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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

Neue Stadtmitte Puchheim

Blick vom Jugendzentrum

Blick vom Jugendzentrum

3. Preis

Preisgeld: 14.000 EUR

Leupold Brown Goldbach Architekten

Architektur

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Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Bildungshof als Platz der Kulturen

*Platz der Kulturen als neues urbanes Herz*
Ziel des Entwurfs ist es, einen zentralen, innerörtlichen Identifikationsraums zu schaffen: Alte Schule, Volkshochschule, Musikschule und Bibliothek bilden den Rahmen der neuen Stadtmitte. Das Projekt knüpft an die Hügeltopographie des neuen Bürgerpark Kennedywiese an, weitläufige begrünte Stufen ermöglichen eine direkte Verbindung vom Park zur urbanen Mitte. Die Straße der Kulturen läuft durch die neue Stadtmitte, Eingänge aller Bildungseinrichtungen konzentrieren sich als großzügige zentrale Aufweitung um den gemeinsam bespielbaren „Platz der Kulturen“. Als belebter Platz bildet der Innenhof das neue urbane Herz des Viertels und ein atmosphärischer Komplementär zum grünen Bürgerpark an der Kennedywiese.

Durch die großzügige Landschaftstreppe im Südosten, die direkte Anbindung der VHS-Terrasse an das Parkdeck, die offene Gestaltung der Musikschule zum Park und die beidseitige Öffnung des Erdgeschoßes der ehemaligen Volksschule werden direkte Verbindungen zwischen dem umliegenden Stadtraum und der Neuen Mitte geschaffen. Die Erschließung des Bildungshofs erfolgt auf mehreren Ebenen mit gänzlich barrierefreien Übergängen und zahlreichen Aufenthaltsmöglichkeiten für Nachbarn und Nutzer der neuen Bildungseinrichtungen.

*Neue Identität für die Stadtmitte*
Der durchgängige Natursteinbelag erstreckt sich von Fassade zu Fassade und verdichtet sich chromatisch im Bildungshof, um dessen Rolle als Neue Mitte zu unterstreichen. Ausgeprägtere Sprenkelungen vor den Eingängen und schwebende Lampions als markantes Beleuchtungskonzept schaffen atmosphärische Zonierungen und unterstützen die Orientierung bei Tag wie bei Nacht. Die teilweise begrünten Sitzstufen bieten als Outdoor-Arena einen zusätzlichen differenzierten Aufenthaltsraum für individuellen Aufenthalt sowie für Veranstaltungen wie z.B. Sommerkino. Sie schaffen einen sanften Übergang zu den Spiel- und Erholungsflächen der Kennedywiese. Die Lichtkörper und die runden Sitzdecks nehmen die Formensprache der Lichtschächte über der Tiefgarage auf und tragen dazu bei, die Identität der Neuen Mitte als Gesamtkomposition mit dem neuen Bürgerpark zu stärken und diese als Teil der gesamten innerstädtischen Entwicklungsmaßnahme zu begreifen.

Die Bebauung in der Nachbarschaft ist geprägt durch den zweigeschossigen Pultdachbau des städtischen Jugendzentrums auf der Südseite der Adenauerstraße, sowie max. dreigeschossigem Wohnungsbau an der Kreuzung Bahnhofstraße / Poststraße.
Die neu entstehenden Baukörper nehmen in Ihrer Ausgestaltung und Höhenentwicklung darauf Rücksicht und gruppieren sich um die gemeinsame Mitte. In ihrer architektonischen Ausgestaltung sehr verwandt, entstehen bei allen Gebäuden durch große Öffnungen in allen Geschoßen Gesten des Willkommens und der Vernetzung mit der Umgebung. Die skulpturalen Baukörper gewähren Einblick auf warme wertige Oberflächen im Inneren, die großzügig zu einem Besuch einladen. Die Fassade entwickelt ein Wechselspiel aus großen Glasfassaden und vertikalen Holzlamellen. In Teilen erhält die Lärchenfassade unterschiedliche Lasuren, um die Bewegungen der Baukörper zu unterstreichen. Kleinere Fensteröffnungen werden durch die vorgehängte Fassade überspielt. Es handelt sich weniger um Gebäude als vielmehr um für die Gemeinschaft im Innen und Außen nutzbare Objekte, die zum Verweilen, Musizieren, Experimentieren, Begegnen und Genießen anregen.

Die Gebäude selbst sollen mit Ausnahme der Kellerbauwerke dementsprechend in robustem und wertigem Holzbau ausgeführt werden. Nur die Deckenelemente sind in einer Holz-Hybridkonstruktion vorgesehen (z.B. vorgefertigte, elementweise Holz-Beton-Verbunddecken). Einfache und wenig anfällige Detaillösungen stärken das architektonische Konzept und schaffen optimale Voraussetzungen für guten Brandschutz und Akustik. Optimierte Stützweiten gewährleisten eine wirtschaftliche Bauweise. Ein hoher Vorfertigungsgrad einzelner Bauteile sorgt für eine schnelle Bauzeit und kosteneffiziente Ausführungen.

In der Stadtmitte liegt Fernwärme an. Notwendige Technikräume für die Neubauten (Fernwärmeübergabe, Hausanschluss, Elektroraum, Lüftung etc.) werden in den jeweiligen Untergeschossen untergebracht. Die Wärmeübergabe wird im ersten Bauabschnitt realisiert. Die Energie kann dann über Techniktunnel zwischen den Kellern der einzelnen Bauabschnitte verteilt werden.

Auf den Dächern sind vollflächig integrierte Photovoltaikelemente vorgesehen. Eine kompakte Gebäudehülle sorgt bei beiden Gebäudeteilen für ein gutes A/V Verhältnis.
Zusätzlich sorgt der Einsatz von energiesparender Beleuchtung und gut gesetzter Oberlichter dafür, wertvolle Ressourcen zu sparen und eine gute (Tages-) lichtqualität zu schaffen. Eine einfache und robuste Ausstattung sorgt für Langlebigkeit, hohe Aufenthaltsqualität und Nutzerakzeptanz. Regenwasser kann zur Nutzung gewonnen werden. Eine integrierte Planung mit allen fachlichen Beteiligten dient der Erreichung und Übererfüllung nachhaltiger Ziele, z.B. kann der Einsatz einer Wärmepumpe zur Wärme- und Kälteversorgung, Geothermie, der Einsatz nachwachsender Brennstoffe, der Einsatz von Erdregistern oder Brunnenwasser und hocheffizienter Haustechnikkomponenten geprüft werden.

Der ruhende Verkehr wird im Bereich der in unmittelbarer Nachbarschaft geplanten Parkgarage untergebracht werden. Sämtliche Fahrradstellplätze können auf dem Grundstück nachgewiesen werden.

Der Entwurf ist in Bauphasen realisierbar. Die Volkshochschule kann im 1. Bauabschnitt errichtet werden, der von der Volkshochschule genutzte Bürgertreff kann somit zunächst erhalten bleiben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das vorgeschlagene städtebauliche Konzept schreibt die wesentlichen Setzungen des Masterplanes mit zwei zweigeschossigen und einem markanten dreigeschossigen Baukörper im Süden fort. Der nördliche Baukörper der Musikschule wird nach Osten an den Rand des Wettbewerbsgebietes gerückt, wodurch die Straße der Kulturen verschwenkt und über den Platz der Kulturen geführt wird. Das südliche Gebäude bindet über eine Terrasse räumlich an das ins Gelände modellierte Parkdeck an die Kennedywiese an und schafft somit eine direkte Wegebeziehung vom Bürgerpark in die neue Stadtmitte Puchheims.

Die als ‚Entrees’ bezeichneten platzartigen Aufweitungen zur Adenauerstraße hin und zwischen Alter Schule und Pfarrhaus schaffen eine wohltuende räumliche Verbindung zum gegenüberliegenden Jugendzentrum und über den Grünen Markt zum Kirchplatz St. Josef. Somit verankert sich der Platz der Kulturen in idealer Weise mit der örtlichen Umgebung. Die Alte Schule wird freigestellt und vorbildlich barrierefrei in das Ensemble eingebunden, was der besonderen Stellung als wichtigem historischen Gebäude in angemessener Weise Rechnung trägt. Im Norden wird zum Grünen Markt ein Biergarten vorgelagert, nach Süden über Sitzstufen und eine Freitreppe der Höhenversatz zum Platz der Kulturen geschickt überwunden.

In Fortführung dieses zentralen Platzes öffnen sich von allen drei Gebäuden die Foyers zum Platz hin und bieten so die gewünschten Synergieeffekte der verschiedenen kulturellen Institutionen. Der Austausch der einzelnen Nutzungen wird räumlich erlebbar und lässt einen lebendigen und belebten Stadtraum erwarten. Eine besondere Stärke liegt in der Verbindung von Bibliothek und Volkshochschule über einen Steg im 1.Obergeschoss und deren direkte Anbindung an den Bürgerpark. Unverständlicher ist jedoch, dass der Steg weder im Modell noch in der Perspektive dargestellt ist. Auch die Darstellung des Fassadenkonzeptes in den Grundrissen ist nicht eindeutig ablesbar. Bibliothek und Volkshochschule laden über Terrassen zum Verweilen ein und treten in Form eines Platzbalkons in Dialog mit den Freiflächen im Erdgeschoss.
Als nachteilig wird der großflächig überdachte südliche Zugang von der Adenauerstraße aus gesehen, da er trotz der vorgeschlagenen Lichtkuppeln eher eine Barriere aufbaut.
Die Vielzahl von Vor- und Rücksprüngen an allen Gebäuden führt nur begrenzt zu räumlichen Qualitäten und verunklärt die Beziehungen der Baukörper untereinander. Diese Unruhe im architektonischen Gesamtbild setzt sich in der Fassadensprache und der vielfach gefalteten Dachlandschaft fort. Die vorgeschlagene Holzverschalung an Wand- und Dachflächen wird nicht als adäquate Lösung gesehen.

Die innere Organisation der Gebäude ist geschickt gelöst und lässt einen funktionalen Betrieb aller Nutzungen erwarten. Die Bibliothek wird über zwei Geschosse mit freiem Grundriss entwickelt, der vielfältige Möglichkeiten zur Einteilung von Medienangebot, Arbeits-, Lese- und Kreativzonen bietet. Der Lagerraum im EG ist nicht ausreichend dimensioniert. Auch die Größe des Foyers ist nicht angemessen.
Im Gebäude der Volkshochschule sind im Erdgeschoss kleinteilige Übungs- und Verwaltungs-räume vorgeschlagen. Bei den Gymnastikräumen im EG würde ggf. auf ausreichenden Sichtschutz zu achten sein. Der Veranstaltungssaal im 1.Obergeschoss ist gut an die VHS-Terrasse angebunden. Das Stuhllager verstellt jedoch die räumliche Anbindung des Foyers an den Saal und somit einen stärkeren Bezug zum Platz der Kulturen.

Als äußerst positiv wird die Anordnung des Musiksaales an prominenter Stelle an der Straße der Kulturen gesehen. Der Saal öffnet sich nach Norden und erweitert das räumliche Angebot mit einem bespielbaren Außenbereich in den angrenzenden Stadtpark. Auch das großzügige Foyer der Musikschule wird von Nutzerseite begrüßt. Hingegen scheint die abgelegene Lage des Büros 1 im EG verbesserungswürdig.

Positiv bewertet wird die Umlenkung der Straße der Kulturen zwischen die neuen Baukörper. Der Entwurf lässt so interessante Raumabfolgen bei den Freiflächen erwarten. Ein teppichartiger, einheitlicher Oberflächenbelag vermittelt eine angemessene Großzügigkeit. Die tanzenden Lampions als Beleuchtungskonzept könnten allerdings überinstrumentiert wirken. Positiv bewertet werden außerdem die Einbeziehung der angrenzenden Topografie und des Freitheaters in der östlich gelegenen Parkfläche, sowie das Spiel mit zwei unterschiedlichen Bewegungsebenen. Der durch die Ausformulierung der südöstlich gelegenen Terrasse entstehende Tunnelgang sollte ggf. auf seine Qualität als öffentlicher Durchgangs- und Zugangsraum überprüft werden.

Grundsätzlich ist eine hohe Aufenthaltsqualität in dem Ensemble aus Alter Schule, Neubauten und anschließender Topografie erkennbar.

Durch die geschickte Entwicklung der polygonalen Grundrisse entstehen kompakte Baukörper, die eine wirtschaftliche Errichtung der Gebäude erwarten ließen, wenngleich die Raumgrößen teilweise an der unteren Grenze der Vorgaben liegen.
Die gewünschte abschnittsweise Realisierbarkeit ist gegeben.

Das vorgeschlagene Konzept bietet einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung der Neuen Stadtmitte Puchheims und versteht es, in angemessener Weise in einem heterogenen städtebaulichen Um-feld eine prägnante Architektur zu etablieren.
Lageplan

Lageplan

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Blick vom Park

Blick vom Park

Blick aus der Bibliothek

Blick aus der Bibliothek

Raumverbindungen

Raumverbindungen

Modell

Modell