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Einladungswettbewerb | 03/2019

Wohnen im Quartier ESSEN 51

Lageplan

Lageplan

1. Preis

Preisgeld: 23.000 EUR

RKW Architektur +

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfskonzept / Leitidee
Essen 51 ist keine Insel - Stadt statt Siedlung
Nicht Abgrenzung sondern Integration ist die Leitidee. Die Helenenstraße integriert den Planungsbereich ins südlich angrenzende Stadtquartier. Das Fördergerüst bildet dafür den Endpunkt, Blickziel und identitätsstiftendes Zeichen. Im Urbanen Quartier entsteht wirkliche Stadt und nicht vorstädtische Siedlung.

Städtebauliche Konzeption
Der Planungsbereich wird überhaupt zum ersten Mal als öffentlicher Bereich beplant. Zuvor war auf freier Fläche die Industrie entstanden und hatte das Gebiet jahrzehntelang abgeschlossen und naturgemäß der städtebaulichen Entwicklung entzogen. Insbesondere für den Stadtteil Altendorf gab es in diese Richtung also gar keine Entwicklungsmöglichkeit. Mit Essen 51 tut sich hier also eine große Entwicklungschance auf, die aber nicht allein isoliert auf dieses neue Quartier selbst zu betrachten ist, sondern gerade auch mit Blick auf den angrenzenden Stadtteil.
Neben der Altendorfer Straße ist die Helenenstraße die zweite Schlagader Altendorfs. Sie trifft an der Kreuzung mit der Pferdebahnstraße auf das Plangebiet. Genau hier ist besteht eine der wenigen Möglichkeiten die Rheinische Bahn ebenerdig zu queren. Auch die Verbindung zum neu angelegten Krupp-Park wird genau hier hergestellt. Es ist also ein wirklicher städtebaulicher Hotspot im Dornröschenschlaf und der einzige Punkt, an dem der neue Stadtteil Essen 51 mit einem bereits existierenden Stadtteil städtebaulich verknüpft werden kann.
Daher haben wir diesen Punkt zum Ausgangspunkt unserer städtebaulichen Konzeption gemacht. Die bisher belanglose Kreuzung mit der Pferdebahnstaße werten wir städtebaulich und in Bezug auf die Nutzung zum neuen Helenenplatz auf. Von hier führt die Helenenstraße in neuer Lage als Fußgängerstraße auf das Blickziel Fördergerüst der ehemaligen Zeche Amalie zu. Das Fördergerüst hat ja nicht nur Bedeutung für den neuen Stadtteil Essen 51, sondern auch für Altenberg, da ja sicherlich viele Altenberger dort arbeiteten.
An die neue Helenenstraße ist westlich der neue Amalienplatz als Quartierszentrum angelagert. Er wird charakterisiert durch das erhaltene ehemalige Verwaltungsgebäude der Zeche Amalie und den beeindruckenden Baumbestand. Dies ist der identitätsstiftende Kern des neuen urbanen Quartiers. Die zur Anbindung der Bestandshöhen nötigen Gefälle liegen unter 2%.
Auch im rechtlichen Sinne soll es ein urbanes Quartier werden. So ist das gesamte Erdgeschoss gewerblichen Nutzungen vorbehalten. Natürlich kann dies bei weitem nicht alles Einzelhandel oder Gastronomie werden, vielmehr soll es hier auch Werkstätten für nicht störendes Handwerk, Büros, Praxen, Therapieeinrichtungen etc. geben. Insgesamt geht es in Bezug auf das Planungsgebiet um einen Flächenanteil von nur 15%, was in einem innerstädtischen Bereich eher ein Minimum darstellt.
Der gesamte Bereich ist nur für Lade-, Liefer- und Notfallverkehr geöffnet. Die. Weitere IV-Erschließung erfolgt über die Tiefgaragen, die direkt aus dem Hauptverkehrsnetz erreicht werden.

Stadt und Siedlung
In der gesamten Region wird die Ressource Land zum limitierenden Faktor der Stadtentwicklung. Es gilt also höhere bauliche Dichte zu erzielen und dies gleichzeitig in hoher Qualität. Die Antwort hierauf lautet "Stadt statt Siedlung“. Wirkliche Stadt ist das planerische Instrument, in dem Dichte mit Qualität verknüpft wird. Stadt erfordert Dichte und vielfältige Nutzungsmischung und dies wird auch von den Bewohnern als Qualität empfunden. Siedlung dagegen wird mit zunehmender Dichte als weniger qualitativ empfunden. Auch daher haben wir im östlichen Planungsbereich ein wirklich urbanes Quartier vorgesehen. Aber auch für diese Vorstellung gibt es nur ein begrenztes Potenzial, sodass sie westlich des geplanten Grünzugs nicht in gleicher Art fortgesetzt wird. Hier entsteht tatsächlich ein Wohngebiet. Ein Wohngebiet wird aber als umso besser empfunden, je durchgrünter es ist. Daher haben wir eine Konzeption gewählt, bei der die gesamte IV-Erschließung über die südlich bereits vorhandene und die nördlich bereits fest geplante Straße abgewickelt wird. Der gesamte Innenbereich bildet eine gemeinschaftliche Grünzone. Bau und Unterhalt, aber auch Anrechnung auf das Baugrundstück für die GFZ sind privatisiert. Lediglich ein Gehrecht zugunsten der Allgemeinheit sichert auch den Nutzen für die allgemeine Öffentlichkeit. Sowohl im Bereich des urbanen Gebietes mit einer GFZ von 3,0, als auch im Wohngebiet mit einer GFZ von 1,2 werden die Höchstwerte der BNVO voll ausgeschöpft. Dies unterstützt einerseits die Wirtschaftlichkeit der Entwicklung, ist aber auch angesichts des allgemeinen Mangels an Bauflächen eine städtebauliche Notwendigkeit.

Gewerbenutzung
Innenstadt braucht Urbanität und Urbanität braucht neben Wohnen unbedingt auch gewerbliche Nutzung. Da Städtebau auf Jahrzehnte angelegt ist, ist es unmöglich, so weit in die Zukunft zu sehen. Es geht nur darum, Möglichkeiten zu eröffnen. So haben wir im gesamten Bereich des Urbanen Gebiets im Erdgeschoss eine Geschosshöhe von 5 m vorgesehen und eine Gebäudetiefe von 20 m. Hier sind vielfältige Nutzungen möglich: Werkstätten, Büros, Dienstleistung, Praxen, Therapieangebote, öffentliche Einrichtungen, Läden und Gastronomie. Alles was ein innerstädtischer Bereich braucht. Notfalls könnten Flächen sogar als Loft vermietet werden, ggf. mit einem zusätzlich eingebauten Podest, das dem Wohnen zur Straße hin mehr Distanz und Privatheit bietet. Gesetzt ist nur der Verbrauchermarkt, der vorgelagerte Kurzzeitparkplatz dient ihm, wie auch allen anderen gewerblichen Nutzungen. Er ist über eine Passage mit weiteren Angeboten mit dem neuen Amalienplatz verbunden.

Grüngürtel
Das urbane Gebiet wird hufeisenförmig von einem Grüngürtel umschlossen, der die geplante Grünfläche im Westen über das Gelände der ehemaligen Zeche Amalie mit der nicht bebaubaren Grünfläche im Osten des Plangebiets verknüpft. Dieser Grüngürtel verbindet sich nun wiederum mit dem neuen Grünzug in Essen 51 im Norden, dem Krupp-Park und dem Grünzug in Richtung Niederfeldsee, dem neuen Grünzug innerhalb des westlichen Wohngebiets im Planungsbereich und von dort aus weiter Richtung Rosenhügel. Es entsteht also eine weit verknüpftes Grünnetz, das auch für Fußgänger und Radfahrer im übergeordneten, von den Hauptstraßentrassen abgelösten Verkehrsnetz einen wichtigen Lückenschluss bildet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Leitidee der Verfasser- Integration statt Abgrenzung- wird städtebaulich und inhaltlich sehr gut umgesetzt. Die Schaffung eines urbanen Quartiers (Modul 3b) mit der direkten Anbindung an den Kreuzungspunkt Helenenstraße und Pferdebahnstraße ist an dieser Stelle richtig und bildet den neuen Mittelpunkt.
Die neue Fortsetzung der Helenenstraße führt, (durch die Aufgabe des Gebäudes Funbox) in der Blickachse zum Schachtbaudenkmal, welches so prägender und identitätsstiftender Erinnerungsort wird.
Die erdgeschossigen gewerblichen Nutzungen in den 5m hohen Flächen werden von 5-6 Wohnebenen überlagert, die eine geringere Tiefe aufweisen. Der Einzelhandel ist gut integriert und erschlossen.
Der angrenzende Stadtteil Altendorf wird mit seinen vorhandenen Strukturen deutlich mit dem neuen Stadtteil verknüpft, wodurch auch diese Stadträume aufgewertet werden. Das neue Gebiet zeigt sich nicht isoliert, sondern bildet die Fortsetzung von Stadt an dieser Stelle.
Im westlichen Teil beschränken sich die Verfasser auf die Anordnung von reinem Wohnen, welches sich hier vom Ende der Stadtbahnlinie bis zum Grünzug westlich des urbanen Quartiers erstreckt.
Die Wohngebäude weisen eine klare Adressbildung nach außen hin auf, zum Innenbereich hin sind Gemeinschaftsbereiche vorgesehen, die inhaltlich mit den Freiflächen verknüpft sein können. Der Freiraum im nordwestlichen Bereich wird so zum öffentlichen Grünraum für alle, leicht zu erreichen auch für die Bewohner der angrenzenden Stadtteile.
Das neue Gebiet zeigt sich also nicht isoliert, sondern gut mit den alten Strukturen verbunden, auch wenn das Schachtbaudenkmal von einer zu großen Freifläche umgeben ist.
Die Umsetzung der funktionalen Anforderungen ist gut gelöst, die wesentlichen Planungsvorgaben sind erfüllt. Auch in diesem städtebaulichen Entwurf sind alle zukünftigen Möglichkeiten, von neuen Wohnformen bis hin zur E-Mobilität denkbar.
Die von den Verfassern vorgeschlagene Gliederung der Baukörper in vertikal unterteilte Häuser ist räumlich angenehm und lässt sich leicht realisieren.
Perspektive Helenenstrasse

Perspektive Helenenstrasse

Perspektive Amalieplatz

Perspektive Amalieplatz

Perspektive Wohnquartier

Perspektive Wohnquartier

Piktogramme

Piktogramme

Schrägluftperspektive

Schrägluftperspektive