"Hauptstraße und Plätze"

Konzept | Die Kernstadt im Ganzen mit ihrer einprägsamen Abfolge von Räumen wird zum Ausgangspunkt der Betrachtung. Ziel ist es, durch ein freundliches wie einladendes Gesamtbild und ein abgestimmtes Zusammenspiel aller Teilräume einen einprägsamen wie imagebildenden Erlebnisraum ’Intra Muros’ als tragfähige Basis für die zukünftige Entwicklung Mellrichstadts zu schaffen. Die dafür vorgeschlagenen städtebaulichen Maßnahmen entwickeln sich aus vier Ansätzen heraus:
• die zurückhaltende, aber raumwirksame Setzung von drei neuen baulichen Schwerpunkten mit unterschiedlichen Inhalten zur Belebung und funktionellen Ergänzung der Altstadt
• der lesbaren wie prioritären Herausarbeitung einer Abfolge von Plätzen. Dabei kommt dem trittsteinartigen Vierklang Kirchplatz, Marktplatz, Baumplatz und ’Kunst-Hof’ eine tragende wie herausragende Rolle zu
• einen einheitlichen Belag als imageprägendes und verbindendes Element aus freundlicher Farbgebung und behindertengerechte Durcharbeitung als das verbindende Element neben der umfassenden Mauer,
• einen unverkrampften Umgang mit dem ruhenden Verkehr durch die flächige Ausweisung als verkehrsberuhigte Zone und die Bau von drei größeren zusammenhängenden Parkbereichen innerhalb der Mauern.

Riedel-Areal | Mit einem neuen Einkaufsmarkt, ergänzenden Gewerbeflächen, familiengerechten Wohnungen und einer größeren Tiefgarage bildet das Riedel-Areal östlich des Markt ein ergänzendes Pendant. Zur Bauerstrasse hin wird ein neuer Platz entwickelt, unter dessen lichtem Baumhain neben Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten auch weitere Stellplätze angeordnet werden. Dies ermöglicht insbesondere auch abends eine flexiblere Bespielung des Marktplatzes

Markthallen-Areal | Die Neubebauung des Markthallenareals greift die bisherige Baufluchten auf. Mit einem transparenten Erdgeschoss, offenen Durchgängen, flexibel entwickelbare Gewerbefläche und familiengerechten Wohnungen ergänzt es den westlichen Marktplatz und trägt zu einer ganztägigen Belebung des Areals bei. In Verlängerung der bisherigen Markthallengarage wird zudem eine größere Anzahl von öffentlichen Stellplätzen in direkter Marktnähe angeboten.

Stadttor Süd | Ein neuer Turm knüpft an frühere Situation an und betont zukünftig wieder mit Fernwirkung den Stadteingang. Die vorhandene Stadtmauer wird als markanter Blickfang in das Ensemble integriert und mit einem schwebenden „Kultur-Raum“ überstellt. Er bietet Raum für Ausstellungen, Kleinkunst, Veranstaltungen oder Feste. Zusammen mit dem vorgelagerten Platz, dem Mühlbach und dem alten Braunhaus entsteht als ergänzender Trittstein ein neuer kultureller Schwerpunkt mit besonderem Wasserbezug.

Marktplatz | Durch die vorgeschlagenen Tiefgaragen kann der Marktplatz von ruhendem Verkehr freigehalten und zur flexibel nutzbaren „guten Stube“ der Altstadt entwickelt werden. Eine Baumgruppe bildet den räumlichen Schwerpunkt. Unter den Kronen finden sich transparent überdacht Sitz- und Wartemöglichkeiten (Bus, Info). Ein neuer Brunnen belebt die Fläche und bildet mit dem belagsbündig entwickelten Wasserspiel einen auch für Kinder attraktiven Spielpunkt. Das Wasserspiel entwickelt sich aus einer sanften Durchmuldung im Belag und entwickelt als ruhiger Wasserspiegel, als aufbrausende Fontänenskulptur oder flüchtige Nebelbank immer wieder auf dem neuen überraschenden Aspekte.

Kunst - Hof | Der Schlosshof wird als ’Kunst-Hof’ in die Raumfolge einbezogen. Die künftige Galerienutzung des Gebäudes spiegelt sich in einer Skulpturenausstellung im Innenhof wieder. Ein labyrinthisch wie skulptural wirksamer Gartenraum ergänzt die Sammlung sowie die Aufenthaltsbereiche der Stadt.
Der Vorplatz wird zurückhaltend gestaltet und betont die Raumkanten zwischen Schloss und der Spitalkirche. Der Luitpoltbrunnen findet hier eine neue Heimat und bildet einen neuen Blickfang am nördlichen Eingang.

Stadtboden | Dem einheitlichen Belag kommt eine große Bedeutung für das zukünftige gesamtheitliche Erscheinungsbild Mellrichstadts zu. Sein Farbton ist einladend-freundlich in einem hellen Gelb gehalten (z.B. feinkörniger Granit). Einheitlich wird Kleinsteinpflaster vorgeschlagen, dessen gesägte und geflammte Oberfläche leicht zu begehen ist. Auf Bordsteine wird mit Ausnahme der Bushaltestellen verzichtet. Rinnen lenken den Verkehr. Intarsienplatten markieren Sondernutzungen, z. B. für Parken und Gastronomie.

Verkehrskonzept | Der gesamte Bereich ’Intra Muros’ wird als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen. Im Gesamtraum werden gleichmäßig verteilte Kurzparkbereiche für Einkauf und kleine Besorgungen angeboten. Mit den Tiefgaragen unter dem Markthallenareal und unter dem Riedelareal sowie dem großzügigen Baumplatz an der Brunnenstrasse werden zusammengefasst größere innerstädtische Stellflächen angeboten. Durch ihre Anordnung wird zudem anfallender Verkehr auf das gesamte Straßennetz der Innenstadt gleichmäßig verteilt. Die Hauptstrasse wird entlastet und erhält die Chance, sich zur innerstädtischen Promenade zu entwickeln.

Ausstattung | Die Ausstattungen sind zurückhaltend und beschränken sich auf wenige Bänke, ergänzende Papierkörbe und einheitliches Leitsystem. Über die Innenstadt verteilt finden sich frei gestellte Stühle zur individuellen Aneignung. Der ’Mellricher Stuhl’ wird imageprägend und ermöglicht eine unkonventionelle wie einladende Benutzung der Innenstadt.

Beleuchtung | Durch moderne Mastleuchten (LED) bzw. Wandleuchten erfolgt die Grundausleuchtung der öffentlichen Räume. Die vier „Hauptplätze“ werden zudem durch eine dezente Konturierung der Fassaden in ihrer Raumwirkung und Wertigkeit betont.