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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2019

Neugestaltung der Schützenbastion in Stralsund

Visualisierung

Visualisierung

Anerkennung

Preisgeld: 6.200 EUR

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

HPP Architekten GmbH

Architektur

LINDENKREUZ EGGERT | Bildermacherei & Utopografie

Visualisierung

CRP Bauingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Schützenbastion Stralsund: zeitmassiv
Ankunft vor der Silhouette der Altstadt und dem Turm von St. Marien. Ein schweres, geschichtetes Volumen erhebt sich über den bewegten Uferwiesen. Zum Wasser hin gibt der Körper einen lichten, gläsernen Horizont frei. Wir sehen in dem Massiv eine gebaute, poetische Reflektion, die ein Wechselspiel zwischen den Zeiten sichtbar macht. Mit der irdenen Körperlichkeit der neuen Bastion wird das historische Relief der Befestigungen wieder spürbar. Stadtgeschichte wird zu einem identitätsstiftenden Stadtraum transformiert an dem sich Stadt und Landschaft zu berühren scheinen. Gleichzeitig stimuliert diese schroffe Kante den Raum: Die Öffnung und Aktivierung der Außenschicht macht sein Umfeld zu einem vitalen urbanen Ort. Ein Ort an dem sich Besucher und Stadtbürger begegnen. Das Historische wird gegenwärtig.

Struktur und Funktion
Die Wallanlagen sind ein Ort an dem sich die Sphären des Städtischen und des Landschaftlichen berühren und überlagern. Insofern agiert die Architektur als landschaftliches Element in der grünen Kulisse der Wallanlagen und die landschaftlichen Elemente weisen einen urban geprägten Zuschnitt auf. Das zweigeschossige Parkhaus dockt mit getrennten Ein- und Ausfahrten am Frankenwall an. Das hier unterirdisch eingebundene Gebäude wächst, begünstigt durch das abfallende Relief in der Kontur der historischen Bastion empor. So steigt die als Bastionsplatz gestaltete Dachebene ausgehend vom höhengleichen Anschluss an den Frankenwall mit einer Steigung von 3,5 -3,8 % leicht an. Das Hochplateau in der Bastionsspitze (8,50 müNN) erhebt sich knapp 4 Meter über die Ebene des Uferplateaus (4,60müNN), die Höhenkante wird als Wand und Brüstung ausgebildet.

In den geschosshohen Höhensprung nach Süden und Osten werden in einer außenliegenden Gebäudeschale Toilettenräume, ein Fahrradraum mit Schließfächern und die Zugänge zum Parkhaus untergebracht. Zum Wasser hin wird ein Café eingerichtet, das sich mit seinen Außensitzplätzen zum Wasser hin orientiert. Bastionsplatz und Uferebene sind verbunden durch mehrläufige Treppenanlagen und über die Randwege an der Bastion barrierefrei zu erreichen.

Der Bastionsplatz ein für verschiedene Ereignisse nutzbarer multifunktionaler Platz: Er ist als Stellplatz nutzbar, als Markt- und Festplatz aber auch begünstigt durch seine flache Neigung als Konzert- oder Theaterplatz. Gestaltet mit Solitärbäumen über Lümmel- und Sitzlandschaften lässt sich von hier aus die Stadtkulisse wie auch der Blick übers Wasser erleben. Ein berollbares Passepartout mit glattem Belag macht den Platz für BMX, Scooter und Skater nutzbar. Die Bastion ist visuell eingebettet in modellierte Wiesenflächen die den parkartigen Charakter der Wallanlagen aufgreifen. Kurze Wege binden die neuen Bus-Ports mit Sitzplätzen an der Karl-Marx-Straße und den Platz am Wasser zusammen. Dieser ist als hochattraktiver Knotenpunkt formuliert, an dem sich die „Alltagsfunktionen“ des Ortes bündeln. Um den zentral platzierten Infopunkt können sich auch größere Gruppen sammeln. Die Außensitzplätze des Cafes korrespondieren mit einem Spielband entlang des neuen Weidendamms sowie einer Liegeterrasse am Ufer. Es entsteht sowohl für Stralsund-Besucher als auch für die Bewohner der Frankenvorstadt ein neues Aufenthalts- und Begegnungsangebot an der Schwelle der Innenstadt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Konzept
In die bestehende Grünstruktur wirkt die Tiefgarage wie eingestempelt. Eine städtebauliche Raumkante nach Süden wird markant entwickelt.
Es erfolgte keine Berücksichtigung des freiraumplanerischen Konzeptes der Hansestadt Stralsund.
Die Öffnung der Raumkante zur Karl-Marx-Straße wird positiv gesehen.
Die Raumkante der Gehölze zum Frankenteich bleibt weitgehend erhalten, wobei die Sichtachse aus
Richtung Süden auf die Marienkirche im Wesentlichen geschlossen bleibt. Die Rampen der Zu- und Abfahrt zur Tiefgarage werden zum Fußweg des Frankenwalls mit einer trennend wirkenden Absturzbrüstung versehen.
Die Lage der neuen Bastionskante wird positiv bewertet.


Tiefgarage
Der Abzweig zur Einfahrt in die Tiefgarage hinter dem Kreisel ist zu kurz. Die Trennung der Zu- und
Abfahrt wird aber positiv bewertet, die Funktionalität der Ein- und Ausfahrtssituation ist grundsätzlich
befriedigend gelöst. Die innere Parksituation wird aber wegen mangelnder Orientierung und dem daraus resultierenden Parkplatzsuchverkehr als schwierig angesehen.


Materialität
Das vorgeschlagene Material Stampflehm wird in seiner zweideutigen Haltung zwischen Erdbauwerk
und Befestigungsanlage als interessant angesehen, bezüglich den Aspekten Pflegeaufwand, Robustheit, Langlebigkeit etc. jedoch kritisch hinterfragt. Ebenso bleibt der tektonische Widerspruch zwischen erdlastigem Material und abgehobener Geometrie ungeklärt. Zudem wird die harte hohe Brüstung des Bastionsplatzes kritisch gesehen.


Funktionalität
Die vom Verfasser vorgeschlagene Café-Nutzung auf der Schützenbastion sowie deren Positionierung
an der hier vorgeschlagenen Stelle wird als sinnvoll erachtet.
Die Art der Öffnung des Raumes unterhalb der Bastionskante wird als subtiler Umgang mit dem vermeintlichen Bastionsgebäude bewertet. Die Nutzungsvielfalt ist hier gegeben. Während die östlich des Weidendammes aufgestellten Bänke überzeugen, wird die Positionierung der Bänke auf dem Bastionsplatz hinterfragt.


Freiraumkonzept
Die Baumpflanzungen auf und am Rand der Tiefgarage zum Frankenwall sowie die Pflasterritzenbegrünung des Bastionsplatzes werden kritisch gesehen, sodass ein wesentlicher funktionaler Teil der Entwurfsidee für die Bastionsbegrünung hinterfragt wird.

Insgesamt wird die Idee, die Bastionskante durch eine Stampflehmmauer zu gestalten, als stimmig
und positiv hervorgehoben.
Perspektive | Blick von der Karl-Marx-Straße

Perspektive | Blick von der Karl-Marx-Straße

Lageplan M 1:2000

Lageplan M 1:2000

Lageplan

Lageplan

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Gestalterischer Leitplan | Schnittansicht N-S

Gestalterischer Leitplan | Schnittansicht N-S

Lageplan M 1:200

Lageplan M 1:200

Schnittansicht O-W

Schnittansicht O-W

Schnitt Gelände M 1:200

Schnitt Gelände M 1:200

Piktogramme

Piktogramme

Schnitt Gebäude M 1:200

Schnitt Gebäude M 1:200

Details Schützenbastion | Spielband

Details Schützenbastion | Spielband

Detail Gebäude

Detail Gebäude

Detail Spielfläche

Detail Spielfläche