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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2008

Architektonischer Realisierungswettbewerb "Bühnen Köln am Offenbachplatz"

Ansicht Bühnen Köln

Ansicht Bühnen Köln

4. Preis

Max Dudler GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfskonzept aus städtebaulicher und architektonischer Sicht

Der Offenbachplatz als städtischer Raum mit der filigranen Architektur der Riphahn-Oper im Zentrum erhält durch den im Wettbewerbsbeitrag vorgeschlagenen Neubau eine Fokussierung im Sinne einer urbanen Verdichtung. Die kristalline Gebäudeskulptur schafft eine klare Kante zur Nord-Süd-Fahrt und bildet durch seine langgestreckte, minimalistische Kubatur einen Rücken für das Opernhaus, welches nun als besonderes Gebäude deutlich aus dem Stadtgrundriss herausragt. In der Höhenentwicklung ergänzt der Neubau den Turmartigen Aufbau der Oper zu einer Stadtsilhouette, welche auch in der Fernsicht der Bedeutung des Ensembles für die Stadt entspricht. In der Linie der Kulturdiagonalen öffnet sich der Gebäudekörper. Das neue Foyer ist durchgängig und setzt als Passage den Weg durch die Stadt fort. Auf der Grundlage des Vokabulars der europäischen Stadt sind nun Oper und Schauspiel durch eine Gasse getrennt, wiewohl durch Tunnel verbunden. Gasse, Platz und Silhouette formen ein wiedererkennbares Ensemble starker Identität.


Neubau: Beschreibung und Konstruktion

Die Fassade des Neubaus wird mit einer prismatischen Haut aus einem Glas-Stein-Verbundwerkstoff konstruiert. Mit dieser Haut mit muscheliger Oberfläche in rötlich-gelber Eisenoxid Einfärbung des Steins, den grauen Schleiern von Toneinschlüssen, wird der Körper transluzent, bricht spielerisch die Grenzen von Außen und Innen auf. Schon von außen lassen sich schemengleich die Menschen im Inneren erahnen, während sie sich im Inneren begegnen und unterhalten; nachts wird der Körper lumineszent. Die Haut lässt sich an bestimmten Stellen in der Art von Klappläden beiseite schieben. Rückwärtig erhält der Bühnenturm der Oper eine Erweiterung mit gleicher Fassade. Das Ensemble zieht sich durch diesen Eingriff weiter zusammen. Die Erweiterung nimmt Räume der Werkstätten in sich auf.

Die Räume und Nutzungen des Neubaus orientieren sich entlang der vertikalen Lastenaufzüge und den internen horizontalen Erschließungsstraßen, welche im EG und 2. OG sämtliche Nutzungen anschließen. Die Besucher gelangen vom Foyer am Offenbach-Platz mit dem beigeordneten Restaurant und den Garderobenbereichen ebenerdig in das Schauspielhaus. Im 1.OG. befinden sich die Zugänge zu den Rängen und die Räume der Kinder/Kammeroper. Die Studiobühne ist darüber im 2.OG angeordnet. Eine großzügige Aufzuganlage erschließt alle drei Spielorte barrierefrei. Wie im Opernhaus ist der Bühne des Schauspielhauses hinter der Hinterbühne eine Montagehalle zugeordnet. Oberhalb, im süd-östlichen Teil des Gebäudes befinden sich die Proberäume des Schauspiels. Das Ballet erhält zum Offenbachplatz orientiert einen eigenen Bereich, welcher turmartig die Platzsituation betont. Oberhalb des Bühnenturms sind die technischen, administrativen und künstlerischen Leitungsbereiche um einen Hof herum angeordnet. Zu oberst in der Höhe des Bühnenturms der Oper ibefindet sich die gemeinsame Kantine der Bühnen Köln.

Längs der Probe- und Hinterbühnen, der Zuschauerbereiche und des Foyers sind in einer Spange die dienenden Räume wie WC (Zuschauerbereich), Büros, Garderoben, Maske etc. des Schauspielhauses untergebracht.


Bestand: Erläuterung der Umbaumaßnahmen

Die Führung der Zuschauer und Ausgestaltung des Zuschauerbereich bleibt im Entwurf weitgehend unangetastet. Korrekturen wurden da vorgenommen, wo der barrierefreie Zugang nicht gewährleistet war (2 Aufzuganlagen), wo nachträgliche Einbauten die Wirkung der riphahnschen Raumkonzeption beeinträchtigen (Foyer) und wo Engpässe des Betriebs Erweiterungen erforderlich machten (Orchestergraben). Die Nutzung des nördlichen und südlichen Verwaltungsflügels in EG, 1.OG und 2.OG wurde, soweit möglich, mit den Solo- und Gruppen-Garderoben, Ankleiden und dem Marketing, Ticketing und Pressebereich belassen.
Zentrales Anliegen der baulichen Eingriffe im rückwärtigen Bereich ist es, eine redundante vertikale Erschließung zu schaffen, welche auch die horizontale Verbindung zwischen Nord- und Südflügel auf den Geschossen ermöglicht. Der neue Flügel des Produktionsbereiches wurde zwischen Nord- und Süd-Flügel so eingefügt, dass die Produktionsbereiche auf einen zentralen Verteilerraum mit den zwei (um 90° gedrehten) großformatigen Aufzuganlagen zugreifen können. Neben den Lastenaufzügen wurden zusätzlich 3 (+1 Bestand) neue Aufzuganlagen zur Beschleunigung der hausinternen Prozesse an den jeweiligen 4 Raumkanten eingeführt.


Aussagen zur Wirtschaftlichkeit mit Hinweisen auf besondere kostenoptimierende Maßnahmen

Bei der Konzeption des Neubaus wurde der Einsatz von kostensparenden Beton-Fertigteillösungen berücksichtigt. Der Baukörper ist kompakt und ohne aufwendige Vor- und Rücksprünge geplant. Auf diese Weise ist eine präzise Kostensteuerung über die Ausbildung der Fassade möglich. Als Alternative für die rel. kostenintensive Stein-Glas-Lösung ist hier auch die Entscheidung für bedruckte Lösungen denkbar. Um aufwendige Grundbauarbeiten unter Einbeziehung der Bodendenkmalpflege zu vermeiden, sind nur die bereits unterkellerten Flächen des Schauspiels für Keller genutzt.

Bei der Bearbeitung des bestehenden Opernhauses sind im Wesentlichen der gewählte Innenausbau-Standard und die Anforderungen der Denkmalpflege maßgebend.


Aussagen zu ökologischen Maßnahmen / Haustechnikkonzept

Die oben beschriebene Fassadenlösung arbeitet mit Fassadenelementen welche nach ihrer Bauart transparenten (Glaseinheit mit Tageslichtlenkung), tranzluzenten (Stein-Glas) und geschlossenen (Stein-Glas-Panel) Charakter haben. Durch den nutzungs- und gebäudebereichsspezifischen Einsatz der Elemente wird eine optimale Nutzung von Tageslicht, Wärmeschutz und Abschirmung vor Sonneneinstrahlung erreicht. Die angestrebte Optimierung der Fassadendämmwerte 30% oberhalb ENEV - Niveau ist soweit kostenmäßig darstellbar ebenfalls möglich.

Die wirtschaftliche und ökologische Qualität wird nicht unwesentlich durch das energetische Konzept beeinflusst. Grundgedanke des Energiekonzeptes ist es, ein schlankes Gebäude zu entwickeln. Hierzu gehört, den Energiebedarf gezielt und höchst effizient einzusetzen. Als Hauptenergieträger des Gebäudes wird die Errichtung eines Block-Heiz-Kraftwerks vorgeschlagen, nach Wunsch auch unter Einbeziehung nachwachsender Rohstoffe (Rapsöl, Biomasse).
Das Kraftwerk versorgt das Gebäude mit Wärme zur Beheizung im Winter und zur Kühlung über Absorptionskältemaschinen im Sommer.

Im Normalbetrieb wird der erzeugte Strom zur Versorgung des Gebäudes genutzt. Die entstehende Abwärme kann sowohl im Sommer als auch im Winter in die Fernwärme eingekoppelt werden.

Zur Optimierung der Energieausbeute werden hocheffiziente Wärmerückgewinnungsanlagen und adiabatische Rückkühlung eingesetzt. Die Vielzahl der Büroräume wird zur Senkung des Energieverbrauches mit einer unterstützten und kontrollierten Lüftung ausgestattet. Die Temperierung der Räume erfolgt als Grundlast über eine Betonkernaktivierung mit einer Randstreifentemperierung mit einer flinken Regelung zur Ausregelung der Räume. Die Betonkernaktivierung wird im Sommer zur Nachtabsenkung genutzt, gespeist aus der Umweltenergie durch die vorhandenen Rückkühlwerke der Sonderbereiche. Dadurch werden die vorhandenen technischen Anlagen genutzt um zusätzliche Behaglichkeitskriterien der Büroräume zu erfüllen. Die Büroräume werden mit außen liegendem Sonnenschutz, mit Lichtlenkelementen versehen, um auch hier energieoptimierte Zustände zu erreichen.

Das anfallende Regenwasser wird teilweise rückgehalten und für die Versorgung der zahlreichen Toilettenanlagen genutzt.
Ansicht Ost

Ansicht Ost

Längsschnitt Süd

Längsschnitt Süd

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Foyer

Foyer

Bühne

Bühne