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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

Städtebauliche Entwicklung der "Halbinsel Kesselstraße" in Düsseldorf

Anerkennung

Preisgeld: 6.000 EUR

kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH

Architektur

STERN LANDSCHAFTEN

Landschaftsarchitektur

rendertaxi architektur.bilder

Visualisierung

Erläuterungstext

In der Überarbeitung des Konzeptes zur Kesselstraße haben die Verfasser die städtebauliche Typologie sowohl geschärft als auch prägnanter in den Stadtraum gesetzt.

Entwickelt wird ein Baublock mit jeweils einem integrierten Hochhaus, das durch die im Grundriss auskragende Geometrie in der Vernetzung mit anderen Baublöcken Qualitäten schafft, die kleinmaßstäbliche Plätze ausbilden. Vergleichbar mit den abgeschrägten Blockecken in Barcelona, die im Zusammenspiel einen Platzraum formulieren statt eine reine Straßenkreuzung, gelingt den „ReinBlöcken“ in ihrer Besonderheit von Block und Hochhaus die gleiche Wirkung. Eine Folge von „Pocketplätzen“ entsteht, die sich wechselseitig zur Kesselstraße oder zum Industriehafen öffnen.

Eine weitere Eigenschaft der „ReinBlöcke“ ist, dass die Setzung der Hochpunkte auf den Kontext reagieren kann und diesen antizipiert.

Das Herausrücken des Hochhauses am Kopfende des Industriehafen artikuliert eine besondere Perspektive und Achse des Wasserbeckens auf selbstverständliche Weise. Gleichzeitig wird eine doppelte Platzperspektive entwickelt, die sowohl aus der Blickrichtung Kesselstraße als auch aus der Blickrichtung Industriegebiet das Hochhaus als Blickfang findet. Eine Verbindung und ein Anknüpfungspunkt einer zukünftigen Entwicklung.

Der Block an der Spitze der Kesselstraße wird durch die Blockschrägen deutlich als Endpunkt bzw. als Auftakt eines Bebauungsbereiches identifiziert.

Das Hochhaus bestimmt den baulichen Abschluss und ist „Leuchtturm“ und damit eine besondere Adresse.

Es sind vier Baublöcke mit Hochpunkt vorgeschlagen, denen es gelingt, in großer Klarheit die städtebauliche Differenziertheit der Situation darzustellen. Gleichzeitig bilden sie eine eigene Logik aus, die für die Bebauung entlang der Kesselstraße „identitätsstiftend“ ist. Die Geschlossenheit der Blöcke löst die Immissionsprobleme durch geschlossene ruhige Raumkanten zum Industriehafen einerseits, andererseits bilden sich ruhige Innenbereiche ab.
Die Blockgrundflächen sind in verschiedene Gebäudegrößen teilbar. Nicht ein solitäres Gebäudevolumen bestimmt die Nutzung bzw. den Nutzer, sondern der Nutzer entscheidet sich für einen Gebäudeanteil am Blockganzen. Es gibt mehrere Möglichkeiten - von einem bis zu vier eigenständigen realgeteilten Gebäuden auf dem Baufeld. Die architektonische Differenzierung, die in der Folge entsteht, ist ein gewünschtes Motiv zur Maßstabsbildung der städtebaulichen Großform „Block“.

Der einfachen Baufeldtypologie kann und soll eine architektonische Differenzierung folgen, die jedes Baufeld individualisiert.
Gleichwohl bildet eine ablesbare Raumkante entlang der Kesselstraße ein Rückgrat zu den Trivago-Solitären.


Erdgeschossnutzungen

Es wird angeregt, die Erdgeschosszonen um die Pocketplätze herum für Gastronomie vorzusehen und dies festzusetzen. Eine Belebung des Stadtraumes und die Außenraumnutzung lassen sich gut verbinden.
In den Erdgeschossen entlang der Kesselstraße sollen öffentlichkeitsbezogene Nutzungen angesiedelt werden, das können Gewerbeflächen sein, aber aufgrund der eingeschränkten Lauflage sind auch Showrooms, Besprechungsräume, Foyerzonen mit Kantinen etc. als öffentliche Funktionen der jeweiligen Hausnutzer zulässig.

Zum Industriehafen können Büronutzungen eingerichtet werden, da hier eine andere Erdgeschossnutzung durch den Höhenunterschied naheliegt.

Eine Besonderheit ist die Blockspitze am Ende der Kesselstraße, wo eine Hotelnutzung vorgeschlagen wird, die über die gesamte Fläche attraktiv auf den angrenzenden Parkraum wirken kann. Zum Industriehafen werden größere zweigeschossige Konferenzräume vorgesehen, die dem Hotel mehr als nur ein Übernachtungspublikum sichern können.


Verkehrslösung

Die Haupterschließung des Gebietes wird über die Kesselstraße mit einem besonderen Ausbauprofil (einseitige Baumreihe zur neuen Bebauung hin) gelöst. Hier kann der Lieferverkehr für die Nutzer abgewickelt werden. Ein versetztes Parken innerhalb des Straßenprofils ist möglich und trägt zur Verlangsamung des Fahrverkehrs bei. Auf eine Querspange vor Trivago wird verzichtet. Ein „Roundabout“, der eine Rückführung des Verkehrs ermöglicht (Vorfahrt zum Hotel ist integriert.), begrenzt die Durchwegung des Quartiers mit Verkehr.
Von diesem Kreisverkehr können privilegierte Nutzer das Parkdeck Pier One oder die Hotelschiffe über das Ufer des Industriehafens erreichen. Auch der Ruderclub wird über diese Uferstraße und eine Rampe erschlossen. Im Hochwasserfall kann der Ruderclub durch den „Loopweg“ des Parks, der befahrbar ist, erreicht werden.
Alle Tiefgaragen werden von der Kesselstraße erschlossen.
Der Stellplatzbedarf ist exakt so bezogen auf die Baufelder geplant, dass eine zweigeschossige Tiefgarage diesen Bedarf aufnimmt.
Damit kann das Stellplatz-Thema je nach Baufortschritt von jedem Baublock eigenständig gelöst werden.
Im Hotelblock werden aufgrund des geringeren Stellplatzbedarfs auch öffentliche Stellplätze eingerichtet, die auch von Besuchern des Parks genutzt werden können. An dieser Stelle existiert ein öffentlich zugänglicher Aufzug, der zwischen den Höhendifferenzen auf der Halbinsel vermittelt.
An zwei Stellen sind auch Rampen vorgesehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser haben sich dafür entschieden, in der Weiterbearbeitung des Wettbewerbsbeitrages den gegliederten Rhythmus von drei Blöcken und einem Kopfteil und damit das starke Prinzip der Serie zu verlassen und die zunächst gut proportionierten Blöcke zugunsten von übergroßen Höfen aufzugeben. Während der bugartige, nördliche Block mit dem Hochhaus keinen überzeugenden Hochpunkt bildet, zeigt der südlich abschließende neue Gebäudekomplex eine gute Lösung. Der Ruderclub liegt konsequenterweise freigestellt auf der Spitze der Hafeninsel mit freier Verfügbarkeit der Landseite und einem eigenen Zugang zum Wasser. Die Verlegung des gewünschten Stadtstrandes weg vom Wasser hin zur Funktionsfläche des Ruderclubs wird allerdings kritisch gesehen und führt an der Nordspitze der Hafeninsel zu einer unvorteilhaften Zergliederung des Freiraums. Insgesamt hat der städtebauliche und landschaftliche Entwurf an konzeptioneller Gültigkeit und Differenziertheit eher verloren.