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Offener Wettbewerb | 04/2019

Umgestaltung der Ronnebypromenade und Schiffsanlegestelle Wannsee in Berlin

1. Preis

Preisgeld: 21.800 EUR

hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Uferpark auf der Grunewalddüne

Die kleine Parkanlage der „Ronnebypromenade“ liegt wie ein etwas verstaubtes Kleinod am Übergang vom Großen Wannsee zum Kleinen Wannsee.
Sie wurde benannt nach der schwedischen Stadt Ronneby, einer Partnerstadt Zehlendorfs.
Eingebettet zwischen den Villenkolonien Wannsee und Am Sandwerder und in herausragender Wasserlage gelegen besticht der Park durch eine anspruchsvolle Topografie - den Hangabbruch der Grunewalddüne zum Großen Wannsee - welcher reizvolle, weite Ausblicke über den See gewährt.

Am Ufer dieser Grünanlage befinden sich seit ehedem die Anlegestellen des Hafens mit unmittelbarer Anbindung an die S-Bahn durch den Bahnhof Wannsee.

Es ist ein Glück, dass dieses Grundstück für die hochklassige Bebauung nicht interessant genug war, denn so entstand hier eine demokratische grüne Insel in herrschaftlicher Nachbarschaft für den kleinen Urlaub für jedermann am „Berliner Meer“.

Die Ronnebypromenade

Die jetzige Parkanlage um die Ronnebypromenade, die sich seit damals wachsender Beliebtheit erfreut, wurde Anfang der 1980er Jahre nach Plänen Walter Rossows neu gestaltet und ist in dieser Form bis heute erhalten. Sie ist charakterisiert durch einen wertvollen Baumbestand, schwingende Wiesen- und Pflanzflächen mit großzügigen Blickbezügen entlang der Topografie und den wegebegleitenden Mauern, teilweise in Sitzhöhe.

Mittlerweile ist die Anlage etwas in die Jahre gekommen und entspricht nicht mehr vollumfänglich den gestiegenen touristischen Ansprüchen und den heutigen Erfordernissen an Sicherheit und Barrierefreiheit.
Der Weg in Richtung Schiffsanleger ist derzeit nur über große Umwege barrierearm zu erreichen. Eine barrierefreie Erschließung ist nicht vorhanden.
Auch ist der Weg über die große Treppe zum Hafen an der Ronnebypromenade nicht intuitiv zu finden. Zur Orientierung sind umfangreiche Hinweisschilder nötig.

Sensible Modifikation und neue Setzungen

Die Rossowsche Grundstruktur des Parkes, die dem Verlauf der Topografie der Haveldüne folgt, wird im Entwurf in ihren Grundzügen aufgegriffen und sensibel modifiziert. Als Reminiszenz an den großen Kollegen sollen die Elemente der fließenden Wege und begleitenden Mauern erhalten bleiben.

Der Dünenweg als Leitelement

Zur besseren Orientierung und Besucherlenkung wird die Wegeführung des Parks fließend mit dem vorhandenen Gehweg des Kronprinzessinnenweges verknüpft, ausgehend von dem neuen, großzügigen Vorplatz des Tunnelausgangs zum S-Bahnhof Wannsee. Aus dem Gehweg wird gleitend der neue Dünenweg entwickelt, der sich zunächst entlang der Hangkante und dann nach unten zur Uferpromenade schwingt. Über den Dünenweg wird so der barrierefreie Ausgang des S-Bahnhofes und die Bushaltestellen direkt mit dem Park und dem Schiffsanleger verbunden. In der nordöstlichen Richtung geleitet der Dünenweg direkt zum Borussiadenkmal im Park in den Dünen.
Entlang der Hangkante wird der Dünenweg durch eine Mauer begleitet, die zum einen Schutz an der steilen Böschung ist, zum anderen Leitelement. Mit einem Leitsystem aus großen Schriftzügen auf der Mauer werden die Besucher zu den Attraktionen des Parks gelenkt (Schiffsanleger, Wannseeblick, Borussiadenkmal ...). Die Mauerkrone trägt außerdem Informationstafeln und andere signaletische Elemente.
An der höchsten Stelle des Dünenweges weitet sich der Wannseeblick zu einem“ Bellevue“.

Barrierefrei wird der Besucher entlang der Böschungsoberkante der freien Wiese geleitet, um etwas weiter westlich auf die Uferpromenade zu treffen.

Die Hafentreppe – Eine Schau

Als kurze direkte Anbindung schwingt die neue Hafentreppe mit begleitenden, einladenden Sitzstufen vom Dünenweg hinunter zum Hafenplatz, als attraktiver Durchwegungs- und Aufenthaltsraum bereits den Wannseeblick inszenierend.
Sie geleitet, sich aufweitend und verjüngend, beschwingt durch den Baumbestand die Böschung hinunter.
Der Blick weitet sich beim Hinabschreiten und das Wannseepanorama eröffnet sich in voller Breite.

Die Ronnebypromenade mit Hafenplatz, Hafenwiese und Alter Wannseeliebe

Unterhalb der Grunewalddüne eröffnet sich die großzügige offene materialeinheitliche Fläche der Ronnebypromenade (Kleinsteinpflaster). Die Fläche bleibt, wie im Entwurfes von W. Rossow konzipiert, weitestgehend erhalten, wird aber erweitert. Die Bestandsmauern werden größtenteils erhalten, gereinigt und durch Sitzauflagen ergänzt.

Die Ronnebypromenade spannt sich großzügig zwischen Hafenplatz, Hafenwiese und der „Alten Wannseeliebe“ auf.
Das nordöstlich Ende der Promenade wird deutlich vom angrenzenden Vilengrundstück abgegrenzt. Eine ergänzte Sitzmauer schließt die Uferpromenade an der Hafenwiese in Richtung Nachbargrundstück ab und gibt Raum für eine intensive Bepflanzung.

Hafenplatz

Der Hafenplatz wird nun großzügig und offen von der Hafentreppe aus erschlossen. Auf den Sitzstufen der Hafentreppe genießt man bereits den Blick über den Wannsee. Der erweiterte Hafenplatz integriert die bestehenden Infrastrukturgebäude für Ticketverkauf, Gastronomie und WC und gibt allen Funktionen genügend Raum für Ankommen, Bewegung, Orientierung und Aufenthalt. Der Sitzbereich des Gastrokioskes kann so optimal erweitert werden.
Die Baumscheiben der Einzelbäume auf dem Platz werden durch Holzsitztribünen gefasst. So ist der Aufenthalt auf dem Platz auch dann attraktiv, wenn man nicht konsumiert.

Hafenwiese

Die von der Uferpromenade eingefasste Hafenwiese wird eine maritime Spielwiese unter wertvollem Baumbestand. Das bestehende Seilspielgerät wird dahingehend überarbeitet und durch Geräte für kleinere Kletterer ergänzt. Die Sandspielfläche ist jetzt größer und es gibt Raum zum Buddeln. Am Rand der Hafenwiese werden auch für andere Generationen Geräte zur Bewegung und eine Boulebahn angeboten. Am nördlichsten Rand der Uferpromenade wird das Spielangebot um zwei Tischtennisplatten ergänzt.
In der Nähe der maritimen Spielwiese wird ein (optionaler) Standort für einen temporären Eis- und Caféwagen vorgeschlagen.

So wird der Ausflug an die Ronnebypromenade und an die Schiffsanleger um eine aktive Nuance bereichert.

„Alte Wannseeliebe“

Der ruhige Platz am Wasser mit Aussicht auf den Schiffsanleger und das gegenüberliegende Ufer hat schon heute eine besondere Qualität.
Die vorhandene Natursteinmauer erhält eine große, neue Sitzauflage, Die Belagsfläche, und die Sitzstufen zum Wasser werden überarbeitet bzw. restauriert. Die Fläche unterhalb der Mauer wird leicht (um ca. 10 cm) angehoben. Der Platz an der Wassertreppe ist barrierefrei über einen sanft abfallenden Weg vom Uferweg aus neu angebunden.
Die „Alte Wannseeliebe“ markiert das westliche Ende der intensiven Ronnebypromenade.


Von hier aus führt die Kleine Ronnebypromenade als Uferwanderweg weiter unter der Brücke entlang in Richtung des kleinen Wannsees und schließt materialeinheitlich an die Wanderwege (u.a. an den zum Kleistgrab) an. Der bestehende Blick über den Kleinen Wannsee wird aufgewertet.

Der Park in den Dünen

Der Park oberhalb der Grunewalddüne (Haveldüne) erstreckt sich zum Teil auf dem ehemaligen Grundstück der Villa Wild. Daran erinnern das prominent platzierte Borussiadenkmal und das noch existierende Eck der Gartenmauer.
Südwestlich wird in den Pflanzflächen der „Garten Schwedens“ in Anlehnung an die Partnerstadt Ronneby inszeniert.
Der Dünenweg verbindet den Garten Schwedens mit dem Villengarten.
Ansonsten bleiben die historischen Wege weitgehend erhalten und werden wo nötig überarbeitet.

Der Lebensretter

Am Lebensretter entsteht ein Wasserwanderrastplatz für Kanu-/Kajakfahrer und kleine Motorboote mit einer kleinen Slipanlage und Picknicktischen. Ein Holzdeck mit Sitzstufen am Ufer des kleinen Wannsees lädt zum Verweilen ein.
Die bestehende Treppe und die Mauern werden saniert. Die Fläche wird aus wassergebundener Wegedecke erstellt.
Die gesamte Gestaltung orientiert sich an der Rossowschen Gestaltung und lehnt sich formal und in ihrer Materialität an die kleine Ronnebypromenade an.

Beleuchtung

Elegante Leuchtstelen mit optimaler Lichtverteilung illuminieren die Uferpromenade und den Dünenweg.
Der ergänzende barrierefreie Weg nach unten wird mit Pollerleuchten der gleichen Familie beleuchtet.
Die Gebäude am Hafenplatz werden indirekt beleuchtet.

Fahrradstellplätze

Die gewünschten 40 Fahrradstellplätze (20 Bügel) werden dezentral an den Aufenthaltsorten im Bereich der Uferpromenade (Alte Wannseeliebe, Hafentreppe, Hafenplatz, Hafenwiese) und am barrierefreien S-Bahnausgang angeordnet.

Entwässerung des anfallenden Oberflächenwassers

Anfallendes Regenwasser wird fast ausschließlich dezentral in den Vegetationsflächen versickert.
Am grundwassernahen Hafenplatz wird das Wasser über offene Rinnen in Füllkörperrigolen geleitet und unter Einschaltung einer der Nutzung angemessenen Filterstufe in den Wannsee eingeleitet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Qualität der Arbeit liegt darin, dass sich durchgehend ein Dünenweg mit Blick auf das Wasser entlang des Hanges entwickelt. Dadurch wird dem Ort eine neue Inszenierung der Hangsituation gegeben. Durch die Wegnahme des Strauchwerks an der Wasserseite wird der Blick frei auf den Wannsee. Im Gegensatz dazu befindet sich zur Hangseite das Grün, sie sich so als Garten definiert. Positiv ist ebenfalls, dass der Dünenweg zwei „gärtnerische Punkte“ Schweden- und Villengarten miteinander verbindet. Positiv ist auch der Austritt aus dem S-Bahn-Tunnel, der gut akzentuiert und ausreichend großzügig angelegt ist. Gewürdigt wird am Entwurf, dass die Bestandgebäude integriert werden. Positiv ist weiterhin, dass die geschwungenen Mäuerchen des ursprünglichen Entwurfes fortgeführt und mit neuen Materialien aufgewertet werden.

Die großzügige Treppe, die die Straße und den Hafenplatz miteinander verbinden, wird im Prinzip positiv bewertet, ihre Form ist jedoch für den Ort nicht eindeutig verständlich bzw. aus den Gegebenheiten abgeleitet. Bei der Gestaltung fehlt insgesamt die Großzügigkeit von Elementen, wie z.B. einzeln stehende Bänke oder Sitzmauern, die irgendwo enden sowie „unmotiviert“ platzierte Tischtennisplatten. Der Spielplatz ist im Norden gut platziert, jedoch in der Rasenfläche über drei Wege „ungeschickt“ erreichbar. Die Gastronomie ist auf der großzügig dimensionierten Hafenfläche erweiterbar. Die großen versiegelten Flächen und deren Materialien sind kostenintensiv.

Die Bereiche „Lebensretter“ und „Wannseebrücke“ sind angemessen zurückhaltend gestaltet. Kritisch wird der formale Anschluss der nördlichen, stufenlosen Rampe an die geschwungenen Wege (Dünenweg) gesehen. Der Hohlweg im Bereich der Villa Wild kann wegfallen ohne funktionale Einschränkungen.

Insgesamt sollte das überzeugende Konzept mit den großzügigen Linien, dem Dünenweg und den Sitzlinien weiter herausgearbeitet werden und zur tragenden Leitidee werden.