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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2019

Seniorenzentrum „Altes Finanzamt“ in Garmisch-Partenkirchen

Visualisierung

Visualisierung

2. Preis

Preisgeld: 16.000 EUR

Beer Bembé Dellinger Architekten und Stadtplaner

Architektur

VALENTIEN + VALENTIEN Landschaftsarchitekten und Stadtplaner SRL

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Auf dem Grundstück des „Alten Finanzamtes“ in Garmisch-Partenkirchen soll ein attraktives und lebendiges Zentrum für Senioren entstehen. Dabei soll das ortsbildprägende denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahre 1904 erhalten und sensibel durch eine Wohnbebauung für Senioren ergänzt werden.

Das historische Gebäude wird von allen nicht originalen und verbauenden Anbauten befreit und wieder solitär zur Geltung gebracht. In ihm findet das neue Seniorenzentrum seinen Platz.

Im rückwärtigen Bereich des Grundstücks finden die Wohnungen für Senioren in einem eigenen neuen Gebäude ihren Platz. Der Neubau liegt parallel zur nördlichen Grundstücksgrenze und bildet als eindeutige viergeschossige Bebauung den Hintergrund der historischen Villa.

Durch seine gezahnte Staffelung verwebt der Neubau die Richtung des historischen Bestandes mit der Richtung der angrenzenden Bebauung und der Grundstücksgrenze.

Der so entstehende neue Hof öffnet sich nach Westen und schließt den Raum zur lauten Gewerbestruktur im Osten. Alle Wohnungen können so über Eckloggien nach Süd-Westen orientiert werden mit Blick in die Berge.

Ein eingeschossiger neuer Eingangsbereich verbindet die beiden Gebäude und schirmt den Innenhof räumlich von den unschönen Bestandsbauten im Osten ab.

Im Hof liegt der neue Haupteingang mit öffentlichem Café und allen publikumsnahen Bereichen und von hier aus gelangt man großzügig über das historische Treppenhaus zum Seniorenzentrum im Altbau oder über die Gemeinschaftsbereiche zum Treppenhaus der Seniorenwohnanlage.

Der Altbau wird modernisiert und im Stile der Erbauungszeit saniert bzw. wieder hergestellt. Hier befinden sich die Büro- und Beratungsräume des Seniorenzentrums.

Im Gegensatz dazu wird der Neubau ökologisch und nachhaltig in Holz konstruiert. Er beherbergt die 24 Wohnungen der Seniorenwohnanlage. Element- oder raumweise vorgefertigt kann er so schnell und platzsparend errichtet werden. Eine Heizung mit Holzpellets versorgt beide Gebäude und unterstütze den nachhaltigen Gedanken der Anlage.

Der altwürdige Baumbestand wird größtenteils erhalten und durch weitere Solitäre ergänzt. Kräftige heimische Buchenhecken gliedern den Freibereich und schaffen einen geschützten Hofbereich mit Wasserbecken zum Flanieren und Verweilen. Freiflächen vor den Gemeinschaftsräumen können für Kurse oder kleinere Veranstaltungen genutzt werden.

Die notwendigen Parkplätze werden dezentral angeordnet. Überdachte Mitarbeiterstellplätze befinden sich an der Ostflanke des Grundstücks als weitere Abschirmung zum lauten Gewerbe. Offene Stellplätze für Besucher befinden sich eingangsnah im westlichen Bereich.

Jede Wohnung hat einen privaten, barrierefrei erreichbaren Freibereich in Form einer uneinsichtigen Loggia mit Süd-west-Orientierung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Neubau zeichnet sich durch einen respektvollen Umgang mit dem Altbau hervor; so erfolgt der erdgeschossige Anbau auf angenehm zurückhaltende Weise und die Gebäudehöhe des Neubaus bleibt unter der Traufhöhe des Denkmals. Der gestaffelte Baukörper in seiner modularen Ausformung wird im Preisgericht kontrovers diskutiert. Positiv bewertet wird der gemeinsame Zugangsbereich beider Gebäude.

Die Erschließung des Altbaus erfolgt von der Von-Brug-Straße; eine zweite Erschießung – barrierefrei – erfolgt über die Nordseite. Die Anordnung des Aufzugs ist richtig, da auch keine Gewölbe zerstört werden. Die Tragstruktur des Altbaus wird beibehalten, die Bestandsstruktur übernommen. Das Dachgeschoß wird unverändert für untergeordnete Nutzungen verwendet. Die Fassade des Denkmals bleibt – bis auf den Bereich des neuen nördlichen Zugangs im Erdgeschoss – unverändert. Die Haustechnik ist sinnvollerweise im
Untergeschoss untergebracht.

Die Zonierung des Neubaus erfolgt durch Ausbildung eines massiven Sockelgeschosses in Sichtbeton. Drei Obergeschosse sind in Holzbauweise mit vertikaler und horizontaler Holzschalung vorgesehen. Der Neubau schließt mit einem Flachdach ab, um die Traufhöhe des Altbaus nicht zu übersteigen. Der helle Sichtbeton des Erdgeschosses und die mit Vergrauungslasur gestrichenen Obergeschosse greifen die Farbigkeit des Altbaus auf. Durch den gestaffelten Baukörper erhalten nahezu alle Wohnungen eine gute süd-west Belichtung. Die Geometrie der Loggien mit geschlossenen Brüstungen versprechen größtmögliche Privatsphäre.

Die Erschließung des Neubaus erfolgt über ein eigenes Treppenhaus mit Aufzug. Der abgetreppte Flur mit Sitzgelegenheiten auf der Nordseite wird durch sein Potenzial als informeller Begegnungsraum für die Bewohner positiv gesehen. Wohnungsküchen werden über den Flur belichtet. Die Grundrissgestaltung ist durch die geplante modulare Holzbauweise geprägt. Die Organisation der Grundrisse erscheint sinnvoll, wobei die Raumbreiten sehr knapp bemessen scheinen. Der Zugang ins Erdgeschoss erfolgt von Süden über den Freibereich, positiv werden die direkt am Eingang vorgesehenen Stellflächen für Fahrräder, Rollatoren und EScooter bewertet. Die Musterwohnung und alle Gemeinschaftsräume sind nach Norden, mit einem wohltuenden Bezug zur privaten Grünfläche angeordnet.

Die Verfasser bieten differenzierte und sehr gut nutzbare Freiräume an.
Der Platz zwischen Alt- und Neubau ist großzügig und durch Baumsetzungen und Ausstattung (Wasserbecken) angenehm gegliedert. Durch die Staffelung des Gebäudes bleibt an der Nordgrenze Platz für gut proportionierte Grünräume, die optisch von den nördlich angrenzenden Gärten profitieren. Trotz einer oberirdischen Unterbringung der Stellplätze gelingt die Entwicklung eines überzeugenden Freiraumsystems.

An der Ostseite des Freibereichs ist ein erdgeschossiger Zwischenbau als Verbindung zum Altbau vorgesehen. In dieser Zone sind sowohl das Cafe als auch die behindertengerechte Erschließung und Treppe zum Altbau angeordnet. Hier gibt eine Überschneidungen der Funktionen, die problematisch bewertet werden. Die Rückwand des Cafe-Bereichs verdeckt geschickt die Stellplätze an der östlichen Grundstücksgrenze. Aufgrund der großen Raumtiefe des Zwischenbaus wäre jedoch eine ausreichende Belichtung zu überprüfen.

Die kompakte modulare Bauweise des Neubaus lässt eine wirtschaftliche Umsetzung sowohl im Bau als auch im Unterhalt erwarten. Der Entwurf kommt ohne Tiefgarage aus; die Stellplätze sind oberirdisch angeordnet. Die geforderte Anzahl an Wohneinheiten und Wohngemeinschaftsplätzen wird erfüllt. Der geplante Einsatz von vorgefertigten Elementen in Holzbauweise ist nicht nur wirtschaftlich sondern auch nachhaltig und energetisch sinnvoll. Das Neubau-Objekt scheint die Anforderungen an eine langfristig wirtschaftliche Tragfähigkeit eines sozialen Wohnungsbaus zu erfüllen.
Wettbewerbsplan

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Wettberbsplan

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Modellfoto

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Modellfoto

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