straßenzuges aufgehoben. Ein einheitlicher Belag aus Betonwerksteinplatten spannt sich zwischen den angrenzenden Gebäuden auf, es entsteht ein Raum, der alle Funktionen aufnimmt und auf die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer und Geschwindigkeiten reagiert. Durch diese Neustrukturierung wird auch der Straßenraum mit in die Platzgestaltung intergiert und bewirkt durch den neuen Ausbaustandart eine Beruhigung des Verkehrs entlang der Hauptstraße.
Es entsteht ein offener, großzügiger Platz der die Kirche, das Rathaus und das ehem. Apothekengebäude als eigenständiges Ensemble inszeniert und Raum für die etablierten Nutzungen wie den Markt, Hochzeitsgesellschaften oder Stadtfeste bietet.

Zur Unterstützung der Nutzungsoffenheit werden im Rahmen der Platzgestaltung die bestehenden Gehölze entfernt. Die Energieversorgung für die Marknutzung erfolgt über eine zentrale Verteilerstelle integriert in die Wange der Treppenanlage und einer absenkbaren Energiesäule.
Ziel des vorgeschlagenen Konzeptes ist es, eine neue Mitte zu schaffen, die jegliche Nutzungen und Aktivitäten zulässt, sowie Rückzugs- und Aufenthaltsbereiche anbietet: Im Rahmen der Umgestaltung des „Kirchplatzes“ entsteht eine neue Verbindung zum „Gutspark“ (ehem. Bock´scher Garten) und dem Rolandsplatz. Eine neue Wegeführung verknüpft die Räume miteinander und Inszeniert diese als grünes Pendant zum Kirchplatz. Mit der Öffnung des „Gutsparks“ und die Anbindung an die „neue Mitte“ entfaltet sich ein neues Naherholungspotential mit historischem Kontext.
Das denkmalgeschützte Ensemble des Gutshauses, der Zehntscheune und der Oehlmühle, sowie das künftige Veranstaltungszentrum werden an den Rundweg angebunden und somit in das Gesamtkonzept integriert. Zugunsten einer freien, offenen Platzfläche erhält das Kriegerdenkmal einen neuen würdigen Standort im „Gutspark“.
Beleuchtung und Mobiliar: Die Beleuchtung entlang der Hauptstraße erfolgt in Analogie zur Baumsetzung, in regelmäßigen Abständen werden Leuchtstelen gesetzt um den Straßenraum angemessen zu illuminieren. Am „Kirchplatz“ wird durch Fassadenbeleuchtung das Ensemble aus Kirche Rathaus und Apothekengebäude bei Nacht als besonderer Ort inszeniert. Sitzgelegenheiten ergeben sich aus einer wiederkehrenden Setzung von linearen Bankelementen in den Randbereichen
Aus dem derzeitigen Verkehrsaufkommen und der Fahrintervalle des Busverkehrs geht hervor, dass die Bushaltestellen im Bereich Hauptstraße / Brandstraße in den Straßenbereich eingerückt werden können. Durch diese Umstrukturierung lässt sich einheitliches Bild des Straßenraums erzeugen und mehr Bewegungsraum für die Fußgänger gewinnen.
Insgesamt entsteht durch die vorgeschlagenen Interventionen ein moderner Straßenraum, der die vielfältigen Ansprüche und Nutzungen in einem zentralen Ort zusammenfasst und durch seine hohe Qualität und verbindende Funktion zur Aufwertung aller angrenzenden Stadträume beiträgt.
Neben der Inszenierung des Kirchplatzes wird gleichzeitig mit der Anbindung der Grünräume ein Bezug zum kulturellen und historischen Erbe hergestellt. Es entsteht ein neuer Stadtbaustein, der sich mit eigenständiger Identität und neuen Qualitäten in das Stadtbild von Elze einfügt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dieser Entwurf überzeugt durch eine Neugliederung des Straßenprofils: Die Seitenränder aus Betonwerkstein (in changierenden Grau-/ Beigetönen) bilden einen Teppich sowie die neuen Entrees in die Hauptstraße; die neue Fahrbahn (Breite 6,50 m) ermöglicht einen Begegnungsverkehr von Linienbussen/ LKW. Sie wird niveaugleich aus eingefärbtem Asphalt ausgeführt. Die Anzahl der Stellplätze wird auf rund 50 STP reduziert. Die neue Anordnung der Stellplätze in Längsaufstellung sowie die Akzentuierung der Hauptstraße durch neue Solitärbäume (Gleditsia triacanthos „Skyline“), die locker im Verlauf der Straße gesetzt wurden, wird positiv gewürdigt. Dadurch ermöglicht dieser Gestaltungsansatz Flächen für Außengastronomie und Geschäftsauslagen. Es fehlen Aussagen zur angestrebten Fahrgeschwindigkeit auf der Hauptstraße und in Bezug auf den Radverkehr.
Der neu gestaltete Kirchplatz wird schlüssig zu einem Shared-Space-Bereich umgebaut, der die zentralen
Gebäude aus Rathaus, Alter Poststelle, Apotheke und Kirche umfasst. Den Vorschlag, das Denkmal an einem anderen geeigneten Ort (Bockscher Garten) aufzustellen, wird sehr begrüßt, weil dadurch viel mehr Platz zum „Bespielen“ dieses Ortes (Markt, Hochzeitsgesellschaften, Stadtfeste) gewonnen wird.
Im Lageplan sind die beiden Treppen vor und südlich des Rathauses nicht dargestellt. Hier muss überprüft werden, wie die Zuwegung zum Kirchplatz während des Marktes gewährleistet werden kann. Die Abgrenzung der Alten Poststelle mit einer Baumreihe sollte überprüft werden.
Die Anordnung der Bushaltestelle Höhe Brandstraße wird kritisch bewertet, eine Verortung weiter im Norden (EDEKA-Markt/ Argentum) erscheint sinnvoller.
Materialität und Nutzbarkeit des vorgeschlagenen Belags erscheinen angemessen. Eine wirtschaftliche Umsetzung im Rahmen des vorgegebenen Budgets erscheint möglich.
Trotz der o.g. Kritikpunkte überzeugt dieser Entwurf in besonderer Weise durch den angemessenen Umgang mit den Materialien, der ausgewählten Baumart, der Ausstattung und der Schaffung eines neuen Zentrums und haucht der Hauptstraße somit neues Leben ein.
Lageplan Gesamtraum

Lageplan Gesamtraum

Perspektive Zentraler Platz

Perspektive Zentraler Platz