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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2009

Kö-Bogen 2. Bauabschnitt: Internationaler städtebaulich-freiraumplanerischer Wettbewerb

2. Preis

André Poitiers Architekt Stadtplaner RIBA

Architektur

arbos landscape GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Vom Kö-Bogen zum HofGartenQuartier
´Aus der Naht eine Tugend machen´ (Karl Friedrich Schinkel)


Die Wiederherstellung des Kö-Bogens und die Entwicklung des neuen Quartiers am Hofgarten erfolgt an einem Ort, der durch zahlreiche Bruchlinien im Stadtgrundriss geprägt ist. Bei genauerer Betrach-tung der Geschichte des Ortes wird deutlich, dass die Bruchlinien weit in die Vergangenheit zurückreichen.

Mit der 1620 vollendeten Befestigung der Zitadelle, der Anlage des ältesten Teils des Hofgartens durch Nicolas Pigage ab 1769, der Schleifung der Wallanlage 1801, der Erweiterung des Hofgartens nach den Plänen von Friedrich Maximilian Weyhe und der Umsetzung des ´Grünen Rings vom Rhein zum Rhein´ mit der Königsallee, mit den Zerstörungen des 2. Weltkrieges sowie den tiefgreifenden verkehrsplanerischen Änderungen der Nachkriegszeit treffen unterschiedlichste Ebenen der Stadtent-wicklung im Bereich des Kö-Bogens unverbunden aufeinander.
In gewisser Weise lässt sich behaupten, dass die stadträumliche Verbindung zwischen dem mittelal-terlichen Stadtkern und den städtebaulichen und gartenkünstlerischen Stadterweiterungen ´extra mu-ros´ nie vollständig gelungen ist. Die heute vieldiskutierte Hochstrasse, der Tausendfüssler, ist also nur die sichtbarste Auswirkung einer komplexen, historischen Bruchstelle im Stadtgrundriss.

Ein städtebaulich-freiraumplanerisches Konzept muss daher an den historischen Bruchlinien zwischen dem mittelalterlichem Stadtkern und den städtebaulich-gartenkünstlerischen Stadterweiterungen an-setzen. Nur wenn es gelingt, aus den Nahtstellen der Stadtentwicklung eine Tugend zu machen, wie Karl-Friedrich Schinkel es einmal ausgedrückt hat, wird das Konzept Erfolg haben können.

Die wichtigsten Nahtstellen im neu entstehenden HofGartenQuartier sind die öffentlichen Räume. Die Aufwertung der Schadowstraße als Einkaufsstraße nimmt in diesem Zusammenhang eine zentrale Stellung ein. Eine Allee aus Roteichen begleitet die Schadowstraße in ihrem befahrbaren Abschnitt von Osten bis zur heutigen Tuchtinsel. Nach Westen erhält die Schadostraße den Charakter einer Fußgängerzone. Auf Grund des räumlich sich verengenden Westteils der Straße wird hier auf eine Baumpflanzung verzichtet.

Nördlich der Schadowstraße wird konsequent ein eigenständiges Quartier entwickelt, dass sich in seiner städtebaulich-freiraumplanerischen Charakteristik deutlich vom barocken Grundriss der Karl-stadt als auch von den Quartieren südlich der Schadowstraße um die Johanniskirche unterscheidet. Der schon in frühen Plänen des 19. Jahrhunderts dargestellte Schadow-Platz deutet ein Aufbrechen der klassischen Stadtstrukturen an. Der perspektivisch in Richtung Hofgarten sich öffnende Platz bricht mit den streng achsial angeordneten Straßenzügen der Karlstadt und den linearen Straßen- und Platzräumen im Umfeld der Johanniskirche. Dieses perspektivische Aufbrechen der öffentlichen Räu-me und die daraus folgende kristalline Struktur der Baukörper werden zum besonderen Charakteristi-kum des neuen HofGartenQuartiers. Von der Schadowstraße öffnen sich so immer wieder die Blicke ins neue Quartier bis zum Hofgarten. Vor allem das Schauspielhaus und der Gustav-Gründgens-Platz können so in den stadträumlichen Zusammenhang eingebunden werden.

Städtebaulich wird das HofGartenQuartier nördlich der Schadowstraße durch vier markante, neue Stadtbausteine geprägt. Die ersten beiden Bausteine werden im Rahmen des ersten Bauabschnitts realisiert und zeichnen den historischen Bogen im Übergang von Königsallee zum Hofgarten nach. Der dritte und der vierte Stadtbaustein entstehen am Kreuzungspunkt von Schadowstraße und der verbleibenden, in Nord-Süd-Richtung fahrenden Straßenbahnlinie. Mit diesen beiden Baukörpern kann die städtebauliche Lücke in der Ost-West-Verbindung der Schadowstraße geschlossen werden. Darüber hinaus stellen die beiden Stadtbausteine eine wichtige Verbindung zwischen dem HofGar-tenQuartier und dem Bereich um die Johanniskirche dar. Der Baublock an der Ecke Schadowstra-ße/Bleichstraße und der Baublock östlich des Schadowplatzes sollten mittelfristig erneuert werden. Bis auf die denkmalpflegerisch bedeutsamen und die gerade modernisierte Bebauungen kann hier die bestehende Bebauung parzellenweise ergänzt werden. Stadträumlich funktionieren die perspektivi-schen Öffnungen von der Schadowstraße auch schon mit der Bestandsbebauung.

Die freiräumlichen und städtebaulichen Strukturen an der Johanniskirche setzen auf eine behutsame Aufwertung des öffentlichen Raums, in dem Bestehendes aufgegriffen und weiterentwickelt wird. Durch den Verzicht auf eine Neubebauung am Ernst-Schneider-Platz und die Aufwertung des Martin-Luther-Platzes wird die Johanniskirche in ihrer stadträumlichen Bedeutung gestärkt. Sie bildet für das Quartier zwischen Immermannstraße und Königsallee die unbestrittene Mitte.
Mit dem vorgeschlagenen städtebaulich-freiraumplanerischen Konzept der Aufwertung der Nahtstellen wird gleichzeitig über den Raum ein unsichtbares Netz öffentlichen Wirkens gespannt. Wo heute noch der Verkehr dominiert, werden in Zukunft Freiräume für öffentliches Leben entstehen. Corneliusplatz, Gustav-Gründgens-Platz, Schadowplatz, Ernst-Schneider-Platz, Martin Luther-Platz und das Umfeld der Johanniskirche werden als Bühne oder Plattform des öffentlichen Lebens aufgewertet. Denn eines scheint trotz der historischen stadträumlichen Chance klar zu sein: Nur wenn es gelingt die Düsseldor-fer in den Prozess der Stadtentwicklung einzubinden, wird das neue HofGartenQuartier ein gelebtes Stück Stadt werden. Kunst und öffentliches Leben sollten zu einem tragenden Bestandteil des weiteren Stadtentwicklungsprozesses werden.