modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Planungskonkurrenz mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren | 02/2019

Neugestaltung des Bahnhofplatzes SĂĽd in Karlsruhe

Bahnhofsplatz SĂĽd

Bahnhofsplatz SĂĽd

2. Rundgang

Planorama Landschaftsarchitektur – Maik Böhmer

Landschaftsarchitektur

Hoffmann - Leichter Ingenieurgesellschaft mbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Bahnhofplatz SĂĽd | Karlsruhe

Im Rahmen der Neubebauung des Areals auf der SĂĽdseite des Karlsruher
Hauptbahnhofes möchte die Stadt Karlsruhe auch den bestehenden
Bahnhofsvorplatz überarbeiten und diesem eine zeitgemäße Gestaltung verleihen.
Als wichtigem intermodalen VerknĂĽpfungspunkt zwischen Individualverkehr und Bahn
entsteht gleichsam ein attraktiver Auftakt von SĂĽden in den Bahnhof sowie ein
repräsentatives Entrée zu den angrenzenden Neubauten.

Raumkonzeption | Städtebau
Die Raumkomposition wird maßgeblich bestimmt von den östlich und westlich direkt
an den Platz angrenzenden ca. 44m hohen Gebäuden, sowie an der Nordseite durch
die aufgehende StĂĽtzwand des Bahnhofes. Aus dem Bahnhof kommend weitet sich
der Blick nach Süden und ist unverbaut. Um den hohen Gebäuden etwas
entgegenzusetzen wird ein möglichst offener Platzraum angeboten, der mit einigen
vertikalen Strukturen zwischen den Höhen vermittelt. Die notwendigen verkehrlichen
Funktionen werden optisch so in die Platzfläche integriert, dass diese weiterhin im
Zusammenhang groĂźzĂĽgig erscheint und neben dem reinen Transit auch Orte des
Verweilens anbieten kann.

Parkgestaltung | Freiraumplanerischer Entwurf
Zentrales Gestaltungselement des Platzes ist ein einheitlicher Belag, der alle Bereiche
optisch miteinander verbindet und so eine GroĂźzĂĽgigkeit vermittelt, bei der die
funktionalen Anforderungen visuell zurĂĽcktreten. Die notwendigen
Verkehrsfunktionen werden dabei so in die Oberflächen integriert, dass der Platz
nicht in zwei Hälften zerfällt und möglichst geringe Raumteile dafür in Anspruch
genommen werden mĂĽssen. Um die zahlreichen unterschiedlichen Bewegungen und
Bewegungsrichtungen auf dem Platz zu ermöglichen werden wenige freie Elemente
so platziert, dass diese die Abläufe nicht behindern und doch Orte zum Aufenthalt
wie Inseln herausstellen. Die freien Baumskulpturen und ein kleiner Pavillon bieten
eine hohe Flexibilität in der Anpassung an die weitere Planung, ohne das der
Entwurfsgedanke dabei verloren ginge. Insbesondere in Bezug auf eine mögliche
Unterbauung mit einer Tiefgarage bieten die groĂźen Pflanzobjekte eine gute
Möglichkeit trotzdem Grün in Form von Bäumen auf dem Platz zu ermöglichen.
Verkehre und Infrastrukturen
Die notwendige Vorfahrt für Taxen und den Individualverkehr wird soweit als möglich
an die sĂĽdliche Platzkante verlagert und eher in der Breite ausgestaltet, um nicht in
die Tiefe des Platzraumes einzudringen. Eine Aufteilung in mehrere Fahrspuren
ermöglicht das flüssige und gleichzeitige Vorfahren, Vorbeifahren, Nachrücken und
Halten fĂĽr Taxen sowie fĂĽr Hol- und Bring- Verkehre. Gleichzeitig kann an der
SĂĽdkante auch kurzzeitig geparkt werden.
Abstellbereiche für motorisierte Zweiräder werden östlich und westlich im
Zusammenhang mit der Vorfahrt angeboten.
Fahrradabstellplätze werden neben der Fahrradparkgarage im Bahnhof auch in
größeren Pakten auf der Platzfläche wettergeschützt unter dem Vordachbereich mit
direkter Nähe zur Bahnhofspassage verortet. Zusätzlichen werden einige
Fahrradständer an den Zugängen zu den Neubauten angeboten.
Stadtbushalte erfolgen auf der Fahrbahn „Hinterm Hauptbahnhof“ in direkter Nähe zu
den Fußgängerüberwegen. Die diagonale fußläufige Wegebeziehung vom
Fernbusterminal aus SĂĽdosten bleibt frei und unverstellt.
Die Passagen entlang der Fassaden der Neubauten bleiben frei von Einbauten und
stehen der Feuerwehr und sonstigen Liefer-, Ver- und Entsorgungsverkehren sowie
der Andienung des Fahrradparkhauses zur VerfĂĽgung.

Oberflächengestaltung | Materialitäten
Die Beläge werden möglichst mit bestehenden oder geplanten Belägen auf dem
nördlichen Vorplatz sowie den Materialien der umliegenden Fassaden abgestimmt und
auf dem südlichen Vorplatz weitergeführt um hier die Zusammenhänge zu stärken.
Vornehmlich kommen Platten aus einem regional typischen Naturstein oder auch aus
Beton in unterschiedlichen Formaten zum Einsatz. Gesägte Oberflächen und kleine
Fugen erhöhen den Laufkomfort. Begrenzende Einfassungen und Sitzaufkantungen
werden analog aus demselben Material gefertigt.

Vegetation | GrĂĽnstrukturen
Auf dem Platz bilden einige Pflanzobjekte grĂĽne Akzente. Die Objekte vermitteln
einen repräsentativen Charakter mit Staudenunterpflanzung und Bäumen. In
Abhängigkeit von der Unterbauung mit einer Tiefgarage ist eine künstliche Bewässerung vorzusehen. Der Unterhaltungs- und Pflegeaufwand soll dabei möglichst
extensiv bleiben.

Ausstattung
Insgesamt wird mit zusätzlicher Ausstattung im Hinblick auf Unterhalt und
Vandalismus sowie Kriminalprävention zurückhaltend umgegangen. Sitzangebote
werden möglichst in bauliche Elemente (Sitzaufkantungen) integriert. Abfalleimer
und Fahrradbügel werden in kleinen Gruppen an den Zugängen angeboten. Wo
notwendig werden Poller angeordnet um die Zufahrt auf die Platzfläche zu regulieren.
Unterhalt und Pflege stehen durch die Einfachheit und Robustheit im angemessenen
Verhältnis.

Barrierefreiheit
Alle Bereiche werden barrierefrei und stufenlos zugänglich für
Mobilitätseingeschränkte gestaltet. Borde werden wo möglich niedrig, z.B. mit 3 cm
Höhe ausgeführt, so dass an jeder beliebigen Stelle gequert werden kann.
Notwendige Stufen werden ausreichend kontrastreich hergestellt. Sinnvolle Leitlinien
aus taktilen Elementen werden z.B. an Übergängen eingebaut. Als Leitlinien werden
sonstige andere Gestaltungselemente auf dem Platz wie z.B. Entwässerungsrinnen
oder Belagswechsel wo möglich mit genutzt. Notwendige Haltesteige der Busse
werden fließend mit kontrastreicher Kante in den Flächenbelag integriert.

Technische Infrastruktur
Alle notwendigen Versorgungen für Veranstaltungen auf den Plätzen wie Strom,
Wasser und Abwasser werden bei Bedarf als ĂĽberfahrbare Unterflurverteiler in der
Fläche verteilt angeboten.

Beleuchtung
Die schnellen Wegebeziehungen der umlaufenden Ränder und die Vorfahrtbereiche
werden mit niedrigen Mastleuchten ausgeleuchtet. Die Platzmitte wird durch frei
stehende hohe Leuchten versorgt. An den StraĂźen werden die Leuchten
fahrbahnbegleitend als Mastleuchte verortet. Alle Hauptwegebeziehungen und
Fahrbahnflächen werden normgerecht und sicher ausgeleuchtet. Einzelne Bereiche
können abgedunkelter verbleiben. Punktuell kann inszenierende Beleuchtung zum
Einsatz kommen.
Nachhaltigkeit
Dem Schutz und der Bewahrung bestehender Ă–kosysteme, von Tieren und Pflanzen
schon während der Planung und in der baulichen Umsetzung kommt höchste
Bedeutung zu. Die Vermeidung von Eingriffen in hoch sensiblen Bereichen, der
schonende Geräteeinsatz, die Reduktion von Emissionen und die Einhaltung von
Schonzeiten tragen dazu bei. Zum Einsatz kommen nur nachhaltige Baustoffe aus
ressourcenschonender Herstellung und nicht ausbeuterischer Arbeit. Wo möglich
werden auch Materialien wieder verwendet oder Gebrauchtmaterial aus anderen
Regionen verbaut. Ein aktives Bodenmanagement und eine Bodenaufbereitung vor
Ort soll zu möglichst wenig Ab- und Anfuhr von Material führen. Wo zulässig und
möglich sollen Recyclingbaustoffe zum Einsatz kommen oder vor Ort aufbereitet
werden. Auch eine aktive Niederschlagswasserbewirtschaftung kann Folgekosten
reduzieren und sollte in Zeiten des Klimawandels oberstes Gebot sein. Die
Leuchtentechnik wird auf den aktuellen energiereduzierten Standard (LED)
modernisiert. Ziel ist die Reduktion eingesetzter Energie bei der Herstellung, ein
möglichst geringer Materialverbrauch sowie niedrige Folgekosten im Sinne des
Unterhalts und der Pflege im angesetzten Lebenszyklus.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schlägt lockere Baumgruppen mit Aufenthaltsbereichen in erhöhten Pflanzbereichen in der Mitte des Platzes zwischen den Eingängen der beiden Bürogebäude vor. Die Erhöhung der Pflanzbereiche und die damit verbundenen Unabhängigkeit von einer möglichen Tiefgarage wird als ein besonders gelungener Beitrag gewertet. Es entstehen damit auf ausreichend dimensionierten Pflanzinseln angenehme Aufenthalts- und Ruhebereiche.
Der Belag wird großflächig über alle Bereiche des Platzes vorgeschlagen. Die Trennung von Verkehrs- und Aufenthaltsflächen erfolgt leider lediglich über Markierungen in durchgängig gestalteten Belägen, eine konzeptionelle Auseinandersetzung mit dem Thema Integration von Verkehrsflächen wird vermisst.
Die Position des separaten Kioskgebäudes auf dem Platz anstelle der Integration in das dem Bahnhof vorgelagerte Gebäude wird kritisch beurteilt. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Bewältigung des sommerlichen Hitzeschutzes werden mit den wenigen vorgeschlagenen Bauminseln als zu gering eingeschätzt.
Alles in allem erscheint die Lösung sehr gut strukturiert und durchdacht, sie leidet unter einzelnen Defiziten und Mängeln.
Bahnhofsplatz SĂĽd

Bahnhofsplatz SĂĽd