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Offener Wettbewerb (nur für Studenten) | 08/2019

Studienpreis Konrad Wachsmann 2019

Oasen in Beton

Anerkennung

Preisgeld: 250 EUR

Miriam Reihl

Student*in

Erläuterungstext

Betreuung: Prof. Axel Müller-Schöll

Zwischen Fassaden und befahrenen Straßen, Beton und Asphalt, Stadtlärm und Hektik, geschieht seit einiger Zeit Ungewöhnliches. Etwas, das man an Orten der Urbanität nicht zu finden glaubt: Es wird gegärtnert. In Halle Neustadt wurden ab 1971 elfgeschossige Plattenbauten des Typus IW70 P2 Ratio Halle erbaut. Heute ungeliebt und leerstehend hat die marode Baustruktur ohne das Zutun eines starken Impulses keine Chance als Gebäude fortzubestehen. Ausgelegt für die sozialistische Kleinfamilie werden die funktionalistischen Grundrisse den Anforderungen an heutigen Wohnraum nicht mehr gerecht. Die Monotonie der einzelnen Wohnungen, Bauten und Wohnblöcke widersprechen dem Wunsch nach Individualiät und eine Anonymität der Anwohner greift um sich. Es wird ein neues Wohn- und Nutzungskonzept entwickelt, das ein zeitgemäßes und nachhaltiges Wohnen ermöglicht und das aktive Gärtnern mit einschließt. Unter Berücksichtigung der Baustruktur und Neuinterpretation der bestehenden Typologie entstehen Wohnräume für unterschiedliche Zielgruppen. Pflanzen verhelfen nicht nur der Revitalisierung der grauen Bautristesse, sondern stellen auch ein für die Gemeinschaft förderndes Element dar.
So wird jedes Geschoss mit einem Gemeinschaftsgarten versehen. Durch das großflächige Abnehmen der vorgehängten Fassade werden die thermische Grenze verschoben und Gartenflächen generiert. Lufträume und Fensteröffnungen stellen geschossübergreifend wechselhafte Beziehungen her. Sie verbinden nicht nur die Gartenebenen, sondern machen diese auch in den Wohnräumen spürbar. Das Gewächshaus auf dem Dach gibt den Ausblick über die Stadt frei und stellt mit seinen Gemeinschaftsflächen den Treffpunkt der Anwohner dar. Durch das Gärtnern können sie aktiv an der Gestaltung des Gebäudes mitwirken und jeder Bau erhält seine individuelle und wechselhafte Erscheinung.

Beurteilung durch das Preisgericht

„Oasen in Beton“ wird von der Jury als bedeutender Beitrag zum Umgang mit Bestandsbauten in Plattenbauweise mit einer Anerkennung ausgezeichnet. Der Beitrag demonstriert exemplarisch und auf beeindruckende Art und Weise wie die scheinbar wenig flexible und rigide Struktur der Plattenbauten erfrischend erneuert und belebt werden kann. Auch wenn die Idee des „urban gardening“ an innovativer Brisanz zwischenzeitlich etwas eingebüßt haben dürfte, so wird sie hier doch überzeugend als Werkzeug präsentiert, das unter besonderer Berücksichtigung des sozialen Miteinanders vielerorts einen Verwandlungsprozess dieses Bauerbes anstoßen könnte. Positiv hervorgehoben werden muss außerdem, dass neben diesem wertvollen Ansatz zur Verbesserung der Hausgemeinschaft der Bewohner besonderes Augenmerk auf eine möglichst große Varianz im Angebot unterschiedlicher Wohntypen gelegt wurde. Dergestalt dürfte diese Arbeit tatsächlich Vorbildcharakter für den Umbau zahlreicher Plattenbauten annehmen können.