modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 04/2019

Neubau Gymnasium Essen Nord-Ost

2. Preis

Preisgeld: 52.000 EUR

Lehmann Architekten GmbH

Architektur

office 03

Architektur

urbanegestalt

Landschaftsarchitektur

Bert Böcking GmbH Planungsbüro Haustechnik

TGA-Fachplanung

ahw Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

A Leitidee und Entwurfskonzept
„Der Raum als dritter Pädagoge“ (Loris Malaguzzi)
Schüler verbringen heute einen Großteil des Tages an der Schule und im Ganztagesbereich. Die Schule ist daher nicht als rein funktionaler Lernort konzipiert, sondern als zentraler Lebensort entwickelt, der neben der Funktion auch eine hohe Aufenthaltsqualität und räumliche Vielfalt gewährleistet.

Leitidee des Entwurfes ist die Stapelung des Raumprogramms in erkennbaren, angenehm
proportionierten Clusterhäusern auf einem großzügigen in die Landschaft eingebundenen Erdgeschoß mit den Gemeinschaftsbereichen. Durch die städtebauliche Setzung der zueinander verschobenen Gebäudekuben ergibt sich eine Verzahnung von Außen- und Innenräumen über mehrere Höfe in vergleichbaren Dimensionen. Die vierteilige Gliederung verleiht dem Baukörper eine dem Ort angemessene Maßstäblichkeit.
Jeder der vier Kuben nimmt ein Lerncluster auf, das individuell auf die Bedürfnisse der verschiedenen Jahrgangsstufen reagiert. Unterschiedliche Hoftypen geben den Clustern einen individuellen Charakter und verorten das Cluster im Gesamtgebilde der Schule. Jedes Lerncluster erhält eine eigene vertikale Erschließung vom Erdgeschoss ins innerer des Clusters und unterstützt so die Eigenständigkeit der einzelnen Bereiche.
Das Lerncluster für die Jahrgangsstufe 9 + 10 ist im südlichen Cluster beherbergt. Das Lerncluster gruppiert sich um einen verglasten Innenhof, der im EG den Ganztagsbereich als Aufenthaltsfläche dient. Von den Flurzonen ergeben sich spannende Einblicke in diesen Bereich und geben dem Cluster einen besonderen räumlichen Charakter. Die Jahrgangsstufe 9 + 10 erhält einen nach Süden orientierten Selbstlernbereich der nahtlos in den Außenbereich übergeht.
Das Lerncluster der Jahrgangsstufen 5+6 und 7+8 ist um einen Innenhof organisiert und wird über diese Zone belichtet und belüftet. Die an die Selbstlernzone anschließenden Klassenzimmer sind großzügig zum Selbstlernbereich verglast und bilden zusammen eine Lernlandschaft. Aufweitungen im Bereich der Gruppenräume in Verbindung mit dem umlaufenden Fluchtbalkon dienen als Freiluftklassen für diese Jahrgangsstufen. Auf dem Dach des Lerncluster befindet sich das Energielabor. Die Photovoltaikanlage für das Gebäude kann hier studiert werden und die Schülerinnen und Schüler können Ihre eigenen Konstruktionen zur Energieerzeugung im 1:1 Versuch testen.
Das nördlich anschließende Lerncluster fasst die Fachräumen Physik, Chemie, Biologie, Informatik und Mathematik in einem Bereich zusammen. Auch dieser Bereich wird über einen verglasten Innenhof, der zusätzlich die Erschließung aufnimmt, organisiert. Das Lerncluster mit den Fachklassen ist zusätzlich durch seine direkte Nachbarschaft mit der Jahrgangsstufen 5 - 8 und der Oberstufe sowie durch eine Wegeverbindung zum Lerncluster der Jahrgangsstufe 9 - 10 auch in den Obergeschossen gut angebunden.
Das Lerncluster der Oberstufe liegt im Norden der Schulanlage und wird über einen begrünten Innenhof belichtet. Selbstlernbereich und Oberstufenlounge sind nach Süden orientiert. Als Freifläche für die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe werden Flächen auf dem Dach des Clusters angeboten.
Auch die Erdgeschosszone ist in vier Zonen gegliedert und erhält als verbindendes Element den Schulboulevard, der alle Bereiche miteinander verknüpft. Im Süden ist der Ganztagsbereich verortet, in dem sich auch die Kunsträume befinden. Großzügige
Verbindungen mit dem Außenraum ermöglichen unterschiedliche Nutzungsszenarios
(Außenbestuhlung der Kochwerksatt, Freiluftbereich für die Kunsträume, enge Verzahnung Therapierräume mit dem Schulgarten). Der dreigeschossige Aufenthaltsbereich des Ganztags ist Herz dieses Bereiches.
Der im Westen anschließende Bereich verbindet Eingangsbereich, Foyer, Mensa, Aula und Musikbereich miteinander. Flexible Trennwände zwischen den Bereichen Forum / Schulboulevard, Aula und Mensa ermöglichen unterschiedlichste Nutzungsszenarios dieser Zone. Über die mittig liegende Aula erhält die Innenzone eine großzügige Belichtung. Die enge Verbindung des Osthofes mit der Aula / Forum schafft zudem weitere Möglichkeiten der Bespielung dieser Räume.
Der westliche Eingangsbereich ist mit der Eingangshalle für die Fachklassen verbunden. Auf Erdgeschossniveau sind um die Halle die Beratungsräume für die Schülerinnen und Schüler angeordnet. Im Zentrum steht der Bibliothekspavillion, der als begehbare Skulptur die Schulbibliothek mit Leseplätzen aufnimmt.
Der Lehrerbereich befindet sich im nördlichen Bereich etwas abseits des Geschehens, um hier eine ruhige und konzertierte Arbeitsatmosphäre zu ermöglichen. Das Lehrerzimmer verfügt über eine Außenterrasse. Seine räumlichen Qualitäten erhält der Bereich durch den begrünten Innenhof.
Alle Bereiche bilden somit ihre eigene räumliche Identität aus, um dann mit der Nachbarschaft in engen Kontakt zu treten. Die Lernlandschaft schafft so Räume, in der jeder Schüler individuell verortet ist, um dann in Interaktion mit der gesamten Schulgemeinschaft treten zu können.

B Städtebauliche Einbindung
Das Grundstück liegt am Kreuzungspunkt der Straßen Katzenbruchstraße und Stoppenberger Straße.Der dicht bewachsene Wall zur Abschottung des Lärmes aus dem Bestand gliedert die Verkehre in eine westliche und eine östliche Zuwegung. Zusätzlich wird perspektivisch eine Zuwegung über den Wall hinweg angeboten. Aus Stoppenburg kommend erreicht man die Schule über die Verlängerung der Seumannstraße, die auch der Bewirtschaftung dient. Diese Hauptverkehre werden in der erdgeschoßigen Eingangszone wieder zusammengeführt, im Herzen des Gebäudes aufgenommen.
Durch die sanfte Hanglage ergibt sich die Möglichkeit viergeschoßige Bauteile nach Nordwesten zu entwickeln.
Der errichtete Lärmwall, der inzwischen stark bewachsen ist und damit eine Standortqualität geworden ist, erzeugt zur Umgebung eine Distanz. Aufgabe ist es, eine Einbettung in die Landschaft zu erreichen. Der Neubau des Gymnasiums Essen Nord wird so auf dem Grundstück platziert, dass er das in Nord-Süd Richtung ausgerichtete Grundstück ausnutzt und von der Topographie profitiert, die neben den großzügige ebenerdigen Ein- und Ausgängen im Erdgeschoß auch aus dem Sockelgeschoß über einen Wirtschaftshof ohne größere Erdbewegungen aus Nordwesten erschlossen werden kann.
Westlich der Sporthalle, die mit ihren 77 Parkplätzen erhalten bleibt, wird ein Baufeld für eine mögliche Erweiterung ausgewiesen, das sowohl die Ausbildung eines Campus im Wechsel von bebaut und unbebaut stärkt als auch der Adressbildung dient.
Durch die gewählte Gliederung des Hauses in vier Baukörper ergeben sich vier Innen- und drei Außenhöfe, die zu Aufenthaltsorten unterschiedlichen Charakters entwickelt werden. Über die drei Höfe entstehen Vorplatzsituationen für die Gebäudezugänge, aus den verschiedenen Richtungen erreichen Schüler und Lehrer schnell den Schulboulevard mit Verbindungsfunktion. Aus diesem werden die vier Clusterhäuser erschlossen.
Der Osteingang erschließt den Gebäudekomplex von Nordosten. Aus Stoppenburg kommend erreicht man den Hof für Fahrräder und gelangt dann über die Freitreppe in den Osthof, von dort über den Osteingang in den Schulboulevard.

Zur einen Seite des südlichen Eingangs befindet sich die Mensa mit Cafeteria, Küche und Ausgabe. Nach Süden ausgerichtet prägt diese lebendige Nutzung auch am Nachmittag oder zu Festen das Erscheinungsbild. Das Essen kann im Sommerhalbjahr auch im Freien eingenommen werden. Zur anderen Seite des südlichen Einganges befinden sich die Räumlichkeiten des Ganztagesbereiches, die auf kurzem Weg vom Eingang aus erreichbar sind. Auch der Kiosk mit Kochwerkstatt liegt entlang des Schulboulevards und belebt diesen. Die beratenden Nutzungen um die Schulbibliothek liegen gegenüber des Westeinganges. Diesen Eingang werden Autofahrer und Nutzer von der Sporthalle her kommend in erster Linie nutzen. Im nordwestlichen Finger um einen begrünten Hof befinden sich die Lehrerzimmer und die Räumlichkeiten der Schulverwaltung, die gleichermaßen zentral wie diskret untergebracht sind.
Jeweils direkt aus dem Boulevard erreichen Schüler und Lehrerinnen die Obergeschosse der vier Clusterhäuser.

C Freiraumplanung
Der Baumbestand auf dem Schulgrundstück ist sehr wertvoll und der Gedanke davon viel zu erhalten, prägt den Entwurf des Freiraums. In diesem Sinne werden befestigte Flächen dort vorgesehen, wo der heutige Schulbau abgebrochen werden muss, es werden also wenige Flächen neu versiegelt. Die bestehenden Bäume, in der Mehrzahl Ahorn- und Lindenbäume sind allerdings sind nicht gut für die Einzelstellung geeignet, daher werden die ineinander verwachsenen Kronenbereich möglichst im
Zusammenhang in die neue Gestaltung eingefügt.
Grüne Schollen, die am Lärmwall räumlich anschließen gliedern die neuen Schulhöfe. Nutzbare Baumhaine entstehen hier, Calysthenics, Niedrigseilgarten und zahlreiche Aufenthaltszonen finden im lichten Schatten Platz. Drei sehr lange modellierte Bänke sind an Kanten dieser Schollen so ausgebildet, dass die großen Hofbereiche durch das Sitzen und den Aufenthalt mit Blick auf die Fläche aktiviert werden. Zugleich kann so das sanft nach Osten fallende Gelände gut abgefangen und das Schulgebäude auf ca. 60 m NN eingebettet werden. Von den grünen Schollen gegliedert verbleibt dennoch ein relativ großer befestigter Schulhof, der Sportfelder, Skatemöglickeiten und Bewegungsspiele aufnimmt. In Fortsetzung des Schulboulevards werden mit großen Systemmöbeln
„Enzo“ veränderliche Sitz- und Liegemöglichkeiten erzeugt. Fahrradparkplätze werden den drei wichtigen Zugängen zugeordnet. Eine besondere Situation ergibt sich im Osten, der vorhandene Radweg auf ca. 56.50 m NN bleibt bestehen und wird als Fuß- und Raderschließung genutzt. Von hier wird über eine Treppenrampe der hoch liegende Eingangshof Ost erreicht, im Norden ein tiefliegender Gartenbereich vor den Naturwissenschaften angeknüpft und schließlich ein Wirtschaftshof mit der
Entsorgung. Im Norden wie im Süden entstehen Böschungen zu den hoch liegenden Schulbauteilen.
Der gewünschte Schulgarten liegt im Südosten, hier wird ca. 1m Boden aufgebracht, so dass die schadstofffreie Gärtnerei gesichert ist. Dem Lehrerzimmer ist ebenfalls ein Gartenbereich zugeordnet, der für Aufenthalt und das Arbeiten im Grünen ausgelegt ist.
Im Rückgriff auf die Zederngruppe im Bestand werden Gebäude nah mehrere dieser Baumgruppen gepflanzt und die offenen Baumscheiben mit bequemen Sitzgruppen möbliert. Die Grünflächen rund um die neuen Clustergebäude werden als Gräserlandschaften angelegt, die mit mittelkronigen Obstbäumen überstellt werden. Hier kann auch ein großer Teil des Regenwassermanagements geleistet werden.
D Wirtschaftlichkeit Die Wirtschaftlichkeit wird über eine kompakte Bauform zugrunde gelegt. Es wurde ein III bis IV geschoßiger Baukörper ohne überdimensionierte nutzbare Dachflächen ausgestaltet, der eine einfache, klare Außengeometrie hat. Aufgrund des engen Zeitplanes für eine Realisierung wird aus heutiger Marktsicht ein klassisch konstruierter, hoch flexibler Baukörper als wirtschaftlichste Lösung angesehen.

1. Nutzungs- und Innenraumqualitäten
1.1 Barrierefreiheit
Entsprechend der vier Clusterhäuser gibt es vier Treppenhäuser mit zwei rollstuhlgerechten Aufzügen sowie einer Rampe im Bereich der Aula. Diese Erschließungselemente stellen die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit im Gebäude sicher. Die Fluchtbalkone sind grundsätzlich barrierefrei erschlossen,Toiletten gemäß DIN 18040-1 sind dezentral über das Gebäude verteilt. Die Außenräume sind barrierefrei angelegt, der Niveauversprung im Nordwesten wird über eine zusätzlichen Eingang im Tiefhof kompensiert.

1.2 Luftqualität/ Lüftungskonzept
Das Gebäude erhält eine hybride Lüftung, die aus natürlicher Lüftung in Kombination mit
unterschiedlichen mechanischen Lüftungen besteht. Während Mensa und Aula, die stark
frequentierten Funktionen entlang des Schulboulevards über eine hocheffiziente Lüftungsanlage mit Wärmetauscher belüftet werden, sorgen in den Klassen und Selbstlernbereichen der Obergeschoße dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmetauscher für Frischluft. Bestandteil der hybriden Lüftung sind Fenster mit Stellmotoren, die automatisiert nach CO2-Gehalt geöffnet werden können.

1.3 thermischer Komfort im Sommer
Die geschlossenen Lüftungselemente gewährleisten einen moderaten Verglasungsanteil, um so den solaren Wärmeeintrag wirkungsvoll zu begrenzen. Auch die auskragenden Fluchtbalkone sind hilfreich bei der Bemessung des sommerlichen Wärmeschutzes. Als außenliegender Sonnenschutz ist ein textiler Sonnenschutz mit hohem Wirkungsgrad und hoher Transparenz vorgesehen. Die Kühlung im Erdgeschoß erfolgt über eine adiabate Luftkühlung, sowie über mechanisch öffnende Lüftungsflügel, die nachts die massiven Bauteile auskühlen und aufgrund ihrer Speicherfähigkeit dem Raumklima zugutekommen.

1.4 Schallschutz und Raumakustik
Die massiven Ortbetondecken verfügen unterseitig über Brettschichthölzer, die für den Schallschutz profiliert sind. Decken wie auch Wandbereiche der Klassenzimmer sind ebenfalls in Lärche vorgesehen, akustische Anforderungen werden mit Lochplatten umgesetzt und variieren das Erscheinungsbild.

1.5 Tageslichtversorgung, Sonnen- und Blendschutz, Material und Farbe
Die Tageslichtversorgung wird durch die Auflösung des Bauvolumens in vier Clusterhäuser und die daraus resultierenden Bautiefen von durchschnittlich 10-13 Metern sichergestellt. Innenliegende Raumzonen wurden ausgeschlossen.

2 Technische Qualitäten
2.1 Konstruktions- und Materialkonzept
Das neue Gymnasium wechselt zwischen Innen und Außen in der materiellen Anmutung. In der Ansicht von außen erscheint die Gebäudegruppe als Aneinanderreihung von filigranen Skelettbauten aus robustem und doch feinem Beton, im Innenraum prägt der nachwachsende Rohstoff Holz das Erscheinungsbild. Angenehme Raumatmosphäre und Materialhaptik werden kombiniert mit zeitgemäßer Fertigung und großer Nachhaltigkeit. Ermöglicht wird dies durch die Verwendung einer Hybridbauweise aus einem massiven Skelettbau mit starken Decken und wenigen Stützen für die tragende Struktur des neuen Gymnasiums in Kombination mit leichten Außenwänden. Dieses System ist wärmebrückenfrei und handwerklich detailsicher zu realisieren.
Der im Schulbau gebotenen Gebrauchstauglichkeit und Widerstandsfähigkeit wird mit pflegeleichten Oberflächen und robusten bauphysikalischen Aufbauten entsprochen, gleichzeitig wird das Gebäude in seiner Bauweise für die Schüler erfahrbar. Als Bodenbelag ist in den Klassenräumen ein einfarbiger Kautschukboden auf Estrich vorgesehen, Foyerflächen erhalten einen robusten geschliffenen Sichtestrichbelag. Auch die Innenwände können teilweise in Holzrahmenbauweise erstellt werden, teilweise aufgrund der Speichermasse als Massivbauteile. Partielle Verglasungen schaffen reizvolle
Durchblicke.
Die Aufzugs- und Erschließungskerne übernehmen die Aussteifung des Gebäudes und sind daher in massiver Stahlbetonbauweise geplant. Das Gebäude wird voraussichtlich mittels einer lastverteilenden Bodenplatte gegründet. Die erdberührten Betonwände sind in WU-Bauweise geplant und erhalten im Bereich hochwertiger Nutzung eine Frischbetonverbundfolie.

2.2 Konstruktion der Wärme übertragenden Gebäudehülle
Die Gebäudehülle wird wärmebrückenfrei als nicht tragende Leichtbauwände realisiert. Die Außenwände werden als konventionelle Holztafelbauelemente mit sehr guten Dämmeigenschaften und einer hinterlüfteten Sichtschale in Lärche vorgesehen. Die Fenster werden in Dreifachverglasung mit Lärchenrahmen ausgeführt, aufgrund des umlaufenden Fluchtbalkons ist der Wartung und Pflegeaufwand verhältnismäßig gering. Durch den hohen Dämmstandard wird der Energiebedarf des Hauses auf ein Minimum reduziert.

2.3 Flexibilität und Umnutzungsfähigkeit
Der Skelettbau besteht in seinen konstruktiven Elementen aus wenigen tragenden Wänden der Erschließungskerne, sowie einem Raster aus Stützen und tragenden Fassadenelementen. Die thermisch getrennt angehängten Fluchtbalkone dienen einem tragfähigen Entfluchtungskonzept, das für sich funktioniert. In der Kombination ergibt sich eine hochflexible und gleichzeitig wirtschaftliche Tragstruktur.
Innerhalb dieses Systems ist die Nutzung frei und variabel, Raumgrößen können spielend verändert werden, die innere Aufteilung ist aufgrund unterzugsarmer Planung weitgehend frei von Zwängen. Umlaufende Fassadenraster erlauben eine flexible Grundrissgestaltung auch bei sich ändernder Raumaufteilung.

3 Energiekonzept
Das projektierte Gebäude basiert auf einem Gleichgewicht aus optimierter Gebäudestruktur als Passivhaus und einem innovativen Technikkonzept. Diese Grundlagen, optimiert durch spezifisch gewählte Anlagendimensionierungen, Anlagenparameter und diversen Kompensationsmaßnahmen, ermöglichen die Darstellung des Gebäudes als „Niedrigst- Energiehaus“.
Dazu sind folgende elementare Komponenten zu benennen:

Komponente 1 – Gebäudestruktur:
Die Gebäudestruktur weist aufgrund der kubischen Formen und dem optimierten A/VVerhältnis (Gebäudehüllfläche ist klein zum Gebäudevolumen) sowie der Bauteile als
Passivhausstandard ideale Rahmenbedingungen zur effizienten Gebäudebeheizung und Kühlung aus. Das Tragwerk, die Geschosshöhen und die zentrale Lage der Steigepunkte ergänzen die hervorragende Ausgangssituation der Gebäudestruktur für eine fast flächendeckende Luftverteilung für die mechanische Lüftung im Erdgeschoß.

Komponente 2 – Lüftungstechnik:
Neben der Gebäudestruktur führt das innovative Lüftungskonzept, bestehend aus
• einem hocheffizienten Lüftungsgerät mit Doppel-Kreuzgegenstromwärmetauscher
• adiabater Verdunstungskühlung
• Kombination von automatisierter Fensterlüftung und dezentralen Lüftungsgeräten für die
Klassenraumlüftung
• einer effizienten Luftverteilung mit geringen Druckverlusten
• partiell geregelten, automatisierten nutzerabhängigen Luftmengenregulierungen
• durch Luftqualitätserfassung und Volumenstromregler zu geringsten energetischen
Aufwendungen.

Komponente 3 – Kühlung
Die Kombination der zuvor aufgeführten Maßnahmen zur generellen Senkung der
energetischen Aufwendungen zur Gebäudebeheizung und Kühlung, führt zu folgendem
Energiekonzept:

Die Wärme- u. Kälteversorgung basiert auf einem innovativen Konzept, welche den bestehenden Fernwärmeanschluß berücksichtigt. Um den gesamten Kühlbedarf des Gebäudes zu kompensieren, wird vornehmlich eine Nachtkühlung ermöglicht, sowie in den Übergangszeiten der auf dem Dach installierte Rückkühler eingeschaltet, um eine weitere passive Kühlung darstellen zu können. Eine weitere passive Maßnahme bildet die „adiabate Kühlung“ unmittelbar im Lüftungsgerät.

Komponente 4 – Beleuchtungstechnik
Neben der effizienten Anlagentechnik ist die Beleuchtungstechnik, primär in LED-Technik,
elementarer Bestandteil des Gesamtkonzeptes. Gemäß den Ergebnissen der überschlägigen Gebäudebilanzierungen verfügt das Gebäude über einen höheren Kühl- als Wärmebedarf. Dies würde man aus den Passivhausstandards rückschliessen, welche die inneren Lasten berücksichtigen.

Komponente 5 – PV-Anlage
Auf den Dachflächen des Gebäudes wird eine große PV- Anlage mit Süd- Ausrichtung
installiert, um einen maximalen Ertrag zu generieren. Die Module werden mit einer Unterkonstruktion versehen, welche eine vollflächige Dachbegrünung weiterhin zulässt. Der Ertrag der PV- Anlage wird während der Betriebszeiten des Gebäudes zu 100% benötigt. Außerhalb der Betriebszeiten wird der Strom für unterschiedliche Anwendungen verwendet oder ins öffentliche Netz eingespeist.

Komponente 6 – Regelungstechnik
Die Gebäudeautomation wird als integrale Steuerung der haustechnischen Anlagen
konzipiert. Dazu wird ein Schaltschrank zur Bedienung der Anlagenteile sowie ein GLT-Rechner installiert. Die Datenerfassung, Bearbeitung und Auswertung erfolgt gemäß dem Stand der Technik und dient der Parametrierung der Gesamtanlage. Eine Wettervorhersage wird ebenfalls in der Regelstrategie berücksichtigt. Eine Aufschaltung auf das städtische GLT-System ist möglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verzahnung der Gebäudegruppe mit der Landschaft und der städtebaulichen Umgebung in alle Richtungen ist gut gelöst und vermittelt eine einladende Haltung. Die fließende Zuwegung durch die Landschaft schafft eine gute Anbindung in die Umgebung. Schüler/ innen und Besucher/innen werden über gleichberechtigte Zugänge über drei selbstverständliche Plätze zum Eingang und der zentralen Forumsachse geleitet. Die Öffnung vom südlichen, nördlichen und westlichen Zugang her macht auch die dreigeschossige Bebauung von außen erfahrbar. Dabei werden auch die Höhenunterschiede angemessen berücksichtig z.B. durch ein Untergeschoss für die MINTRäume (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) inklusive Aufzug.

Bestimmend ist die zentrale Achse, die vier unterschiedliche Baukörper verbindet. Forum/Aula/Mensa bilden eine Geometrie am Eingangsbereich und lassen sich gut zusammenschließen. Das Konzept der Cluster-Häuser ist selbsterklärend, die Jahrgangsstufen der Sekundarstufe II und 9-10 gehen unproblematisch über zwei Geschosse. Die Fachräume auf den Geschossebenen sind noch nicht optimal kombiniert (Mathematik/Biologie sowie Informatik/Chemie). Der Brandschutz ist über umlaufende Fluchtbalkone gegeben. Die Balkone werden verbreitert zu Außensitzbereichen mit guter Aufenthaltsqualität vor den relativ gut proportionierten Differenzierungsräumen. Die Anordnung der Selbstlernbereiche an den Innenhöfen schließt akustische Störungen aus.

Die Fassade wirkt transparent und einladend durch die Lärchenholzverkleidung und ihre Rhythmisierung durch Gebäudekörperversätze.

Die Raumhöhe von 3,10 m erscheint ohne Not knapp bemessen, ebenso das so entstehende Raumvolumen. Durch den im Laubengang befindlichen Sonnenschutz wird die Tageslichtversorgung eingeschränkt. Die Schulbibliothek hat keine direkte Anbindung an die Fassade, was allerdings aufgrund der Nutzung wenig problematisch erscheint. Das Nachtlüftungskonzept ist ein guter Ansatz für den thermischen Komfort im Sommer und über die Höfe sinnvoll gewährleistet.

In Bezug auf Bruttogrundfläche und Kosten ist der Entwurf im durchschnittlichen Bereich anzuordnen.