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Offener Wettbewerb | 01/2019

„Leben an der Vils“ in Amberg

Anerkennung

Preisgeld: 3.000 EUR

michellerundschalk GmbH landschaftsarchitektur und urbanismus

Landschaftsarchitektur

Ilg Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Leben am Wasser - Leben mit dem Wasser

Über Jahrhunderte hinweg stellte die Vils die wirtschaftliche Schlagader der Stadt Amberg dar. Vor Ort gewonnene Produkte wurden über den Wasserweg exportiert, andere Produkte importiert.

Diese wirtschaftliche Bedeutung hat der Fluss eingebüßt.
Sein heutiges Potential liegt vielmehr in der Steigerung urbaner Lebensqualität für eine Bürogesellschaft.

Wesentliche Faktoren hierfür sind Sichtbarkeit, Zugängigkeit und Nurzbarkeit des urbanen Gewässers.
Entscheidend ist die Integration des Flusses in städtebauliche Situationen, die Entwicklung nutzbarer Erlebnisräume und qualitätvoller Aufenthaltsbereich am Wasser.

Ziel ist es, diese Räume im täglichen Leben der Amberger zu verankern und die Identität der Stadt mit dem Fluss zu verbinden.
Dies kann nur funktionieren, wenn Barrieren abgebaut werden,
Verknüpfungen zwischen Stadt und Erlebnisräumen am Fluss verbessert werden.

Nicht zu vergessen ist die ökologische Komponente von Maßnahmen am Wasser. Diese sollten nach Möglichkeit Biodiversität erhöhen und die Lebensbedingungen von Tieren und Pflanzen verbessern.

Als "grüne Vils" in der Stadt haben ökologische Komponenten wiederum Rückwirkung auf das Bewusstsein seiner urbanen Nutzer.


Entwicklung Kräuterwiese

Die Kräuterwiese weist im Bestand große Potentiale im Bezug auf die Bestandsvegetation auf. Die Lage an der Vils, sowie die Bezüge zur Altstadt und umgebenden Sehenswürdigkeiten sind unzureichend.

Das Entwicklungskonzept des Areals operiert mit einer teilweise großzügigen Öffnung und Entwicklung der Uferbereiche, wobei unterschiedliche Aufenthalts- und Erlebnisqualitäten herausgearbeitet werden.
Das überarbeitete Wegekonzept ist szenografisch angelegt. Es orientiert sich an übergeordneten und internen Sichtbezügen, welche die Identität des Ortes stärken.

Zur Entwicklung und räumlichen Vernetzung des Parks werden Sichtschneisen in bestehende Vegetationsstruktren geschlagen, durch neue Ufergestaltungen die Biodiversität jedoch erhöht.

Eingriffe erfolgen punktuell um räumlich qualitative Potentiale zu entwickeln und Nutzungen zu ermöglichen.
Der Park wechselt von Süd nach Nord über intensive Nutzungen zu einem extensiven Landschaftsraum.

In Bezug auf die Historie Ambergs als Stadt des Eisenerzes werden neue Eingriffe aus unbehandeltem Stahl und Cortenstahl gestaltet.
Wege werden aus Asphalt und Granit-Großstein angelegt. Diese sind robust genug um gelegentliche Überschwemmungen zu überstenen. Uferbereiche werden in Teilen mit Flußsteinen ausgestaltet.

Spielangebote nehmen Themen mit Bezug zum Wasser auf und werden als Strand oder "Treibholzfelder" ausgestaltet.
Bestehende dichte Waldstücke können mit kleinen Stegen und Decks versehen werden um diese Räume erlebbar zu machen.

Als zusätzlicher Impulsgeber für den neuen Park dient ein Cafe mit bewirtschafteter Terrasse, öffentlichen Toiletten und Schließfächern für Wertgegenstände. Ein Verleih von Sonnenliegen ist denkbar.
Der Neubau bildet einen optischen Abschluß und Auftakt des bestehenden Parkdecks und nutzt dieses zur Anlage verschiedener Terrassen und Aussichtsplattformen, die nicht kommerziell betrieben werden.


Entwicklung Englischer Garten u. Rosengarten

Größtes Defizit des Englischen Gartens ist seine isolierte Lage direkt am Pfalzgrafenring ohne optische Trennung zum Verkehr.
Qualitativ wertvoll ist der alte Baumbestand.

Um diesen Defiziten zu begegnen wird besonderes Augenmerk auf die Vernetzung des Parks gelegt. Hierfür werden zwei neue Abgänge zum Rosengarten und ein neuer Abgang direkt an der Pfalzgrafenbrücke vorgeschlagen.

Zum Pfalzgrafenring hin wird der Verkehr durch eine breite Buchenhecke optisch ausgeblendet.
Bewusst gestaltete Parkzugänge und neue Möbel zum Aufenthalt werten die Anlage auf.

Im tiefer gelegenen Bereich an der Vils wird die räumliche und atmosphärische Qualität durch die Anlage einer in die Ufermauer eingesenkten Plattform erlebbar gemacht. Somit wir der Bezug zum Wasser intensiviert.

Durch Ergänzung von Wegen im Bereich des Rosengartens wird die Wegeführung in die Altstadt verbessert. Bisher als Resträume erhaltene Flächen werden in die Gestaltung des Rosengartens integriert.

Besondere Aufmerksamkeit für die Vernetzung zwischen Altstadt und Kräuterwiese verdient das westliche Ende des Englischen Gartens.
Im Bestand bestimmt den nördlichen Stadtausgang die Rückseite eines Cafepavillons und dessen Anlieferungsbereich.

Dieser Pavillon ist an dieser Stelle stadträumlich störend und sollte entfernt werden. Die Nutzung wandert in das neu entwickelte Cafe auf der Kräuterwiese.

An dieser Stelle wird vorgeschlagen, den nördlichen Stadteingang aufzuwerten und die Verbindung über den Pfalzgrafenring hinweg mit einer Platzsituation zu stärken.
Thematisch soll dieser Platzbereich die Amberger Geschichte aufnehmen und Besucher auf den Spaziergang in der Altstadt einstimmen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Leider kann die Jury bei der gesamtstädtischen Betrachtung dieser Arbeit nur rudimentäre Ideenfragmente entdecken, die jedoch teilweise schöne Beiträge sind. So wird die Bastion angenehm klar definiert. Unvorstellbar ist jedoch der Wegfall des Café Rossini und dessen Neuplatzierung am Südende der Parkpalette. Dem neuen Standort fehlt neben der langen Tradition die soziale Integration ins Wegenetz. Der vom Ufer weit entfernet Standort kann auch atmosphärisch kein Ersatz sein. Die Ufergestaltung an der Kräuterwiese hat interessante Aspekte, während der Uferbereich an der Pfalzgrafenbrücke unnötig über zwar in sich schöne Elemente verstellt wird.