modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2019

Sanierung und Erweiterung der Käthe-Kollwitz-Schule in Gießen

4. Preis

Preisgeld: 4.000 EUR

STUDIO SF Simon Fischer & Architekten GmbH

Architektur

TB Portillo GmbH

Brandschutzplanung

florian weinmann

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf für die Erweiterung und Sanierung der Käthe-Kollwitz-Schule entwickelt sich aus der städtebaulichen Konzeption der bestehenden Schule und führt diese in Bezug auf deren Maßstäblichkeit, Körnung und Differenziertheit überzeugend fort. Die Schulanlage wird in selbstverständlicher Weise ergänzt, es entsteht eine städtebaulich überzeugende Lösung. Zusammen mit den Bestandsgebäuden wird ein feingegliedertes Ensemble ausgebildet, das eine Vielzahl an qualitätvollen Außenräumen und Höfen anbietet und eine kindgerechte Nutzung verspricht.

Die Anordnung einer Abfolge von Zugängen entlang des Spitzwegerings, die den Haupteingang, den externen Zugang zur Turnhalle, sowie eine unabhängige Erschließung der Vorschule umfasst, wird begrüßt. Sie trägt zu einer guten Orientierung bei und ermöglicht eine vom restlichen Schulbetrieb unabhängige Nutzung verschiedener Funktionsbereiche.

Das neue „Herz“ der Schule, das das Foyer und die Aula aufnimmt, verbindet sämtliche Funktionsbereiche der Schule und schafft dadurch einen engen inneren Zusammenhalt. Das Volumen ist bauplastisch gut proportioniert und überzeugt innenräumlich durch eine Ausdifferenzierung verschiedener Niveaus, die die unterschiedlichen Erdgeschosshöhen der bestehenden Baukörper geschickt zusammenführt. Jedoch wird die vom allgemeinen Schulbetrieb unabhängige Nutzbarkeit der Aula in Frage gestellt. So wird zum Beispiel kritisch gesehen, dass die Erschließung der Lerncluster und der Gemeinschaftsbereiche im 1. Obergeschoss durch die Aula erfolgt.

Die Setzung der Pavillonergänzungsbauten auf der Schulhofseite nimmt die innenliegende Erschließung der Lerncluster auf. Es werden gut proportionierte Innenhöfe ausgebildet, die sich durch eine Vielzahl von Blickbeziehungen auszeichnen und die räumliche Erlebbarkeit der Schule fördern. Die neuen Erschließungsbereiche werden in der dargestellten Form positiv beurteilt, da sie die „Clustermitten“ ergänzen und die Vernetzung der Cluster untereinander ermöglichen. Allerdings wird der Anteil der Verkehrsflächen durch diesen Ansatz deutlich erhöht, auch wenn Teile der Flächen den Clustermitten zugeordnet würden. Dies wirkt sich in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit ungünstig aus.

Die Umsetzung des Raumprogramms wird insgesamt positiv bewertet. Der Entwurf ist sehr schlüssig organisiert und stellt wichtige funktionelle Zuordnungen her. Nicht ganz nachvollziehbar ist allerdings die Lage des Beratungsräume, welche schwer auffindbar sind und abgekoppelt im 1. OG über den Umkleiden der Turnhalle liegen. Nachteilig wird aus schulorganisatorischer Sicht wird auch die Bündelung der Schülertoiletten bewertet. Im Schulbetrieb führt dieses oft zu Problemen und es wäre daher wünschenswert, die Anlagen den jeweiligen Clustern zuzuordnen.

Das Gefüge aus Bestand und Neubau manifestiert sich im Ausdruck der Fassade. Die vorgeschlagene Materialisierung überzeugt durch die Ablesbarkeit von Alt und Neu. Der Einsatz einer Klinkerfassade im Bereich der Bestandsbauten erfüllt zwar die energetischen Anforderungen und ist im Schulkontext funktional, verändert jedoch die Anmutung der Schulanlage gänzlich und gibt keine überzeugende Antwort auf die architektonische Haltung, die der Bestand verkörpert.


Die Jury lobt den präzisen und gut durchgearbeiteten Entwurf, der die Anforderungen der Ausloberin sehr gut erfüllt, in Bezug auf eine kostengünstige Errichtung und einen wirtschaftlichen Betrieb allerdings optimiert werden müsste.